Mittwoch, 11. Dezember 2024

Rückblick auf die Saison - Look back at the year 2024

Dieses Jahr habe ich es leider nicht auf allzu viele andere Veranstaltungen geschafft. Dennoch ist mein Ziel dasselbe, dass ich durch den Besuch von Veranstaltungen anderer Leute auch neue potenzielle Teilnehmer für unsere Anno Domini- und Landleben-Veranstaltungen treffe. Man muss eben auch über seinen Tellerrand hinaus schauen, auch weil andere Veranstaltungen bisweilen Aspekte besser oder einfach nur anders machen. Ich erinnere mich beispielsweise daran, dass ich früher auf Veranstaltungen war, wo bestimmte Programmpunkte 2-3 mal exakt genauso auf derselben Veranstaltung wiederholt wurden. Das hatte natürlich den Vorteil, dass es beim zweiten Mal vielleicht besser lief in der gewünschten Zeit ein Haus zu durchsuchen [1], aber kann auch zu Ermüdungserscheinung führen oder dazu, dass die Besucher den Realismus etwas mehrfach zu tun hinterfragen, wenn sie an mehreren Veranstaltungstagen ins Museum kommen. In bestimmten Fällen ist es aber auch logisch, wenn sich ein Programmpunkt wiederholt. So gibt es an Ostern natürlich mehrfach einen Anlass für Andachten oder Gottesdienste oder eine Straße, die man nicht an einem Tag hinlänglich repariert hat, kann am nächsten Tag weiterhin repariert werden. 2024 hatten wir auch das Beispiel, dass mehrfach Kranke nach Hall transportiert wurden, weil das einfach 1734 auch an zwei aufeinander folgenden Tagen der Fall war [2].

Unfortunately I didn't make it to too many other events this year. However, my goal is the same, that by attending other people's events I also meet new potential participants for our Anno Domini and Country Life events. You also have to think outside the box, also because other events sometimes do aspects better or simply differently. For example, I remember being at events in the past where certain program items were repeated exactly the same way 2-3 times at the same event. Of course, this had the advantage that it might be better to search a house in the desired time the second time [1], but it can also lead to fatigue or to the visitors questioning the realism of doing something more than once if they did more than one Come to the museum on event days. In certain cases it is also logical for a program item to be repeated. So at Easter there are of course several occasions for devotions or church services, or a road that was not adequately repaired on one day can still be repaired the next day. In 2024 we also had the example of sick people being transported to Hall on several occasions because that was simply the case on two consecutive days in 1734 [2].

Der Bursche links im Gemälde erinnerte mich einfach zu sehr an unseren Burschen Andreas auf unserer Landlebenveranstaltung 1624 [3]. Das Foto habe ich anlässlich des Besuches einer Kunstausstellung in Basel gemacht. - The guy at the left is very much looking like our farmhand Andreas at our Landleben-1624-event. I made the photo visiting an art exhibition in Basel. [4] (Foto: André Hanselmann, 2024)


Für mich persönlich war der größte Jahrestag jener der Schlacht bei Freiburg, den ich auch hier im Blog gewürdigt habe [5]. 1624 sind ja in Deutschland keine größeren Schlachten geschehen. Die zum Polnischen Thronfolgekrieg passenden Ereignisse habe ich in Form von Spielberichten und Blogartikeln vorgestellt, um auch unsere diesjährige Anno Domini-Veranstaltung in einem historischen Kontext widerzuspiegeln [6].

Ofenplatte mit dem Motiv der Vergänglichkeit, Anfang des 17. Jh., im Stadtmuseum Offenburg. - Plate of an oven with the topic of transience - early 17th century, in the museum of Offenburg. (Foto: C. Hanselmann, 2024)

 

For me personally, the biggest anniversary was that of the Battle of Freiburg, which I also honored here in the blog [3]. There were no major battles in Germany in 1624. I presented the events related to the War of the Polish Succession to the Polish Throne in the form of game reports and blog articles in order to reflect this year's Anno Domini event in a historical context [4].

Das Heck der "Soleil du Roy" im Hafen von St. Malo. Leider momentan schwarz angemalt. - The stern of the "Soleil du Roy" in the harbour of St. Malo. Unfortunately painted black today. (photo: C. Hanselmann)


Ich selbst konnte auf keine sogenannten Battle-Reenactments fahren. Aber ich habe ein paar private Veranstaltungen besucht, die allerdings überwiegend nicht in den Zeitrahmen unserer eigenen Anlässe passen [5].

I personally wasn't able to go to any so-called battle reenactments. But I have attended a few private events, although most of them do not fit into the time frame of our own events [5].

Ein Blick in den Cour d'Honneur aus dem Schloss, wo wir übernachteten auf unserer privaten Veranstaltung. - A view out of the palace into the cour d'honeur - we were here on our private event. (photo: C. Bernath)


Die Recherche insbesondere für die 1734-Veranstaltung war aber auch sehr aufwendig und ließ nicht so arg viel Luft für anderes zwischen dem Herbst 2023 und Frühling 2024. Dafür hatten wir im Mai 2024 einen Rekord an Lesern auf dem Blog [6]. Das Interview mit Leonard Dorn ist der meistgelesene Fachartikel gewesen [7] - dicht gefolgt von einem Eintrag zu 1734 [8].


Im großen Salon wurde Karten gespielt. - We played cards in the large salon. (photo: C. Bernath)

Montag, 2. Dezember 2024

Die französische Armee des Österreichischen Erbfolgekrieges - The French army of the WAS p. 3

Diesmal soll es um leichte Truppen gehen. Hierbei werde ich für unsere Leser optisch die leichten Fußtruppen und Husaren vorstellen.

Diese Einordnung ist historisch natürlich etwas fragwürdig. Denn die Husaren gehörten organisatorisch einfach zu der Cavalerie Légère. Die Arquebusiers de Grassin hingegen waren in der Linieninfanterie eingereiht als 124. Infanterieregiment, obwohl diese Einheit aus Infanterie (Grenadiers & Arquebusiers) und immerhin über 500 Berittenen bestanden [1].

Meine leichten Truppen. Ich habe versucht eine möglichst bunte Truppe zusammen zu stellen. - My light troops. I tried to get as much colour as possible in my troops. (Foto: A. Hanselmann)


This time it will be about light troops. Here I will visually introduce the light foot troops and hussars for our readers.

This classification is of course somewhat historically questionable. Organizationally, the Hussars simply belonged to the Cavalerie Légère. The Arquebusiers de Grassin, on the other hand, were part of the line infantry as the 124th Infantry Regiment, although this unit consisted of infantry (Grenadiers & Arquebusiers) and over 500 mounted men [1].

Meine leichten Truppen von hinten. Man erkennt recht gut, dass die einen Husaren anders bemalt sind. - My light troops from the back. You can notice that some of the Hussars are painted differently. (photo: A. Hanselmann)


Trotz dieser Einteilungen sieht man klar in den Einsätzen der Husaren und leichten Fußtruppen und sie begleitenden berittenen Einheiten, dass diese Teile der Armee gemeinsam verwendet wurden. Mehrfach versuchte die französische Militärführung ähnlich der österreichischen die Gegner mit leichten Truppen zu überfallen, Hinterhalte zu legen und Transporte zu erbeuten. Man erkennt relativ rasch bei einem Vergleich der zahlreichen Gefechte und Scharmützel, die wir in den letzten Jahren auf unserem Blog vorgestellt haben wie weitaus erfolgloser die Franzosen mit diesen Vorhaben allerdings waren [2]. Ich habe den Eindruck, dass die leichten Truppen der Franzosen oftmals zu schwerfällig agierten, zu langsam auf neue Situationen im Gefechtsverlauf reagierten und den schnell angreifenden und ebenso rasch sich zurück ziehenden Husaren der Österreicher dadurch hoffnungslos unterlegen waren. Obendrein waren die österreichischen leichten Truppen zumeist Ungarn und anderen Spezialisten in der Führung des Kleinen Krieges unterstellt wie Beck, Trenck oder Baranyay. Die französischen leichten Truppen hingegen hatten keine solchen Anführer - ausgenommen vielleicht Bercheny [3], der selbst aus Ungarn stammte.

Meine leichten Fußtruppen werden angeführt von zwei kleinen Truppen, die ich in einer Einheit für Honours of War zusammen gestellt habe. Es handelt sich um die Compagnies Franches Noble und Chemin. Die Bemalung orientiert sich an Darstellungen von Gudenus - passt also in den Polnischen Thronfolgekrieg. - My light troops are led by two small troops which are mixed for Honours of War in one unit. These are the Compagnies Franches Noble and Chemin. Painting followed the pictures by Gudenus - therefore they are for the WPS. (photo: A. Hanselmann)


Despite these divisions, it is clear from the operations of the hussars and light foot troops and the mounted units accompanying them that these parts of the army were used together. The French military leadership, similar to the Austrian military, tried several times to attack the opponents with light troops, to set ambushes and to capture transports. When you compare the numerous battles and skirmishes that we have presented on our blog in recent years, you can quickly see how much more unsuccessful the French were with these projects [2]. I have the impression that the French light troops often acted too clumsily, reacted too slowly to new situations in the course of the battle and were therefore hopelessly inferior to the Austrian hussars, who attacked quickly and retreated just as quickly. On top of that, the Austrian light troops were mostly subordinate to Hungary and other specialists in the conduct of the Little War, such as Beck, Trenck or Baranyay. The French light troops, on the other hand, had no such leaders - except perhaps Bercheny [3], who himself came from Hungary.

Nur zwei Posen haben leider die Figuren, die ich für die Arquebusiers des Grassin erwerben konnte. - Unfortunately the figures of the Arquebusiers de Grassin had only two poses. (photo: A. Hanselmann)

Samstag, 30. November 2024

Dovbush (2023)

Heute war ich anlässlich der Ukrainischen Filmwoche in dem Historien- und Abenteuerfilm "Dovbush" (Ukraine / Polen / Kanada 2023, Regie: Oles Sanin). Der Film wurde mit Orginalton mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt, weshalb ich nicht genau sagen kann, ob ich nicht vielleicht ein paar Details falsch verstanden habe. Der Kinosaal war ausverkauft und die Stimmung bei den Zuschauern war sehr gut.

Today, on the occasion of the Ukrainian Film Week, I went to the historical and adventure film "Dovbush" (Ukraine / Poland / Canada 2023, directed by Oles Sanin). The film was broadcast with the original sound with German subtitles, which is why I can't say exactly whether I misunderstood a few details. The cinema hall was sold out and the mood among the audience was very good.

 

Der Film passt genau zum Thema unserer diesjährigen Veranstaltung "Anno Domini 1734" [1], denn die Handlung setzt mit der Belagerung von Danzig ein, die 1733 stattfand. Oleska Dovbush (Sergey Strelnikov) stürmt unter der Führung seines Offiziers Przeluski (Mateusz Kosciukiewicz) eine russische Schanze, wobei es ihnen gelingt die darin befindlichen Russen niederzumetzeln und die russischen Geschütze zu vernageln, worauf Großhetman Potocki [2] Przeluski zum Hauptmann [3] befördert. Przeluski gelingt es den Anteil von Oleska dadurch zu vertuschen indem er ihn als Gesetzlosen jagen lässt. Amüsanterweise erklingt in Potockis Feldlager die Musik von Rameau [4].

The film fits exactly with the topic of our year's event "Anno Domini 1734" [1], because the action begins with the siege of Danzig, which took place in 1733. Oleska Dovbush (Sergey Strelnikov) storms a Russian redoubt under the leadership of his officer Przeluski (Mateusz Kosciukiewicz), where they manage to massacre the Russians inside and board up the Russian guns, whereupon Grand Hetman Potocki [2] promotes Przeluski to captain [3]. . Przeluski manages to cover up Oleska's involvement by having him hunted as an outlaw. Amusingly, Rameau's music can be heard in Potocki's camp [4].


3 Jahre später ist Oleska in seine Heimat in den Karpaten geflohen. Die Großfürstin Yablononska (Agata Buzek) regiert dort mit harter Hand und beschafft ihrem Favoriten Przeluski die Beförderung zum Obersten der polnischen Armee. Währenddessen jagt Yablonowskas Privatarmee [5] die Opryshky - in den Bergen sich versteckende Räuber. Oleskas Bruder Ivan (Oleksiy Hnatkovskyy) führt eine kleine Bande an, die reiche Reisende überfällt. Die Obrigkeit will ihn bei der Beisetzung der von Przeluski ermordeten Eltern der Dovbush-Brüder eine Falle stellen. Doch Ivan gelingt es die Häscher zu töten und er trifft Oleska wieder, der sich der Bande anschließt. Künftig überfallen sie gemeinsam reiche Adelige, auch wenn Oleska das Räuberdasein widerstrebt. Seine Braut Machinka (Daria Plakhtii) hat, da sie ihn für tot hielt den alten Dzinchuk (Aleksandr Mavrits) geheiratet, trifft sich nun aber mit Oleska.

3 years later, Oleska fled to his home in the Carpathians. The Grand Duchess Yablononska (Agata Buzek) rules there with a hard hand and gets her favorite Przeluski promoted to colonel in the Polish army. Meanwhile, Yablonowska's private army [5] hunts the Opryshky - robbers hiding in the mountains. Oleska's brother Ivan (Oleksiy Hnatkovskyy) leads a small gang that attacks rich travelers. The authorities want to trap him at the funeral of the Dovbush brothers' parents, who were murdered by Przeluski. But Ivan manages to kill the henchmen and he meets Oleska again, who joins the gang. In the future, they attack rich nobles together, even if Oleska hates being a robber. His bride Machinka (Daria Plakhtii) married the old Dzinchuk (Aleksandr Mavrits) because she thought he was dead, but is now meeting Oleska.

Samstag, 23. November 2024

Die französische Armee des Österr. Erbfolgekrieges - The French army of the WAS P. 2

Heute soll es um die französische Maison du Roi gehen - die Elite der französischen Armee. Für einige Schlachten [1] war es für mich unabdingbar diese farbenprächtigen Truppen aufzustellen. Anders als Garden in späteren Epochen, fungierten die Garden der französischen Könige nicht als letzte Reserve. Sie wurden in zahlreichen Schlachten in vorderster Linie eingesetzt und beanspruchten auch häufig besonders gefährliche Positionen auf dem Schlachtfeld, wo sie hofften sich auszuzeichnen - was natürlich vor allem die nach Ruhm strebenden Offiziere betrifft.

Meine Gardetruppen. Man sieht, dass ich von manchem eher zuviel habe, weil später doch die Figuren als Set rauskamen, die ich zuvor aus anderen unpassenderen Figuren gebastelt habe. - My troops of the guards. You can see that I have too many figures of some units. Reason is because I first had to change miniatures to use them for the job and later there were some better fitting sets released. (Foto: A. Hanselmann)

 

Today it's about the French Maison du Roi - the elite of the French army. For some battles [1] it was essential for me to field these colorful troops. Unlike guards in later eras, the guards of the French kings did not act as a last reserve. They were deployed in the front line in numerous battles and often occupied particularly dangerous positions on the battlefield where they hoped to distinguish themselves - which of course particularly affected the officers striving for glory.

 

Diese Mousquetaires du Roi habe ich aus Figuren gemacht, die als Dragoner für den Großen Nordischen Krieg gedacht waren. Der Offizier ganz rechts stammt von Revell. - I used mostly figures of dragoons for the Great Northern War for these Mousquetaires du Roi. The officer at the right was made by Revell. (Foto: André Hanselmann)

An der Spitze der Monarchie stand in unserer Zeit der König Louis XV (1710-1774). Wir kennen ihn selten in Uniform. Wird er auf dem Schlachtfeld dargestellt, trug er einen roten Rock mit goldener Verzierung oder einen blauen Rock. Auf zahlreichen Gemälden von der Belagerung von Freiburg bis zur Schlacht bei Lauffeldt sieht man den Monarchen umgeben von den Reitern seiner Gardeeinheiten. Auf einem Porträt von Carle van Loo steht der König in einem Zeltlager in einem Zelt, trägt unter seinem blauen Rock und man erkennt im Hintergrund einen Gardisten der Gardes du Corps. Offenbar wacht dieser Soldat über das Wohl des Königs und das ist auch eine der Hauptaufgaben dieser Elitetruppen gewesen. Von den 250 Mousquetaires de la Garde pro Kompanie verblieben beispielsweise immer 100 Mann beim König, während der Rest an den Feldzügen teilnahm [2]. Formell war der König Kommandeur der meisten Gardeeinheiten, die in seiner Abwesenheit wie im Fall der 1er Compagnie des Mousquetaires seit 1738 vom Marquis de Jumilhac als Capitaine-Lieutenant befehligt wurde,

 

Mittlerweile sind Mousquetaires von Strelets erschienen, die für den Spanischen Erbfolgekrieg gedacht sind. - Meanwhile Strelets produced Mousquetaires which were designed for the WSS [3]. (Foto: André Hanselmann)

At the head of the monarchy in our time was King Louis XV (1710-1774). We rarely see him in uniform. When depicted on the battlefield, he wore a red coat with gold decorations or a blue coat. In numerous paintings from the Siege of Freiburg to the Battle of Lauffeldt you can see the monarch surrounded by the riders of his guard units. In a portrait by Carle van Loo, the king stands in a tent in a camp, wearing a blue coat and a guardsman from the Gardes du Corps can be seen in the background. Apparently this soldier watches over the king's well-being and that was one of the main tasks of these elite troops. For example, of the 250 Mousquetaires de la Garde per company, 100 men always remained with the king while the rest took part in the campaigns [2]. Formally, the king was commander of most of the guard units, which in his absence, as in the case of the 1er Compagnie des Mousquetaires, were commanded by the Marquis de Jumilhac as captain-lieutenant since 1738.

 

Vor einer Weile sind dann auch Grenadiers à Cheval für den Spanischen Erbfolgekrieg erschienen [4]. Die Kopfbedeckungen in den 1740ern waren etwas höher wie ... - These Grenadiers à Cheval are produced for the WSS. The headgear for the 1740s was higher such as ... (Foto: A. Hanselmann)


Die Gardetruppen waren sehr besonders in ihrer Struktur. So verfügten die 4 Kompanien der Gardes du Corps etatmäßig über 1.308 Mann Stärke [5]. Im Felde bestand die Maison du Roi an berittenen Truppen aus den: Gardes du Corps, Gendarmes de la Garde, Chevau-légers de la Garde, den Mousquetaires de la Garde und den Grenadiers à Cheval. Die Grenadiers waren mit nur einer Kompanie in Soll-Stärke von 161 Mann [6] die kleinste Truppe und vielleicht auch die am wenigsten prestigeträchtige. Sie setzte sich aus erfahrenen, bewährten Soldaten zusammen, die ebenso wie die Mousquetaires de la Garde auch zu Fuß kämpfen sollten und als Besonderheit der normalen Armee entstammten und Schnurbärte hatten. 

... diese Figuren, die ich mit Hilfe von Green Stuff soweit verändert hatte, dass ich sie annehmbar fand. Angeblich sollen diese Grenadiers oft zu Fuß gekämpft haben. Deswegen passen diese Figuren vielleicht ganz gut. - ... these figures which I changed with green stuff which I find acceptable. These grenadiers should have fought at foot very often. Therefore these figures are maybe good. (Foto: A. Hanselmann)

 

 

Donnerstag, 7. November 2024

Anno Domini 1734: Die Post ist da - The mail has arrived p. 3

 Den Sonntag begingen wir mit einer kurzen Andacht, wobei wir von Johann Balthasar Beyschlag [1] sein "Kriegslied" sangen [2], welches nicht nur inhaltlich hervorragend zu der Veranstaltung passt [3]. Sehr passend behandelte die Bibelpassage, die ich ausgewählt hatte, die Heilung eines Kranken in einem gewissen Teich [4] an einem Sabbat. Ich war besonders froh, dass die Kinder so schön das "Kriegslied" in unserer Schule auswendig gelernt hatten. Manch einer machte seinen Unmut darüber kund, dass wir keinen neuen Pfarrer bekommen hatten...

Die Gemeinde in froher Erwartung der Andacht. - The community waiting for the devotion. (photo: M. Leyendecker)

 

We celebrated Sunday with a short devotion, where we sang Johann Balthasar Beyschlag [1]'s "War Song" [2], which not only fits the event perfectly in terms of content [3]. Very appropriately, the Bible passage I chose dealt with the healing of a sick person in a certain pool [4] on a Sabbath. I was particularly happy that the children had so beautifully memorized the "War Song" in our school. Some people expressed their displeasure that we hadn't gotten a new pastor...

Sehr andächtig wird gesungen. - They are singing very pious. (photo: M. Leyendecker)

 

Nach dem Mittagessen wurde vor dem Wirtshaus wie jedes Jahr getanzt. Diesmal machten wir einen "neuern" Tanz [5]. Das klappte sehr gut. Daraufhin veranstalteten wir ein Wettrennen. Nicht nur, dass uns der verdächtigte Knecht des Schankwirtes allen davon lief und ein sehr schönes Halstuch gewann, sondern ich musste zu allem Überfluss auch noch beim Lauf mit dem Fuß umknicken. Danach warfen die Frauen ein Hufeisen nach einem Stecken wobei eine der Mägde meines Nachbarn das wunderschöne bedruckte Halstuch gewann. Leider war ich danach nicht mehr so wirklich dazu in der Lage an irgendetwas teilzunehmen.

Kartenspiel vor dem Wirtshaus am Sonntag. - Gambling in front of our tavern on Sunday. (photo: C. Behnke)

 

After lunch there was dancing in front of the inn like every year. This time we did a "new" dance [5]. That worked very well. We then held a race. Not only did the innkeeper's suspected servant run away from all of us and win a very nice scarf, but to make matters worse, I also had to twist my ankle while running. Afterwards the women threw a horseshoe at a stick and one of my neighbor's maids won the beautiful printed scarf. Unfortunately, I wasn't really able to take part in anything after that.

Hufeisenwerfen vor dem Gasthaus. - The threw horseshoes in front of the inn. (photo: C. Behnke)

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Eindrücke aus Schwäbisch Hall

Heute, am Reformationstag, sind wir zurück aus Schwäbisch Hall. Wir waren vor allem dort um das Archiv aufzusuchen und dort für die nächstjährigen Veranstaltungen zu recherchieren. Unser Fokus ist diesmal auf den Salzhandel um 1775, Fuhrleute, Träger und Diebe gewesen. Vor allem die Ratsprotokolle von 1775 sind da sehr ergiebig gewesen [1]. Soweit es die Zeit zuließ, die wir an den beiden Tagen in Hall hatten durchsuchten wir auch Inventare aus diesem Jahr [2].

Abendstimmung am Kocher. (Foto: C. Hanselmann, 2024)


Zufälligerweise stießen wir dabei auch auf das Inventar eines Bürgers von Hall aus dem frühen 17. Jahrhundert [3], das wir zu einem späteren Zeitpunkt gesondert darstellen werden. Im 17. Jh. gestaltet sich die Recherche wegen der schwer leserlichen Schrift und den sehr dünnen Angaben in den Ratsprotokollen stets sehr schwierig. Immerhin haben wir in einer Chronik aus dem frühen 20. Jh. [4] einige weitere Anhaltspunkte zu den Ereignissen 1625 gefunden, die so in der Form bei Riegler [5] nicht zu finden waren.

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Anno Domini 1734: Die Post ist da - The mail has arrived p. 2

Am Samstag repräsentierten wir den 7. September 1734, als ebenfalls ein Krankentransport nach Hall gelangte. Dadurch verlief  der Vormittag recht ähnlich. Gegen Mittag trafen zahlreiche Briefe und auch Zeitung ein, welche dann von der Briefträgerin Charlotte verteilt wurden. Es war interessant wie wichtig eigentlich gewesen wäre, dass der Posthalter sein Amt ernst nahm, denn zwischen den Briefen, welche die Briefbotin beförderte, fand sich sogar ein auf Französisch beschrifteter Brief, der nach Wien adressiert war. Offenbar hatte der Posthalter die Briefe nicht sortiert, die vom Postreiter eingetroffen waren...

Der Postreiter in seiner schönen gelben Uniform. - The postrider in his nice yellow uniform. (photo: J. Krämer)

 

On Saturday we represented September 7th, 1734, when a patient transport also arrived in Hall. The morning was pretty similar. Around midday, numerous letters and newspapers arrived, which were then distributed by the female letter carrier Charlotte. It was interesting how important it actually was that the postmaster took his office seriously, because among the letters that the postwoman delivered there was even a letter written in French that was addressed to Vienna. Apparently the postman hadn't sorted the letters that had arrived from the postman...

Ein weiterer Wagen mit Kranken vor der Posthalterei. - Another cart with ill soldiers in front of the post office. (photo: M. Leyendecker)

 

Gegen Mittag wurde auch Wäsche gewaschen, wobei sich die Jüngsten auszeichneten. Das Wetter war ideal zum Bleichen der Hemden auf einer nahe gelegenen Wiese. In der Scheune in unserem Weiler wurde auch für die kranken Soldaten Stroh gedroschen, das man nach Hall liefern sollte [1]. Leider war es so heiß, dass wir damit nicht sonderlich weit kamen. 

Briefträgerin Charlotte, Posthalter und Postreiter. - Letter carrier Charlotte, the post master and the post rider. (photo: M. Leyendecker)

 

Laundry was also done around midday, with the youngest ones excelling. The weather was ideal for bleaching the shirts in a nearby meadow. In the barn in our hamlet straw was also threshed for the sick soldiers, which was to be delivered to Hall [1]. Unfortunately it was so hot that we didn't get very far.

Wir dreschen das Getreide zu Stroh. Die Kutsche im Hintergrund passt nicht in die Zeit, stand da aber einfach rum. - We thresh the grain to get straw. The coach in the background doesn't fit into the period but stood in our barn. (photo: C. Hanselmann)

 

Dienstag, 8. Oktober 2024

Anno Domini 1734: Die Post ist da - The mail has arrived p. 1

Dieses Jahr stand unsere Veranstaltung ganz im Zeichen der Themen Post [1] und Feldlazarett [2]. Wir hatten vor der Veranstaltung über 50 Zusagen unserer Teilnehmer, dann aber etwas weniger als 10 Absagen, so dass aber die Veranstaltung dennoch eine der größten jemals geworden ist. Am Freitag spielte ich selber einen der kranken Soldaten der kaiserlichen Armee, die von Oppenau nach Schwäbisch Hall transportiert wurden. Obwohl die Kranken eigentlich vorrangig Reiter, Husaren und Stückknechte waren, trugen unsere Kranken die Uniformen des Regimentes Bamberg [3], eines preußischen Infanterieregiments und österreichischer Husaren [4]. Somit bildeten wir einen guten "Querschnitt" durch die damalige Armee ab unter dem Prinzen Eugen ab. Das Haus aus Zaisenhausen fungierte bei uns als die Posthalterei des Posthalters Johann Caspar Schmidt [5]. Vor dieser spielte sich eine spekulative Szene ab. Ein Fuhrmann transportierte auf seinem Wagen einige Kranke wie es am 6. September 1734 geschehen ist [6]. Ein Schreiben wies uns als den angekündigten Transport aus dem Lazarett in Oppenau aus. Wegen der großen Hitze gelang es uns ziemlich leidend auszusehen.

 

Der Krankentransport ist beim Posthalter angekommen. - The transport is arriving at the post office. (photo: M. Leyendecker)

Und noch ein weiterer Blick von oben aus dem Haus. - And another view from above. (photo: M. Leyendecker)  

 

This year our event focused on the topics of post office [1] and field hospital [2]. Before the event, we had over 50 confirmations from our participants, but then a little less than 10 cancellations, so that the event was still one of the largest events ever from our Anno Domini-series. On Friday I played one of the sick soldiers of the imperial army who were transported from Oppenau to Schwäbisch Hall. Although the sick were actually primarily riders, hussars and hired men, our sick wore the uniforms of the Bamberg Regiment [3], a Prussian infantry regiment and Austrian hussar regiment [4]. In this way we represented a good "cross-section" of the army at the time under Prince Eugene. The house from Zaisenhausen served as the post office of the post office manager Johann Caspar Schmidt [5]. A speculative scene took place in front of this building. A carter was transporting some sick people in his wagon, as happened on September 6, 1734 [6]. A letter identified us as the announced transport from the hospital in Oppenau. Because of the intense heat we managed to look pretty suffering.


 

Pfeiferauchen und Wein trinken können die Kranken immerhin noch ganz gut. - At least to smoke a pike and to drink wine was still possible for the ill soldiers. (photo: S. Winter)

 

Später traf ein Husar aus dem Hauptquartier ein, welcher ein Schreiben für einen der Offiziere mitbrachte, welche unter den kranken Soldaten für Disziplin sorgen sollten und in der Reichsstadt einquartiert waren. Dieser Husar stand beispielhaft für die Nachrichtenübermittlung durch Meldereiter. Ich bekam auch einen Brief, der mich darüber informierte, dass man das Getreide ausdreschen sollte, damit die Soldaten Stroh für ihre Bettstätten bekämen. Außerdem erhielt ich eine Abschrift eines Schreibens des Prinzen Eugen, welcher die Ergreifung der zahlreichen Deserteure anordnete. Ich überlegte mir gleich, wer dazu geeignet sein konnte für eine Dublone nach einem Ausreißer zu suchen.

Die Kranken erholen sich ein bisschen vor einem Gasthaus. - The ill soldiers are recovering in front of a tavern. (photo: M. Leyendecker)

 

Later, a hussar from the headquarters arrived with a letter for one of the officers who were supposed to ensure discipline among the sick soldiers and who were quartered in the imperial city. This hussar was an example of the transport of news by messenger riders. I also received a letter informing me that the grain should be threshed so that the soldiers would have straw for their beds. I also received a copy of a letter from Prince Eugene, who ordered the capture of the numerous deserters. I immediately thought about who might be suitable to look for a runaway for a doubloon.

 


Der Meldereiter übergibt mir Mitteilungen aus dem Hauptquartier. - The rider is giving some messages to me, which where from the Imperial headquarters. (photo: Michael Leyendecker)

Ich wollte am Nachmittag einen Pflock herstellen, den wir für das Hufeisenwerfen am Sonntag brauchen konnten, während mein Nachbar einen Herd mauerte, die Mägde und Bäuerinnen nähten und sponnen. In der Schmiede hörte man den Hammer des Schmieds. Trotz der großen Hitze schafften wir so ziemlich alles umzusetzen, auch wenn es nicht ganz einfach für jedermann war immer die komplette Kleidung zu tragen. Manch einer ist einfach empfindlicher gegenüber Hitze und es gab auch vor manchen Gebäuden [7] kaum Schatten.

Mein Nachbar in seinem Hof. - My neighbour in the courtyard of his house. (photo: M. Leyendecker)

 

In the afternoon I wanted to make a stake that we could use for the horseshoe throwing on Sunday, while my neighbor was building a stove and the maids and farmers' wives were sewing and spinning. In the forge you could hear the blacksmith's hammer. Despite the extreme heat, we managed to do pretty much everything, even if it wasn't easy for everyone to wear all the clothes at all times. Some people are simply more sensitive to heat and there was hardly any shade in front of some buildings [7].

In der Küche des Wirtshauses. - In the kitchen of the tavern. (photo: M. Leyendecker)

 


Es war schön zu sehen wie es schon an diesem Tag klappte mit teilweise neuen Leuten im Steigengasthaus und bei uns in der Baugruppe Weinland ein bisschen Rollenspiel zu entwickeln.

It was nice to see how it worked that day with some new people in the Steigengasthaus and with us in the Weinland-section of the museum to develop a bit of role play.


Text: André Hanselmann

Fotos: Michael Leyendecker, Stefan Winter


Notizen / Notes:

1) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/03/postreiter-und-briefboten-post-rider.html

2) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/01/schwabisch-hall-im-krieg-in-war-1734-p-2.html

3) Ein Infanterieregiment des Fürstbistums Würzburg. - A regiment of the Prince-Bishopric Würzburg. Siehe: Hans Bleckwenn: "Reiter, Husaren und Grenadiere" Hardenberg Kommunikation, Dortmund, 1979, S. 71-72

4) Vgl.: Hans Bleckwenn: "Reiter, Husaren und Grenadiere" Hardenberg Kommunikation, Dortmund, 1979, S. 47-48

5) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/03/posthalter-postmaster-johann-caspar.html

6) Leider hatten wir kein Ochsengespann wie es wohl 1734 verwendet wurde. - Unfortunately we had no cart with oxen which were used in 1734.

7) Wie unserem Häuschen von 1480. - Such as our small house from 1480.

Donnerstag, 19. September 2024

Guastalla 19.09.1734

Ähnlich wie im Juni 1734 ging es auch im September nach ein wenig Manöverieren Schlag auf Schlag. Nach einem kleineren Erfolg bei Gardella hatte Königsegg (1673-1751) bereits Anfang September einen Angriff auf die Stellungen der Verbündeten bei Guastalla beabsichtigt, musste aber diesen aufgeben, als sich die Versorgungssituation dort deutlich verschlechterte. Dann aber gelang der bemerkenswerte Erfolg vor allem gegen die Franzosen bei Quistello am 15. September 1734 [1].

Die Anfangsaufstellung der beiden Armeen gesehen von Guastalla. - The initial deployment of both armies - a view from Guastalla. (photo: C. Hanselmann)

 

Similar to June 1734, in September things went quickly after a little maneuvering. After a minor success at Gardella, Königsegg (1673-1751) had already planned to attack the allies' positions near Guastalla at the beginning of September, but had to abandon this when the supply situation there deteriorated significantly. But then there was a remarkable success, especially against the French, at Quistello on September 15, 1734 [1].

 

Ich hatte bei uns die Österreicher und vertraute auf die Kraft der Massen an österreichischer Kavallerie auf dem rechten Flügel. Obrist Lindesheimb sollte auch so rasch wie möglich die Flanke der französischen Infantere angreifen. - I had the Austrians and trusted in the strengh of the masses of Austrian cavalry at my right wing. Colonel Lindesheimb should attack as fast as possible the flank of the French infantry. (photo: C. Hanselmann)

Schon wenige Tage später sollte es zur Entscheidungsschlacht des Kriegsschauplatzes kommen. Man findet zahlreiche Hinweise auf die Schlacht - besipielsweise in den Geschichten von Regimentern. So bin ich einmal auf die Aussage gestoßen, dass die recht speziellen Uniformen der getöteten Soldaten des Regiments Auvergne mit ihren violetten Aufschlägen das Schlachtfeld übersäten [2]. Anders als viele andere Kämpfe des Krieges hat sich diese Schlacht als eine der größten des 18. Jahrhunderts in Italien stärker ins Gedächnis eingegraben. Bei der Auswahl der Quellen habe ich mich einerseits auf zeitgenössische Quellen und zum anderen auf Gerbas ausgesprochen zuverlässiges und akribisch recherchiertes Werk verlassen. Auffällig war dabei vor allem erneut ein Widerspruch beim Kartenmaterial. Während das österreichische Standardwerk auf einer Tafel [3] eine weit über das Gelände östlich von Guastalla verstreutes verbündetes Heer darstellt, zeigt ein Plan des 18. Jahrhunderts [4] eine Aufstellung der Verbündeten entlang der von ihnen fortifizierten Arginello-Straße zu welcher der Plan auch ein Profil abbildet. Bei dem Zeichnen meiner eigenen vereinfachten Karte habe ich mich an die zeitgenössische Vorlage gehalten, da sie mir sehr glaubhaft erscheint. Vielleicht war Gerba diese Karte unbekannt?

Während die Artillerie den Franzosen ein wenig zusetzte, befahl Czungenberg den ersten berittenen Regimentern das Vorrücken und es kam zu einem heftigen Zusammenstoß. - The French suffered under the Austrian artillery. Czungenberg send his first mounted regiment forward and a heavy clash followed. (photo: C. Hanselmann)

 

Just a few days later the decisive battle in the theater of war was to take place. You can find numerous references to the battle - for example in the stories of regiments. So I once came across the statement that the very special uniforms of the Auvergne regiment's killed soldiers littered the battlefield with their purple lapels [2]. Unlike many other battles of the war, this battle is more deeply etched in Italy's memory as one of the largest of the 18th century. When selecting the sources, I relied on contemporary sources on the one hand and on Gerba's extremely reliable and meticulously researched work on the other. What was particularly noticeable was once again a contradiction in the map material. While the Austrian standard work shows an allied army scattered widely across the area east of Guastalla on a panel [3], a plan from the 18th century [4] shows a formation of the allies along the Arginello road they had fortified, to which the plan also shows depicts a profile. When drawing my own simplified map, I followed the contemporary template because I find it very believable. Perhaps Gerba was unfamiliar with this card?

 

Ich habe für mein neues Szenario versucht einen Kompromiss einzugehen. Ein wenig ist es an der zeitgenössischen Karte mit dem Fokus auf die Arginello-Linie angelehnt und ein wenig bei der Darstellung aus dem 19. Jh. indem die Kavallerie und die Dragoner vom rechten Flügel erst auf den anderen marschieren müssen um die dortige Überlegenheit der Österreicher auszugleichen. - I tried to make a compromise for my new scenario. The focus is on the Arginello line but I put some dragoons and cavalry on the French right to be moved to the other wing to support against Austrian overwhelming numbers there. (map: André Hanselmann)


Maréchal de Coigny (1670-1759) plante nach der Schlappe von Quistello nun doch nicht in die Winterquartiere zu gehen, sondern seinerseits die Österreicher auf das linke Poufer zurück zu werfen, womit sich der König von Piemont (1701-1773) auch eher einverstanden erklärte als mit der Belagerung von Mirandola [5]. Schon am 16. September marschierte die Vorhut der österreichischen Armee mit "klingendem Spiel" - also sozusagen mit offenem Visier vor, fand aber die Franzosen in einer dermaßen vorteilhaften Position in Schlachtformation, dass Feldmarschall Königsegg von einem entschlossenen Angriff absah. Stattdessen sollte Oberst Grünne mit schwachen Kräften gegen eine Flanke des Gegners mit ihren stark verschanzten Schleusen einen Scheinangriff durchführen [6]. Diese Unternehmung ging auch so gut, dass es den österreichischen Generälen Czungenberger und Kavanagh gelang bei der Verfolgung der entlang dem Po abrückenden Verbündeten bis nach Luzzara insbesondere durch Husaren einige Franzosen niederzuhauen und beispielsweise 50 französische Grenadiere in einer großen Cascine gefangen zu setzen. An der Mündung der Secchia wurden sogar 3.000 Verbündete durch einen entschlossenen Angriff der österreichischen Infanterie unter Valparaiso, Wachtendonk und Sachsen-Hildburghausen vom Rest der verbündeten Armee abgeschnitten und dadurch beispielsweise 2 piemontesische Bataillone samt ihrer Fahnen erbeutet [7].

Während dem Kampf von Broglies linken Flügel gegen Württembergs Reiterei, verließen zu meiner Überraschung die Piemontesen und Franzosen ihre vorteilhaften Stellungen und marschierten auf meine vorrückende Armee zu. Valparaiso, Suckow und Wachtendonk marschierten in Schlachtordnung an La Tagliata vorbei. - During the fighting of Broglie's left wing against Württemberg's cavalry the Piedmont and French troops left very much to my surprise their favorable positions and moved towards my advancing army. Valparaiso, Suckow and Wachtendonk marched around La Tagliata in battle formation. (photo: C. Hanselmann)

 

After the defeat at Quistello, Maréchal de Coigny (1670-1759) planned not to go into winter quarters, but instead to throw the Austrians back on the left bank of the Po, which the King of Piedmont (1701-1773) agreed to rather than the siege of Mirandola [5]. As early as September 16th, the advance guard of the Austrian army marched with "sounding game" - so to speak with an open visor, but found the French in such an advantageous position in battle formation that Field Marshal Königsegg refrained from a decisive attack. Instead, Colonel Grünne was supposed to carry out a mock attack with weak forces against the enemy's flank with its heavily entrenched locks [6]. This venture went so well that the Austrian generals Czungenberger and Kavanagh managed to cut down some Frenchmen, especially with hussars, while pursuing the allies moving along the Po to Luzzara and, for example, to take 50 French grenadiers prisoner in a large cascine. At the mouth of the Secchia, 3,000 allies were cut off from the rest of the allied army by a determined attack by the Austrian infantry under Valparaiso, Wachtendonk and Sachsen-Hildburghausen and, for example, two Piedmontese battalions and their flags were captured [7].

 

Die Führung der Verbündeten verließ sich vollkommen darauf, dass Lannions Infanteriebrigade an der linken Flanke auf der Arginello-Straße standhielt. Man erkennt hier sehr gut die zahlreichen zurückgeworfenen französischen Reiterregimenter. Ich hoffte, dass Lindesheimb ohne die Unterstützung der anderen Brigaden mit seinen Grenadierkompanien siegen würde. - The Allied leaders relied completely on Lannion's brigade of infantry to defend the left flank at the Arginello-road. You can notice very well all those French regiments of horse which were forced to retreat. I hoped that Lindesheimb and his companies of grenadiers would be victorious even without support. (photo: C. Hanselmann)

Die Kommandeure der verbündeten Armee Coigny, Broglie und König Carlo Emanuelle höchstpersönlich beschlossen den Österreichern eine Schlacht anzubieten [8]. Das Schlachtfeld war zu einer Verteidigung denkbar günstig, da der Damm Arginello, auf dem eine Straße entlang dem Poufer nach Luzarra führte, relativ leicht zu einer Art Brustwehr ausgebaut werden konnte. Zahlreiche Gehöfte und ein Kloster konnten als Verteidigungspunkte für die Verteidiger dienen wie solche bereits bei Parma drei Monate zuvor recht effektiv ausgenutzt wurden [9]. Ebenso wie bei Parma mangelte es aber auch an Anhöhen von denen man einen Überblick über den Verlauf der Schlacht und den Anmarsch eines Gegners bekommen konnte. Guastalla selbst war eine befestigte Stadt, welche leicht als Rückzugsort für eine geschlagene Armee dienen würde zumal Schanzen direkt an den Pontonbrücken über den Po ebenfalls einen Rückzug der Verbündeten über den Fluss decken konnten [10]. Gerba hob die hervorragend gewählte Stellung hervor - die wenigen Schwachpunkte wie dort wo Wege beispielsweise eine Hecke kreuzten wurden diese Stellen durch Balken, Bretter und zusätzliche Verhaue gesichert [11]. Besonders markant war die Massierung der alliierten Kavallerie am linken Flügel in dem Wiesengrund zwischen Arginello und dem Wald von Luzzara, wo schließlich 3 Treffen Reiterei und Dragoner Aufstellung nahmen [12]. Am rechten Flügel befand sich eine Batterie von 5 Geschützen und im Zentrum eine große Batterie von 10 Geschützen, während einige Kanonen eine Reserve bildeten. Die drei Kommandeure hatten sich den Befehl zweckmäßig aufgeteilt [13].

Sonntag, 15. September 2024

Quistello 15.09.1734

Nach unserer diesjährigen Wackershofen-Veranstaltung will ich dennoch in dem Thema bleiben, da mich einfach in den vergangenen Jahren der Polnische Thronfolgekrieg sehr beschäftigt hat und ich versuchen will den Verlauf des Krieges ein bisschen mehr in den Fokus zu rücken. Der Italienische Kriegsschauplatz war trotz der Belagerungen von Kehl [1] und Philippsburg [2] durchweg der bedeutendere, was die militäischen Entscheidungen anbelangt. 

Die Aufstellung beider Seiten aus Sicht vom Po-Ufer. Einige österreichische Kolonnen sind bereits eingetroffen. Maréchal de Broglie befindet sich noch in Gadiella in seinem Hauptquartier. - The initial deployment of both sides from the banks of the Po river. Some Austrian columns already arrived. Maréchal de Broglie is still in his headquarters at Gadiella. (photo: C. Hanselmann, 2024)

 

After our Wackershofen event this year, I still want to stay on the topic, because the War of the Polish Succession to the Throne has occupied me a lot in recent years and I want to try to focus a little more on the course of the war. Despite the sieges of Kehl [1] and Philippsburg [2], the Italian theater of war was consistently the more important in terms of military decisions.

Ich habe mich diesmal dazu entschieden die Karte, die ich vor einigen Jahren entwickelt habe [3] nicht an die Vorlage aus dem Standardwerk zu dem Krieg anzupassen [4], da die Spiele mit der Karte und dem Szenario sehr spannend und unterhaltsam waren. - I have decided for this map which I created years ago [3] instead of changing towards the presentation in the most important work about the war [4] because the games using this map were very exciting and entertaining. (map copyright: André Hanselmann - please not use without asking me)


Nach dem August des Jahres 1734 kam der Feldzug erneut in Fahrt. Mit Feldmarschall Königsegg (1673-1751) hatte der Herzog von Württemberg (1690-1734) erneut einen deutlich älteren Vorgesetzten nach dem Tode von Mercy [5]  vorgesetzt bekommen statt selbst das Oberkommando zugebilligt zu bekommen. Das war wahrscheinlich um so bitterer, da Mercys angeschlagene Gesundheit zumindest zeitweise für den Mitvierziger Chancen geboten hatte sich als selbstständiger Kommandeur zu beweisen [6].

Österreichischer Offiziersdegen um 1770. - Austrian officer's small sword from 1770. (Vorderösterreich Museum, Endingen, Foto: André Hanselmann)


After August 1734 the campaign got underway again. With Field Marshal Königsegg (1673-1751), the Duke of Württemberg (1690-1734) was once again given a much older superior after the death of Mercy [5] instead of being granted supreme command himself. This was probably all the more bitter because Mercy's poor health had at least temporarily offered the man in his forties the opportunity to prove himself as an independent commander [6].

Wie auch in der historischen Schlacht gelingt bei uns Maréchal de Broglie die überhastete Flucht aus Gadiella. Anders als in der historischen Schlacht überraschen diesmal die Österreicher nicht die (von mir gespielten) Franzosen durch einen raschen Angriff und überrennen sie in ihrer ungeordneten Aufstellung zwischen den Zelten. Bei uns wird an einer der Kolonnen Artillerie aufgefahren und die französischen Vorposten beschossen, ehe man angreift. - As in the historical battle the Maréchal de Broglie manages to escape hastely from Gadiella. Differently from the historical battle the Austrians in our game don't surprise the French (played by myself) with a fast attack and overrun their disorganized positions between their tents. In our game they unlimbered some artillery near one of their columns to shoot at the French outposts before charging. (photo: C. Hanselmann, 2024)



Ähnlich wie bei Parma der Versuch die Franzosen und Piemontesen zu überrumpeln, gedachte auch Königsegg bei Quistello zuzuschlagen. Diesmal profitierten die Österreicher massiv davon, dass die Franzosen auf zahlreiche Ortschaften verstreut waren. Viele der Einheiten waren nicht vollständig anwesend, da Soldaten zum Fouragieren ausgeschickt worden waren. Anders als in den anderen Schlachten gelang diesmal auch das Überraschungsmoment. Sehr bezeichnend ist wie das zeitgenössische Gemälde der Schlacht von Pietro Mazzoccoli als Charakteristiken der Schlacht die zu überwindenden Flussläufe bzw. Gräben sowie das weithin verteilte Zeltlager der Verbündeten widerspiegelt [7].

Die Österreicher erlauben der französischen Infanterie rund um Gadiella sich Richtung Po zurück zu ziehen und beschränken sich darauf den Ort zu besetzen. - The Austrians allow the French infantry to retreat around Gadiella towards the Po river and decide to only occupy the village. (photo: C. Hanselmann 2024)


Similar to the attempt to take the French and Piedmontese by surprise at Parma, Königsegg also intended to strike at Quistello. This time the Austrians benefited massively from the fact that the French were scattered across numerous towns. Many of the units were not fully present as soldiers had been sent out to forage. Unlike in the other battles, this time the element of surprise was achieved. It is very significant how the contemporary painting of the battle by Pietro Mazzoccoli reflects the characteristics of the battle: the rivers and trenches that had to be overcome, as well as the widely spread tent camp of the allies [7].

Eine große österreichische Kolonne unter dem Herzog von Sachsen-Hildburghausen konzentriert sich in unserem Spiel auf die Einnahme von Quistello, während die Masse der französischen Infanterie unbeschadet bleibt. Quistello wird mit Entschlossenheit verteidigt. - In our game a large Austrian column under the command of the duke of Sachsen-Hildburghausen is focussed on the occupation of Quistello while most of the French infantry survive in good condition. Quistello is defended with determination. (photo: C. Hanselmann)


Am 15. September 1734 brach die Armee des Feldmarschalls Königsegg in sechs Kolonnen auf um nach einem nächtlichen Marsch den lagernden Feind anzugreifen [8]. Ähnliches samt der Probleme mit der Orientierung einzelner Kolonnen kennen wir schon von den Kämpfen um Colorno [9]. Ein großer Teil der Truppen aber gelangte durch die Furten der Secchia, während die Erste Kolonne eine Furt verfehlte und man bis zur Brust durch das Wasser waten musste, was gewiss zeitraubend war. In dem Gehöft Gaidella unweit dem Ort, wo die Erste Colonne die Secchia durchschritt, befand sich das Quartier des Maréchal de Broglie persönlich. Die Feldwachen der Franzosen wurden durch die Hindernisse dieser österreichischen Kolonne und den verursachten Lärm aufgeschreckt. Die Überraschung gelang aber soweit, dass der Maréchal sich nur in seiner nächtlichen Bekleidung durch eine Hintertür des Gartens der Anlage retten konnte. Zahlreiche Offiziere seiner Entourage wurden allerdings gefangen genommen [10].

Die französische Kavallerie unter Bonas soll den österreichischen Vormarsch verzögern. Das gelingt auch sehr gut. Königsegg lässt sich von den paar Reitern hinhalten. Massen an österreichischer Kavallerie sind mittlerweile eingetroffen. Sie werden allerdings nicht dazu eingesetzt die verstreuten französischen Bataillone zu überrennen. - The French cavalry under Bonas should delay the Austrian advance. That succeeds very well. Königsegg is confused by a small number of riders. Meanwhile masses of Austrian cavalry have arrived. Surprisingly they are not used to overrun the scattered small French battallions. (photo: C. Hanslmann, 2024)


On September 15, 1734, Field Marshal Königsegg's army set out in six columns to attack the enemy camp after a night march [8]. We already know something similar, including the problems with the orientation of individual columns, from the battles around Colorno [9]. However, a large part of the troops made it through the fords of the Secchia, while the first column missed a ford and had to wade through water up to its chest, which was certainly time-consuming. In the Gaidella farm, not far from where the First Column crossed the Secchia, was the quarters of Maréchal de Broglie himself. The French field guards were startled by the obstacles of this Austrian column and the noise it caused. The surprise was so successful that the Maréchal was only able to escape through a back door in the complex's garden in his night clothes. However, numerous officers in his entourage were captured [10].

Ein Teil von Bonas Reiterei ist in die Flucht geschlagen. Endlich rückt eine große Kolonne österreichische Infanterie vor gegen die beiden Kanäle. Im Hintergrund marschieren aber bereits auch schon die piemontesischen Truppen um San Benedetto herum um die Lücke in der Aufstellung zu schließen. - Some of Bonas' cavalry is routed. Finally the large column of Austrian infantry moves towards the two channels. In the background the Piedmont troops already are marching around S.Benedetto to fill the gap in the Allied deployment. (photo: C. Hanselmann 2024)