Donnerstag, 20. April 2023

Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan (2023)

Normalerweise erscheinen auf unserem Blog 2 Artikel pro Monat. Da aber dieser Film scheinbar in kurzer Zeit wieder aus den Kinos fliegt (aus Gründen) will ich hier meine Rezension hinein setzen. 

Usually 2 articles per month appear on our blog. But since this film seems to be flying out of the cinemas again in a short time (for reasons), I want to put my review here.


Ein Hintergrund ist natürlich, dass schon am Beginn des Films ganz eindeutig die Jahreszahl "1627" aufgezeigt wurde. Das ist nicht zuletzt wegen unserer letzten Veranstaltung interessant [1], die ja in den 1620ern spielte und man hat ja vereinzelt schon Verfilmungen gesehen in denen tatsächlich Musketiere mit ihrer passender Ausrüstung auftauchten. Doch genug der Vorrede! Ich versuche meine Einschätzungen in eine Inhaltsangabe einzubauen und nicht alles zu verraten.

One background is, of course, that the year "1627" was clearly shown at the beginning of the film. This is not least interesting because of our last event [1], which took place in the 1620s and one has seen individual film adaptations in which musketeers actually appeared with their appropriate equipment. But enough of the preamble! I try to include my assessments in a synopsis and not give everything away.

 

Das Filmplakat verrät aber auch nichts "historischeres". Man beachte Aramis mit der Flinte und Porthos mit der Pistole beispielsweise. - The poster shows nothing historical too. Just note Aramis with his musket and Porthos with his pistol. (Foto: André Hanselmann 2023)



Gleich in der ersten Szene erkennt man, dass der Film wohl auf den französischen Markt abzielt. Ein Pseudodreispitz und die massig im Film vorkommenden Trenchcoats (?) sollen wohl an "Le Pacte des Loups" [2] erinnern. Zu Gunsten der Plotconveninience brennt bei strömenden Regen - man hat wohl im 17. Jahrhundert sinnlos vor (!!!) Häusern Holz verbrannt - ein riesiger Haufen von Baumstämmen damit Lady de Winter (Eva Green - meistens in einer Art Fantasyoutfit?) einen Brief vernichten kann. Ähnlich sind dann auch die wenig historisch wirkenden Kampfszenen und die ins Auge fallenden vollkommen anachronistischen Feuerwaffen bei denen es sich nach meinem Eindruck im Kino durchweg um Steinschlosspistolen und -gewehre handelt. Der Film ist aber in den meisten Szenen dermaßen dunkel, dass man ohnehin Details kaum erkennen kann. Nach einer Anfangssequenz, die mit der Romanvorlage garnichts zu tun hat, kommt dann D'Artagnan (François Civil) in Paris an. Uns wird von Anfang an erzählt, dass er fast noch ein Kind sei, obwohl der Schauspieler ganz offensichtlich für die Rolle zu alt ist [3]. Man muss also damit klar kommen dass sich ein Mitdreißiger wie ein junger feuriger und naiver Bursche aufführt. Paris wird auch gleich mit einem Mittelalterfilter überzogen, ist also überall dreckig und die Menschen bis hinauf zum König laufen in einer Farbpalette von Grau und Braun rum. Wir erleben eine Art Kaserne der Musketiere. Doch für mich war es schwierig die Musketiere als solche überhaupt zu erkennen, denn kein einziger von ihnen trägt die charakteristische Uniform mit dem Kasack sondern ebenfalls so wunderliche graue (?) Mäntel. Da die Musketiere aber ebenfalls nicht ihre namensgebenden Musketen führen [4] fällt das nicht weiter auf. Relativ rasch wird das obligatorische Duell abgehandelt. Statt an einem oder in einem Kloster wie in den meisten anderen Filmen [5] ist der Kampf mit den "Gardisten des Kardinals" diesmal in einen modernen Nadelholznutzwald verlegt (sic!). Die Choreographie der Kämpfe ist dermaßen zerschnitten und statt einem Kampf mit Rapieren eher auf ein Rumgespringe und Geballer mit Pistolen abgewandelt, dass ich mich frage, ob die Schauspieler dafür überhaupt einen Fechtunterricht nehmen brauchten. Besonders arg fand ich es aber, als D'Artagnan einen Opa von der Kardinalsgarde tötet. Aber das ist eben auch so ein Punkt. Nicht nur Athos (Vincent Cassel) sondern auch fast alle anderen Musketiere sind schon so alt wie kaum ein Soldat im 17. Jahrhundert geworden ist [6] und man sich fragen kann, warum irgendein Kommandeur eine Kompanie aus überwiegend alten Männern für kampftauglich halten soll. Selbstredend haben auch die Gardisten des Kardinals nicht die obligatorische Uniform [7]. In einer durchzechten Nacht lernt D'Artagnan seine drei neuen Freunde den Alkoholiker Athos, den bisexuellen Porthos (Pio Marmaï) und den Frauenheld Aramis (Romain Duris) näher kennen - nur um sich von einem von ihnen am nächsten Tag wieder zu verabschieden. Denn der Hugenotte (!!!) Athos wird des Mordes an einer Frau beschuldigt, die bestialisch getötet neben ihm gefunden wird. Überhaupt wird aus dem familiären Hintergrund von Athos im Unterschied zu allen anderen Verfilmungen, die ich kenne, garkein Hehl gemacht [8]. Warum Athos als Hugenotte überhaupt in der Kompanie aufgenommen wurde, wird garnicht angesprochen. Nun entwickelt sich eine Art Kriminalgeschichte, die natürlich keinen Sinn ergibt. Wozu sollte sich irgendjemand eine solche Mühe machen um einem 08/14 Musketier ein Vergehen anzuhängen, wenn man ihn auch einfach meinetwegen aus dem Hinterhalt töten kann? Ich habe keine Lust diese für die Handlung eigentlich irrelevante und irgendwie dämliche Nebengeschichte zu erzählen - deswegen lasse ich es hier weg. Dann gibt es die Halsbandgeschichte in einer gewissen Abwandlung. Denn hier fällt der eifersüchtige D'Artagnan weg, der wie Michael York in der Rolle Buckingham für seinen Nebenbuhler um Constance (Lyna Khoudri) hält. Wie hier in der neuen Verfilmung aber überhaupt alle Nuancen und die klassischen moralischen Dilemma wegfallen. So gibt es 2023 keinen Monsieur Bonancieux, welcher normalerweise wie im Roman seine Frau an Richelieu verrät. Dadurch begeht D'Artagnan ja auch keinen Ehebruch mit ihr und ein Mr. Bonancieux muss sich auch nicht zwischen Loyalität zu seiner Frau und dem Einfluss von Richelieu entscheiden. Deswegen muss scheinbar zufällig irgendeine Scherge Richelieus (Eric Ruf) Constance belauschen und scheinbar diesem das Geheimnis verraten. Da auch diesmal kein einziger der Musketiere einen Diener hat [9] [10], muss sich D'Artagnan allein auf den Weg nach England machen. Denn die Musketiere werden, weil ihnen die Befreiung von Athos auf dem Weg zum Schaffott vorgeworfen wird, in ihrer Kaserne (sic.!) [11] unter "Quarantäne" (sic.!) gestellt. Der von hugenottischen Untergrundkämpfern (sic.!) befreite Athos schließt sich D'Artagnan an und sie gelangen nach England. Das Schloss des Duke of Buckingham (Jacob Fortune-Lloyd) liegt natürlich - wie der ganze Film der Plotconveniance geopfert - direkt über der englischen Steilküste. Wenige Augenblicke bevor D'Artagnan den Duke trifft entwendet die sexy Mylady dem besoffenen Duke das Collier. Wie vorrauszusehen war verfolgt D'Artagnan sie die Klippen entlang und sie stürzt hinunter nachdem sie den Schmuck übergeben hat. Warum springt sie nicht mit Schmuck runter statt ihn erstmal ihm auszuhändigen? Oooooh Mann! Aber so geht das wirklich den ganzen Film. Jede Szene ist Minuten zuvor zu erwarten. Man sieht die Steilküste ein paar Szenen zuvor und man denkt sich: 'Da wird es doch gleich eine Verfolgungsjagd geben. Sicher springt auch irgendwer eine Klippe runter. Sicher tut derjenige sich nichts, weil ähm ... es ein Film ist.' Und das passiert nicht einmal sondern laufend in dem Film genauso wie in dem ebenso vorhersehbaren Attentat durch die Fundamentalisten auf den Emo-Gasto d'Orléans (Julien Frison). Bitte! Das ist so langweilig, wenn man immer und immer wieder dasselbe Motiv erlebt. Ich war nach 90 Minuten wirklich so richtig dieses Filmes müde und die immer gleichbleibende Farbpalette mit dem Mittelalterfilter machte das Zuschauen noch einschläfriger. Der fast leere Kinosaal schien auch samt und sonders einzuschlafen und das trotz einer irgendwie vorhanden, wenn auch enorm zerschnittenen Action. Wie kann ein Abenteuerfilm, der ja sogar die Story so brutal behandelt und soviel dazu tut dermaßen absehbar und langweilig sein? Die Figuren waren mir durch die Bank weg egal. Es wurde kein einziger Sympathieträger aufgebaut wie es 73 beispielsweise der arme Diener Planchet war. Als der Abspann begann bin ich auch gleich aufgestanden auch wenn irgendwie zwischendrin - oh Wunder! - nochmal ein Ausblick auf den 2. Teil gegeben wurde. 

Right from the first scene you can see that the film is probably aimed at the French market. A pseudo tricorne hat and the trench coats (?) that appear in large numbers in the film are supposed to be reminiscent of "Le Pacte des Loups" [2]. In favor of plot convenience, in the pouring rain - wood was probably burned senselessly in front of (!!!) houses in the 17th century - a huge pile of tree trunks burns so that Lady de Winter (Eva Green - mostly in a kind of fantasy outfit?) destroys a letter can. The fight scenes, which don't seem very historical, and the completely anachronistic firearms that catch the eye, which, in my opinion in the cinema, are all flintlock pistols and rifles, are similar. However, most of the scenes in the film are so dark that you can hardly see any details anyway. After an opening sequence that has nothing to do with the original novel, D'Artagnan (François Civil) arrives in Paris. We are told from the start that he is almost a child, although the actor is obviously too old for the role [3]. So you have to deal with a thirty-something acting like a young fiery and naive lad. Paris is also immediately covered with a medieval filter, so it's dirty everywhere and people up to the king walk around in a color palette of gray and brown. We experience a kind of barracks of the musketeers. But for me it was difficult to recognize the musketeers as such, because not one of them wears the characteristic uniform with tunic but also such strange gray (?) coats. However, since the musketeers also do not use their eponymous muskets [4], this is not particularly noticeable. The obligatory duel is dealt with relatively quickly. Instead of at or in a monastery as in most of the other films [5], this time the fight with the "Cardinal's Guardsmen" is moved to a modern coniferous timber forest (sic!). The choreography of the fights is so cut up and instead of a fight with rapiers changed to jumping around and shooting with pistols that I wonder if the actors even needed to take fencing lessons for it. But I found it particularly bad when D'Artagnan kills a grandfather from the Cardinal's Guard. But that's also a point. Not only Athos (Vincent Cassel) but also almost all other musketeers are as old as hardly any soldier in the 17th century was [6] and one can ask oneself why any commander should consider a company of mostly old men fit for battle. Needless to say, the cardinal's guardsmen do not have the obligatory uniform either [7]. During a night of drinking, D'Artagnan gets to know his three new friends the alcoholic Athos, the bisexual Porthos (Pio Marmaï) and the womanizer Aramis (Romain Duris) - only to say goodbye to one of them the next day. Because the Huguenot (!!!) Athos is accused of murdering a woman who is found brutally killed next to him. In general, no secret is made of the family background of Athos, in contrast to all other film adaptations that I know [8]. Why Athos, as a Huguenot, was accepted into the company at all is not addressed at all. Now a kind of crime story develops, which of course makes no sense. Why would anyone go to the trouble of framing a random musketeer when you can just ambush them for my sake? I don't feel like telling this side story, which is actually irrelevant to the plot and somehow stupid - that's why I leave it out here. Then there is the collar story with a twist. Because here the jealous D'Artagnan falls away, who, like Michael York in the role, considers Buckingham to be his rival for Constance (Lyna Khoudri). As here in the new film, however, all the nuances and the classic moral dilemmas are eliminated. So in 2023 there is no Monsieur Bonancieux who normally betrays his wife to Richelieu as in the novel. As a result, D'Artagnan does not commit adultery with her and a Mr. Bonancieux does not have to choose between loyalty to his wife and the influence of Richelieu. That's why some of Richelieu's (Eric Ruf) henchmen  have to eavesdrop on Constance and apparently tell him the secret. Since this time not a single one of the musketeers has a servant [9] [10], D'Artagnan has to make his way to England alone. Because the musketeers are put under "quarantine" (sic.!) in their barracks (sic.!) [11] because they are accused of liberating Athos on the way to the scaffold. Athos, freed from Huguenot underground fighters (sic.!), joins D'Artagnan and they get to England. The castle of the Duke of Buckingham (Jacob Fortune-Lloyd) is of course - like the whole film sacrificed for plot convenience - directly above the English cliffs. A few moments before D'Artagnan meets the Duke, the sexy milady steals the necklace from the drunk Duke. Predictably, D'Artagnan chases her down the cliffs and she falls off after handing over the jewellery. Why doesn't she jump down with jewelry instead of handing it over to him first? Oooooh man! But that's really how it goes for the whole movie. Each scene can be expected minutes beforehand. You see the cliffs a few scenes earlier and you think: 'There's going to be a chase soon. Surely someone jumps off a cliff. Surely they don't hurt themselves because um... it's a movie.' And that doesn't happen once but constantly in the film as well as in the equally predictable assassination attempt by the fundamentalists on the emo-Gasto d'Orléans (Julien Frison). Please! It's so boring when you experience the same subject over and over again. I was really really tired of this film after 90 minutes and the constant color palette with the medieval filter made watching even more sleepy. The almost empty cinema hall also seemed to fall asleep, one and all, despite the somehow existing, albeit enormously fragmented, action. How can an adventure film that even treats the story so brutally and does so much to it be so predictable and boring? I didn't care about the characters across the board. Not a single sympathizer was built up like the poor servant Planchet was, for example. When the credits began, I got up straight away, even if somehow in between - oh wonder! - again an outlook on the 2nd part was given.

 

Dienstag, 18. April 2023

Landleben 1623 - Teil 1 / Part 1

Endlich haben wir unsere erste Veranstaltung hinter uns und wir wollen unseren Lesern gerne davon erzählen, was alles geschehen ist. Am Freitag hatten wir noch kein offizielles Programm, aber schon zahlreiche Aktionen im Museum soweit uns das der Feiertag erlaubt hat. 

Finally we have our first event behind us and we would like to tell our readers about everything that happened. On Friday we didn't have an official program yet, but we did have numerous activities in the museum as far as the holiday allowed us.

 

Nachdem am Donnerstag schon die meisten Leute aus meinem Haus angekommen waren, feierten wir am Freitagmorgen den Feiertag mit einer kleinen Lesung zur Ostergeschichte aus einer Lutherbibel [1]. Wir sangen diesmal erstmalig "O Magdeburg, du feste", welches ja ganz ähnlich wie "Wach auf, Wach auf Du deutsches Land!" ein lutheranisches Kampflied der Reformationszeit ist, welches von daher gut zu der Stimmung im Hällischen im 17. Jh. passt. Auch die schon eingetroffenen Württemberger nahmen an der Lesung teil. Diese fand wegen der bitteren Kälte und dem verregneten Wetter im Inneren statt.

After most of the people from my house had already arrived on Thursday, we celebrated the holiday on Friday morning with a short reading of the Easter story from a Luther Bible [1]. This time we sang "O Magdeburg, du feste" O Magdeburg you solid [fortress]" for the first time, which is very similar to "Wake up, wake up, you German country!" as a Lutheran battle song from the time of the Reformation, which therefore goes well with the mood in Hall during the 17th century. Those from Württemberg who had already arrived also took part in the reading. This was held indoors because of the bitter cold and rainy weather.

Unter dem wachsamen Auge des Hauptmanns Hammer wird das Landvolk gemustert. Ein Bauer hatte sogar einen Harnisch. - Under the observing eyes of captain Hammer I mustered the local militia. One of the farmers even had a breastplate. (Foto: Anna-Katharina Kemmer)


Im Laufe des Tages traf ein Offizier vom ligistischen Reiterregiment von Schönberg sowie einige Pikeniere und ein zusätzlicher Musketier vom Regiment Truchsess ein, welche zum Glück nicht in meinem Wirtshaus einquartiert wurden. Der Bursche des Reiteroffiziers war schon früher angekommen und hatte in meiner Schankstube am Ofen geschlafen. Dieser versuchte sich nützlich zu machen, wo er nur konnte, weil ja sein Brotherr nicht da war ihn auszuhalten. Die Kuhstall musste ja auch ausgemistet werden, auch wenn es Feiertag war. Am Nachmittag wurde das Landvolk auf dem Dorfanger gemustert. Leider war das Bild, das sich bot recht erbärmlich. Drei Knechte aus meinem Haushalt, zwei mit Spießen und einer mit einem veralteten Handrohr waren angetreten nebst mir selbst als dem Dorfhauptmann mit dem Langspieß. Ein Bauer aus einem Weiler war immerhin mit seinem Brustpanzer gekommen, auch wenn er keinen Spieß vorweisen konnte. Der in der Nähe stehende Hauptmann Hans Hammer von Marbach [2] amüsierte sich nicht schlecht wie wenig die Landleute den Umgang mit den Piken verstanden und wie schadhaft die einzige Feuerwaffe im Dorf schien. Auf dem Weg griffen wir einen Schuhmacher auf, der eigentlich ebenfalls hätte zur Musterung antreten müssen. Immerhin hatten wir für ihn noch eine Pike und der württembergische Hauptmann war überrascht, als wir schließlich sogar um 2 Mann verstärkt vor meinem Wirtshause eintrafen. Er frötzelte gar, dass eine stattliche Streitmacht vielleicht bereit stünde, wenn wir noch ein paar Mal den Marsch durch das Gelände machten!

Der Schuhmacher, der auf einem der Gehöfte lebt im Gespräch mit Hauptmann Hans Hammer. - The shoemaker who is living on one of the farms is talking to the captain Hans Hammer. (photo: Anna-Katharina Kemmer)


During the day, an officer from the von Schönberg League Cavalry Regiment arrived, as well as a few pikemen and an additional musketeer from the Truchsess Regiment, who fortunately were not billeted in my inn. The cavalry officer's boy had arrived earlier and slept in my taproom by the stove. He tried to make himself useful wherever he could, because his master wasn't there to put up with him. The cowshed also had to be mucked out, even if it was a holiday. In the afternoon the peasants were inspected on the village green. Unfortunately, the picture that presented itself was quite pathetic. Three servants from my household, two with spears and one with an outdated hand pipe, had lined up, along with myself as the village captain with the long spear. One peasant from another hamlet at least had a breastplate although he had no weapon at all. Captain Hans Hammer von Marbach [2], who was standing nearby, was amused at how little the country people understood how to use pikes and how defective the only firearm in the village seemed. On the way we picked up a shoemaker who actually should have also come to the examination. After all, we still had a pike for him and the Württemberg captain was surprised when we finally arrived in front of my inn with two more men. He even teased that a sizeable force might be ready if we made the march through the grounds a few more times!

 

Ein Offizier vom Reiterregiment Schönberg hier in meinem Wirtshaus neben der Frau des Apothekers. - The officer from the Bavarian Schönberg regiment of horse here sitting in my tavern next to the pharmacist's wife. (photo: Michael Leyendecker) 

Am Abend waren zahlreiche Leute: württembergische Musketiere mit ihrem Offizier aber auch ligistische Pikeniere und Musketiere in meiner Gaststube. Leider durfte durch die Feiertagsheiligung nicht getanzt werden. Da ich und einer meiner Knechte zahlreichen Gästen Kerbhölzer geschnitzt hatten um das Bier abzurechnen, hatte ich neben meinen Aufgaben als Dorfschullehrer und Dorfhauptmann [3] noch viel zu tun. Meine Frau, die Wirtin, hatte an diesem Tag selbst Bier gebraut, welches wir am Sonntag probieren wollten.

Einer meiner Knechte macht Kerbhölzer für das Bier. - One of my farmhands makes wooden records for the beer. (photo: Anna-Katharina Kemmer) 


In the evening there were numerous people: Württemberg musketeers with their officer, but also league pikemen and musketeers in my dining room. Unfortunately, due to the holiday sanctification, dancing was not allowed. Since I and one of my servants had carved tally sticks for numerous guests to account for the beer, I still had a lot to do in addition to my duties as village school teacher and village captain [3]. My wife, the landlady, brewed her own beer that day, which we wanted to try on Sunday.

 

Wir haben auch in der Scheune an meinem "Wirtshaus" Getreide gedroschen. Der Bursche des bayerischen Adjutanten ist zu viel zu gebrauchen und half mit. - We threshed grain in the barn next to my "tavern". The young servant of the Bavarian aide was very good working in many respects and helped myself. (photo: Cecilia Hanselmann)

Das ligistische Fußvolk auf dem Marsch. - The foot troops of the League marching. (photo: Michael Leyendecker)

Samstag, 1. April 2023

Historiker von nebenan/Historians alongside: Bernhard Weigl P. 1

Passend zu unserer diesjährigen Veranstaltung habe ich ein Interview mit einem Experten zum Thema Räuberbanden befragt. Viele unserer Leser kennen ihn wahrscheinlich schon von Fotos unserer Anno Domini-Veranstaltungen und durch seine Publikationen [1] [2] [3].

In line with this year's event, I conducted an interview with an expert on the subject of gangs of robbers. Many of our readers probably already know him from photos of our Anno Domini events and through his publications.

Bernhard Weigl in seiner Rolle auf einer unserer Anno Domini Veranstaltungen in Wackershofen. - Bernhard Weigl in his role at one of our Anno Domini events in Wackershofen. 


André Hanselmann: Hallo lieber Bernhard, heute will ich Dich den Leser vorstellen, weil Du Dich schon intensiv mit dem Thema Räuber beschäftigt hast und das sehr gut zu unserer diesjährigen Veranstaltung in Wackershofen "Anno Domini 1773 - Die Mainhardter Bande" passt [4]. Magst Du Dich kurz vorstellen und uns erzählen wie Du darauf gekommen bist, ein Buch über den Räuber Franz Troglauer [5] zu schreiben? 

Bernhard Weigl: Hallo André, das mache ich natürlich gerne. Also, mein Name ist Bernhard Weigl, ich bin Jahrgang 1969 und von Beruf Fachplaner für Haustechnik für ein Münchener Ingenieurbüro. Ich entwerfe dabei z.B. große Lüftungsanlagen für Industrieprojekte in Berlin, München usw. Das hat also erst einmal nicht viel mit historischen Begebenheiten zu tun. Geschichte ist mein Hobby. Und das praktisch schon von Kindesbeinen an. Während sich andere für Fußball interessiert haben, hat es mich halt ins Museum und später ins Archiv getrieben.

Zum Thema Räuber muss ich etwas ausholen. Mitte der 1990er Jahre hatte ich etwas mehr Zeit als heute. Da hat es mich zur Ortsforschung ins Staatsarchiv in Amberg in der Oberpfalz verschlagen. Nach sehr langen und interessanten Recherchen bin ich ganz unerwartet auf einen Akt über eine Räuberbande gestoßen. Diese Gebrüder Troglauer stammten tatsächlich aus meinem Heimatort. Ich war absolut fasziniert von diesem Thema. Dazu muss man wissen, dass es dort auch eine Ortsgründungssage in Bezug auf einen Räuber gibt. An der Stelle, an der der Flecken steht, soll vor Urzeiten ein Räuber seinen Mantel ausgebreitet haben um die Beute darauf unter seinen Gesellen aufzuteilen. Daraufhin wäre die Obrigkeit herangeeilt und hätte ihn an Ort und Stelle erschlagen. Mit dem Geld auf dem Mantel hätten sie dann den Ort oder die Kirche erbaut. Davon würde der Flecken noch immer seinen Namen tragen. Mein Wohnort heißt tatsächlich Mantel. Die Sage ist natürlich ein absoluter Schmarrn. Trotzdem hat man das bei einem solchen Archivfund immer im Hinterkopf. Jedenfalls bin ich der Spur dieser Räuber und ihres Anführers Franz Troglauer (1754-1801) gefolgt. Die Spuren des Troglauers habe ich in vielen Archiven Nordbayerns gefunden. Zum Beispiel in den Stadt- und Staatsarchiven in Bamberg und Nürnberg. Ich habe über Troglauer und seine Bande ein Buch und mehrere Aufsätze geschrieben und schon 2008 eine Ausstellung zum Thema im Oberpfälzischen Freilandmuseum Neusath-Perschen organisiert. Um ehrlich zu sein, manchmal nervt mich das Thema Troglauer inzwischen und ich brauche dann hin und wieder einmal eine kleine Pause von ihm. Trotzdem ist Troglauer auch der Schlüssel, der mir Zugang zum 18. Jahrhundert und zur historischen Darstellung gewährt hat. Gerade die Geschichte der Unterschicht finde ich dabei besonders interessant.


Eines von Bernhard Weigls Büchern: "Der Galgen ist mein Grab" - One of Bernhard Weigl's books: "Der Galgen ist mein Grab".


André Hanselmann: Hello dear Bernhard, today I want to introduce you to the reader, because you have already dealt intensively with the topic of robbers and it fits in very well with this year's event in Wackershofen "Anno Domini 1773 - The Mainhardter Gang". Could you briefly introduce yourself and tell us how you came up with the idea of ​​writing a book [1] about the robber Franz Troglauer?

Bernhard Weigl: Hello André, of course I like doing that. Well, my name is Bernhard Weigl, I was born in 1969 and by profession I am a specialist planner for building technology for an engineering office in Munich. For example, I design large ventilation systems for industrial projects in Berlin, Munich, etc. So that doesn’t have much to do with historical events at first. History is my hobby. And that practically from an early age. While others were interested in football, it drove me to the museum and later to the archive.

I have to go back a bit on the subject of thieves. In the mid-1990s I had a little more free time than I do today. That's when I ended up doing local research in the State Archives in Amberg in the Upper Palatinate. After very long and interesting research, I unexpectedly came across an act about a gang of robbers. These Troglauer brothers actually came from my hometown. I was absolutely fascinated by this topic. You have to know that there is also a local legend about a robber. In primeval times, a robber is said to have spread out his cloak at the spot where the spot is located in order to divide the booty among his companions. The authorities would then have rushed over and killed him on the spot. With the money on their coats they would have built the place or the church. From that, the patch would still bear its name. My place of residence is actually called Mantel. The legend is of course absolute nonsense. Nevertheless, one always has that in the back of one's mind with such an archive find. In any case, I followed the trail of these robbers and their leader Franz Troglauer (1754-1801). I have found traces of the Troglauer in many archives in northern Bavaria. For example in the city and state archives in Bamberg and Nuremberg. I have written a book and several essays about Troglauer and his gang and in 2008 I organized an exhibition on the subject in the Oberpfälzisches Freilandmuseum Neusath-Perschen. To be honest, sometimes the subject of Troglauer annoys me and I need a little break from him every now and then. Nevertheless, Troglauer is also the key that gave me access to the 18th century and the historical account. I find the history of the lower class particularly interesting.