Samstag, 1. April 2023

Historiker von nebenan/Historians alongside: Bernhard Weigl P. 1

Passend zu unserer diesjährigen Veranstaltung habe ich ein Interview mit einem Experten zum Thema Räuberbanden befragt. Viele unserer Leser kennen ihn wahrscheinlich schon von Fotos unserer Anno Domini-Veranstaltungen und durch seine Publikationen [1] [2] [3].

In line with this year's event, I conducted an interview with an expert on the subject of gangs of robbers. Many of our readers probably already know him from photos of our Anno Domini events and through his publications.

Bernhard Weigl in seiner Rolle auf einer unserer Anno Domini Veranstaltungen in Wackershofen. - Bernhard Weigl in his role at one of our Anno Domini events in Wackershofen. 


André Hanselmann: Hallo lieber Bernhard, heute will ich Dich den Leser vorstellen, weil Du Dich schon intensiv mit dem Thema Räuber beschäftigt hast und das sehr gut zu unserer diesjährigen Veranstaltung in Wackershofen "Anno Domini 1773 - Die Mainhardter Bande" passt [4]. Magst Du Dich kurz vorstellen und uns erzählen wie Du darauf gekommen bist, ein Buch über den Räuber Franz Troglauer [5] zu schreiben? 

Bernhard Weigl: Hallo André, das mache ich natürlich gerne. Also, mein Name ist Bernhard Weigl, ich bin Jahrgang 1969 und von Beruf Fachplaner für Haustechnik für ein Münchener Ingenieurbüro. Ich entwerfe dabei z.B. große Lüftungsanlagen für Industrieprojekte in Berlin, München usw. Das hat also erst einmal nicht viel mit historischen Begebenheiten zu tun. Geschichte ist mein Hobby. Und das praktisch schon von Kindesbeinen an. Während sich andere für Fußball interessiert haben, hat es mich halt ins Museum und später ins Archiv getrieben.

Zum Thema Räuber muss ich etwas ausholen. Mitte der 1990er Jahre hatte ich etwas mehr Zeit als heute. Da hat es mich zur Ortsforschung ins Staatsarchiv in Amberg in der Oberpfalz verschlagen. Nach sehr langen und interessanten Recherchen bin ich ganz unerwartet auf einen Akt über eine Räuberbande gestoßen. Diese Gebrüder Troglauer stammten tatsächlich aus meinem Heimatort. Ich war absolut fasziniert von diesem Thema. Dazu muss man wissen, dass es dort auch eine Ortsgründungssage in Bezug auf einen Räuber gibt. An der Stelle, an der der Flecken steht, soll vor Urzeiten ein Räuber seinen Mantel ausgebreitet haben um die Beute darauf unter seinen Gesellen aufzuteilen. Daraufhin wäre die Obrigkeit herangeeilt und hätte ihn an Ort und Stelle erschlagen. Mit dem Geld auf dem Mantel hätten sie dann den Ort oder die Kirche erbaut. Davon würde der Flecken noch immer seinen Namen tragen. Mein Wohnort heißt tatsächlich Mantel. Die Sage ist natürlich ein absoluter Schmarrn. Trotzdem hat man das bei einem solchen Archivfund immer im Hinterkopf. Jedenfalls bin ich der Spur dieser Räuber und ihres Anführers Franz Troglauer (1754-1801) gefolgt. Die Spuren des Troglauers habe ich in vielen Archiven Nordbayerns gefunden. Zum Beispiel in den Stadt- und Staatsarchiven in Bamberg und Nürnberg. Ich habe über Troglauer und seine Bande ein Buch und mehrere Aufsätze geschrieben und schon 2008 eine Ausstellung zum Thema im Oberpfälzischen Freilandmuseum Neusath-Perschen organisiert. Um ehrlich zu sein, manchmal nervt mich das Thema Troglauer inzwischen und ich brauche dann hin und wieder einmal eine kleine Pause von ihm. Trotzdem ist Troglauer auch der Schlüssel, der mir Zugang zum 18. Jahrhundert und zur historischen Darstellung gewährt hat. Gerade die Geschichte der Unterschicht finde ich dabei besonders interessant.


Eines von Bernhard Weigls Büchern: "Der Galgen ist mein Grab" - One of Bernhard Weigl's books: "Der Galgen ist mein Grab".


André Hanselmann: Hello dear Bernhard, today I want to introduce you to the reader, because you have already dealt intensively with the topic of robbers and it fits in very well with this year's event in Wackershofen "Anno Domini 1773 - The Mainhardter Gang". Could you briefly introduce yourself and tell us how you came up with the idea of ​​writing a book [1] about the robber Franz Troglauer?

Bernhard Weigl: Hello André, of course I like doing that. Well, my name is Bernhard Weigl, I was born in 1969 and by profession I am a specialist planner for building technology for an engineering office in Munich. For example, I design large ventilation systems for industrial projects in Berlin, Munich, etc. So that doesn’t have much to do with historical events at first. History is my hobby. And that practically from an early age. While others were interested in football, it drove me to the museum and later to the archive.

I have to go back a bit on the subject of thieves. In the mid-1990s I had a little more free time than I do today. That's when I ended up doing local research in the State Archives in Amberg in the Upper Palatinate. After very long and interesting research, I unexpectedly came across an act about a gang of robbers. These Troglauer brothers actually came from my hometown. I was absolutely fascinated by this topic. You have to know that there is also a local legend about a robber. In primeval times, a robber is said to have spread out his cloak at the spot where the spot is located in order to divide the booty among his companions. The authorities would then have rushed over and killed him on the spot. With the money on their coats they would have built the place or the church. From that, the patch would still bear its name. My place of residence is actually called Mantel. The legend is of course absolute nonsense. Nevertheless, one always has that in the back of one's mind with such an archive find. In any case, I followed the trail of these robbers and their leader Franz Troglauer (1754-1801). I have found traces of the Troglauer in many archives in northern Bavaria. For example in the city and state archives in Bamberg and Nuremberg. I have written a book and several essays about Troglauer and his gang and in 2008 I organized an exhibition on the subject in the Oberpfälzisches Freilandmuseum Neusath-Perschen. To be honest, sometimes the subject of Troglauer annoys me and I need a little break from him every now and then. Nevertheless, Troglauer is also the key that gave me access to the 18th century and the historical account. I find the history of the lower class particularly interesting.


Das klingt ja wirklich spannend wie das bei Dir gekommen ist. Bei mir war es ja so, dass es auch beinahe schwierig ist sich mit der Gegend rund um Schwäbisch Hall zu beschäftigen ohne auf die Mainhardter Bande zu stoßen. Du sprichst ja das Thema Unterschicht und Räuber an. Würdest Du sagen, dass Räuberbanden ein Phänomen einer Verarmung bestimmter Bevölkerungskreise ist? Ich denke da an die Bockreiter [6] und die Mainhardter Bande, wo ja auch die Bandenmitglieder arme Teufel waren.

B. Weigl: Tatsächlich stammte Franz Troglauer aus einer Weberfamilie. Und diese waren meistens nicht besonders wohlhabend. Trotzdem wäre es zu kurz gegriffen, wenn man aus Ärmlichkeit automatisch Kriminalität schlussfolgern würde. Auch andere Leute waren arm, blieben aber ehrlich. Das hatte vielleicht manchmal auch etwas mit einer gewissen Gottesfurcht in der Bevölkerung zu tun. Gott hatte dafür gesorgt, dass man reich oder arm geboren wurde und das würde dann schon seine Richtigkeit haben. Manche fanden sich damit eben dann auch nicht ab. Zudem weiß man, dass ein hoher Prozentanteil der Bevölkerung (man spricht von 10 Prozent) damals immer unterwegs war. Das waren fahrende Leute, aber auch Kleinhandwerker, die unterm Jahr ihre Sachen als Hausierer verkauften. Übrigens hatte sich auch Troglauer mit seinen Brüdern auf so etwas verlegt. Diese wanderten mit Kleinwaren wie Federbüschen oder Glasvasen aus der Oberpfalz nach Nürnberg und verscherbelten diese dort. Dabei hatten sie natürlich auch Gelegenheit auszukundschaften wo es eventuell etwas zu holen gab. Sie knüpften Kontakte mit gleichgesinnten oder auch mit Wirten, die gestohlene Waren versteckten oder weiterverkauften. Und natürlich macht die Gelegenheit auch den Dieb. Erst vor kurzem bin ich auf einen Zeitungsartikel von 1795 aus Oettingen gestoßen. Da wird berichtet, dass man den Wolfgang Troglauer (Bruder von Franz Troglauer) verhaftet hatte. Dieser hatte in einem Wirtshaus im Reichsstift Kaisheim zwei Damen um ihre Waren erleichtert. In diesem Fall waren das verschiedene Stoffe. Gemeinsam war man den Weg von Augsburg gegangen. Also auch unter den umherziehenden Leuten kam es zu Diebstählen.

That sounds really exciting how that happened to you. For me it was almost difficult to deal with the area around Schwäbisch Hall without bumping into the Mainhardt gang. You bring up the subject of the underclass and robbers. Would you say that gangs of robbers is a phenomenon of impoverishment of certain sections of the population? I'm thinking of the Bockreiter [6] and the Mainhardt gang, where the gang members were poor devils.

B. Weigl: Franz Troglauer actually came from a family of weavers. And these were mostly not particularly wealthy. Nevertheless, it would be short-sighted if one were to automatically infer crime from poverty. Other people were poor too, but remained honest. Maybe that sometimes had something to do with a certain fear of God among the population. God made sure that you were born rich or poor and that would be all right then. Some just didn't come to terms with it. We also know that a high percentage of the population (one speaks of 10 percent) was always on the go. They were traveling people, but also small craftsmen who sold their things as peddlers during the year. Incidentally, Troglauer and his brothers had also resorted to something like this. These migrated to Nuremberg with small goods such as feather bushes or glass vases from the Upper Palatinate and sold them there. Of course, they also had the opportunity to scout out where there might be something to get. They made contacts with like-minded people or with innkeepers who hid or resold stolen goods. And of course, opportunity makes the thief. Only recently I came across a newspaper article from 1795 from Oettingen. It is reported that Wolfgang Troglauer (Franz Troglauer's brother) was arrested. In an inn in the Reichsstift Kaisheim, he had relieved two women of their goods. In this case it was different fabrics. Together they had gone the way from Augsburg. So even among the roving people there were thefts.


 

Bernhard Weigl ist auch im 19. Jahrhundert unterwegs. Hier mit dem von Drais erfundenen 2-Rad. - Bernhard Weigl is active in the 19th century too - here with the invention by Mr. Drais.

Ich hatte auch eine Weile den Eindruck, dass die Räuberbanden in Krisenzeiten aus dem Boden schießen. Man liest ja in den Akten immer wieder zum Beispiel zur Zeit von Kriegen von einer Beunruhigung der Obrigkeit in den Akten. Die Hungersnot in den frühen 1770ern führte ja auch in Hall zu tumultartigen Szenen. Franz Toglauer war ja auch zur Zeit des 1. und 2. Koalitionskrieges aktiv wie auch der berühmtere Schinderhannes. Kann das vielleicht noch wichtiger sein für die Verbreitung des Räuberunwesens?

B. Weigl: Franz Troglauer war bis 1798 „Rädelsführer“ der sogenannten „Fränkischen Diebes- und Räuberbande“. Diese bestand angeblich aus bis zu 180 Personen. Als diese aufflog musste auch er flüchten. Nachdem er zweimal verhaftet wurde, aber wieder entkommen konnte, gründete er seine eigene kleine Bande. Das war anscheinend nicht weiter schwierig. Das Land (in diesem Fall die Oberpfalz und Franken) war voll mit Entwurzelten. Darunter waren wohl auch etliche desertierte Soldaten. Es gibt z.B. auch einen sehr guten Steckbrief von Johann Troglauer, einem weiteren Bruder von Franz. Dieser war sieben Jahre Musketier unter den Pfälzischen Truppen gewesen. An einem Finger fehlte ihm ein Glied, dass er sich beim Exerzieren selbst weggeschossen hatte. Und natürlich war er irgendwann desertiert. Solche Leute waren natürlich auch entsprechend an der Waffe geübt.

Räuber und Diebe gab es in allen Zeiten. in Kriegszeiten war dies aber ein besonders ausgeprägtes Phänomen. Zudem versagte natürlich auch die Strafverfolgung durch die Kleinstaaterei entsprechend. Das besserte sich erst ab dem frühen 19. Jahrhundert. Damit war auch die Zeit der großen Räuberbanden vorbei.


I also had the impression for a while that gangs of robbers spring up all over the place in times of crisis. One reads again and again in the files, for example at times of war, that the authorities were concerned in the files. The famine in the early 1770s also led to tumultuous scenes in Hall. Franz Toglauer was also active at the time of the 1st and 2nd coalition wars, as was the more famous Schinderhannes. Can that be even more important for the spread of the robbers?


B. Weigl: Until 1798, Franz Troglauer was the "ringleader" of the so-called "Franconian gang of thieves and robbers". This allegedly consisted of up to 180 people. When it blew up, he too had to flee. After being arrested twice but escaping, he formed his own small gang. Apparently that wasn't difficult. The country (in this case the Upper Palatinate and Franconia) was full of uprooted people. Among them were probably a number of deserted soldiers. For example, there is a very good profile of Johann Troglauer, another brother of Franz. He had been a musketeer in the Palatinate troops for seven years. He was missing a limb on one finger that he had shot himself off while exercising. And of course he eventually deserted. Of course, such people were trained accordingly with the weapon.

There have always been robbers and thieves. in times of war, however, this was a particularly pronounced phenomenon. In addition, of course, criminal prosecution failed accordingly due to the petty state system. This only improved from the early 19th century. That was the end of the big gangs of robbers.



Ehemalige Soldaten als Räuber kenne ich auch sehr viele aus Steckbriefen oder eben die Bekleidung, die sich aus Uniformstücken zusammensetzen kann. Der völlig abgerissene Räuber ist meines Erachtens in gewisser Hinsicht ein flasches Bild, weil viele Räuber einfach "hauptberuflich" Bauern, Gastwirte oder dergleichen waren und sicherlich nicht besonders "räubermäßig" aussahen. Wie ist das mit dem Bild der am Galgen baumelnden Räuber? In Deiner Publikation zu Franz Troglauer zeigst Du ja viele Galgen. Ich kenne das so, dass viele Delinquenten nicht aufgehangen sondern zur Hinrichtung mit dem Schwert "begnadigt" wurden. Was besagen da Deine Quellen?

B. Weigl: Franz Troglauer endete tatsächlich am Galgen. Das war am 12. Mai 1801 in Amberg. Natürlich gab es je nach schwere und Art der Tat verschiedene Arten der Todesstrafe. Kindsmörderinnen wurden z.B. mit dem Richtschwert geköpft. Besonders drastisch war jedoch das Rädern. Dabei wurden dem Verurteilten die Glieder mit einem schweren Wagenrad gebrochen. Als Strafmilderung konnte der erste Stoß mit dem Rad gegen Kopf oder Hals gehen. Der Delinquent war dann sofort tot und merkte vom Rest nicht mehr viel. Der zerschundene Körper wurde dann auf ein Wagenrad gebunden, das auf einem Pfahl neben dem Galgen aufgestellt wurde. Auf vielen alten Abbildungen können wir solche Räder stehen sehen. Übrigens blieben die Körper tatsächlich oft so lange am Galgen hängen oder mit dem Rad stehen, bis sie von selbst herunterfielen. Dann verscharrte der Scharfrichter die Überreste neben dem Galgen.

Im ausgehenden 18. Jahrhundert sehen wir eine gewisse Humanisierung im Strafrecht. Für Vergehen, für die man einige Jahrzehnte vorher noch mit dem Leben büßen musste, gab es jetzt oft eine Zuchthausstrafe.


I also know a lot of former soldiers as robbers from wanted posters or the clothing, which can be made up of pieces of uniform. In my opinion, the completely torn-down robber is a false image in a certain respect, because many robbers were simply "full-time" farmers, innkeepers or the like and certainly didn't look particularly "robbery". How about the picture of the robbers dangling from the gallows? In your publication on Franz Troglauer you show many gallows. I know that many delinquents were not hanged but "pardoned" to be executed with the sword. What do your sources say?


B. Weigl: Franz Troglauer actually ended up on the gallows. That was on May 12, 1801 in Amberg. Of course, there were different types of capital punishment depending on the seriousness and nature of the offence. For example, female infanticides were beheaded with a sword. However, wheeling was particularly drastic. The condemned man's limbs were broken with a heavy wagon wheel. As a mitigation of punishment, the first wheel hit could be to the head or neck. The delinquent was then dead immediately and didn't notice much of the rest. The battered body was then tied to a wagon wheel, which was placed on a pole by the gallows. We can see such wheels standing on many old pictures. Incidentally, the bodies often remained hanging on the gallows or standing with the wheel until they fell down of their own accord. Then the executioner buried the remains next to the gallows.

At the end of the 18th century we see a certain humanization in criminal law. For offenses for which a few decades earlier you had to pay the price with your life, there was now often a prison sentence.


Ein Modell des Galgens von Burglengenfeld von Bernhard Weigl. - A model of the gallows at Burglengenfeld by Bernhard Weigl.

Apropos Galgen. Nicht nur Franz Troglauer auch viele andere Räuber entkommen immer wieder aus den Kerkern. Ich lese davon auch in den Diebes- und Gaunerlisten. Der Schinderhannes ist abenteuerlich ausgebrochen. Karl Stülpner hatte es hingegen leicht 1785 aus dem Arrest zu entkommen. Waren die Gefängnisse so schlecht gesichert oder die Räuber so geschickt aus der Haft zu entkommen?

 

B. Weigl: Das ist eine gute Frage. In der Troglauer-Geschichte kann nicht nur er selbst mehrere Male aus der Haft entkommen, sondern auch seinen Brüdern gelingt dies ein paar Mal. Sowohl die Zellen, als auch die Wächter scheinen nicht immer die beste Wahl gewesen zu sein. Aus der Haft in Straubing konnte Franz Troglauer z.B. dank eines korrupten Wachmanns entweichen. Als er schließlich zum letzten Mal verhaftet und zur Aburteilung nach Amberg transportiert wurde, richtete man dort eine Zelle extra komplett und sicher her, damit er nicht wieder entkommen konnte.

Abweichend von Deiner Frage möchte ich noch auf ein anderes Thema eingehen. Nämlich auf die Galgen selbst. Dieses Thema hat mich selbst nämlich ziemlich fasziniert. Diese Hochgerichte waren im damaligen Landschaftsbild etwas ganz selbstverständliches. Wer eine Reise mit der Kutsche machte, konnte dies kaum tun, ohne auf der Landstraße an mehreren Exemplaren vorbeizukommen. Heute haben die meisten Leute völlig falsche Vorstellungen vom Aussehen dieser Gerichtsstätten. Diese sind oft durch die Galgendarstellungen in Westernfilmen geprägt. In Wirklichkeit waren dies oft mehrsäulige und aufwändige Bauten. Ein weit verbreitetes Modell war ein gemauertes Rondell mit drei oder vier Säulen. Diese waren untereinander mit Holzbalken verbunden und boten Platz um einige Verurteilte miteinander zu hängen. Für meine letzte Ausstellung habe ich ein kleines Modell angefertigt. So ein Galgen war auch ein Statussymbol für die jeweilige Ortschaft. Je wichtiger eine Stadt war, desto größer durfte auch der Galgen werden. Das ist also ein ganz eigenes und äußerst spannendes Thema, wenn natürlich auch durchaus etwas makaber. In Vorträgen merke ich aber auch immer wieder, dass dies die Zuschauer durchaus genauso fasziniert wie mich selbst.


Speaking of gallows. Not only Franz Troglauer, but also many other robbers escaped from the dungeons again and again. I also read about it in the thieves and crooks lists. The Schinderhannes has broken out adventurously. Karl Stülpner, on the other hand, had an easy time escaping arrest in 1785. Were the prisons so poorly secured or the robbers so adept at escaping from confinement?


B. Weigl: That's a good question. In the Troglauer story, not only is he able to escape from prison several times, his brothers also manage to do so a few times. Both the cells and the guards don't always seem to have been the best choices. Franz Troglauer was able to escape from prison in Straubing, for example, thanks to a corrupt security guard. When he was finally arrested for the last time and transported to Amberg for sentencing, a cell was made completely and securely there so that he could not escape again.


Deviating from your question, I would like to address another topic. Namely on the gallows themselves. I was quite fascinated by this topic myself. These high courts were something completely natural in the landscape of the time. Anyone who made a trip by carriage could hardly do so without passing several specimens on the country road. Today, most people have a completely wrong idea of ​​what these courthouses look like. These are often characterized by the gallows depictions in western films. In reality, these were often multi-column and elaborate structures. A common model was a brick rondel with three or four columns. These were connected to each other with wooden beams and offered space to hang some convicts together. I made a small model for my last exhibition. Such a gallows was also a status symbol for the respective town. The more important a city was, the bigger the gallows could be. So this is a very special and extremely exciting topic, although of course it is a bit macabre. In lectures, however, I notice again and again that this fascinates the audience just as much as I do.



Um diesen Beitrag nicht zu lang zu machen, werdet ihr in einem kommenden Blogpost mehr spannende Diskussion mit Bernhard Weigl und tolle Bilder finden.

To make this posting not too long you will find more interesting discussion with Bernhard and fine pictures in our next blog post.


Fotos: zur Verfügung gestellt von Bernhard Weigl

Text: André Hanselmann & Bernhard Weigl


Notizen / Notes:


1) Bernhard Weigl: "Sehn wir Galg und Räder stehen - Räuber und Gerichtsbarkeit in der Oberpfalz des 18. und frühen 19. Jahrhunderts am Beispiel der Bande des Franz Troglauer" Verlag Books on Demand, Norderstedt, 2022

2) Bernhard Weigl: "Burg Parkstein - Ein Führer durch eine der einstmals wichtigsten Festungen der Oberpfalz" Verlag Eckhard Bodner, Pressath/Oberpfalz, 2014

3) Bernhard Weigl: "Der Tod ist nichts für Deppen - Seltsame Geschichten über noch seltsamere Begegnungen" Verlag Books on Demand, 2020

4) Siehe dazu: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/03/die-bande-vom-mainhardter-wald-gang-of.html

5) Bernhard Weigl: "Der Galgen ist mein Grab – auf den Spuren der Räuberbande des Franz Troglauer durch Oberpfalz und Franken" Verlag Eckhard Bodner, Pressath/Oberpfalz, 2005

6) Auf die ich offengestanden nur durch eine eher mäßige Fernsehserie gestoßen bin. - First I learned about them by a not so good TV-series.

2 Kommentare:

  1. A very fascinating and original story! Thank you for presenting us all this work!

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    1. We will continue maybe in May because we will be in the 17th century for the next weekend.

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