Montag, 18. März 2019

29. Juni 1619/29th of June 1619: Das Gefecht bei Allmerspann – the combat at Allmerspann

29. Juni 1619/29th of June 1619: Das Gefecht bei Allmerspann – The combat at Allmerspann

(English text below cut )

Man muss wahrscheinlich das Gefecht bei Allmerspann in die Riege der eher unbekannten Scharmützel einreihen, die insgesamt den Großteil der Kampfhandlungen des 30-jährigen Krieges ausmachten.

Was wissen wir nun über dieses Gefecht? Mit Bestimmtheit kennen wir das Datum, welches auf den 29. Juni also an „Peter und Pauli“ datiert wurde.
Die zeitgenössische Vossische Zeitung berichtete zwar immer wieder von dem Unionstag in Heilbronn, erwähnt aber keine Truppenbewegungen in der Gegend[1].

Piken des 17. Jahrhunderts, Museum Burg Altena – Pikes from the 17th century, museum Altena castle
Auf hällischer Seite handelte es sich um zahlreiche Landleute. Ob es wirklich 1.000 Männer waren wie Krüger es angibt[2] ist wohl zu bezweifeln. Die Leute kamen allesamt aus der Umgebung von Ilshofen und überwiegend aus den Ämtern Ilshofen und Jenseits der Bühler. Der Rat soll diese Landleute entsprechend einer Quelle ab dem 1. Juni am Riegel – einer Art Schranke an einer Straße  -  bei Allmerspann postiert haben. Ob dies wahr ist, erscheint allerdings zweifelhaft, da die Ratsprotokolle keine solche Entscheidung des Magistrats erwähnen. Die Bewaffnung der Landleute entsprach wahrscheinlich dem, was uns die Musterungen von Gemeinden aus dieser Zeit nahelegt, also überwiegend Schuss- und Stangenwaffen, wobei bei letzteren die Langspieße vorherrschten. Vereinzelt mag es auch Rüstungsteile gegeben haben. Diese Landleute gehörten den sogenannten Landkompanien an. Kommandiert wurden sie scheinbar von einem Hauptmann, der auch als Stadthauptmann bezeichnet wird.


Gegend um Allmerspann und Ilshofen auf einer Karte (Ausschnitt) von 1762 bei Moll – the area of Allmerspann and Ilshofen on a map from 1762 by Moll (Hällisch Fränkisches Museum)

Dienstag, 12. März 2019

1619: Deutschland ein Pulverfass – 1619 Germany a powder keg





1619: Deutschland ein Pulverfass – 1619 Germany a powder keg

Fuhrmann mit Wagen, 1625 - (Hällisch Fränkisches Museum, Schwäbisch Hall) Foto: M. Paulick
Umso näher man sich mit der Zeit beschäftigt, so deutlicher wird einem wie die Gesellschaft blindlings 1619 in den Krieg hinein stolperte. Das Gefecht bei Allmerspann ist dafür ein gutes Beispiel, sowenig greifbares wir auch über dieses Zusammentreffen wissen.

Auf allen Seiten findet man noch im März und April des Jahres Friedensbeteuerungen wie in einer Ausgabe der Vossischen Zeitung (oder damals „Zeitung auß Deutschlandt, Welschlandt, Franckreich, Böhmen, Hungarn, Niederlandt und andern Orten, wöchentlich zusammengetragen“) vom 8. April. Zugleich aber ist von Intrigen die Rede, einer aufgeheizten Stimmung auf beiden Seiten. Hier die Umgebung des Kaisers, dessen General Dampierre die Versammlung der Landstände ausnehmen soll, dort die Landstände, die nicht nur in der Gesellschaft Stimmung gegen den König machen, sondern auch schaffen Nieder- und Oberösterreich auf ihre Seite zu ziehen, die den Spaniern den Durchmarsch verwehren möchten. Die deutschen Fürsten, vor allem die protestantischen sind sich uneins wie sie mit den Aufständischen umgehen sollen. Es wird gemunkelt, dass sich Spanien mit einer Unterstützung Ferdinands im Kampf gegen die Böhmen übernehmen und ein Fiasko wie im „englischen Stadtgraben“ 1588 erleben würde. [1]

Unser Schwäbisch Hall verhält sich da ganz ähnlich. Man dringt zwar auf dem Unionstag auf einen Ausgleich mit dem Kaiser und dass man den Böhmen keinen Beistand leistete[2], aber tritt auch nicht aus der Union aus, obwohl der Kaiser die Auflösung der Union mehrfach befohlen hatte. Während man also nach außen hin einen friedlich Kurs zeigte, erahnte der Rat doch den Kriegsausbruch und beschloss die Anschaffung von neuen Geschützen, Pulver und dergleichen sowie der Anwerbung von ein wenig Reiterei. Zumindest die vom Rat beschlossene Musterung könnte tatsächlich geschehen sein, wie das Beispiel aus Hessental andeutet, das wir schon angeführt haben[3]. Vielleicht weil Einnahmen von etwa 55.000 Gulden allerdings Ausgaben von 73.000 fl. gegenüberstanden[4] mag dieser große Aufwand aufgegeben worden sein.

Schließlich war Hall trotz aller Vorsichtsmaßregeln ab dem Frühjahr 1619 von Truppendurchzügen betroffen, was sich einfach durch die Lage an einer der Hauptmarschrouten erklären lässt (was sich ja auch 1743 dann verhängnisvoll auswirken sollte).
In dem Zusammenhang kam es zum Scharmützel bei Allmerspann, welches von den Quellen wie Riegler[5], Sandel[6] und der Schaufel’schen Chronik[7] völlig unterschiedlich bewertet wurde. So legen Letztere nahe, dass die Stadt gezielt die Durchgänge durch die Heeg, die sogenannten Riegel besetzen ließ, um den Durchzug zu behindern, während Riegler das Zusammentreffen eher als einen Zufall darstellt. Der Rat hat dem Schultheiß von Ilshofen und auch Comburg die Schuld gegeben wie die Ratsprotokolle verdeutlichen[8]. Zu den Auswirkungen und dem Verlauf des Gefechts werde ich noch einen Artikel folgen lassen.

An der Stelle möchte ich Herr Dr. Maisch vom Stadtarchiv Schwäbisch Hall für die Hilfe bei der Recherche zum Jahr 1619 ausdrücklich danken.


Text: André Hanselmann

The more one occupies oneself with the period, the more it becomes clear how society stumbled blind into war in 1619.



There are declarations of peace on all sides to be found in March and April 1619 for example in the “Vossische Zeitung” (the newspaper was named back then “Zeitung auß Deutschlandt, Welschlandt, Franckreich, Böhmen, Hungarn, Niederlandt und andern Orten, wöchentlich zusammengetragen” – “News from Germany, Southern Europe, France, Bohemia, Hungaria, the Netherlands and other places collected weekly”) from April 8th. Contemporaneous however there are rumors about intrigues and a heated atmosphere from both sides. Here the entourage of the emperor, whose general Dampierre (1580-1620) should capture the assembly of the gentry (Landstände) and there the assembly at Prague which not only wanted to turn the mood against the king, but also made the parliaments of Upper- and Lower Austria to refuse the walkover by the Spanish troops. The German princes especially the protestant were not sure how to deal with the rebels. There were rumors that Spain would undertake too much to reinforce Ferdinand’s fight against the Bohemians and that it could result in a disaster like in the “English moat” in 1588.