Montag, 13. Mai 2024

Ein paar neue Reiter - Some new cavalry

Ich habe mich in den letzten Wochen etwas zurück gehalten nachdem ich für unsere Kampagne mit Honours of War [1] einige Österreicher für den Polnischen Thronfolgekrieg bemalt hatte [2]. Dann sind mir ein paar Figuren aufgefallen, die ich noch in meiner Sammlung gefunden habe. Ich hatte ja schon einige Spielberichte hier vorgestellt, wenn ich für kleinere Scharmützel Pikeman's Lament [3] verwendet habe. Besonders überraschend fand ich ein Vorgefecht der Schlacht bei Stadtlohn [4].

(photo: André Hanselmann)

 

I've been holding back a bit in the last few weeks after painting some Austrians for the War of the Polish Succession for our Honours of War [1] campaign [2]. Then I noticed a few figures that I still found in my collection. I have already presented some game reports here when I used Pikeman's Lament [3] for smaller skirmishes. I found a preliminary encounter to the Battle of Stadtlohn [4] particularly surprising.

(photo: André Hanselmann)

Donnerstag, 2. Mai 2024

Historiker von nebenan/historians alongside: Daniel Klotz P2

Hier geht das Interview auch inhaltlich anschließend mit Daniel Klotz weiter.

We continue with the interview with Daniel Klotz.

Auch das Tragen von Wasser kann zum Dienst eines Musketiers gehören. - To carry water can be part of the service of a musketeer. (photo: Michael Leyendecker, 2024)


André Hanselmann: Die Frage ist aber auch, da Du das Thema praktisch ansprichst [1] wie es denn um die Disziplin im 17. Jahrhundert bestellt war? Ich denke da an das eine Duell von Jan von Werth [2], als ein ihm unterstellter Offizier ihn auf einer Kommandositzung angreift. Wir reden immer wieder von desertierenden Söldnern [das allerdings bis weit ins 18. Jh.], Insubordinationen, Amtsanmaßungen usw.. Manchmal finden wir harsche Bestrafungen und häufig aber auch eine große Nachsicht gegenüber Verhalten, das ein Jahrhundert später mit Haft oder gar Hinrichtung geendet hätte.

Daniel Klotz: Das ist wirklich eine gute Frage. Die Artikelbriefe (das Kriegsrecht) liefern eine Menge Gesetze (in den Bayerischen Artikelbriefen 72 Gesetze für den Infanteristen), wie sich die Soldaten zu verhalten haben, was alles verboten ist und welche Strafen bei Zuwiderhandlung drohen. Wie Du aber schon erwähnt hast, gibt es viele zeitgenössische Quellen, die belegen, dass diese Gesetze - auch von hohen Offizieren - gebrochen wurden. Ich habe oft den Eindruck, dass vieles toleriert wurde, solange es dem Offizier keine Probleme oder persönlichen Nachteile brachte. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Strafen einfach weniger gut dokumentiert sind als ein Jahrhundert später bzw. die Dokumentation der Strafen heute nicht so bekannt ist. Es gibt z. B. zwei Musterungslisten der Kompanien Hammer und Linck aus den Jahren 1622/23, in denen eine ganze Reihe von Strafen für die verschiedensten Vergehen der Soldaten dokumentiert sind [3]. Das reicht von Beleidigungen über kleine Wirtshausraufereien bis hin zum Erstechen eines Militärmetzgers bei einer Schlägerei.

Fähndrich und Sergeant an der Spitze einer Truppe Pikeniere. - The ensign and the sergeant at the head of a group of pike. (photo: Michael Leyendecker 2024)


André Hanselmann: But the question is also, since you address the topic practically [1] what was the state of discipline in the 17th century? I'm thinking of Jan von Werth's one duel [2] when an officer subordinate to him attacked him at a command meeting. We always talk about deserting mercenaries [this continued well into the 18th century], insubordination, presumption of office, etc. Sometimes we find harsh punishments and often a great deal of leniency towards behavior that ended in imprisonment or even execution a century later would have.

Daniel Klotz: That's a really good question. The Article Letters (the law of war) provide a lot of laws (in the Bavarian Article Letters 72 laws for the infantryman), how the soldiers should behave, what is forbidden and what punishments there are for violations. But as you already mentioned, there are many contemporary sources that prove that these laws were broken - even by high-ranking officers. I often have the impression that a lot of things were tolerated as long as they didn't cause any problems or personal disadvantages for the officer. But I can also well imagine that the punishments are simply less well documented than they were a century later or that the documentation of the punishments is not as well known today. There is e.g. B. two muster lists from the Hammer and Linck companies from 1622/23, in which a whole series of punishments for a wide variety of soldiers' offenses are documented [3]. This ranges from insults to small bar fights to the stabbing of a military butcher in a fight.

Kartenspielen war im Dreißigjährigen Krieg oft Anlass für Streitigkeiten. Hier sieht man ihn und eine Marketenderin vor unserem Wirtshaus im Jahre 1622. - Card games often were an ocassion for trouble during the TYW- Here you can see him with a sutler in front of our inn in the year 1622. (photo: Ulf Dahm, 2022)



Daniel hier inmitten weiterer Pikeniere. Vor allem die Pike spielte als Nahkampfwaffe im Dreißigjährigen Krieg noch eine wichtige Rolle. - Daniel in the midst of other pikemen. The pike still played an important role with other close combat weapons during the TYW. (photo: Ellie Wout)

A. Hanselmann: Um beim Militärischen zu bleiben. Ich kann mich daran erinnern, dass früher bedingt durch Grimmelshausens Aussage in seinem "Springinsfeld" über den Pikenier als Unschuldigen, der keiner Fliege was zu Leibe tut [4], die Ansicht kursierte, dass Nahkampfwaffen im Dreißigjährigen Krieg kaum noch eine Rolle spielten. Neuere Forschung wie die Untersuchung der Leichen vom Schlachtfeld von Wittstock [5] vermitteln einen anderen Eindruck [6]. Dr. Stefan Mäder hat in seinem Vortrag in Breisach die hohe Bedeutung der Waffen wie Pike und Stichwaffen untermauert [7]. Was ist Dein Eindruck auch durch Deinen Fokus auf das Thema als Pikenier? Der Einsatz des Spießes gegen gegnerisches Fußvolk ist doch nicht nur durch zeitgenössische Darstellungen [8] deutlich dokumentiert oder nicht?

D. Klotz: Die Aussage Grimmelshausens über die Pikeniere im „Springinsfeld“ scheint mir sehr übertrieben, um zu zeigen, dass das Leben eines Pikeniers nicht gerade leicht war. Immerhin musste er eine Rüstung und einen langen Spieß tragen. Außerdem ist so ein Pikenier allein ziemlich wirkungslos und hat nur in einer größeren Einheit einen wirklichen Kampfwert. Grimmelshausen vergleicht den Pikenier auch mit dem Musketier, den er als „wohlgeplagte, arme Kreatur“ bezeichnet. Das zeigt, dass er wohl ganz allgemein das harte Leben als Soldat - egal welcher Truppengattung - schildert. Wie Du richtig sagst, gibt es zahlreiche Belege für den Einsatz der Pike als Offensivwaffe gegen feindliches Fußvolk und nicht nur als Defensivwaffe gegen die Kavallerie. Ein Beispiel dafür sind die zahlreichen Schlachtendarstellungen und -beschreibungen von Merian oder Snayers. Auch in meiner Reenactment-Erfahrung als Pikenier macht der Einsatz gegen Fußvolk durchaus Sinn. Die Pike kann in der Masse eine sehr effektive Waffe sein. Vor allem bei Kräfteungleichgewichten zwischen angreifenden Pikenhaufen oder bei Flankenangriffen zeigen die Pikeniere, wie wertvoll sie auf dem Schlachtfeld sein können. Man muss aber auch bedenken, dass wir Schlachten heute anders darstellen, als sie wirklich waren. Beispielsweise haben wir heute nur selten Kavallerie auf dem Schlachtfeld, weshalb die Pikeniere ganz anders agieren können und müssen, als dies im Dreißigjährigen Krieg der Fall war.


Seite an Seite unter den spanischen Pikeniere. Man beachte die verschiedenen Helmformen und verschiedenen Rüstungen. - Side by side with Spanish pikemen. Please note the different forms of helmets and different armour.