Die Schlacht bei Freiburg 1644 Vorgeschichte, Teil 1 / The battle of Freiburg in 1644, time before the battle, part 1
Die Schlacht bei Freiburg liegt sozusagen vor unserer Haustür. Statt noch 23 Jahre zu warten, habe ich mir vorgenommen meinen Lesern dieses Jahr das Schlachtfeld vorzustellen. Ich habe an verschiedenen Tagen die einzelnen Abschnitte des Schachtfelds besichtigt beziehungsweise von weitem fotographiert. Die Idee dahinter ist auch zum einen ein bisschen die Darstellung vor allem der Topographie wie sie uns "Kings and Generals" in ihrem ansonsten ausgezeichneten Video zu korrigieren[1] und zum anderen das Schlachtfeld zu dokumentien wie es heute noch existiert. Denn große Teile wurden allein schon in den letzten 10-15 Jahren überbaut, was insbesondere das Mühlbachtal/Hexental bei Merzhausen aber auch die Gegenden von Schallstadt-Wolfenweiler und Ebringen anbelangt.
An der Stelle will ich gleich einmal um Verzeihung bitten, weil etliche Bilder an einem nebeligen Januartag entstanden sind.
Insgesamt wird dem Dreißigjährigen Krieg auch infolge des 400. Jahrestages des Kriegsausbruchs zusehends mehr Bedeutung gezollt, was auch durch umfangreiche Publikationen verdeutlicht wird[2][3]. Für Freiburg steht der Dreißigjährige Krieg nach einer Weile in welcher die Stadt nicht im Fokus militärischer Ereignisse stand am Beginn von einem "Jahrhundert der Kriege" wie es Peter Kalchthaler nennt[4].
Im März 1638 war die Stadt in schwedische das heißt weimarische Hände gefallen. Am 11. April 1638 zog Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar in die Stadt ein. Auch nach dem Tod des Herzogs blieb die Stadt in schwedisch-französischer Hand. So ließ der Kommandant Karnofski die Bürger die Treue auf König Louis XIII schwören[5].
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Freiburg auf der Darstellung von Matthäus Merian, 1643. Man beachte links an der Stadtmauer eine der wenigen moderneren Geschützstellungen. Rechts mittig sieht man schon Häuser des Dorfes Adelhausen, welches nahe am Schlierberg lag. - Freiburg on the picture by Matthäus Merian from 1643. Please notice that at the left at the city wall are some of the few more modern artillery positions. At the right are the first houses of the Adelhausen village which was situated next to the Schlierberg.
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The battle of Freiburg is, so to speak, on our doorstep. Instead of waiting 23 years, I have decided to introduce my readers to the battlefield this year. On different days I visited the individual sections of the battlefield or took photos from a distance. The idea behind it is, on the one hand, a bit of depicting the topography which was on the "Kings and Generals"-chanel not correct in their otherwise excellent video [1] and on the other hand, to document the battlefield as it still exists today. Because large parts were built over in the last 10-15 years, especially in the Mühlenbachtal/Hexental near Merzhausen but also in the areas of Schallstadt-Wolfenweiler and Ebringen.
At this point I want to ask for your forgiveness, because quite a few pictures were taken on a foggy January day.
Overall, the Thirty Years' War is becoming increasingly important as a result of the 400th anniversary of the outbreak of war, which is also illustrated by extensive publications [2] [3]. For Freiburg, the Thirty Years' War stands after a while in which the city was not the focus of military events at the beginning of a "century of wars" as Peter Kalchthaler calls it [4].
In March 1638 the town fell into Swedish, that is, Weimar hands. On April 11, 1638, Duke Bernhard von Sachsen-Weimar moved into the city. Even after the Duke's death, the city remained in Swedish-French hands. So the commandant Karnofski made the citizens swear allegiance to King Louis XIII [5].
Die Heere
Der eigentlichen Schlacht Anfang August 1644 war die Einnahme Freiburgs durch Feldmarschall Mercy voraus gegangen. Mercy (1597-1645) war mit einem "wohlgerüsteten und gut ausgebildeten Heer" gesegnet, das Anfang 1644 aus 9.927 Mann Fußvolk in 11 Regimentern und 9.713 Mann Reiterei in vier Kürassier-, 3 Arkebusier und 2 Dragonerregimentern bestand[6]. Mit 26 Geschützen war der bayerische Artilleriepark unter Generalzeugmeister von Vehlen [7] der Größe der Armee angemessen.
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Kürassierhelm aus dem 17. Jahrhundert (Museum Saalfeld). Mercy verfügte über die Kürassierregimenter Mercy, Gayling, Alt Kolb und Lapierre. - Helmet of cuirassiers from the 17th century (collection of the museum of Saalfeld). Mercy had the cuirassier regiments: Mercy, Gayling, Alt Kolb and Lapierre.
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Die beiden wesentlichen Armeen der Franzosen unterstanden den Marschällen Turenne und Enghien. Der damals noch junge aber schon recht kriegserfahrene Turenne (1611-1675) hatte in seiner "Armée d'Allemagne" nur etwa 10.000 Mann. Dieses Heer war ebenso wie das unter Franz von Mercy mit 5.000 Berittenen anteilig sehr stark mit Kavallerie besetzt[8], was allerdings für die Spätphase des 30-jährigen Krieges auch recht typisch ist. Wenngleich dieses Heer sehr klein war und nach Maßstäben des 18. Jh. beispielsweise nicht mehr als ein schwaches Korps gewesen wäre, konnte Turenne dafür auf besonders kampferprobte Veteranen der Truppen des Herzogs von Sachsen-Weimar vertrauen, welche in die französische Armee aufgegangen waren.
Der blutjunge Prince d'Enghien (1621-1686) verfügte mit seiner "Armée de France" über eine gleich große Truppe wie Turenne, die allerdings vollkommen anders zusammen gesetzt war und nur 3 Regimenter Kavallerie in Stärke von 4.000 Reitern und stattdessen 9 Regimentern Infanterie umfasste[9].
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Kürassiere links und Arkebusiere rechts des Dreißigjährigen Krieges aus meiner Figurensammlung. - Cuirassiers at the left and harquebusiers at the right from my collection of miniatures.
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The armies
The actual battle at the beginning of August 1644 was preceded by the capture of Freiburg by Field Marshal Mercy. Mercy (1597-1645) was blessed with a "well-armed and well-trained army" which at the beginning of 1644 consisted of 9,927 infantry in 11 regiments and 9,713 cavalry in four cuirassier, 3 arquebusier and 2 dragoon regiments [6]. With 26 guns, the Bavarian artillery park under Generalzeugmeister von Vehlen [7] was appropriate to the size of the army.
The two main armies of the French were under command of the marshals Turenne and Enghien. Turenne (1611-1675), who was then still young but already experienced in the war, only had about 10,000 men in his "Armée d'Allemagne". This army, like the one under Franz von Mercy with 5,000 mounted men, was partly very heavily manned with cavalry [8], which, however, is quite typical for the late phase of the Thirty Years' War. Although this army was very small and, by the standards of the 18th century, would not have been more than a weak corps, Turenne could rely on the particularly battle-tested veterans of the Duke of Saxe-Weimar's troops, who had been absorbed into the French army.
The very young Prince d'Enghien (1621-1686) had with his "Armée de France" a force of the same size as Turenne, which was composed completely differently and comprised only 3 regiments of cavalry with a strength of 4,000 riders and instead 9 regiments of infantry [9].
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Ungefähre Lage der beiden Heere Anfang bis Ende Juli. Rot eingezeichnet beruhend auf der zeitgenössischen Darstellung der Schlacht die Verschanzungen der Bayern unter Mercy (Karte von André Hanselmann). - |
Approximate location of the two armies in early to late July. The entrenchments of Bavaria under Mercy are drawn in red based on the contemporary depiction of the battle (map by André Hanselmann).
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Die Stellungen von Turennes "Armée d'Allemagne" und Mercys "Chur-Bayerische-Reichs-Armada" Anfang Juli 1644 (Foto Januar 2021 von André Hanselmann). - The positions of Turenne's "Armée d'Allemagne" and Mercy's "Chur-Bayerische-Reichs-Armada" at the beginning of July 1644 (photo from January 2021 by André Hanselmann).
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Lage vor der Schlacht
Der Maréchal d'Enghien sollte gegebenenfalls Turenne oder Orléans Armee in Flandern unterstützen. Da aber Turenne mit seinem Heer ab dem 1. Juli 1644 praktisch tatenlos vom Batzenberg bei Schallstadt aus der Belagerung Freiburgs durch Mercy zusah[10], war für Karnofski im Grunde die Lage verzweifelt. Es kam immerhin bei St. Georgen (heute Freiburg) und Wolfenweiler zu ein paar Gefechten. Am 24. Juli nahm Turenne sogar seine Truppen bis nach Krozingen zurück. Enghien - vielleicht auch getäuscht durch Turennes beschönigende Berichterstattung - begann am 22. Juli den Aufbruch von Sedan zum Entsatz von Freiburg. Was Enghien auf seinem Marsch nicht wissen konnte war, dass Karnofski unterdessen nachdem die Bayern mehrere Breschen in die mittelalterliche, auf jeden Fall nicht dem Stand der Militärtechnik entsprechende Stadtmauer geschossen hatten bereits am 27. Juli die weiße Fahne hisste. Als Enghien bei Zabern im Elsass am 29. Juli eintraf, hatte schon einen Tag zuvor der Kommandant von Freiburg die Stadt mit Accord übergeben[11].