Die Darstellung der Belagerung UND der Schlacht von 1644 durch Matthäus Merian. - The picture of the siege AND the battle of 1644 by Matthäus Merian. (Ausschnitt/ Detail) |
Nachdem der französische Kriegsrat am 2. August in Breisach dem Angriffsplan zugestimmt hatte, begaben sich am Morgen des 3. August 1644 die Kommandeure Turenne und Enghien Richtung Schönberg, um nochmal Details zu besprechen. Doch nun war Enghien schockiert, denn Mercy hatte seine Bergstellung unterdessen ausgebaut und Bäume fällen lassen. Zu einer völligen Änderung des Schlachtplans war es zu spät. Die beiden französischen Armeen erhielten den Befehl zu Aufbruch aus dem Lager bei Krozingen.
Turenne musste den Höhenzug des Hohfirst und Schönberg umgehen. - Turenne had to move around the heights of the Hohfirst and Schönberg. |
Turenne greift an
Turenne durchschritt das Hexental. Der Maréchal de Camp Roquesevière kommandierte die Vorhut. Der Vormarsch auf der schlecht erhaltenen Straße erwies sich als schwierig. Man brauchte für die nur zwölf Kilometer nach Wittnau bis 16 Uhr Nachmittag! Und zu dem Zeitpunkt kam dort auch erst die Vorhut an. Die zwangsverpflichteten Bauern mussten den Weg frei schlagen.
Nahe Au traf die Vorhut auf das bayerische Regiment Rouyer, welches Mercy dorthin gelegt hatte nachdem er von Einheimischen vom Vordringen der Franzosen erfahren hatte. Der Ort dieses Kampfes ist recht umstritten. Bei Merian hat man den Eindruck, dass der Kampf in der Talsohle stattfand, wo also die Hauptstraße durchs Mühlbachtal verlief. Ich folge hingegen Schauflers Annahme, dass der Kampf etwas oberhalb zwischen Au und Merzhausen an einer Weggabelung stattfand, wo ein Weg westlich zum heutigen Jesuitenschloss und östlich nach Merzhausen hinab führt[7].
Das Gelände südlich dem heutigen Jesuitenschloss. - The terrain looked southwards near the Jesuitenschloss. (Foto: W. Hanselmann, 2003) |
Man kann sich hier an der Stelle freilich fragen woher Mercy im Vorhinein gewusst haben will, dass Turenne seine Vorhut oberhalb am östlichen Schönberghang entlang schicken würde[8]. Denn die Anlage der fünf Wegsperren muss ja von langer Hand geschehen sein. Wenn diese für den Moment unüberwindlich sein sollen und nicht etwa in 1-2 Minuten wegzuräumen, braucht man auch einiges an Zeit[9]. Andererseits ist ja auch nicht sicher, ob nicht solche Wegsperren einfach an allen Straßen und Wegen errichtet wurden und man beim Eintreffen von Roquesevière einfach am angegriffenen Punkt das Regiment zusammen zog.
Schaufler betont allerdings, Mercy habe das Regiment vom Gaishof (heute Jesuitenschlössle) an den Waldrand bei der Weggabelung vorgeschoben - das würde eher darauf hindeuten, dass Mercy von vornherein wusste, dass Turenne diesen Weg nehmen würde. Das offenbar extrem langsame Vorgehen von Turennes Kolonne mag Mercy in jedem Fall in die Karten gespielt haben.
Das Regiment Rouyer schaffte es den Wald mit dem Weg lange genug zu halten bis Mercy selbst mit den Infanterieregimentern Fugger, Gold, Miehr und Mercy sowie einigen Kürassieren herbei kam, um hinter dem Wald auf einer Lichtung eine zweite Verteidigungslinie einzurichten. Roqueservière gelang schließlich die Umgehung der Hindernisse im Wald; der Maréchal de Camp persönlich wurde bei den Kämpfen tödlich verwundet.
Turennes Vormarsch steckte somit fest, denn nun blockierten starke bayerische Kräfte den Weg nachdem das Regiment Rouyer von Mercy nach Merzhausen geschickt wurde, um eine Umgehung durch das tief eingeschnittene Tal zu verhindern[10].
Was für die Kämpfe in dem Terrain bei dem heutigen Jesuitenschloss spricht ist, dass das Gelände dort relativ eben und für Kavallerie recht gut geeignet ist - selbst wenn die Vegetation damals anders aussah. Es werden ja auch Kürassiere erwähnt. Im engen Tal zwischen Merzhausen und Au wäre ein solcher Kampf mit zahlreichen Infanterieregimentern, selbst wenn diese damals sehr klein waren, undenkbar.
Turenne musste zu dem Zeitpunkt realisieren, dass eine Überrumpelung Mercys gescheitert war. Dennoch blieb ihm nichts anderes als dem Plan weiter zu folgen, da eine weitere Bewegung noch mehr Zeit gekostet hätte.
Seine erfahrene "deutsche Brigade" mit den Fußregimentern Hatstein, Bernhold und Schmidtberg erhielt dementsprechend gegen 17 Uhr nachdem sie aus der Deckung der Bäume heraus die Bayern unter Feuer genommen hatten den Befehl zum Sturmangriff auf die Lichtung hinaus. Doch ihr Angriff brach zusammen. Die bayerischen Kürassiere bekamen Gelegenheit einzuhauen. Turenne sah sich trotz der hohen Verluste dazu gezwungen die Angriffe auch mit den nachrückenden Fußtruppen immer wieder zu erneuern, so dass bis 4 Uhr früh am folgenden 4. August gekämpft wurde ohne einen Durchbruch zu erreichen.
Turenne muss frustriert gewesen sein. Seine Verluste waren mit 1.400 bis 1.600 Mann insbesondere wenn man die geringe Größe seiner "Armée" betrachtet enorm. Die Bayern hatten - offenbar stets in guten Stellungen kämpfend - nur ein paar hundert Mann verloren[11].
Die Verluste machen mich ein bisschen stutzig. Nirgends ist etwas von Verschanzungen die Rede. Im Gegenteil: die Franzosen können aus dem Wald heraus angreifen und eine Lichtung beschießen. Die Bayern standen also im Freien und die Franzosen konnten, wenn sie nicht gerade stürmten, aus der Deckung heraus agieren. Vielleicht gab es aber doch Bodenwellen oder ähnliches auf Seiten der Bayern, was die ungleichen Verluste erklären würde. Obendrein konnte erfolgreich verfolgende schwere Reiterei einiges an Wirkung erzielen.
Detlef Vogel hat die Verortung der Kämpfe bei Merzhausen ganz anders vorgenommen[12].
Musketiere des 30-jährigen Krieges - auf einer unserer Landleben Veranstaltungen. - Musketeers of the 30-years-war - at one of our "Landleben" events. (Foto: Stefan Winter, 2019) |
Turenne attacks
Turenne crossed the Witches Valley The Maréchal de Camp Roquesevière commanded the vanguard. The advance on the poorly preserved road proved difficult. It took until 4 p.m. for the twelve kilometers to Wittnau! And that's when the vanguard got there. The compulsory farmers had to clear the way.
Near Au the vanguard met the Bavarian regiment Rouyer, which Mercy had placed there after he had learned from the locals of the advance of the French. The place of this fight is quite controversial. At Merian you get the impression that the fight took place in the valley floor, where the main road ran through the Mühlbachtal. On the other hand, I follow Schaufler's assumption that the fight took place a little above between Au and Merzhausen at a fork in the road where a path leads west to the present-day Jesuit castle and east to Merzhausen [7].
One can of course ask at this point how Mercy would have known in advance that Turenne would send his vanguard above the eastern slopes of Schönberg[8]. Because the installation of the five roadblocks must have been done a long time ago. If these are to be insurmountable for the moment and not to be cleared away in about 1-2 minutes, you also need some time [9]. On the other hand, it is also not certain whether such roadblocks were not simply erected on all streets and paths and when the arrival of Roquesevière the regiment was simply drawn together at the attacked point that Turenne would take this route. The apparently extremely slow approach of Turenne's column may in any case have played into Mercy's cards.
Schaufler emphasizes, however, that Mercy had pushed the regiment from the Gaishof (today Jesuitenschlössle) to the edge of the forest at the fork in the road - that would rather suggest that Mercy knew from the start that Turenne would take this route. The apparently extremely slow approach of Turenne's column may in any case have played into Mercy's cards.
The regiment Rouyer managed to hold the forest with the path long enough until Mercy himself with the infantry regiments Fugger, Gold, Miehr and Mercy as well as some cuirassiers came over to set up a second line of defense in a clearing behind the forest. Roqueservière finally managed to bypass the obstacles in the forest; the Maréchal de Camp himself was fatally wounded in the fighting.
Turenne's advance was stuck, because strong Bavarian forces blocked the way after the regiment Rouyer was sent from Mercy to Merzhausen to prevent a bypass through the deeply cut valley [10].
What speaks for the fighting in the terrain at today's Jesuit castle is that the terrain there is relatively flat and quite suitable for cavalry - even if the vegetation looked different back then. Cuirassiers are also mentioned. In the narrow valley between Merzhausen and Au, such a fight with numerous infantry regiments, even if these were very small at the time, would be unthinkable.
Turenne had to realize at the time that Mercy's surprise had failed. Still, there was nothing left for him to do but continue with the plan, as further movement would have cost even more time. His experienced "German Brigade" with the foot regiments Hatstein, Bernhold and Schmidtberg received the order to attack the clearing around 5 p.m. after they had taken the Bavarians under fire from the cover of the trees. But their attack collapsed. The Bavarian cuirassiers were given the opportunity to cut. Despite the high casualties, Turenne was forced to renew the attacks again and again with the advancing foot troops, so that the fighting continued until 4 a.m. on the following August 4th without reaching a breakthrough.
Turenne must have been frustrated. His losses were enormous, with 1,400 to 1,600 men, especially if you consider the small size of his "Armée". The Bavarians had - apparently always fighting in good positions - only lost a few hundred men [11].
The losses make me a little puzzled. There is no mention of entrenchments anywhere. On the contrary: the French can attack from the forest and shoot at a clearing. The Bavarians were therefore in the open and the French could, if they were not storming, act from cover. Maybe there were bumps or something similar on the part of Bayern, which would explain the unequal losses. On top of that, heavy cavalry in pursuit of success could achieve some effect.
Detlef Vogel took a very different approach to locating the fighting near Merzhausen [12].
Text: André Hanselmann
Fotos: Cecilia Hanselmann, André Hanselmann, Wolf Hanselmann, Stefan Winter
1) Joseph Diel (u.a.): „Stadt und Festung Freiburg“ Band „Karten und Pläne“, Stadtarchiv und Universitätsbibliothek Freiburg, Freiburg, 1988, S. 40-46
2) Schaufler: "Die Schlacht bei Freiburg im Breisgau 1644" S. 73, 81, 84, 90
3) Detlef Vogel: "Die Belagerungen Freiburgs i. Br. während des 17. und 18. Jahrhunderts" in "Stadt und Festung Freiburg" Aufsätze zur Geschichte der Stadtbefestigung, Stadtarchiv Freiburg, Freiburg, 1988, S. 44
4) Goubaut: "Plan des trois combats de Fribourg, donnés le 3, le 5, et le 9 Aout 1644" in Vogler: "Die Belagerungen Freiburgs i. Br. ..." S. 46
4) Dr. Sabine Eickhoff (u.a.): "1636 - Ihre letzte Schlacht" Theiss, 2012
5) siehe hier: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2021/02/schlacht-bei-freiburg-1644-teil-1.html
6) Schaufler S. 65
7) Schaufler: S. 83
8) Mercy hatte für sich, dass die Freiburger Burg seit dem Fall von Freiburg in seiner Hand war. Doch kann man auch von der Burg aus das Mühlbachtal nicht wirklich gut einsehen, was ich durch eigene Anschauung festgestellt habe. - Mercy had some advantage as he had the castle of Freiburg in his hands. However it's not possible to see much from the castle into the Mühlbachtal, which I realized myself.
9) Wir haben ja selbst einen "Riegel" auf einer unserer Veranstaltungen gebaut: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2019/04/landleben-1619-die-kaiserlichen-kommen.html
10) Schaufler S. 84
11) ebenda S. 86
12) Vogel S. 44
This is another fine installment of your battlefield explorations. I enjoyed your photos and analysis of troop movements very much.
AntwortenLöschenThe next posting will be a lot more detailed as there is a lot more known in detail about Enghien's sector. Thank you for your comment.
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