Freitag, 5. Februar 2021

Die Hinterlassenschaft des Grabenreiters Johann Wilhelm Hartmann

Johann Wilhelm Hartmann war Grabenreiter (Funktionsträger) im Amt Rosengarten und Bürger von Schwäbisch Hall[1]. Zum Thema Grabenreiter haben wir bereits einiges berichtet[2]. Der Besitz des Grabenreiters Hartmann war ziemlich bedeutend. Seine "Behausung" allein hatte schon einen Wert von 700 Gulden. Seine Witwe Albertina Regina erhält neben seinen Kindern eine beträchtliche Hinterlassenschaft.

An weiblichen Kleidern, wohl aus Hartmanns erster Ehe hinterließ Hartmann laut "Actum: 26. Juni 1766" folgendes:

Porträt einer Unbekannten. 18. Jahrhundert. (Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall)


 

Weibl. Kleider

1 roth estoffen Mieder mit weißen Blumen 2fl. 20ß
1 wollen damasten blaues dito 1fl. 15ß
1 blau gestreift baumwollen Rock 2fl. 7ß 6hl.
1 hell zizen Küttele mit.....
1 blau gestreift baumwollen alten Rock 22ß 6hl.
1 hell zizen Camisöhle 28ß
1 violet cottonen dito mit Schiffermel 1fl. 10ß
1 halb Seidenzeuchen Camisöhle 1fl.
1 weiß baumwollen dito 1fl.
1 schwarz und weiß cottonen dito 20ß
1 alt cottonen dito 7ß 6hl.
1 cottonen gegittert dito 10ß
1 abgenähet cottonen Leible 1 fl.
1 altes dito 7ß 6hl.
1 violett cottonen Schurz 1 fl.
1 dito 26ß
1 schwarz und weiß zizennen dito 2fl.
1 blaugestreift baumwollen dito 22ß 6hl.
1 blau gedrückten dito 10ß
1 neu Hembd 26ß
5 dito à 10ß  1fl. 20ß
3 dito à 5ß  15ß
7 paar baumwollene Strümpf 1fl. 22ß
5 paar baumwollene Strümpf 1fl.
2 paar à 5ß
3 paar baumwollene Handschue 15ß
3 paar wollene dito à 4ß  12ß
1 röthlich Flor Halstüchle 15ß
1 schwarz genehet dito 1fl. 15ß
1 violette Samthauben mit Gold 4fl.
1 dito mit Silber 2fl. 15ß
1 alte Goldgestickte Hauben 1fl. 22ß 6hl
1 roth Estoffene Hauben mit Gold 3fl.
1 blau damastene mit Silber 1fl. 22ß 6hl
1 aschfarbene dito mit Gold 25ß
1 estoffene Hauben mit Gold 15ß
1 aschfarb Chagrinene dito 10ß
1 Cammer tüchene dito 15ß
3 weiße Flor Hauben à 15ß 1fl. 15ß
1 blau brochierte taffet Haube 15ß
4 Lauter tüchene dito à 10ß
3 weiße baechetene dito à 7ß 6hl.   22ß 6 hl
4 alte dito à 3ß   12ß
3 weiße abgenähte dito   22ß 6hl
1 paar lautertüchene Manchetten 15ß
1 paar alte 6ß
1 paar dito gegittert 10ß
1 paar geblümte dito 6ß
2 paar lauter tüchene dito 12ß
2 paar Manchetten Ermele 8ß
4 paar dito ohne Manchetten 8ß
1 genähet Halstüchle 2 fl.
4 dito    1fl. 10ß
3 seidene dito  3fl.
1 paar schwarze Sametlederne Schue mit Banden 1fl.
1 paar alte dito 15ß
1 paar dito mit schwarzen Bande 24ß
6 weiße
2 gefärbte Schnuptücher  12ß
1 Feder Pallatin
1 paar Samt Schlüpferle  (zusammen) 1fl. 6ß
1 schwarz und weiß Seiden Halßtüchle  15ß
1 Schlupfer 1fl.
1 Regen Schirm 1fl.

Summa 64 fl. 28ß.




1) Stadtarchiv Schwäbisch Hall Sig. 14/3164

2) siehe: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2019/01/grabenreiter-auf-dem-pferd-im-einsatz.html#more

2 Kommentare:

  1. Das ist wirklich ein beeindruckendes Inventar! Wie immer bei solchen Inventarien ist es schade, dass nicht (oder nur selten) vermerkt wurde, wann die Stücke dem Haushalt zugeführt worden sind. Es wäre spannend zu erfahren, wann einzelne Güter angeschafft wurden, wann oder ob sie verändert wurden, ob sie - wie ihr vermutet - ebenfalls ererbte Güter waren etc.

    Jedenfalls hilft es sehr, sich so einen besseren Eindruck über den Besitz, die gesellschaftliche Stellung und die daraus resultierende Mode zu verschaffen. Zudem ist es interessant die gebräuchliche (und sich immer wieder ändernde) Terminologie für Kleidungsstücke und Stoffe in einen zeitlichen Rahmen setzen zu können.
    Habt ihr für diesen Haushalt auch einen Vergleich zum Bestand an z.B. Büchern oder Steingut/Tischware?
    Danke für's Teilen!
    Sabine

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    1. Liebe Sabine,
      vielen Dank für dein Feedback :)
      Leider ist in den Inventaren kein Anschaffungsdatum vermerkt, nur manchmal eben ergänzt dass etwas "alt" sei. Bei der Terminologie bin ich mir teilweise selbst sehr unsicher, ein Mieder kann z.B. etwas mit oder ohne Ärmel sein (in Ulm hatte es laut Frauenzimmer Lexikon Ärmel, aber für Schwäbisch Hall habe ich da keine Quellen dazu, da kann ich nur vermuten, dass es auch Ärmel hatte). Noch geheimnisvoller ist das "Leibgerecht" ich konnte dieses Wort nirgends als in Inventaren und in der Kleiderordnung von Schwäbisch Hall, die dieses Kleidungsstück den Frauen der Oberschicht vorbehält finden. Auch über den "Chambrelot" (oder ähnliche Schreibweisen) findet sich lediglich ein kleiner Eintrag im Frauenzimmer Lexikon. Ich glaube, dass die Vielfalt an Kleidungsstücken viel größer war, als man gemeinhin denkt, bzw. es Unterscheidungen gab, die wir vielleicht gar nicht so wahrnehmen würden. Leider gibt es hierzu keine wissenschaftlichen Arbeiten für den deutschsprachigen Raum :(
      Ich denke ich werde versuchen einen kleinen Post mit einer Übersicht zu machen, aber ich kann nicht versprechen, dass da arg viel erhellendes drin stehen wird ;)
      Anfänglich wollte ich die Inventare im Gesamten abtippen, aber ich habe mittlerweile so viele davon, dass es komplett ausufern würde und ich nie mit allen fertig würde :( Vielleicht kann ich das mal exemplarisch bei ein oder zweien machen!
      Liebe Grüße
      Cecilia

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