Dienstag, 31. März 2020

Straßenbau im 18. Jahrhundert - road building during the 18th century

Bauen im 18. Jh. (Teil 1) - Straßenbau - Building during the 18th century (part 1) - road building.




Auch wenn wir noch nicht wissen wie es dieses Jahr mit den Veranstaltungen weitergeht, habe ich die Absicht Inhalte zur diesjährigen Anno-Domini-Veranstaltung zu veröffentlichen.


Warum haben wir das Thema Bauen 2020 im Fokus?

Die würzburgischen Übergriffe auf das Steigengasthaus an der Roten Steige haben etwas irgendwie Destruktives an sich. Hier sollte letztlich effektiv die wirtschaftliche Lebensgrundlage der Wirtsfamilie Kircher zerstört werden. Allerdings wurde die Bautätigkeit am Steigengasthaus durch Johann Martin Kircher und seine Arbeiter fortgesetzt und schließlich abgeschlossen.

Daneben gab es konkret direkt vor der Haustür des Steigengasthauses 1749 eine große Baustelle. Die Ausbesserung der breiten Straße, welche von Michelfeld über die Steige hinauf nach Bubenorbis und dann weiter nach Mainhardt führte, was sicherlich auch für das Steigengasthaus von einer gewissen Bedeutung.   


Although we don’t know how this year will continue regarding the events, nevertheless I have the inclination to offer you more about the topics of our Anno-Domini-event for 2020.
The raids of the Würzburg troops on the inn at the Red steep track had a somehow destructive component. Indeed the economic base of the life of the family Kircher, which was the host of the inn, was to be destroyed effectively. However the building process at the tavern was finalized by Johann Martin Kircher and his workers.
Besides there was directly in front of the door of the deep track tavern (Steigengasthaus) a large construction site in 1749. The repair of the wide road, which led from Michelfeld over the steep track up to Bubenorbis and than further to Mainhardt, certainly had some importance for the tavern at the steep track.



Der Straßenbau im 18. Jahrhundert ist ein ungemein komplexes Thema. Durch meine beruflichen Erfahrungen habe ich den Eindruck, dass man schon eine Menge wissen muss, um beispielsweise den Neubau einer Chaussee korrekt darzustellen. Der Artikel in der Enzyklopädie von Krünitz zum Thema Landstraße, der auch konkrete Details zum Straßenbau, der Ausbesserung von Straßen und zahlreichen regionalen Vorschriften enthält, ist mit etwa 890 Seiten[1] entsprechend umfangreich. Sehr anschaulich sind die vielen Abbildungstafeln in dieser Abhandlung.

Deswegen will ich mich auf die Ausbesserung von Straßen speziell im Schwäbischen Reichskreis konzentrieren[2]. Denn 1749 fanden im gesamten Kreis entsprechend den Beschlüssen auf dem Ulmer Kreistag umfangreiche Bauarbeiten am Straßennetz statt. Was Krünitz noch 1794 über den schwäbischen Kreis schrieb, hat offenbar auch schon 45 Jahre zuvor Gültigkeit gehabt:

„In dem Württembergischen, Badischen, Anspachischen, Bayreuthischen, Würzburgischen, und allen übrigen Ländern des schwäbischen und fränkischen Kreises, beschäftigt man sich eifrig mit der Wege-Ausbesserung, und setzt die Wege nach Oesterreich, Böhmen, Bayern, Sachsen, Vogtland und dem Rhein, zur Aufnahme des Handels, in fahrbaren Stand.“[3]

Der umfangreiche Wegebau im schwäbischen Kreis ist auch vor dem Hintergrund eines zunehmend dichteren Fahr- und Reitpostnetzes plausibel. So wurde beispielsweise 1745 ein Felleisen zwischen Frankfurt und Augsburg über Wiesloch, Heilbronn, Cannstatt und Ulm eingerichtet. Dienstags und samstags gingen auf der Strecke von Cannstatt nach Nürnberg und Dienstag und Freitag in der entgegensetzten Richtung Postreiter ab. Daneben wurden 1744 auf den wichtigsten Verkehrsstrecken tägliche Verbindungen, sogenannte „Journalièren“ eingeführt[4]. Der Anstieg der von der Reichspost betriebenen Strecken im heutigen Baden-Württemberg während des 18. Jahrhunderts war enorm. Hatte diese 1730 bereits 2.484 km reitende und 214 km fahrende Post betrieben, so waren es bis 1803 4.036 km reitende und 1.781 km fahrende Post. Allerdings muss man bei letzterer berücksichtigen, dass im Laufe der Zeit keine württembergischen Landkutschenkurse mehr eingerichtet wurden, welche von der Reichspost kompensiert werden mussten[5].
Ein Kuriosum: eine Postreiterin, hier auf einer der zahlreichen Schützenscheiben im Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall. Man bemerke rechts auf der Scheibe einen der Landtürme (Schützenscheibe von 1750 im Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall).
Something curious: a female post rider, here to be seen on one of those many shooting Targets at the Hällisch-Fränkische Museum in Schwäbisch Hall. Please note the landtower on the right of the target (Shooting target from 1750 in the Hällisch-Fränkisches Museum)

The road building during the 18th century is a rather complex topic. Through my professional experience I have the impression that you have to know a lot, if you want to recreate for example the new building of a “chaussee”. The article in the encyclopedia by Krünitz about the country road includes exactly details about the road building, the repair of roads and many local regulations about that topic and is very extensive with ca. 890 pages! The bunch of illustrating tables in this article is very helpful to visualize the whole thing.

Therefore I want to focus very closely on the repair of roads especially in the Swabian Circle. In 1749 there were many large road building projects following the decisions of the diet of the Swabian Circle at Ulm. Therefore it’s very obvious that the same was already true, which Krünitz wrote 45 years later in 1794 about the Swabian Circle:

“Within the Wurttemberg, Baden, Ansbach, Bayreuth, Würzburg and all other territories of the Swabian and Franconian Circle many are eagerly occupied with the repair of the tracks and they are concerned about to get the tracks to Austria, Bohemia, Bavaria, Saxony, Vogtland and the Rhine in good condition for trading.”

The large road building within the Swabian Circle is plausible before the background of a growing and closer driving and riding imperial post network. In 1745 for example the fur iron (post sack) between Frankfurt and Augsburg over Wiesloch, Heilbronn, Cannstatt and Ulm was installed. On Tuesday and Saturday the post riders started on the route from Cannstatt to Nuremberg and on Tuesday and Friday in the opposite direction. Besides daily connections were introduced on the most important travelling routes in 1744, which were named “Journalièren”. The increase of the routes used by the imperial post within today Baden-Wurttemberg was enormous during the 18th century. There were 2.484 km of riding and 214 km of driving post in 1730 and 4.036 km of riding and 1.781 km of driving post until 1803. Although you have to note that during that period no more Wurttemberg country coach routes were installed, which the imperial post had to compensate.      

Montag, 16. März 2020

Veranstaltung im April abgesagt - our event in April has been canceled

Liebe Leser dieses Blogs. Ich muss euch leider mitteilen, dass unsere diesjährige April-Veranstaltung (18.-19.04.2020) vom Museum abgesagt wurde[1]. Deswegen werde ich vorerst nichts zum Thema Dreißigjähriger Krieg hier veröffentlichen. Es hätte ein paar Themen etwa wie Preise für mein fiktives Wirtshaus, wo die Söldnerszenen geschehen wären, und auch einfach das Spektrum an glaubhaften Münzen gegeben.
Stattdessen werde ich tiefer in die Themen für unsere August-Veranstaltung einsteigen. Auch wenn wir nicht wissen, was aus dieser wird, werden es Aspekte sein, die auch künftig für unsere Leser und die Teilnehmer unserer Events und die Besucher gleichermaßen interessant sein dürften.





Dear readers. I have to inform you, that our event in April (April 18th-April 19th 2020) was canceled. Therefore I will not post more about the Thirty-years war here. The contemporary prices would be very interesting for my fictional tavern, where the scenes with our mercenaries would have taken place.
Instead I will dig deeper into the topics of our August-event. Although we don’t know, what will happen to that event, these will be aspects which will be interesting for our participants, our visitors and our readers as well anyway.


Text: André Hanselmann


[1] Mehr Infos unter https://www.wackershofen.de/museum-geschlossen/

Donnerstag, 12. März 2020

Review – Miniaturen von Lukas Fischer/Miniatures by Lukas Fischer


Review – Miniaturen von Lukas Fischer/Miniatures by Lukas Fischer

Der Beitrag enthält Werbung. / The post includes advertising.


English text below

Heute gibt es mal etwas Neues. Die Leser unseres Blogs haben ja schon erfahren können, dass ich mich auf ganz verschiedene Weise der Geschichte nähere. Das Hobby Tabletop ist so ein Zugang. Obwohl ich mich ursprünglich auf die Armeen Österreichs und Frankreichs mit dem Hintergrund der Belagerung von Freiburg [1] und dem vorhergehenden Feldzug konzentriert habe, war irgendwann das Jahr 1743 allzu verlockend und dann kommt man auch um die Schlacht bei Dettingen nicht herum. Dazu hatte ich auch dann für das Regelwerk HoW (Honours of War) nach bestem Wissen und Gewissen nach meinem Kenntnisstand ein Szenario verfasst. Bald soll von McNally ein Buch mit dem modernen Forschungsstand bei Osprey erscheinen[2].

Unser Dettingen-Spiel 2019, Briten von RedBox in der Bildmitte links - our Dettingen-game in 2019, British by RedBox in the middle of the picture at the left.


Nichts war also naheliegender als eine britische Armee aufzubauen, welche bei der Infanterie überwiegend auf die beiden Sets von RedBox 72049 und 72050 fußen.

Lukas Fischer, der sich auf 3-D-Rekonstruktionen spezialisiert hat, produziert nun selber Plotfiles für Modellfiguren der britischen Linieninfanterie[3], wobei man auch ausgeplottete Minis bestellen kann. Ich habe nun einige Figuren zugesendet bekommen und Gelegenheit gehabt sie mit meinen bereits vorhandenen Minis zu vergleichen. Der Vorteil beim 3D-Druck ist natürlich, dass man die Figuren in beliebigen Maßstäben ausgeben kann.

Vergleich, Highlander von RedBox 72050 links und Briten von Lukas Fischer Rechts unbemalt - Comparison, highlander by RedBox 72050 left and British infantry by Lukas Fischer at the right.

Hier sieht man nun ein paar Beispiele. Im Vergleich zu RedBox fällt auf, dass Details weniger deutlich herausstechen. Knöpfe und Schnallen müssen in meinem Maßstab (1/72) gemalt werden und die Miniaturen geben nicht so deutliche Anhaltspunkte. Aber daran bin ich gewohnt. Die Proportionen ähneln eher dem Stil vieler Revell-Sets und entsprechen meines Erachtens eher dem Real-Scale, während die RedBox-Figuren eher große Köpfe, Hände und dickere Gliedmaßen haben. Die Ausrüstung ist bei den RedBox-Figuren leichter identifizierbar. Die Figuren von Lukas Fischer haben auch generell eine völlig andere Ausstattung, die auf die minimale Ausrüstung mit Muskete, Seitenwaffe und Patronentasche beschränkt ist. Dabei ist allerdings nicht ganz sicher, ob nicht im 18.Jh. teilweise ein Teil der Ausrüstung ohnehin vor der Schlacht zurückgelassen wurde, was das Fehlen der Tornister zum Beispiel plausibel machen würde. Von den Posen her erinnern die Figuren stark an zeitgenössische Kupferstiche. Ein Vorteil gegenüber dem RedBox Set 72049 ist das Vorhandensein der Pose des kniend feuernden Soldaten.

Das Material ist sehr hart, ganz anders als bei Figuren etwa von HäT oder RedBox. Bei den hier von mir bemalten Figuren ist bislang nichts abgebrochen.

Die Figuren vor dem Schattieren und eine Figur mit Grundierung - figures before shading and one figure with shouldered musket with primer.

Ich habe meine Miniaturen als 1st Foot Guards bemalt. Die Details der elaborierten Uniform dieser Einheit wie die doppelte Reihe von Borte auf den Aufschlägen vermochte ich beispielsweise nicht zu malen. Mag aber auch am mangelnden Talent oder falschen Pinseln meinerseits liegen.  

Als Gegenüber der Gardes Francaises etwa bei Fontenoy in der berühmten und von Voltaire erwähnten Situation sind die Foot Guards einfach beinahe ein Muss für den Sammler bzw. Spieler.
Mein King's Regiment (8th) ausschließlich aus Figuren von RedBox set 72049 - my King's or 8th Regiment, only figures by RedBox 72049.

Meine 1st Foot Guards noch ohne Grenadiere und Fahnen - my First Foot Guards without grenadiers and colours.

Insgesamt gefallen mir die Modelle als Ergänzung meiner Sammlung. Ich mische ganz ungeniert Miniaturen unterschiedlichster Hersteller (wie etwa Zvezda und Revell) innerhalb einer Einheit und habe daher auch keine Probleme damit diese Figuren neben meinen RedBox-Figuren einzusetzen. Eine Base fehlt noch zu meiner kompletten Einheit, die am Ende 6 Basen haben wird, da ich bislang noch keine Figuren für Fahnenträger und Grenadiere bekommen habe.

Von der Ästhetik her ist es ja immer Geschmackssache. Ich mag die Minis, auch wenn sie eher starr wirken. Aber in der Gruppe machen sie einen irgendwie imposanten Eindruck.

 
Mehr Details vom Offizier und Trommler - a more detailed view on the officer and drummer.


Freitag, 6. März 2020

Historiker von nebenan mit Günter Schneider - historians alongside with Günter Schneider


Ich möchte hiermit eine kleine Serie von Interviews mit mir bekannten Historikern, Archäologen und anderen Wissenschaftlern oder Autoren starten, die ich über die letzten Jahrzehnten kennengelernt habe.

Beginnen will ich mit Günter Schneider, der durch mehrere Publikationen mit dem Schwerpunkt auf den ersten Koalitionskriegen auf sich aufmerksam gemacht hat. Ich kenne ihn selber schon seit langer Zeit, da er einige Jahre auch Mitglied der Darstellungsgruppe 22e demi-brigade gewesen ist. In dieser Zeit hat er mir mit seinem profunden Wissen und Interesse zu der Zeit der Französischen Revolution immer imponiert und ich erinnere mich an zahlreiche schöne Abende am Lagerfeuer. Später war er auch schon mehrfach Teilnehmer von Veranstaltungen unserer Anno Domini-Reihe in Wackershofen.

Studiert hat Günter Schneider unter anderem Geschichte und ist als Geschichts- und Französischlehrer sowie als Buchautor tätig. Eines seiner Bücher behandelt die Schlacht bei Hohenlinden[1] und das andere, das ich jedem, der sich für die Epoche begeistern kann, ans Herz legen möchte, den Feldzug der Franzosen 1794 in den Niederlanden und am Niederrhein[2].

I want to start here a small series of interviews with historians, archeologists and other scientists or authors, with whom I became acquianted during the last decades.
I want to comence with Günter Schneider, who has made a name of himself with several publications with the main focus on the Coalition wars. I know him since a long time, because he was a member the reenactment-group 22e demi-brigade for several years. During this time his profund knowledge and interest in the period of the French Revolution was always very impressive for me. I remember very well all these many nice evenings at the campfire. Later he was a participant on several Anno-Domini events at Wackershofen.
Günter Schneider studied history and is a teacher for German and French and an author. One of his books covers the battle of Hohenlinden[1] and the other, which I want recommend to everybody who has an interest in the period, covers the French campaign in the Netherlands and at the Lower Rhine in 1794[2].




Günter Schneider als mein Knecht Tillmann auf einer unserer Anno-Domini-Veranstaltungen - Günter Schneider as Tillman, my farmhand on one of our Anno-Domini-events.