Freitag, 6. März 2020

Historiker von nebenan mit Günter Schneider - historians alongside with Günter Schneider


Ich möchte hiermit eine kleine Serie von Interviews mit mir bekannten Historikern, Archäologen und anderen Wissenschaftlern oder Autoren starten, die ich über die letzten Jahrzehnten kennengelernt habe.

Beginnen will ich mit Günter Schneider, der durch mehrere Publikationen mit dem Schwerpunkt auf den ersten Koalitionskriegen auf sich aufmerksam gemacht hat. Ich kenne ihn selber schon seit langer Zeit, da er einige Jahre auch Mitglied der Darstellungsgruppe 22e demi-brigade gewesen ist. In dieser Zeit hat er mir mit seinem profunden Wissen und Interesse zu der Zeit der Französischen Revolution immer imponiert und ich erinnere mich an zahlreiche schöne Abende am Lagerfeuer. Später war er auch schon mehrfach Teilnehmer von Veranstaltungen unserer Anno Domini-Reihe in Wackershofen.

Studiert hat Günter Schneider unter anderem Geschichte und ist als Geschichts- und Französischlehrer sowie als Buchautor tätig. Eines seiner Bücher behandelt die Schlacht bei Hohenlinden[1] und das andere, das ich jedem, der sich für die Epoche begeistern kann, ans Herz legen möchte, den Feldzug der Franzosen 1794 in den Niederlanden und am Niederrhein[2].

I want to start here a small series of interviews with historians, archeologists and other scientists or authors, with whom I became acquianted during the last decades.
I want to comence with Günter Schneider, who has made a name of himself with several publications with the main focus on the Coalition wars. I know him since a long time, because he was a member the reenactment-group 22e demi-brigade for several years. During this time his profund knowledge and interest in the period of the French Revolution was always very impressive for me. I remember very well all these many nice evenings at the campfire. Later he was a participant on several Anno-Domini events at Wackershofen.
Günter Schneider studied history and is a teacher for German and French and an author. One of his books covers the battle of Hohenlinden[1] and the other, which I want recommend to everybody who has an interest in the period, covers the French campaign in the Netherlands and at the Lower Rhine in 1794[2].




Günter Schneider als mein Knecht Tillmann auf einer unserer Anno-Domini-Veranstaltungen - Günter Schneider as Tillman, my farmhand on one of our Anno-Domini-events.



Salut lieber Günter! Wir haben uns ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. In Deiner aktiven Zeit in der 22e habe ich Dich vielleicht einmal pro Jahr erlebt. Vermisst Du diese Zeiten irgendwie?
Salut mon cher André, nicht mehr den französischen Grenadier zu spielen war meine freie Entscheidung, gezollt dem zunehmenden Alter. Fast sechzigjährige Grenadiere waren in den napoleonischen Kriegen ja wohl eher die Ausnahme. Deshalb war für mich in Ligny 2015 Schluss mit der Soldatendarstellung. Aber du hast recht. Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit, in der ich unser schönes Hobby gepflegt habe, und manches Wochenende mit lieben Freunden verbracht habe. Vielleicht zwänge ich mich noch mal in den Uniformrock, wenn die 22e in Waterloo dabei sein sollte.

Salut my dear Günter! We haven't seen each other for quiet a long time. I had the chance to meet you during your active time in the 22e perhaps once per year.
 Salut mon cher André, to not act as a French Grenadier was my free decision, which depended on my increasing age. Nearly sixty years old grenadiers were a rare sight during the Napoleonic wars. Therefor Ligny in 2015 was my final event as a soldier. But you are right. I like to remeber the time when I joined the nice hobby and spend some weekends with my dear friends. Maybe I will squeeze again once again in the uniform coat, if the 22e would be at Waterloo again.

Anders als viele Autoren hattest Du die Gelegenheit auch ein bisschen ins Leben als französischer Grenadier genau der Zeit hinein zu schnuppern, welche Du auch in Deinen Büchern bislang behandelt hast. Hat das Deine Arbeit irgendwie beeinflusst? Hast Du nach strapaziösen Märschen oder so den Eindruck die Soldaten von 1794 besser zu verstehen?

Das war schon ein Zufall, dass ich das napoleonische Reenactment gerade zu dem Zeitpunkt kennenlernte, als ich mich mit dem Gedanken trug, Recherchen zur Schlacht von Hohenlinden vorzunehmen. An eine Veröffentlichung habe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Aber die eigenen Erfahrungen in der Rolle eines französischen Grenadiers zur Zeit der Koalitionskriege haben das Verständnis für die Strapazen der Soldaten verstärkt. Vor allem musste man sich an die Ausrüstung mit dem kiloschweren Havresac und der unhandlichen Muskete gewöhnen. Der eng geschneiderte Uniformrock war auch nicht gerade ein komfortables Kleidungsstück, vor allem wenn er regennass den Körper umschloss. Ein mulmiges Gefühl kam auf, wenn der eigenen Einheit gegenüber ein gegnerisches Peloton auftauchte, und man in die schwarzen Mündungen der Musketen blickte, die glücklicherweise nur Feuer und Papier spuckten und kein Blei. Abends dann das am Biwakfeuer zubereitete Essen aus der Gamelle essen, anschließend gemütliches Lagerleben mit Wein und Gesang zeitgenössischer Lieder. Übermannte einen die Müdigkeit, schlief man ein am Feuer auf einer Lage Stroh, nur zugedeckt mit einer Wolldecke. À la belle étoile, wie die Franzosen so schön sagen.
Nach solch einem Wochenende ist man den Protagonisten der Revolutionskriege ein Stück näher gekommen.
Bei einem nachgestellten Gefecht und im Biwak dringt man weiter in die Lebenswelt eines Soldaten vor als am heimischen Schreibtisch. Was wir an Wochenenden erleben durften, mussten unsere Vorbilder monate- und jahrelang erdulden.


Differently from other authors you had the chance to sniff into the life of a French Grenadier of that period, which your books are about. Did it changed your work in any respect? Did you had the impression that you could understand better the soldiers in 1794 after your own exhausting marches?
It was a coincidence, that I learned about the Napoleonic reenactment just at the time, when I started to get the thoughts to deal with my research about the battle of Hohenlinden. I didn't think about a publication at that moment. But my own experiences in the role of a French grenadier of the time of the Coalition wars  did increase my understanding of the exhaustion of the soldiers. Above all it was crucial to become accustom with the heavy havresac and the cumbersome musket. The tightly tailored uniform coat was not a comfortable garment too, especially when the body was wet from rain. A queasy feeling apeared, when the own unit was faced with a opponent peloton and you was looking into the black musket muzzles, which luckily didn't spit lead but fire and paper only. In the evening we could eat the meal, which we produced at the camp's fire out of the "gamelle". Afterwards singing the contemporary chansons and the wine during the life in camp... If the tiredness overwhelmed one, we fell asleep near the fire on a layer of straw, covered ony by a blanket of wool... À la belle étoile, how the French describe it very nicely.
After such a weekend one was coming a bit closer to a protagonist of the period of the Revolutionary wars.
We are getting deeper in the life of a soldier at a battle reenactment or in the camp then at the writing desk at home. However what we can witness at the weekends, the models had to endure for months or years.



Du hast unter anderem in Frankreich studiert. Hattest Du schon immer die Absicht Dich näher vor allem mit französischer Geschichte zu beschäftigen oder kam das nach Deiner Zeit in Frankreich?
Ich war assistant de langue étrangère in Frankreich, also Assistent der Deutschlehrer eines lycée. Das Interesse an speziell der französischen Geschichte war eigentlich immer da. Schon in der Schulzeit habe ich mir zusätzliches Lesematerial zu historischen Themen, vor allem über Napoleon, besorgt. Einen bestimmten Anlass für die Beschäftigung mit der Napoleonzeit gab es nicht. Die Beschäftigung mit der Person Napoleons ist im Laufe der Jahre einem größeren Interesse an der französischen Revolution gewichen.


Besides you had studies in France. Did you forever had the intention to deal with French history or did it develope during your time in France?
In France I was an "assistant de langue étrangère", which is the assistent of teachers of German lessons on a lycée. My interest in particular for French history was forever there in my life. I obtained additionaly reading material about historical Topics during my time at school already, especially about Napoleon.  There was no special occassion for my dealing with Napoleon's period. My occupation with the person of Napoleon gave way to my bigger interest in the French revolution.


Ich habe ja hautnah mitbekommen auf unseren Events in Wackershofen in den letzten paar Jahren wie gut Du Dinge vor allem auch an Kinder vermitteln kannst. Findest Du, dass das Reenactment hilft authentischer, das heißt glaubhafter von damals zu erzählen? Oder laufen wir damit Gefahr das Wesentliche zu übersehen, wenn wir uns zu stark mit Details beschäftigen?
Was ist das Wesentliche der Geschichte? Im Grunde ist es das Erleben unserer Vorfahren in ihrer Zeit in den verschiedensten Epochen. Seit den 1970er Jahren sollte der Historismus ausgedient haben. Geschichte ist nicht nur die Geschichte der sogenannten großen Männer und der Großereignisse. Die kleine Geschichte, die Alltagsgeschichte hat seitdem einen höheren Stellenwert eingenommen. Und hier sind eben die Details des täglichen Lebens wichtig. Viele Dinge des Alltags, die unsere Vorfahren noch kannten, und die für sie selbstverständlich waren, muss man zum Teil mühsam neu erlernen. Davon zu erzählen, oder vielleicht gar Dinge vorzuführen, das fesselt die Schüler mehr als die abstrakten Analysen schriftlicher Quellen. So wird eine Schulstunde zu den französischen Revolutionskriegen, in der ein Schüler meinen Grenadiersrock überziehen darf, zu einem Highlight des Schulmorgens, na ja, bei einigen Schülern.


I had the chance to see on our Events in Wackershofen during the last years how well you can explain aspects especially to kids. Do you think, that the reenactment helps to talk more credible about the life in those days? Or do we have the danger to miss the essentials, when we are too much concerned about details?
What is the essential in history? Basically it is the experience of our acenstors in their period - in their different ages. The historism should be obsolet since the 1970s. History is not only the story of great men and the great events. And here the details of the daily life are important. Many aspects of the everyday life, which our ancestors were used to, and which were of course for them, we have to learn laborouis for ourselves. To talk about that or maybe even to demonstrate some aspects, that is what is gripping a lot more for pupils then to deal with abstracte analyzes of written sources. A shool hour about the French revolutionary wars becomes a Highlight on a shools' mornig if a pupil is allowed to get dressed into my French grenadier's coat - OK, at least for some pupils.


Ich habe selber bis vor 10 Jahren immer eine Liste geführt und mir aufgeschrieben, welche Veranstaltungen mir besonders gut gefallen haben. Irgendwann habe ich den Überblick verloren und für meine Wackershofen-Events habe ich ja zum Erinnern meinen Blog hier. Gibt es für Dich eine Technik Dich an tolle Treffen zu erinnern? Welche waren für Dich besonders einprägsam?
Eine besondere Technik benötige ich dafür nicht, da ich nicht an zahllosen Treffen teilgenommen habe. Deshalb kann ich mich gut an die erlebnisreichen Treffen erinnern. Das erste Mal war ich an einem Wochenende in Philippsburg mit der 22e zusammen. Das war für mich ein Eintauchen in eine mir bis dahin völlig neue Welt. Da wurde Geschichte lebendig. Daneben waren die Jahrestage von Jena oder Waterloo beeindruckend, schon allein wegen der Menge an Darstellern in authentischen Uniformen und mit äußerst detailgetreuer Ausrüstung. In Waterloo wurde einmal die Nachbildung eines einigermaßen authentisch großen Infanteriekarrees versucht. Dieses in Bewegung zu setzen war schon eine Herausforderung. Da sah man, wie geübt die damaligen Soldaten und Unteroffiziere in Formationsbildungen und –änderungen sein mussten.
Eine besondere Unternehmung war die Überquerung des Großen St. Bernhard am gleichen Tag wie die Armee Bonapartes, Mitte Mai bei Schnee und Eis[3]. Sehr authentisch waren auch immer Treffen in Museumsdörfern, sei es Kommern oder Kiekeberg oder Wackershofen.


Until 10 years ago I had continued to write a list, where I noticed the events, which I liked the most. Someday I lost the overview and for reminding me of my Wackershofen-events, I just can use this blog here. Do you have a technique to remember the greatest events for yourselve? Which were the most memorable?
I don't need a special technic, because I didn't joined countless events. Therefore I can remember the most eventfull meetings. It was in Philippsburg, where I joined the 22e for the first time. That was for me the immersion in a completely new world. There history became alive. Besides the anniversaries of Jena and Waterloo were impressive, alone for the masses of participants in authentic uniforms with equipment, which was very close to authencity in detail. At Waterloo they tried to recreate a rather authentical large square of infantry. To bring that in motion was a real challenge. There it was obvious how trained must have been the soldiers and NCOs concerning the formations and changes of formations at that period.
To cross the Great St. Bernhard at the same day as Bonaparte's army was a very special venture. It was in mid May, with snow and ice. The events in open air museumvillages as Kommern, Kiekeberg or Wackershofen were very authentic too.


Dein Buch über die Franzosen auf dem Weg zum Rhein geht immer wieder in die Perspektive der Zeitzeugen über. Ich frage mich selber wiederholt, ob ich das Empfinden der Menschen von damals nachvollziehen kann. Wir sind ja durch die Technik und unsere Umgebung, unseren Beruf usw. stark geprägt. Dennoch glaube ich manchmal, dass so wie ich nach einer anstrengenden Tätigkeit wie einem Marsch sich vielleicht damals ein ungeübter Städter gefühlt haben mag. Ich denke da an die Einblicke, die beispielsweise „Ein Soldat von 1813“[4] gewährt. Wie siehst Du das? 
Die Bedeutung von Zeitzeugen ist für die „kleine“ Geschichte sehr groß. Der Zugang zu den Menschen vergangener Zeiten, also zu unseren Vorfahren, ist nur durch deren Lebensschilderungen möglich, oder auch durch verschiedenste Akten, die das geregelte Zusammenleben in einem kleineren Gemeinwesen erkennen lassen. Das Leben im Dorf, in Zünften,  in Vereinen, hier erkennt man schon große Unterschiede zum heutigen Leben. Schon das Leben unserer Großeltern, meine wuchsen im Kaiserreich auf, ist sehr unterschiedlich zu unserem Leben verlaufen. Das Individuum hatte nicht den gleichen Stellenwert wie in unserer heutigen Gesellschaft. Das macht es schwerer, das Empfinden früherer Generationen nachzuvollziehen.
Was Erckmann-Chatrian betrifft, so ist die Geschichte von Joseph Berta sehr erhellend, was den gesamten Zeithintergrund der Erzählung im allgemeinen und speziell das Soldatenleben anbelangt. Noch wertvoller sind jedoch die primären Quellen der Zeitzeugen, auch wenn Erckmann und Chatrian zeitlich noch sehr nahe an den Ereignissen des Empire gelebt haben.


Your book about the  French on their way to the river Rhine very often takes the perspective of the contemporaries. I frequently ask myself, if I can comprehend the Feelings of the people of our past? We are strongly shaped by technics, our environment and job. Nevertheless I sometimes think, that a untrained townsman maybe felt like me after an exhausting activity like a march. I think of insights such as those, which were delivered by "Un conscrit de 1813"[4]. How do you think about it?
The importance of eyewitness is very great for the "small" history. The access to the people of the past, which are our ancestors, is only possible by their own accounts of their lifes or by different records, which reflect the coexistence within a small society. We can notice big differences from the life in a village, in a guilt or in associations to our today's life. Even the life of our grandparents, my own grandparents were growing up during the Kaiserreich, was running very differently from our lifes. The individual didn't had the same status like in the society today. That makes it a lot more difficult to comprehend the feelings of earlier generations.
Regarding Erckmann-Chatrian, the story of Joseph Berta is very enlightening for the understanding of the whole historical background of the story in general, especially with the focus on the soldiers life. But primary sources by contemporaries are a lot more valuable, although Erckmann and Chatrian lived very close to the events of the empire.


Du hattest für Deine Forschungen ja auch zahlreiche zeitgenössische, französische wie deutsche Quellen verwenden können. Verschiedene Bekannte von mir haben erzählt wie für sie das Militärarchiv in Vincennes war (Service historique de la Défense (SHD)). Wie hast Du das empfunden?

Archivarbeit ist, wie du weißt, zeitintensive Fleißarbeit. Das ist in Vincennes genau wie anderswo. Grundsätzlich gilt, je besser man vorbereitet ist und je genauer man die gesuchten Dokumente eingrenzen kann, desto schneller wird man fündig. In einem Archiv zu suchen, ohne ein klares Ziel zu haben, ist sehr mühselig. Andererseits wird man oft mit überraschenden Fundstücken belohnt.
Ich wusste damals ja genau, welche Dokumente ich suchte. Die Rapports der französischen Divisionäre in den Tagen vor und nach Hohenlinden waren dann recht zügig ausfindig zu machen.

You could use many contemporary French and German sources for your Research. Several people from my  acquaintance talked about their impression of the military archive at Vincennes (Service historique de la Défense (SHD)). How did you felt about it?
The work in an archive is timeconsuming industriousness as you know. That's the same in Vincennes like elsewhere. In general it's the case that if you are better prepared and can enclose more accurate the documents, which you search, as faster you will find. To search in an archive without a clear target is very toilsome. On the other hand you often get surprising finds.
I did know exactly which documents I was looking for. The "raports" of the French Division-commanders of the days before and after Hohenlinden were speedy to find.

Durch unser Hobby kommen wir immer wieder an die originalen Schauplätze von Schlachten oder Gefechten. Für mich ist das eine der spannendsten Facetten an unserem Hobby, um die Geschichte besser zu verstehen. Natürlich habe ich auch Schlachtfelder vor der Nase oder auch mal bei einem Urlaub das Schlachtfeld von Simbach besichtigt. Hast Du auch so eine Beziehung zu Schlachtfeldern? Wie war es für Dich mit Hohenlinden?
Man muss die Spuren der Ge­schichte am Ort ih­rer Überlieferung aufsuchen und sollte die Plätze kennenler­nen, wo sich Geschichte abgespielt hat. Geschichte vor Ort übt immer ihre besondere Faszination aus. Die Rekonstruktion vergangener Epochen und Ereignisse ist nicht nur mit Hilfe von schriftlichen Quellen und Zeug­nissen möglich, sondern auch durch Spuren und Überreste. Und gerade auf Schlachtfeldern ist Geschichte in dramatischer Weise erleb­bar. Waterloo ist für mich solch ein Ort. Hier hat sich die Landschaft in den letzten 200 Jahren kaum verändert, weil das Schlachtfeld unter Denkmalschutz steht. Aber auch in Hohenlinden ist das ehemalige Schlachtfeld gut zu besuchen. So kann man zum Beispiel heute noch den Flankenmarsch der Division Richepance durch den Großhaager Forst nach Maitenbeth sehr gut nachvollziehen.

We are visiting again and again original places of battles and encounters during the time in our hobby. For me that is one of the most exciting aspects of our hobby for a better understand of the history. Naturally I have some battlefields directly in front of my nose or I visited the battlefield of Simbach during my holiday. Do you have you own relationship to battlefields? How was it for you with Hohenlinden?
One have to visit the traces of history at the places of their lore and one has to become acquintat with the locations, where the history took place. The history emits a special fascination at the historical location. The reconctruction of the period and the events is not only possible through the written sources and accounts, but through the traces and relicts too. History is most comprehensible especially at the battlefields in a very dramatical way. Waterloo is such a place for me. The landscape didn't changed much during the last 200 years there, because the battlefield is saved as a monument. However the former battlefield of Hohenlinden is easily to be visited too. For example it's possible to retrace today the flanking march of the division Richepance through the Großhaager Forst to Maithenbeth.

Nach Deiner „Karriere“ in der 22e demi-demi brigade hast Du auch an ein paar Veranstaltungen von uns teilgenommen, die wir in Wackershofen organisiert haben. War das für Dich etwas anderes? Wie würdest Du als alter Fuchs die Unterschiede beschreiben? 
Marschieren, exerzieren, biwakieren, in Reih und Glied stehen, den Befehlen der Unteroffiziere gehorchen. Das ist der Soldaten Alltag. Früh aufstehen, Feuerholz bereiten, Feldarbeit erledigen, Anweisungen des Herrn befolgen. Das ist der Knechte Alltag.
Aber: Selbst wenn man ein Knecht ist, ist man freier als jeder Soldat.

After your career in the 22e demi-brigade you had joined some events, which we organized at Wackershofen. What was different for you? How would you describe the differences as a old fox?
Marching, drill, building up a camp, do stand in the ranks, obey to the orders of your NCO. That is the all day job of a soldier.
To rise early in the morning, preparing the wood for the fire, doing the work on the field, to obey the orders of your head of the household, That's the every day job of the farmhand.
But: even if you are a farmhand, you are much more free then every soldier.

Du hast in den 2000ern Deine Bücher geschrieben und mehrfach davon gesprochen, dass Du bald als Geschichtslehrer in den Ruhestand gehst. Wie sehen Deine Zukunftspläne als Historiker aus? Wirst Du das mehr an Zeit für neue Forschungen zur französischen Armee oder die Epoche der französischen Revolution nutzen?
Ja, auf jeden Fall wird mich nach dem Berufsleben als Geschichtslehrer die Geschichte nicht ruhen lassen. Schwerpunkt bleibt das späte 18. Jahrhundert. Gesammelt habe ich in den letzten Jahren schon Literatur zum Feldzug in Deutschland 1796. Mal sehen, vielleicht entsteht daraus wieder ein Buch. Aber auch die linksrheinische Geschichte, die Regionalgeschichte meiner näheren Heimat zu dieser Zeit, bleibt für mich ein Thema. Daneben habe ich eine unfertige Erzählung in der Schublade liegen, die sich mit der französischen Besatzung in der Aachener Region 1794 auseinandersetzt.

You have written your books during the 2000-years and talked frequently about the fact that you soon will retire from working as a history teacher. How are your plans for your future as a historian? Do you will use your additional time for new research about the French army or the period of the French revolution?
Yes, definetely. My interest in history will not repose after my life as a history teacher. My focus will still be on the late 18th century. I collected some litarature about the campaign in Germany in 1796 during the last years. We will see, maybe a book will come out of it. But the local history of the left side of the Rhine - of my closer homeland - will stay to be a topic. Besides I have a novel in my drawer about the French occupation of the Aachen territory in 1794.

Vielen Dank, mein lieber Günter, für das spannende Gespräch. Ich freue mich schon sehr auf Deine weiteren Forschungen und natürlich auch Dich wiederzusehen.
Many thanks for the very exciting talk, my dear Günter. I'm looking forward to more of your research and naturally to meet you again.

Ich hoffe, dass unseren Leser dieses kleine Interview gefallen hat und dass ich noch weitere interessante Personen auf meinem Bekanntenkreis befragen darf.

I hope, that our readers liked our small interview and that I can consult more interesting persons from my acquintance.

Text: André Hanselmann/Günter Schneider
Foto: Elmar Zeller






[1] Günter Schneider: „Hohenlinden 1800 – Die vergessene Schlacht“ Vowinckel, Berg, 2000
[2] Günter Schneider: „1794 – Die Franzosen auf dem Weg zum Rhein“ Helios, Aachen, 2006
[3] Siehe http://demi-brigade.org/ unter "Berichte und Photos" Feldzug 2011 - Check out http://demi-brigade.org/ Reports and Photos - Campaign 2011
[4] Erckmann-Chatrian haben für ihre Bücher über den fiktiven Füsilier Joseph Berta Erzählungen von Zeitzeugen in Phalsbourg verwendet. Erckmann-Chatrian: „Histroire d’un consrcit de 1813“ Hetzel, Paris, 1864 - Erckmann-Chatrian's books about the fictional fusilier Joseph Berta used descriptions of contemporaries in Phalsbourg. Erckmann-Chatrian: „Histroire d’un consrcit de 1813“ Hetzel, Paris, 1864

2 Kommentare:

  1. Ich kann Günter Schneiders Aussagen über die Faszination der Orte der Geschichte nur bestätigen.
    Nachdem ich 2011 bis 2015 über die Schlachtfelder des Sezessionskrieges getourt bin (kleiner Exkurs: vergesst mir den Westen nicht: Shiloh, Vicksburg, Missionary Ridge... alle eine Reise wert!) und auch in Europa zu den Jahrestagen in Jena, Leipzig, Waterloo & Königgrätz war, konnte ich 2020 nicht nach Sedan fahren, sondern musste mich vor Ort umsehen, und entdeckte so das Schlachtfeld von Hohenlinden quasi vor meiner Haustür. Die Felder, Wälder und Dörfer rund um Hohenlinden laden dazu ein, sich das Schlachtfeld und das Schlachtgeschehen vom 3. Dezember 1800 zu erwandern. Und wenn ich dann versuche, mir die französischen, österreichischen und bayerischen Soldaten, Pferde, Kanonen, das Schneegestöber, den Schlachtlärm und die Unzahl von Verletzten und Gefallenen in diese friedlich-idyllische oberbayerische Landschaft hineinzudenken, dann erfasst mich dieses dramatische Erleben von Geschichte: zuverlässig und jedes Mal wieder.
    Ich kann nur hoffen, dass die Landschaft weitestgehend erhalten bleibt und so auch zukünftige Generationen das Schlachtfeld von Hohenlinden noch so authentisch erleben können.
    Danke für das Interview!
    Georg Snatzke, Putzbrunn
    rgsnatzke@aol.com

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  2. Hallo Herr Snatzke,

    ich hoffe, dass Günter Schneider hier auch mal rein schaut. Das mit den historischen Orten kann ich total nachvollziehen. In einer nicht zugebauten/überbauten Landschaft eines solchen Schlachtfeldes kann man sich tatsächlich weitaus besser in die Ereignisse hinein versetzen. Mir ist es ja so auf dem Schlachtfeld von Freiburg 1644 ergangen. Hier auch nachzulesen auf dem Blog. Dort wo das Schlachtfeld verhältnismäßig unberührt ist, kann ich mir die den Hang herauf stürmenden Franzosen unter Enghien recht gut vorstellen. Bei den komplett überbauten Abschnitten ist das schon schwieriger. In Deutschland ist das so ein Problem, dass Schlachtfelder - auch die großer Schlachten - scheinbar kaum bis garnicht irgendeinem Schutz unterliegen. Ich war schon mehrfach auf dem Schlachtfeld der Schlacht bei Emmendingen (1. Koalitionskrieg). Dort erinnert nichts an die historischen Ereignisse und mir ist nichtmal eine heutige Rezeption in der Lokalgeschichte bekannt.
    Zu den USA kann ich leider nichts schreiben, da ich diese noch nicht bereist habe. Schlachtfelder des Unabhängigkeitskrieges kennen aber manche meiner Bekannten. Reizvoll wäre das prinzipiell schon.

    Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar.

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