Dienstag, 24. September 2019

„Anno Domini 1769 – Von Hall in die Fremde“ - „Anno Domini 1769 from Hall into the foreign“ Teil 3 / Part 3



Das schöne Fuhrwerk am Sonntagmorgen - the nice cart on Sunday morning (Foto: Claudia Behnke).


Am nächsten Tag ging es zur Predigt des örtlichen Pastors. Wir „Einwohner von Michelfeld“ zogen dazu allesamt zum Gasthaus an der Roten Steige. Von hier aus ging es immer den Berg hinauf. Der Fuhrmann das heißt eigentlich sein Pferd, half uns dabei den Karren mit den Kindern den Hang hinauf zu bringen.

Der Pfarrer erläuterte in seiner Predigt die Gefahren, die auf die Auswanderer während ihrer Reise und in der Fremde lauerten. Auch dass es im fernen Amerika vielleicht nicht genügend Pastoren gab, die ordentlich das Wort Gottes verkünden würden, machte unserem Pfarrer Sorgen. Wir sangen wohlgestimmt „Zieh aus mein Herz und suche Freud“ und „Lobe den Herrn“. Die Frau des Fuhrmanns, die allerhand katholischen Tand verkaufte, wurde kritisch vom Pastor betrachtet.

Wir versammeln uns am Wirtshaus an der Roten Steige - we are gathering next to the inn at the Red steep track (Foto: Stefan Winter).
Einige Landmänner singen inbrünstig mit dem Pfarrer - some countrymen are singing in high spirits (Foto: Claudia Behnke).




On the next day we went all to the preaching of our pastor. We “inhabitants of Michelfeld” therefore moved to the tavern at the red steep track. The carter and his horse helped us pulling the cart with our kids up on the hill.

The pastor explained in his sermon the dangers of the voyagers during their voyage to the far side of the world. The pastor feared too that there were not enough ministers to proclaim god’s word properly. We sung well-tuned “Zieh aus mein Herz und suche Freud” and “Lobe den Herrn”. The carter’s wife was recognized critically by the pastor because she sold different catholic stuff.

Der Schulmeister kommt zu Pferde von der Predigt zurück - the teacher returns from the sermons on horseback (Foto: Stefan Winter).

Freitag, 20. September 2019

„Anno Domini 1769 – Von Hall in die Fremde“ - „Anno Domini 1769 from Hall into the foreign“ Teil 2 / Part 2




Das Szenario für den Sonnabend war ein bisschen spekulativ, sollte aber einfach die Problematik mit dem Verbot des spanischen beziehungsweise Sachsen-Hildburghäuser Werbeplatzes etwas verdeutlichen.

Der spanische Offizier von Maneze versuchte vor dem Steigengasthaus Soldaten zu werben. Der Schankknecht des Steigenwirts sah ja immerhin brauchbar aus. Maneze hatte einen Tambour dabei, welcher auch wirklich den einen oder anderen beinahe für die Sache gewonnen hätte, wenn dann nicht Maneze selbst auch die Härte des Dienstes offenbart hätte.

Gerade in dem Augenblick traf der Amtmann des Amtes Rosengarten ein, um weitere Versuche der Werber zu unterbinden. „Na, das glaube ich weniger!“ unterbrach der Amtmann den Offizier in der blauen Uniform, als dieser sagte, was er mit den Rekruten vorhatte. Es war ja ein kaiserliches Schreiben eingetroffen, welches die Werbungen unterbinden sollte.


Sind die Werber etwa beim Schankknecht erfolgreich? - Are they successfull with the waiter of the tavern? (Foto: Claudia Behnke)


Aber nein, der Amtmann ist da und hat einen Brief - but no, stop!, the Amtmann is there and has a letter (Foto: Claudia Behnke).
Major von Maneze nimmt verärgert das Schreiben entgegen - Major Maneze is upset (Foto: Claudia Behnke).





The scenario on Saturday was a bit speculative, but should demonstrate the problems of the ban of the Saxon-Hildburghausen or Spanish recruitment place.

The Spanish officer of Maneze tried to recruit soldiers in front of the tavern. The waiter of the innkeeper was looking useful. Maneze had a drummer, who was so successful to nearly get the waiter, although Maneze himself exposed the downsides of the military service.

Just at this moment the administrator of the district Rosengarten arrived to stop further tries by the recruiting officer. “I don’t believe that.” said the administrator to the officer, when he offered what he would do with the recruits. An imperial writing had arrived, which prohibited the recruitment.


Der Major und sein Trommler können es nicht glauben - the Major and his Drummer can't believe it (Foto: Claudia Behnke).






Der Trommler des Werbeofficiers - the drummer of the recruiting officer (Foto: Stefan Winter).

Nach einem üppigen Mahl im Steigengasthaus begab sich der Amtmann mit dem Grabenreiter zum Haus des Auswanderers, das an diesem Tage verkauft werden sollte.

Da ein höherer Verkaufspreis natürlich auch eine höhere Nachsteuer bedeutete, hatte der Amtmann ein Interesse daran den Preis für das Haus hoch zu halten. Der Schultheiß von Leoweiler, der eigentlich ein Haus brauchte, wollte nicht lange mitgehen. Zum Erstaunen der meisten Anwesenden aber überbot bald die Schultheißin von Michelfeld den Wirt von der Roten Steige. Der Amtmann wollte, dass das Häuschen für mindestens 300 Gulden verkauft wurde. Immerhin war das Dach in einem guten Zustand. Im hinteren Teil des Hauses war ein Zugang für Kleinvieh oder Hühner.


Der Amtmann kommt zum Haus des Andreas Juncker - the Administrator is arriving at the house of Andreas Juncker (Foto: Stefan Winter).
After a lush meal in the „Steigengasthaus“ the „Amtmann“ and his „Grabenreiter“ went to house of the emigrant, which was to be sold on that day.

A high price for the house effected that it would earn a high taxation and therefore the administrator had an interest to attain a high price. The Schultheiss of Leoweiler who needed a new house, didn’t wanted to pay a high price and was off soon. To the greatest surprise of most of the present countrymen the wife of the Schultheiss of Michelfeld started to bid more than the innkeeper of the “Red steep track”. The administrator wanted that the lodge would be sold for 300 florins at least. The roof was in a good condition. In the rear part of the house was an entry for goats or chickens.


Der Wirt will das Häuschen für seine eigenen Pläne - the innkeeper wants the small house for his own plans (Foto: Claudia Behnke).



Mittwoch, 18. September 2019

„Anno Domini 1769 – Von Hall in die Fremde“ - „Anno Domini 1769 from Hall into the foreign“ Teil 1 / Part 1


Ein Jahr ist wieder herum und wieder hatten wir eine Veranstaltung unserer Anno Domini-Reihe. Diesmal mit einem Thema, das wir noch nie behandelt hatten, nämlich der Auswanderung. Am Donnerstag traf ein überwiegender Teil unserer Teilnehmer planmäßig ein. Wie immer mein persönlicher Blick auf die Veranstaltung.



A year passed and we've had again an event of our Anno Domini-series. This time the object was something we never did: emigration. On Thursday most of our participants arrived as they planned. As always it’s my personal view on the event.



Am Freitagmorgen stand ich auf, um festzustellen, dass dichter Nebel über der Landschaft lag. Ich prüfte auf meinem Rückweg vom Steigengasthaus die Ähren und beschloss sie dennoch gleich nach dem Frühstück einzuholen. Dazu hatten wir ein kleines Wägelchen. Für die Heuernte waren damals eher große Leiterwagen mit Pferden im Gebrauch, aber bei manchen Arbeiten kamen auch so kleine Fahrzeuge zum Einsatz. Wir waren frisch gestärkt von dem köstlichen Musmehl, welches die Hausmutter und meine neue hervorragende Magd, Franziska, zubereitet hatten. Mit der Hilfe meines Nachbarn, Andreas Juncker, brachte ich das Getreide zu unserer Scheune. Hier wurde es durch uns drei Männer in dem Weiler gedroschen. Mein Knecht sah es leider garnicht so ungern, als ein Dreschflegel zu Bruch ging. Später am Tag wollten wir aus einem Stamm Schindeln herstellen, aber das Holz war zum einen zu feucht und zum anderen taugte der Kern nicht dazu. Es war am besten noch als Feuerholz zu gebrauchen, aber auch dazu ließ es sich kaum hacken.


Ich bringe mit meinem Nachbarn, dem Auswanderer, das Getreide ein - I bring home the grain together with my neighbour, the Emigrant (Foto: Stefan Winter).


On Friday morning I woke up to realize, that a sick fog was lying over the landscape. I examined on my return from the Steigengasthaus the ears of the grain and decided to catch them up after the breakfast nevertheless. We had a very small cart for that. Historically there were large hay carts in use, but sometimes they had small vehicles like this for some jobs. We were fresh and strengthened by the delicious Musmehl, which was prepared by the mother of the house and our excellent new maid named Franziska. With the help of my neighbour Andreas Juncker we brought the grain to the barn. Here it was flailed by us – 3 men. My farmhand unfortunately didn’t saw it grudgingly when a flail broke. Later that day we wanted to produce shingles from a tree trunk. But the wood was too wet and on top of that the core of the trunk was unusable. It was best to be used for the fire but even for that it was difficult to hack.