Mittwoch, 18. September 2019

„Anno Domini 1769 – Von Hall in die Fremde“ - „Anno Domini 1769 from Hall into the foreign“ Teil 1 / Part 1


Ein Jahr ist wieder herum und wieder hatten wir eine Veranstaltung unserer Anno Domini-Reihe. Diesmal mit einem Thema, das wir noch nie behandelt hatten, nämlich der Auswanderung. Am Donnerstag traf ein überwiegender Teil unserer Teilnehmer planmäßig ein. Wie immer mein persönlicher Blick auf die Veranstaltung.



A year passed and we've had again an event of our Anno Domini-series. This time the object was something we never did: emigration. On Thursday most of our participants arrived as they planned. As always it’s my personal view on the event.



Am Freitagmorgen stand ich auf, um festzustellen, dass dichter Nebel über der Landschaft lag. Ich prüfte auf meinem Rückweg vom Steigengasthaus die Ähren und beschloss sie dennoch gleich nach dem Frühstück einzuholen. Dazu hatten wir ein kleines Wägelchen. Für die Heuernte waren damals eher große Leiterwagen mit Pferden im Gebrauch, aber bei manchen Arbeiten kamen auch so kleine Fahrzeuge zum Einsatz. Wir waren frisch gestärkt von dem köstlichen Musmehl, welches die Hausmutter und meine neue hervorragende Magd, Franziska, zubereitet hatten. Mit der Hilfe meines Nachbarn, Andreas Juncker, brachte ich das Getreide zu unserer Scheune. Hier wurde es durch uns drei Männer in dem Weiler gedroschen. Mein Knecht sah es leider garnicht so ungern, als ein Dreschflegel zu Bruch ging. Später am Tag wollten wir aus einem Stamm Schindeln herstellen, aber das Holz war zum einen zu feucht und zum anderen taugte der Kern nicht dazu. Es war am besten noch als Feuerholz zu gebrauchen, aber auch dazu ließ es sich kaum hacken.


Ich bringe mit meinem Nachbarn, dem Auswanderer, das Getreide ein - I bring home the grain together with my neighbour, the Emigrant (Foto: Stefan Winter).


On Friday morning I woke up to realize, that a sick fog was lying over the landscape. I examined on my return from the Steigengasthaus the ears of the grain and decided to catch them up after the breakfast nevertheless. We had a very small cart for that. Historically there were large hay carts in use, but sometimes they had small vehicles like this for some jobs. We were fresh and strengthened by the delicious Musmehl, which was prepared by the mother of the house and our excellent new maid named Franziska. With the help of my neighbour Andreas Juncker we brought the grain to the barn. Here it was flailed by us – 3 men. My farmhand unfortunately didn’t saw it grudgingly when a flail broke. Later that day we wanted to produce shingles from a tree trunk. But the wood was too wet and on top of that the core of the trunk was unusable. It was best to be used for the fire but even for that it was difficult to hack.



Der Wirt in seiner Kammer - the innkeeper in his chamber (Foto: Claudia Behnke).


Gegen 2 Uhr versammelten sich die Gemeinsmänner, um den neuen Umgänger zu wählen wozu der Schulmeister Kaiser auserkoren wurde. Jemand musste ja den Auswanderer ersetzen. Danach ging es aufs Wirtshaus, wo nach guter Tradition die Gemeindeversammlung beschlossen wurde.

Derweil machte ein sogenannter Sachsen-Hildburghäuser Offizier von sich Reden, der hin und her ritt und Freiwillige für sein Regiment suchte. Aber ich mochte meinen Knecht nicht hergeben und der Nachbar wollte ja nach Amerika gehen und seiner Familie nicht das ungewisse Schicksal in Kriegsdiensten zumuten.

Der fleißige Schultheiß von Leoweiler an der Schreibarbeit - the diligent "Schultheiß" of Leoweiler doing his paperwork (Foto: Stefan Winter).

Der Schulmeister bereitet die Schule for - the teacher is preparing the School (Foto: Stefan Winter).

At 2 o’clock we've had our assembly of the members of the community to elect a new “Umgänger” (a man who has to examine the boundary stones). The majority voted for the teacher Kaiser. Somebody had to replace the emigrant. Afterwards we were going to the inn like it was the custom.

Meanwhile an officer from Saxon-Hildburghausen was riding through the countryside looking for voluntaries for his regiment. But I refused to give my last farmhand and the neighbour wished to move to America and wanted not to share the danger of a soldier’s life with his family.



Der Schultheiß von Michelfeld, Juncker, der Wirt und der Schulmeister Kaiser im Wirtshaus - the Schultheiß of Michelfeld, Juncker, the innkeeper and the teacher Kaiser in the tavern (Foto: Claudia Behnke).


Krebse werden zubereitet - Maids preparing crustaceans (Foto: Claudia Behnke).





Unsere Hausmutter wusch zusammen mit zwei Mägden die Wäsche. Bei der vielen Arbeit lohnte es sich tatsächlich bereits.

Der Abend wurde im Steigengasthaus beschlossen. Viele von uns machten Musik. Es war ein herrlicher Abend. Zahlreiche der eher seltener gesungenen Lieder wie "Das Kirchenfest" wurden mal wieder angestimmt:
"Vota! lass dir Wunder sag'n, was sich nächst hat zugetrag'n
Z'Bamberg drinna in der statt, habens a gwaltig fest gehat..."
 Wir gingen alle zufrieden nach Hause.



Our home-maker and two maids washed the laundry. It was worthwhile already after so much of work.

The evening was closed in the inn. Many of us made music. It was a delightful evening. Some of the more seldom sung songs like "Das Kirchenfest" were chanted again.
We went home satisfied.

Text: André Hanselmann
Fotos: Stefan Winter, Claudia Behnke

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