Heute war ich anlässlich der Ukrainischen Filmwoche in dem Historien- und Abenteuerfilm "Dovbush" (Ukraine / Polen / Kanada 2023, Regie: Oles Sanin). Der Film wurde mit Orginalton mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt, weshalb ich nicht genau sagen kann, ob ich nicht vielleicht ein paar Details falsch verstanden habe. Der Kinosaal war ausverkauft und die Stimmung bei den Zuschauern war sehr gut.
Today, on the occasion of the Ukrainian Film Week, I went to the historical and adventure film "Dovbush" (Ukraine / Poland / Canada 2023, directed by Oles Sanin). The film was broadcast with the original sound with German subtitles, which is why I can't say exactly whether I misunderstood a few details. The cinema hall was sold out and the mood among the audience was very good.
Der Film passt genau zum Thema unserer diesjährigen Veranstaltung "Anno Domini 1734" [1], denn die Handlung setzt mit der Belagerung von Danzig ein, die 1733 stattfand. Oleska Dovbush (Sergey Strelnikov) stürmt unter der Führung seines Offiziers Przeluski (Mateusz Kosciukiewicz) eine russische Schanze, wobei es ihnen gelingt die darin befindlichen Russen niederzumetzeln und die russischen Geschütze zu vernageln, worauf Großhetman Potocki [2] Przeluski zum Hauptmann [3] befördert. Przeluski gelingt es den Anteil von Oleska dadurch zu vertuschen indem er ihn als Gesetzlosen jagen lässt. Amüsanterweise erklingt in Potockis Feldlager die Musik von Rameau [4].
The film fits exactly with the topic of our year's event "Anno Domini 1734" [1], because the action begins with the siege of Danzig, which took place in 1733. Oleska Dovbush (Sergey Strelnikov) storms a Russian redoubt under the leadership of his officer Przeluski (Mateusz Kosciukiewicz), where they manage to massacre the Russians inside and board up the Russian guns, whereupon Grand Hetman Potocki [2] promotes Przeluski to captain [3]. . Przeluski manages to cover up Oleska's involvement by having him hunted as an outlaw. Amusingly, Rameau's music can be heard in Potocki's camp [4].
3 Jahre später ist Oleska in seine Heimat in den Karpaten geflohen. Die Großfürstin Yablononska (Agata Buzek) regiert dort mit harter Hand und beschafft ihrem Favoriten Przeluski die Beförderung zum Obersten der polnischen Armee. Währenddessen jagt Yablonowskas Privatarmee [5] die Opryshky - in den Bergen sich versteckende Räuber. Oleskas Bruder Ivan (Oleksiy Hnatkovskyy) führt eine kleine Bande an, die reiche Reisende überfällt. Die Obrigkeit will ihn bei der Beisetzung der von Przeluski ermordeten Eltern der Dovbush-Brüder eine Falle stellen. Doch Ivan gelingt es die Häscher zu töten und er trifft Oleska wieder, der sich der Bande anschließt. Künftig überfallen sie gemeinsam reiche Adelige, auch wenn Oleska das Räuberdasein widerstrebt. Seine Braut Machinka (Daria Plakhtii) hat, da sie ihn für tot hielt den alten Dzinchuk (Aleksandr Mavrits) geheiratet, trifft sich nun aber mit Oleska.
3 years later, Oleska fled to his home in the Carpathians. The Grand Duchess Yablononska (Agata Buzek) rules there with a hard hand and gets her favorite Przeluski promoted to colonel in the Polish army. Meanwhile, Yablonowska's private army [5] hunts the Opryshky - robbers hiding in the mountains. Oleska's brother Ivan (Oleksiy Hnatkovskyy) leads a small gang that attacks rich travelers. The authorities want to trap him at the funeral of the Dovbush brothers' parents, who were murdered by Przeluski. But Ivan manages to kill the henchmen and he meets Oleska again, who joins the gang. In the future, they attack rich nobles together, even if Oleska hates being a robber. His bride Machinka (Daria Plakhtii) married the old Dzinchuk (Aleksandr Mavrits) because she thought he was dead, but is now meeting Oleska.
Da die Großfürstin Yablonowska insgeheim Potocki hasst, paktiert sie mit den Russen, die ihr dafür, dass sie ihr Land ihrer Obhut unterstellt Geld und Macht versprechen. Doch die Dovbush-Brüder vermögen das Gold der Russen zu erbeuten. Bei der Verteilung der Beute geraten sie zwar aneinander, aber Oleska gewinnt die Oberhand und sucht mit dem Geld nun einen Aufstand gegen die Mörder seiner Eltern zu orgnaisieren, während Ivan mit seinem Anteil nach Rumänien flieht. Yablonowska entgleiten immer mehr die Zügel, da die Russen sich durch den Verlust des Geldes getäuscht sehen und erkennen müssen, dass sie ohnehin keine Gewalt über ihr Territorium hat. Przeluski ruft Potocki gegen die immer zahlreicher werdenden Opryshky, die sich um Oleska sammeln, zur Hilfe, der eine Kompanie Infanterie schickt. Doch soll sich sowohl die Grausamkeit gegen die eigenen Untertanen als auch der Hilferuf an den Großhetman als ein Fehler der Machthaber in der Karpaten herausstellen...
Since the Grand Duchess Yablonowska secretly hates Potocki, she makes a pact with the Russians, who promise her money and power in return for placing their country under their care. But the Dovbush brothers are able to steal the Russians' gold. They clash over the distribution of the loot, but Oleska gains the upper hand and tries to use the money to organize an uprising against his parents' murderers, while Ivan flees to Romania with his share. Yablonowska's reins are increasingly slipping away as the Russians feel deceived by the loss of money and realize that she has no control over their territory anyway. Przeluski calls on Potocki to help him against the increasingly numerous Opryshky who are gathering around Oleska, who sends a company of infantry. But both the cruelty against their own subjects and the call for help to the Grand Hetman turn out to be a mistake on the part of those in power in the Carpathians...
Der Film lebt ganz enorm von den bestechend schönen Landschaftsaufnahmen. Die zahlreichen Scharmützel und Gefechte zwischen den Opryshky und ihren Widersachern finden in unübersichtlichem, felsigen und waldreichem Gelände statt, was sehr viel Spannung erzeugt. Denn die Waffen der Gegner wirken sehr real - etwa die Opryshky mit ihren Pistolen, breitklingigen Messern, Beilen und Flinten. Sehr schön sind auch die zahlreichen Bauten wie die Burgen, Wirtshäuser, Bauernhöfe und Dörfer. Die Kamera vermag sehr gut die Dramatik der Kämpfe einzufangen. An Blut wird ähnlich wie in ähnlichen Produktionen [6] auch nicht gespart. Der Film lebt von einer üppigen Ausstattung, wobei es anfangs schwer fällt die Figuren wegen der sehr ähnlichen Bart- und Haartracht auseinander zu halten.
The film thrives enormously on the captivatingly beautiful landscape shots. The numerous skirmishes and battles between the Opryshky and their opponents take place in confusing, rocky and wooded terrain, which creates a lot of tension. Because the enemies' weapons look very real - for example the Opryshky with their pistols, broad-bladed knives, hatchets and shotguns. The numerous buildings such as castles, inns, farms and villages are also very beautiful. The camera is able to capture the drama of the fights very well. As in similar productions [6], there is no skimping on blood. The film thrives on lavish furnishings, although at the beginning it is difficult to tell the characters apart because of their very similar beards and hairstyles.
Während die einheimische Zivilbevölkerung und die Soldaten [7] ziemlich realistisch aussehen, wirkt die westliche Kleidung wie aus einem Fantasyfilm, auch mit regelrecht albernen Perücken wie bei dem russischen Gesandten und teilweise der Großfürstin. Wie authentisch im Detail die Vorgänge sind, kann ich nicht beurteilen. Zu Oleska Dovbush und Potocki findet man online Informationen auch auf Deutsch und ich kann nur sagen, dass ich die Hintergrundgeschichte sehr interessant finde und das Thema würdig in dem Umfang verfilmt zu werden. Es ist auch sehr schön dargestellt wie manche Ereignisse - etwa dass Oleska von Soldaten einmal nicht getötet werden kann - zu Gerede und Legendenbildung der einfachen Bevölkerung beitrugen. Ich fand den Film sehr unterhaltsam, deutlich besser als die anderen Historienfilme, die ich in letzter Zeit gesehen habe.
While the local civilian population and the soldiers [7] look quite realistic, the western clothing looks like something out of a fantasy film, even with downright silly wigs like those of the Russian envoy and sometimes the Grand Duchess. I cannot judge how authentic the details of the events are. You can find information online about Oleska Dovbush and Potocki in German and I can only say that I find the background story very interesting and the topic worthy of being filmed to such an extent. It is also beautifully depicted how some events - such as Oleska not being able to be killed by soldiers - contributed to the talk and creation of legends among the common population. I found the film very entertaining, much better than the other historical films I've seen recently.
Text: André Hanselmann
Notizen:
1) siehe hier: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/01/schwabisch-hall-im-krieg-1734-in-war.html
2) Eine historisch sehr bedeutende Person: Józef Potocki (1673-1751).
3) Im deutschen Untertitel Oberst.
4) Die Polen müssen überaus modern sein, da Rameaus erste Oper erst 1733 aufgeführt wurde.
5) Privatarmeen sind typisch für den polnischen Adel dieser Zeit und existierten praktisch immer neben der Kronarmee.
6) Wie "Mit Feuer und Schwert" (1999, Jerzy Hoffman), ""Janosik. Prawdziwa historia" (2009, Agniezka Holland)
7) Ausgenommen die einheitlichen Perücken der polnischen Soldaten.
Sounds an interesting film Andre:).
AntwortenLöschenYes. I think so. I don't know if the film is somewhere else in the cinemas because it was not in German and maybe there is this version only. It was at least better looking then this "Napoleon"-nonsense.
Löschen