Manchmal
stößt man auf Schätze, in unserem Fall hatten wir das Glück in einem
Antiquariat auf eine Liste von Steckbriefen zu stoßen, die 1754 in
Konstanz gedruckt wurde. Diese Liste wurde wohl an Amtsstuben verteilt.
Ein Delinquent hatte 101 Beschreibungen von Kriminellen aus seinem
Bekanntenkreis zu Protokoll gegeben.
Da
die Garderobe, die sie am Leibe trugen meist das einzige waren, was
diese Leute an Bekleidung besaßen, wurde sehr viel Wert auf deren
Beschreibung gelegt. Das ist natürlich spannend für alle die sich für
die Kleidung des einfachen Volkes, in diesem Fall auch für die damals
sozial am niedrigsten stehenden Vaganten / nicht sesshaften.
Mittwoch, 7. November 2018
Donnerstag, 1. November 2018
Wandern im Schwarzwald – walking in the black forrest.
Wir
wollen einen kleinen Eindruck davon vermitteln, was wir sonst unternehmen, wenn
wir nicht gerade in Wackershofen unsere Veranstaltungen durchführen oder
recherchieren. In diesem Sommer haben zwei von uns versucht herauszufinden wie
es in der 2. Hälfte des 18.Jh. für Hausierer gewesen sein muss, wenn sie mit
ihrer Ware von Haus zu Haus zogen. Wir mussten natürlich einige Abstriche
machen und breiteten unsere „Waren“ nur im Freilichtmuseum Vogtsbauernhöfe aus,
wo wir vor allem Schülern erläuterten für was all die Dinge dienten, die wir
ihnen zeigten.
Wir im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof - we are in the open-air museum Vogtsbauernhof |
We want to show you an impression of our activities, when we don’t carry
out our events at Wackershofen or research. This summer two of us tried to
discover how it felt for a hawker in the second halve of the 18th
century, when they walked with their goods from house to house. Naturally we
had to compromise and laid out our “goods” in the Freilichtmuseum
Vogtsbauernhof only, where we explained them mostly to pupils.
Leider
war es sehr heiß, als wir in Elzach aufbrachen. Wir stiegen bei Prechtal immer
weiter den Schwarzwald hinauf. Damals hätten wohl Hausierer diese Höhen wie an
den Bergspitzen oberhalb von Gutach (Schwarzwaldbahn) vermieden. Aber die
Passstraße über das Landwassereck ist heute eine vor allem im Sommer stark
befahrene Landesstraße (L107) – beliebt unter Motorradfahrern. Die Reaktionen
der Wanderer und Einheimischen, die wir unterwegs trafen, waren durchweg
positiv. Besonders schön war es an den Prechtaler Schanzen vorbei zu kommen,
welche Teil der auf dem Schwarzwald um 1700 angelegten Befestigungslinien sind.
Unfortunately it was very hot, when we set out at Elzach. We climbed up
in the black forest near Prechtal. The historical hawkers surely had avoided
such heights like at the pikes over Gutach (Schwarzwaldbahn). But the Mountain
pass over the Landwassereck today in summer is a much used Landesstraße (L107)
– popular among motorcyclists. The reactions of walkers and locals were all
very positive, when we met them. It was especially nice to pass the
Prechtal-redoubts, which were elements of the fortified lines which were built
on the black forest around 1700.
Donnerstag, 6. September 2018
Neues vom Gefecht bei Übrigshausen – News about the combat at Übrigshausen
Auf
unserer letzten Veranstaltung im Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen haben
wir von einem kenntnisreichen Besucher erfahren, dass man den Ort des Gefechts
bei Übrigshausen durchaus genauer lokalisieren kann. Es habe auf der alten
Übrishauser Allmende stattgefunden, wo man auch Relikte des Zusammenstoßes gefunden
habe.
At our
last event at the Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen a man from the audience mentioned,
that one could localize exactly the place of the combat of Übrigshausen. The
fighting took place at the old Übrigshauser Allmende (common pasture), where
relicts of the fight were found.
Das Tor von Schloss Braunsbach mit Wappen - the gate of Braunsbach-castle with the coat of arms. |
Der
Besucher empfahl einen Besuch in Braunsbach, wo der ungarische Husarenoffizier
beerdigt wurde, der am Anfang des Gefechts gleich getötet worden war. Da dieser
Offizier Baron Stephan Perényi de Nagy Szölösz[1]
ein Katholik war, soll er auf dem katholischen Friedhof von Braunsbach
bestattet worden sein. Daher machten wir auf unserer Rückfahrt von der
Veranstaltung einen Abstecher nach Braunsbach.
The
visitor recommended a trip to Braunsbach where the Hungarian hussar’s officer,
who was shot at the first moment of the combat, was buried. The officer baron
Stephan Perényi de Nagy Szölösz was a Catholic; therefore he could only be
buried at the catholic cemetery of Braunsbach.
Ein Flügel des Schlosses mit Turm - a wing of the castle with a tower. |
Das
markanteste Bauwerk von Braunsbach, wenn man von Süden kommt, ist das Schloss. Kurz
vor den Wehrmauern der alten Anlage steht eine kleine protestantische Kirche,
die Bonifatiuskirche aus dem 12. Jahrhundert. Im Schloss selber befindet sich
die katholische Kirche, die erst 1714 eingebaut wurde[2].
Vor dem Döttinger Tor, das heute ebenfalls noch erhalten ist, wurde 1740 für
die ab 1714 angesiedelten Katholiken ein Friedhof angelegt[3],
der noch heute erhalten ist. Hier fanden wir in der Mitte des Friedhofs das
Grabmonument des Stephan Perényi de Nagy Szölösz.
Das Monument auf dem katholischen Friedhof von Braunsbach - the monument on the Catholic cemmetery of Braunsbach. |
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Mittwoch, 29. August 2018
Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 3 / Part 3
Sonntag 26. August - sunday 26th august.
Nun kam der Tag der Hochzeit. Unsere Großmagd
Kathrina hatte eine feine Suppe für uns alle gekocht. Danach zogen wir mit dem
Brautpaar und Musik zur nächsten Kapelle, wo uns bereits der Pfarrer erwartete.
Dieser hielt einen langen Sermon über den Sinn der Ehe und ermahnte Johann
Gunkel und dessen künftige Gunkelin ihn zu beachten. Das Wetter konnte besser
nicht sein und tröstete über die Tränen der ziemlich unglücklich wirkenden
Braut.
Am Wirtshaus bekam das Hochzeitspaar einen nur
kleinen Hochzeitsstrauß, wovon wohl der gute Holländische Gulden von Anno 1680
das Beste war. Die Wirtin tischte uns ein köstliches Hochzeitsmahl auf. Danach
setzten sich die Männer zusammen zu einer Pfeife Tabak. Die Weibspersonen
spielten Karten. Der Pfarrer konnte sich nicht genug über die Manieren der Gunkelbrüder
entsetzen.
Wir erwarten die köstliche Mahlzeit im Wirtshaus - we are waiting for our delicious meal at the inn. |
Now the wedding‘s day came. Our maid
Kathrina had cooked a fine soup for us all. Then we walked –while music was
played by our musicians - up to the next small chapel, where the vicar waited
for us. The vicar told a long sermon about the sense of a marriage and recalled
Johann Gunkel and his wife to remember that. The weather could not be better.
By the way it seemed that the bride was unhappy about her engagement with my
excellent brother.
In front of the inn the couple got a
very small “Hochzeitsstrauß” only including a good Old Dutch florin from
1680.The hostess offered us a very delicious meal. Afterwards the men sat
together smoking pipes while the woman played cards. The vicar could not be
surprised enough about the bad manners of the Gunkel-brothers.
Die Männer mit den Pfeifen und - the man with pipes and ... |
Im strahlenden Sonnenschein wurde getanzt. Die
Musik spielte herrlich und wir waren guter Dinge. Danach war die Hochzeit bald
beendet, denn ärmere Leute können sich keine ausschweifenden Feste leisten.
Tanz vor dem Wirtshaus - dancing in front of the inn. |
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Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 2 / Part 2
Am nächsten Tag fungierte ich wieder als
Schultheiß von Übrigshausen. Wir stellten nach, was wohl am 7. Juli 1743 passiert sein kann. Nach einem hervorragenden Frühstück mit Musmehl
und Früchten, die es in diesem Jahr in solch einer Fülle gab, begannen die
Mägde Johanna und Kathrina vor unserem Haus mit der Wäsche. Leider setzte just
in dem Augenblick der Regen ein. Wir fragten uns natürlich wie die Wäsche
trocken werden sollte.
Unsere Tochter kam zur Schule und es gefiel ihr
sehr gut, weil es lustig gewesen sein soll, was der Lehrer beibrachte. Die
Kinder lernten „Geh aus mein Herz und suche Freud“ (Paul Gerhardt).
Eine unserer Mägde bei der Wäsche - one of our maids making the laundry. |
Next day I was again the Schultheiß
of Übrigshausen. We recreated what maybe happened at the july 7th 1743. After a very delicious breakfast with “Musmehl” and fruits –
we had plenty of them especially this year – the maids Johanna and Kathrina
started to make the laundry. Unfortunately the rain came and we feared that the
laundry could not dry.
Our daughter went to the school and she
was very pleased with it because it was so funny there. The kids learned “Geh
aus mein Herz und suche Freud” by Paul Gerhardt).
Wir stellten Dachschindeln her, zuerst auf dem Hackklotz - we produced roofing shingles at the chopping block. |
Da der Regen eher stärker als schwächer wurde,
mussten wir uns dazu entschließen statt der Getreideernte zu dreschen. Dies
fand in der Scheune beim Schulmeister Weidner statt und wir hatten alle unseren
Spaß damit. Es war spannend zu erleben wieviel Körner man in gewisser Weise
heraus dreschen konnte und wir versuchten zu dritt und zu viert mit
verschiedenen Sprüchen wie „Die Worscht hoat zwoa Zipfal“ oder „Och-sen-kopf“
im Takt zu bleiben, um möglichst rasch viel zu dreschen.
As the rain became more and more
heavy, we decided to make threshing instead of our grain harvest. This took
place in schoolmaster Weidner’s barn and we all had our fun. It was interesting
to learn how many grain we get and we tried out several mottos like “Die
Worscht hoat zwoa Zipfal” or “Och-sen-kopf”. We were three or four men.
Später war es an der Zeit die Verwundeten nach
Hall zu schaffen. Etwas verspätet kam ein Fuhrwerk an, das von einem
österreichischen Husaren bewacht wurde. Der Husar bot uns Bauern verschiedene
Waffen wie Degen, Säbel und eine Flinte aber auch Kleidung wie einen roten
Dragonerrock und mehr zum Kauf an. Aber wir konnten nichts damit anfangen und
hatten wohl auch schon gehört, dass der Rat solche Waren wieder einziehen
könnte. Die meisten Einwohner bis auf ein paar Mägde zeigten sich froh, dass
die Franzosen endlich fort waren.
Die Verwundungen waren laut einem neuen Barbier,
der sie beschaute nicht so schlimm wie es zuvor der Barbier von Übrigshausen
gesagt hatte. Dennoch ächzte ein grauhaariger Füsilier doch so ziemlich während
ein Grenadier mit seinem Schnurbart recht munter wirkte. Wir vermuteten, dass
einer der Verwundeten ein Dagroneroffizier war. Denn er hatte einen langen
grauen Mantel und schien mit den Soldaten nicht viel gemein zu haben. Es war
nicht schwierig alle auf den Wagen zu laden.
Wie gewohnt klang der Abend im Wirtshaus aus. Dort
war nun auch ein jüdischer Krämer angekommen, der seine Bänder anbot und
jüdische Lieder zum Besten gab.
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Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 1 / Part 1
Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 1 / Part
1
Nach einigen Blogeinträgen zu verschiedenen
anderen Themen gibt es nun endlich den Bericht zu unserer letzten
Veranstaltung. Diesmal in 3 Teilen, 1 Teil pro Tag. Einige unserer Darsteller
waren diesmal schon am Dienstag in Wackershofen, auch die Pferde unseres
Grabenreiters wurden schon früher als sonst auf die Koppel gestellt.
Einige unglückliche Umstände führten dazu, dass
wie ewig nicht mehr viele Darsteller viel zu spät ankamen und wir darum viel
Aufwand mit dem Ausgleichen der Ausfälle hatten. Zum Glück waren die Anwesenden
so flexibel, dass die Programmpunkte dennoch allesamt stattfinden konnten. Mein
Dank in der Hinsicht an die entsprechenden Teilnehmer, die einsprangen.
After some posts about different themes we will offer you now finally
the report of our last event. Some of us arrived on Tuesday.
But this year we had many troubles because many participants could not
make it to our event in time. Fortunately we have flexible participants who
took the roles and that enabled us to do every part of our program. Thanks to
all of you, who helped us immensely!
Das Wetter spielte diesmal nicht ganz so gut mit
wie voriges, den war das wirkliche Jahr 1743 von einer sehr günstigen Witterung
geprägt, die dazu führte, dass trotz Krieg die Preise nicht stiegen, so
herrschte 2018 eine enorme Trockenheit und Hitze. Daher waren auch zahlreiche
Felder bereits abgeerntet.
Am Donnerstagabend war mein Haushalt im Haus aus
Sachsenflur bereits so ziemlich vollständig bis auf eine Magd. In der Nacht
konnte ich noch unserem ersten „Franzosen“ seine Hose übergeben, die wir
gemacht hatten.
https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/rekonstruktion-einer-franz-hose-teil-2.html
The weather was not as pleasant as
in the last years. In 1743 the weather was very good and that’s why the price
for food etc. didn’t increased although there was a war going on. But in 2018 we had
an extreme dryness and heat. Therefor many fields were ploughed already.
On Thursday’s evening nearly all
members of my household were assembled. During the night the first of our
“Frenchmen” arrived and I could give him the breeches we made. https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/rekonstruktion-einer-franz-hose-teil-2.html
Freitag, 24. August / friday 24th august
Einer unserer verwundeten Franzosen - one of our wounded French soldiers. |
Am nächsten Morgen war ich als Amtmann unterwegs. Mit
meinem Grabenreiter begaben wir uns ins Dorf Münkheim (eine andere Baugruppe
als unsere), wo ich die verwundeten Franzosen in Augenschein nahm. Diese wurden
von einem Barbier aus Übrigshausen versorgt. Er erklärte uns die verschiedenen
Verwundungen und ob man die Franzosen würde bald nach Hall transportieren
können. Vor allem einer von ihnen mit einem gelb bordierten Hut war ein Anblick
des Jammers.
Recht zufrieden mit alledem begab ich mich ins
Wirtshaus, wo ich in der Gesellschaft des Pfarrers und seiner Frau ganz
ausgezeichnet speiste. Sie hatten mich dazu eingeladen zum Geburtstag der Frau
des Pfarrers meine Aufwartung zu machen.
At the next morning I was on the way
as the Amtmann. Together with my Grabenreiter we went in the village Münkheim
(a different part of the museum), where I investigated the “wounded” French. A
barber from Übrigshausen explained us the different wounds and told us if they
could be moved to Hall. Especially one with a yellow lace at his hat looked
very miserable.
Really satisfied I went to the inn.
There I could eat very exquisite in the company of the vicar and his wife. They
invited me to take the coffee with them later.
Nach einem schönen Ritt durch die Gegend kam ich
zum Pfarrhaus. Mein Geschenk zum Geburtstag für die Hausherrin bestand in einem
selbstgemachten Gedicht
„Verstrichen ist nun ein Jahr“,
welches wohl ganz dem Geschmack der Eheleute
entsprach. Es zielte vor allem auf die Tugend und christlichen Taten der guten
Frau. Der Kaffee und der Kuchen schmeckten sehr gut. Mein Aufenthalt war nur
recht kurz, weil ich ja noch einen Ehevertrag aufsetzen sollte.
Es war interessant einen österreichischen Husaren
vom Regiment Nadásdy zu treffen, der von den Siegen prahlte. Die Zeitungen
waren ja wirklich voll davon. Er trieb ein Fuhrwerk auf, das er eskortierte.
Immerhin in 3 Wagen mussten auch österreichische Verwundete nach dem Gefecht
bei Übrigshausen nach Hall gebracht werden.
Ein Husar vom Regiment Nadásdy und ein Fuhrwerk - a hussar of the regiment Nadàsdy and a confiscated cart. |
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Dienstag, 14. August 2018
Rekonstruktion einer franz. Hose Teil 2 – Reconstruction of a pair of french breeches part 2
Unsere Militärhose - our military breeches. |
Nun sind wir endlich mit unserem kleinen Projekt eine französische Militärhose zu herzustellen fertig. Was freilich unbefriedigend war, war die Quellenlage. Die Bildquellen geben praktisch über fast keine Details Auskunft.
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Donnerstag, 9. August 2018
Nach dem Gefecht bei Übrigshausen – after the combat at Übrigshausen
Kurz nach
dem Gefecht wurden die verwundeten Franzosen nach Schwäbisch Hall geschafft.
Während die verwundeten österreichischen Husaren ins Sternen- und
Schwanenwirtshaus kamen[1],
mussten die zahlreichen französischen Blessierten in die Kaserne von Unterlimpurg[2].
Diese stand leer, da die Reichsstadt infolge des Stadtbrandes von 1728 keine
Kreissoldaten stellen brauchte[3].
Die Österreicher allein hatten 3 Wagen gebraucht um ihre Verwundeten abzufahren.
Shortly
after the combat the wounded French were transported to Schwäbisch Hall. The
wounded Austrian Hussars were brought to the “Sternen-” and “Schwanen”taverns. But the
French wounded had to go the barracks of Unterlimpurg. The barracks were empty
because the imperial city had not to raise soldiers for the Swabian circle after
the great fire in 1728. The Austrians alone had to use 3 waggons for the transport of their wounded.
Österreichischer Husar und französischer Dragoner - Austrian hussar and French dragoon (Schützenscheibe von 1743 - target painted in 1743) Hällisch-Fränkisches Museum (Foto: Kim Krawiec) |
Über den
Aufenthalt der Verwundeten beider Seiten wissen wir nicht viel. Ein „Cornet
Dessovi“ scheint sich über die Unterbringung der verwundeten Husaren beschwert
zu haben[4].
Wegen der in Hall untergebrachten Franzosen musste der Rat mit einem Colonel
Lieutenant Dailly verhandeln[5].
We don’t
know much about the stay of the wounded of both sides. A certain Austrian “Cornet
Dessovi” was mentioned, who complained about the lodgings in addresses to the
magistrate. A Colonel Lieutenant Dailly had to negotiate with the magistrate of
Hall concerning the French wounded.
Donnerstag, 5. Juli 2018
Das Gefecht bei Übrigshausen – the combat at Übrigshausen
Vor 275
Jahren fand zwischen den österreichischen Truppen und den Franzosen ein Gefecht
in der Nähe von Schwäbisch Hall statt.
Wie wir
vor ein paar Wochen erwähnt haben, beschloss Broglie einen Rückzug seiner
Armee. Dieser fand unter ständigen Attacken der österreichischen Verfolger
statt. Bei Eislingen fand ein solcher Angriff statt. Die angegriffenen
französischen Infanteristen bildeten zwar noch eine Wagenburg für sich und
1.000 Verwundete, wurden dann aber beim Entfliehen aus der Wagenburg, als die
österreichischen Husaren zahlreicher wurden, niedergehauen und die meisten zu
Gefangenen gemacht [1].
Am 1., 2.,
3., 4., 5. und 6. Juli kam die französische Armee Broglies durch Schwäbisch
Hall und lagerten bei der Stadt auf der Heide.
Broglie selbst, de Saxe und etliche Generäle waren in der Stadt untergebracht.
Broglie selbst, de Saxe und etliche Generäle waren in der Stadt untergebracht.
275 years
ago there was a combat Austrian troops versus French near Schwäbisch Hall.
As we
mentioned some weeks ago, Broglie decided his retreat. That happened under many
attacks by the Austrian persecutors. Near Eislingen one of these attacks took
place. The attacked French infantry formed a corral for themselves and 1.000
wounded. But they were ridden down by the Austrian hussars when they left the
corral. Most of them became prisoner of war.
At the 1st,
2nd, 3rd, 4th, 5th and 6th
of July the French army under Broglie passed through Schwäbisch Hall and had a
camp at the heath.
Broglie himself, de Saxe and many generals had their quarters in the town.
Broglie himself, de Saxe and many generals had their quarters in the town.
Karte der Umgebung - plan of the area, please note the villages and hamlets in red where the plundering countryman came from. |
Ich hatte
die Gelegenheit zahlreiche Quellen zum anschließenden Gefecht zwischen
Übrighausen und Münkheim zu erforschen. Dies ist nun das ungefähre Bild von der
Aktion. Eine französische Wagenkolonne wurde auf der Straße zwischen Münkheim
und Übrighausen, scheinbar noch etwas unterhalb von letzterem Dorf, von einem
österreichischen Offizier angehalten. Der österreichische Husarenrittmeister
Baron Stephan Perény de Nagy Szörosz forderte einen französischen Offizier in
einer Kutsche, der neben einem Pfarrer saß dazu auf sich zu ergeben. Doch der
Pfarrer habe nach dieser Rede dem Rittmeister „mit einem Pistol vor den Kopf
geschossen“[2],
worauf der Husarenrittmeister tot vom Pferd fiel. Damit setzte der Kampf an,
der von Zeitgenossen als Scharmützel bezeichnet wurde. Der exakte Verlauf ist
nicht weiter nachvollziehbar, aber die Franzosen scheinen sehr überrascht
gewesen zu sein.
Die
Österreicher werden in einer Quelle mit 250 Mann Stärke angegeben, während die
Franzosen über 2 Grenadierkompanien, 50 Füsilieren und 100 Dragonern verfügt
haben. An anderer Stelle ist von 2000 Österreichern die Rede.
Die Anzahl
der französischen Verluste variiert zwischen 110 Tote und viele Verwundete
sowie 50 Gefangene[3]
und 70 Gefangene und der Rest an Toten und Geflüchteten[4].
Fast noch eklatanter gehen die Schätzungen der österreichischen Verluste
auseinander, die bei 7 Toten und 20 Verwundeten[5]
oder woanders bei einem Toten und einigen wenigen Verwundeten[6]
gelegen haben.
I had the
chance to study many sources about the upcoming combat between Übrigshausen and
Münkheim. This is the picture I got from these studies.
A French
column of carts was ordered to hold at the road from Münkheim to Übrigshausen,
under the village of Übrigshausen. The Austrian captain of hussars, the baron
Stephan Perény de Nagy Szörosz, asked a French officer sitting with a priest in
his carriage to surrender. But the priest “shot with a pistol before the head”
of the Austrian captain and he fell dead to the ground. Than the combat began.
The exact development is not clear to me, but it seems that the French were
completely surprised.
The
Austrians sometimes are said to have 250 men another source mentions 2.000 men
strength, while the French had 2 companies of grenadiers, 50 fusiliers and 100
dragoons.
Freitag, 1. Juni 2018
Rekonstruktion einer Hose für einen französischen Soldaten – Reconstruction of a pair of breeches for a French soldier 1743.
Wir
wollen für die diesjährige Veranstaltung in Wackershofen eine Uniformhose
nachschneidern. Die Hosen dürften neben den Hemden zu den wenigen
Kleidungsstücken zählen, welche die von Bauern und österreichischen Husaren
ausgeplünderten französischen Verwundeten nach dem Gefecht bei Übrigshausen und
Münkheim noch auf dem Leibe trugen.
We want to
recreate a pair of uniform’s breeches for our event at Wackershofen this year.
The breeches should be beside the shirts some of the few garments, the French
wounded still had on their bodies after they were plundered by peasants and
Austrian hussars following the encounter at Übrigshausen and Münkheim.
Über die
Beschaffenheit der Hose sagt die maßgebliche „Ordonnance du Roy“ von 1736
leider nur sehr wenig.
Da heißt es
« Il ne sera employé dans la veste & dans
la culotte, que deux aunes aunes deux tiers de tricot, ou trois aunes trois
quarts de Cadix-Agnane gris blanc. »[1]
Schnitt der Culotte des Regiments Lyonais nach Delaistre - pattern of the culotte of the regiment Lyonais by Delaistre. |
Weiter
unten findet man den Hinweis, dass die Weste ebenso wie Rock und Hose von unten
und oben in Grau-Weiß gefertigt sein soll, außer in gewissen Ausnahmen.
Der
Hintergrund des Reglements war offensichtlich, dass die eher farbenfrohere
Uniform von vor 1736 wie sie uns beispielsweise Gudenus noch in seiner
Abbildung der französischen Überläufer während der Belagerung von Mainz
überliefert, durch eine vorwiegend weiße Uniform ersetzt wurde, wobei auch die
Westen und Hosen überwiegend weiß sein sollten.
Die
einzigen einwandfrei zuzuordnenden Schnitte französischer Militärhosen finden
sich auf den Uniformtafeln von Jacques-Antoine Delaistre (1690-1765), die in
den 1720ern entstanden sind. Einen davon habe ich zur Grundlage einer
Umrisszeichnung genommen, auch da das hier abgebildete Regiment, Lionnois,
eindeutig unter Broglie in Süddeutschland diente[2].
There are only a few notes about the composition of
the breeches mentioned in the „ordonnance du Roy“ from 1736.
There you may read:
« Il ne sera employé dans la veste & dans
la culotte, que deux aunes aunes deux tiers de tricot, ou trois aunes trois
quarts de Cadix-Agnane gris blanc. »
Translation :
“You should not use more than 3 yards and 2/3 of tricot (around 4 ½ m) or 3
yards and ¾ (a bit more than 4 ½ m) from Cadix-Agnane in grey-white.”
Somewhere
beneath you may find the note, that waistcoats should be made on top and below
by grey-white material, except some exceptions.
The
background of the new regulation was possibly that the colourful uniforms –
drawn by Gudenus for example during the siege of Mainz – were
replaced by mostly white uniforms, of whom even the waistcoats and breeches
should be white.
The only
clearly attributable pattern of French military breeches could be find on the
uniform plates by Jacques-Antoine Delaistre (1650-1765), that were created in
the 1720s. One of those I took as a basic for a sketch. By the way, I’ve chosen
this example because it belongs to the regiment Lionnois, which served under
Broglie in southern Germany.
Text: André Hanselmann
Zeichnung/drawing: André Hanselmann
[1] Ordonnance du Roy, concernant
l’habillement de l’infanterie Françoise. Du 20. Avril 1739, P. 6
[2] « Habillement d’un soldat du
regiment de Lionnois » planche 87 du tome I de
"Infanterie et Gardes françaises" vers 1721 in L’Agence Photo Réunion
des Musées Nationaux - Grand Palais, Invantarnummer : A1J7 ; 10849
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