Donnerstag, 4. September 2025

Anno Domini 1775 Wie das Salz getragen wurde P 1

Dieses Mal war unsere Veranstaltung ein bisschen davon geprägt, dass die Darsteller von zwei sehr im Fokus stehenden Rollen - Zöllner und Steigenwirt - kurzfristig ausfielen. Zum Glück konnten wir das durch sehr flexible Teilnehmer kompensieren und teilweise habe ich das sogar in der Veranstaltung mit eingebaut. Ihr werdet sehen!

Die Zeitung ist voller Nachrichten aus England und Amerika. - The Newspapers are full of news from America and England. (photo: S. Winter)

 

This time, our event was somewhat affected by the fact that the actors playing two very prominent roles—the customs officer and the innkeeper—could not attend at short notice. Fortunately, we were able to compensate for this with very flexible participants, and I even incorporated some of this into the event. You'll see!

 

Der Amtmann ist zu Ross beim Zöllner eingetroffen. - The bailiff meets the custom officer. (Foto: art_fotografie_sulmtalix) 

Entsprechend der Quellen zu den drei Mitgliedern einer jüdischen Diebesbande [1], kam das Thema auch bei uns vor. Der Amtmann ritt ins Amt Rosengarten und verlas einen Steckbrief. Der einige Jahre zuvor in den Diensten des Schultheißen von Leoweiler gestandene Knecht, soll sich unterdessen mit einer Bande durchschlagen für die er Bauerngüter ausspioniert. Seit 1773 [2] hat er sich davon gemacht und wird mit dem Überfall auf eine Magd in Verbindung gebracht [3]. Der Zöllner vom Michelfelder Landturm [4] [5] versprach dem Landreiter und dem Amtmann den Steckbrief dem Schultheiß zuzustellen, der in diesen Tagen in Heilbronn weilen sollte.

Der Amtmann überbringt den Steckbrief. - The bailiff hands over the warrant. (photo: M. Leyendecker)

 
Wir reiten zu dritt zum Gasthaus. - We three are riding to the inn. (photo: M. Leyendecker)

According to the sources concerning the three members of a Jewish gang of thieves [1], the topic also arose in our country. The bailiff rode into the Rosengarten district and read out a warrant. The farmhand, who had been in the service of the mayor of Leoweiler for a few years, was said to be making a living with a gang for which he spied on farms. Since 1773 [2], he has been absconding and is linked to the attack on a maid [3]. The customs officer from the Michelfeld country tower [4] [5] promised the country rider and the bailiff that he would deliver the warrant to the mayor, who was supposed to be in Heilbronn at the time.

 

Unsere Pferde vor dem Steigengasthaus. - Our horses in front of the inn. (Foto: art_fotografie_sulmtalix)

Der Amtmann ritt anschließen nach Leoweiler und zur Roten Steige, wo er ein kärgliches Mahl einnahm [6]. An der Steige traf man auf Salzträger, die wie wir wissen, arme Teufel waren [7], weshalb wir sie nicht stärker behelligten. Ich reiste recht zufrieden ab und konnte immerhin für das Amt verbuchen, dass wie nur 1 fl. 30 ß hatten für "Zehrung" zahlen brauchen.

Der Tabak war gut im Wirtshaus. - The tobacco was good in the inn. (photo: art_fotografie_sulmtalix)


 

The bailiff then rode to Leoweiler and the Red Trail, where he had a meager meal [6]. At the trail, we encountered salt carriers, who, as we know, were poor devils [7], so we didn't bother them too much. I left quite satisfied and was at least able to record for the office that we had only had to pay 1 fl. 30 ß for "food."

Der Amtmann trifft ein paar Salzträger. - The bailiff meets some salt carriers. (photo: art_fotografie_sulmtalix)


Derweil waren die Landleute in Leoweiler fleißig indem sie mit dem Spinnrad und der Spindel Flachs und Wolle sponnen. Mit ängstlichem Blick betrachtete man den Himmel, da wir fürchteten, dass uns ein Regen die für den nächsten Tag beabsichtigte Heuernte verderben würde.

Beim Flachs spinnen. - When spinning flax. (Foto: art_fotografie_sulmtalix)
 

Meanwhile, the farmers in Leoweiler were busy spinning flax and wool with spinning wheels and spindles. They watched the sky with apprehension, fearing that rain would ruin the hay harvest planned for the next day.

Mägde, Knechte und eine Bäuerin vor dem Wirtshaus vereint. - Maids, farmhands and a farmer's wife in front of the inn. (Foto: art_fotografie_sulmtalix)

 


Text: André Hanselmann 

 Fotos: art_fotografie_sulmtalix, S. Winter, Michael Leyendecker

 

Notizen / Notes: 

1) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2025/02/schwabisch-hall-1775.html 

2) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/09/die-mainhardter-rauberbande-band-of.html 

3) siehe die Bilder auf dem Blogartikel - look here at our blog: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/09/die-mainhardter-rauberbande-band-of.html

4) Dankbarerweise ist da jemand kurzfristig eingesprungen. - Thankfully one of us took over the role.

5) Seit langem war im Landturm eine Zollstation eingerichtet. - The customstation at the Landturm was built long ago. Dr. Andreas Maisch: „Zölle und Zollstationen: die Besteuerung des Verkehrs“ in: Dr. Andreas Maisch (Hrsg.) "Unterwegs. Schlaglichter zu Verkehr und Kommunikation in Schwäbisch Hall vom Mittelalter bis 1950" Verlagsdruckerei Schmidt, Schwäbisch Hall, 2012, S. 17

6) Die Quellen legen eigentlich nahe, dass die Amtmänner sehr viel kostspieliger speisten. So der Amtmann in der Roten Steige 1773 an zwei Tagen für 16 fl. 28 x. Amtsrechnung Amt Rosengarten, Sig. 4/4594 S. 42 

7) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2025/02/salztrager-und-salzkarrner-salt.html 

Sonntag, 10. August 2025

Die französische Armee des Österr. Erbfolgekrieges - The French army of the WAS p. 7

Anders als bei Uniformen zu denen ich keine Originale aus den 1730ern und 1740ern gefunden habe, gibt es zahlreiche Waffen wie Gewehre und Geschütze in den Sammlungen in Paris [1], Strasbourg [2] und anderswo. Die französische Artillerie wurde im Feld anders als die britische [3] recht statisch eingesetzt. Es ist bezeichnend, dass die französischen Kanonen bei Dettingen über den Main schießen sollten und recht rasch während der Schlacht kein Schussfeld mehr hatten [4]. 

Ein typisches französisches Kanonenrohr in Straßburg. - A typical French cannon barrel in Strasbourg. Musée historique de la ville de Strasbourg (photo: C. Hanselmann, 2022)

 

Unlike uniforms, for which I have found no originals from the 1730s and 1740s, there are numerous weapons such as rifles and cannons in collections in Paris [1], Strasbourg [2], and elsewhere. Unlike the British [3], French artillery was deployed quite statically in the field. It is significant that the French cannons were supposed to fire across the Main River at Dettingen and quickly lost their field of fire during the battle [4].

Meine französische Artillerie für Honours of War. Die Haubitze brauche ich eigentlich nur für mein Wissembourg (1744) Szenario. - My French artillery for HoW. I need the howitzer for my Wissembourg scenario only. (photo: André Hanselmann)


Sehr detailiert hat sich Jeff Berry darum bemüht die Verteilung der Geschütze auf französischer Seite in der Schlacht bei Fontenoy darzustellen [5]. Gerade diese Schlacht zeigt die hohe defensive Bedeutung der Artillerie einerseits wie auch, dass die Kommandeure der Artillerie - hier in dem Fall du Brocard [6] - wie die Generäle überhaupt sehr gefährdet waren selbst in der Schlacht zu fallen. Der Maréchal de Saxe versuchte tatsächlich den Maréchal de Camp du Brocard seine gefährliche Position an einer Batterie vor der Front der Aubeterre-Brigade zu verlassen. Doch beharrte du Brocard darauf zu bleiben und persönlich die Batterie zu bedienen und wurde Minuten später von einer britischen Kanonenkugel tödlich getroffen [7].

Die leichten Geschütze stammen aus einem Set von Schwedischer Artillerie für den Großen Nordischen Krieg. - The light artillery pieces are from a set of Swedish artillery for the Great Northern war. (photo: A. Hanselmann)

Freitag, 1. August 2025

Die französische Armee des Österr. Erbfolgekrieges - The French army of the WAS p. 6

Diesmal will ich mich der französischen Infanterie mit Ausnahme der Gardeinfanterie und der leichten Infanterie zuwenden. Hier in diesem Blogeintrag wird es auch nicht um die Artillerie gehen, welche aber nominell als 47. Einheit unter den Infanterieregimentern eingereiht war. Für meine eigenen Truppen, die ich für meine Präsentation von Schlachten wie Rocoux [1] benötigte, habe ich Milizeinheiten nicht aufgestellt. Überhaupt habe ich mich bemüht ähnlich wie bei meiner Kavallerie [2] ein möglichst abwechslungsreiches Bild widerzuspiegeln. Das heißt, dass ich versuchte auch die Fremdregimenter beispielsweise mit aufzustellen. In bestimmten Schlachten wie bei Pfaffenhofen [3] stellten diese einen überwiegenden Teil der französischen Truppen. Etwas überproportinal sind bei mir irische Fremdregimenter in der Sammlung vorhanden, weil ich den Angriff der Iren bei Fontenoy darstellen wollte.

4 Bataillone irischer Infanterie / 4 bn.s of Irish infantry: Berwick, Clare, Dillon, Rooth (photo: A. Hanselmann)

 

This time I want to focus on the French infantry, with the exception of the Guards Infantry and the Light Infantry. This blog entry will not be about the artillery, which was nominally classified as the 47th unit among the infantry regiments. I did not field any militia units for my own troops, which I needed for my presentation of battles such as Rocoux [1]. In general, I strove to reflect as diverse a picture as possible, similar to my cavalry [2]. This meant that I also tried to include foreign regiments, for example. In certain battles, such as Pfaffenhofen [3], these made up a predominant portion of the French troops. I have a somewhat disproportionate number of Irish foreign regiments in my collection because I wanted to depict the Irish attack at Fontenoy.

Der Maréchal de Saxe suchte die Schwächen der französischen Infanterie auszugleichen. - The Maréchal de Saxe tried to balance the weaknesses of the French infantry. - Painting from the atelier of Jean Étienne Liotard, musée historique de la ville de Strasbourg (photo: C. Hanselmann, 2022)


Bei den Uniformen habe ich mich sowohl an Schrift- als auch an Bildquellen aus der Epoche orientiert. Bei dem Detail der Kokarden an den Hüten, habe ich mich beispielsweise an die Zeichnungen von Gudenus von 1735 gehalten, der immer weiße Kokarden dargestellt hat [4]. Die Uniformen habe ich anfangs den Beschreibungen aus dem "État géneral..." von 1748 entlehnt sowie beispielsweise zeitnahen Gemälden über beispielsweise die Farbe der Patronentaschen, des Lederzeugs usw. [5]. Später wurde mir bewusst, dass ich meine Figuren auch für den Polnischen Thronfolgekrieg nutzen wollte und daher habe ich nun öfter auf die Bilder von Gudenus zurück gegriffen. Dies brachte auch mit sich, dass die Uniformen meiner Figuren deutlich farbenfroher wurden. In der Phase 1741-48 hatten viele Regimenter weiße Uniformen ohne Farbtupfer, also weiße Aufschläge an den Uniformröcken, weiße Westen und weiße Hosen [6]. Optisch unterschieden sich die Truppen dann eher durch die Knopffarbe und die Farbe der Borte am Hut. Ein Grund für meine Auswahl der Linienregimenter war ja auch ursprünglich, dass sie an möglichst vielen wichtigen Schlachten teilnahmen. Später habe ich mich aber auch beispielsweise für den italienischen Kriegsschauplatz geöffnet, wo dann natürlich andere Truppen dabei waren als in Deutschland [7] oder Flandern [8]. Manche Gemälde erwiesen sich auch erst nach einer Weile als unbrauchbar, da zwar im 18. Jahrhundert entstanden, aber doch mit einem gewissen zeitlichen Abstand. Das Problem mit Gemälden als Quelle wurde mir beispielsweise bei der Belagerung von Freiburg (1744) bereits bewusst [9].

Klassische französische Infanterie. Im Vordergrund sieht man das Regiment Royal Vaisseaux und dahinter Provence. - Classic French infantry: Royal Vaisseaux in the foreground and Provence behind. (photo: A. Hanselmann)

 

For the uniforms, I drew on both written and pictorial sources from the era. For example, for the details of the cockades on the hats, I followed the drawings by Gudenus from 1735, who always depicted white cockades [4]. Initially, I borrowed the uniforms from descriptions in the "État géneral..." of 1748, as well as from contemporary paintings, for example, regarding the color of cartridge pouches, leather goods, etc. [5]. Later, I realized that I also wanted to use my figures for the War of the Polish Succession, and so I began to draw more frequently on Gudenus's paintings. This also meant that the uniforms of my figures became significantly more colorful. In the period 1741-48, many regiments had white uniforms without any splashes of color, i.e., white cuffs on the tunics, white waistcoats, and white trousers [6]. Visually, the troops were then distinguished more by the color of the buttons and the color of the hat trim. One of the original reasons for my selection of line regiments was that they participated in as many important battles as possible. Later, however, I also opened my eyes to the Italian theater of war, for example, where, of course, different troops were involved than in Germany [7] or Flanders [8]. Some paintings also proved unusable only after a while, as they were created in the 18th century, but with a certain time lag. I was already aware of the problem with paintings as sources during the Siege of Freiburg (1744), for example [9].

Vorne sieht man Grenadiere verschiedener Regimenter unter den Fahnen des Regiments Auvergne. Dahinter befindet sich das eher unbekannte Regiment Nice, und dahinter eines von zwei Bataillonen La Marine, gefolgt von Navarre und Royal la Marine. - In front you can see grenadiers of different regiments under the flags of the Auvergne regiment and behind the less known Nice regiment followed by one of two bn.s La Marine followed by Royal Marine. (photo: A. Hanselmann)

Freitag, 18. Juli 2025

More pikes for Mansfeld

Since I will be traveling a lot or otherwise busy in the next few weeks, I wanted to briefly present what I have been able to finish so far.

These are the new mercenaries. (photo: A. Hanselmann)
 

I used the old Revell sets [1] [2]. Unfortunately, we don't get to play with it at all because we have a lot of sewing to do. Children grow up, and some clothes just need to be repaired or replaced after years of use.

 

Dienstag, 15. Juli 2025

Final companies...

I haven't finished any projects in a while, as we've been busy on vacation and preparing for various events. After all, we did attend a second major event in the 17th century this year [1]. I've finally finished my last HäT miniatures for my Austrian army.

 

Some grenadiers for my Hessen-Kassel regiment and Müffling. At left some fusiliers for the Hessen-Kassel regiment. In the middle 3 grenadiers with their officer of the Los Rios regiment. (photo: A. Hanselmann)

Three of the bases match my existing troops [2]. One of the bases has an officer and features the Los Rios Regiment uniform with its characteristic green cuffs. Many of my scenarios require a disproportionate number of grenadiers, such as Guastalla.

 

In the background is a barn especially for our PML games - not finished yet. (photo: A. Hanselmann)

Dienstag, 1. Juli 2025

Inventar eines Hauptmanns einer Stadtkompanie 1774 - Inventory of a captain of the city's company in 1774

Während wir oft über Vorgänge im Kreiskontingent informiert werden[1], erfährt man meistens wenig über die Stadtkompanien. 1775 hingegen ist der Lieutenant (wahrscheinlich der Rang des Kommandeurs) der „Über Kochener Compagnie“ gestorben, der durch den Rotgerber und ehemaligen Fähndrich Weckerle ersetzt wurde. Die ihm nachgeordnete Erste Sergeant und Seiler Röhler übernahm nun den Posten von Weckerle. Gleichzeitig war der Fähndrich der Kompanie „in der Gelbinger Gassen“ gestorben und wurde durch den amtierenden Ersten Sergeanten und „Hochzeit Bäder Kozner“ ersetzt. Die neuen Diensthabenden sollten vom Rat den Stadtsoldaten der jeweiligen Kompanien vorgestellt werden[2].

While we are often informed about events in the district contingent[1], we usually learn little about the city companies. In 1775, however, the lieutenant (probably the rank of commander) of the “Über Kochener Company” died, who was replaced by the red tanner and former ensign Weckerle. The first sergeant and roper Röhler, who was subordinate to him, now took over Weckerle's position. At the same time, the ensign of the company “in der Gelbinger Gassen” died and was replaced by the acting first sergeant and “Hochzeit Bäder Kozner”. The council should introduce the new officers to the city soldiers of the respective companies[2].

Porträt des Johann Friedrich Deutelin, Wirt der "Güldenen Glocke" und Hauptmann einer Stadtkompanie, Kopie nach Gemälde von Georg Adam Eger, 1779 - Portray of Johann Friedrich Deutelin, innkeeper of the "Güldene Glocke" (Golden Bell) and captain of one of the city's companies, copy of a painting by Georg Adam Eger, 1779 (photo: C. Hanselmann)

 

 

Die Reichsstadt verfügte im 18. Jahrhundert über 5 Bürgerkompanien, die dem Stadthauptmann oder Stadtleutnant als Oberkommandierenden unterstanden[3]. Die wesentlichste Aufgabe der Bürgerkompanien bestand in Wachtdiensten - insbesondere wenn die Kreistruppen abwesend waren oder wie in der Zeit nach dem Stadtbrand von 1728 komplett abgeschafft. Diese Kompanien wurden von Offizieren kommandiert, die ihrerseits anders als die Stadthauptmänner, keine professionelle militärische Ausbildung genossen hatten. Ein Inventar[4] eines solchen "Capitains der Burgerl. Compagnie jenseits Kochers" hat sich überliefert [5].

In the 18th century, the imperial city had 5 citizen companies, which were subordinate to the city captain or city lieutenant as commander-in-chief[3]. The most important task of the citizen companies was guard duty - especially when the district troops were absent or, as was the case after the city fire of 1728, were completely abolished. These companies were commanded by officers who, unlike the city captains, had not received any professional military training. An inventory[4] of such a "captain of the Burgerl. Compagnie beyond Kocher" has come down to us [5].


Dieser Hauptmann namens Johann Michael Zimmerer war auch als Baumwirt scheinbar neben seinem militärischen Rang eine bedeutende Person in seinem Stadtviertel. Seine vier Töchter vermochte er an einen Gastwirt in Eltershofen, einen Bäcker in Hall, einen Schmied und einen Leinenweber zu vermählen, während ihm sein einziger Sohn, Georg Michael, als Baumwirt nachfolgen sollte.

This captain named Johann Michael Zimmerer, as the "Baumwirt" (innkeeper of the "Baum"-tavern), was apparently, in addition to his military rank, an important person in his district. He was able to marry off his four daughters to an innkeeper in Eltershofen, a baker in Hall, a blacksmith and a linen weaver, while his only son, Georg Michael, was to succeed him as innkeeper of the "Baum"-tavern.

Freitag, 6. Juni 2025

Inventar eines Baders von 1615 - Inventory of a barber from 1615

 Zufällig sind wir 2024 auf ein Inventar eines Haller Bürgers gestoßen, das sehr viele spannende Details über Kleidung und Bewaffnung eines Mannes des beginnenden 17. Jahrhunderts bietet. Der Name des Baders lautet Caspar Neuberkhen und er wird als "Bürger und Erekenbäder" tituliert. Schon auf der ersten Seite seines Inventars findet sich "Auss einer Musquete erlösst 6 fl 15 ß". Man bekam also für eine ehemals dem Bader gehörende Muskete 6 Gulden und 15 Schillinge.

By chance, in 2024, we came across an inventory from a citizen of Hall that offers a lot of exciting details about the clothing and weaponry of a man from the beginning of the 17th century. The bather's name is Caspar Neuberkhen and he is referred to as "Citizen and Erekenbäder". Already on the first page of his inventory there is “One musquet yields 6 fl 15 ß”. So you got 6 guilders and 15 shillings for a musket that formerly belonged to barber.

Rechts im Bild: wohlhabender Bürger mit großem Filzhut, großem Kragen, schwarzem Wams und Hosen sowie Rapier. Ähnliche Dinge hat der Bader hinterlassen. - At the right in the photo: a wealthy citizen with large felt hat, large collar, black doublet and trousers and a rapier. The bather was looking similar. (photo: M. Leyendecker, 2024)



Der Bader hinterließ neben Guthaben bei vielen anderen Bürger wie einem Schneider, der bei ihm Schulden hatte, natürlich viele Werkzeuge wie Scheren, die er für sein Handwerk benötigte. Einer Erbin namens Barbara hat er eine erstaunliche Menge an Büchern hinterlassen: ein Werk über das Neue Testament, ein "Teutsch Testament", "Ein geschrieben Argument", "Poemata Pythagorea", 5 kleine Büchlein "von allerhand Carminibs", ein Buch mit Fabeln von Äsop (!) sowie ein Buch mit Leichenpredigten. Ich habe offengestanden noch nie einen Nachlass an derart vielen und unterschiedlichen Büchern von einem Haller Bürger gefunden. Während die Töchter nur solchen Hausrat und die Bücher bekamen, erhielt sein Sohn Hans Caspar:

1 Muskete samt Gabel und "Schiesladen"

1 Luntenflasche

1 Zundfläschlein

1 "Rappier"

1 "Hellenbart"

1 Feldbinde

Leider erfährt man nichts zum Wert dieser Waffen und Ausrüstungsstücke. Zumindest die Hellenbarde und Feldbinde könnten auf eine hervorgehobene Rolle im Haller Stadtmilitär hindeuten.

 

Der Bürger von weiter oben mit Muskete, Rapier, Zündflasche, Gabel. - The same citizen with musket, rapier, powderflask and fork. (photo: D. Klotz, 2025)

In addition to credits to many other citizens, such as a tailor who was in debt to him, the Bader naturally left many tools such as scissors that he needed for his craft. He left an heiress named Barbara an astonishing number of books: a work on the New Testament, a "Teutsch Testament", "A Written Argument", "Poemata Pythagorea", 5 small books "of all sorts of Carminibs", a book with fables by Aesop (!) and a book with funeral sermons. To be honest, I have never found a legacy of so many and different books from a citizen of Hall. While the daughters only received household goods and books, his son Hans Caspar received:

1 musket with fork and "Schiesladen"

1 match bottle

 1 ignition bottle

 1 rapier

 1 "Hellenbeard"

 1 field sash

Unfortunately, nothing is known about the value of these weapons and pieces of equipment. At least the halberd and field armband could indicate a prominent role in Hall's city military.

Sonntag, 1. Juni 2025

Wundersame Zeichen - Miracolous signs 1625 p.3

Am Sonntag kamen wir zu Nachbarn um dort die Andacht abzuhalten. Mit "Die ganze Welt, Herr Jesu Christ" [1] sangen wir eines der neuen Lieder. In den hinteren Reihen wurde wie gewöhnlich von den Söldnern gewürfelt.

Auf dem Weg zur Andacht. - On the way to worship. (photo: S. Apfelbaum)

 

On Sunday, we visited our neighbors for worship. We sang one of the new hymns, "The Whole World, Lord Jesus Christ." [1] In the back rows, the mercenaries were rolling dice as usual.

Leider haben wir keine Kirche, die in die Zeit passt. - Unfortunately we have no church for our period. (photo: S. Apfelbaum)


Danach ging es wieder heim. Es wurde viel über das Essen gesprochen und ich sorgte vor allem dafür, dass der Trompeter vor dem Abmarsch der drei von dem Regiment Wittenhorst gut mit Speis und Trank versorgt wurde. Am Tag zuvor saßen die drei viel im Sattel. Besonders der Kürisser übte sich darin möglichst rasch die Rüstung anzulegen, was mir, meinem Knecht und einem Burschen zusehends besser gelang.

Sehr andächtig. - Very reverent. (photo: S. Apfelbaum)

 

After that, we headed home. There was a lot of talk about food, and I was primarily responsible for ensuring that the trumpeter was well-supplied with food and drink before the three men from the Wittenhorst Regiment set off. The day before, the three had spent a lot of time in the saddle. The cuirassier, in particular, practiced putting on his armor as quickly as possible, something that I, my groom, and a boy were becoming increasingly successful at.

Die drei Berittenen vom Regiment Wittenhorst. - The three riders of the Wittenhorst regiment. (photo: M. Leyendecker)

Samstag, 17. Mai 2025

Wundersame Zeichen - Miracolous signs 1625 p.2

 Gegen Morgen ging es auch schon zum Alarmschießen, welches die Versammlung des Landvolkes durch das Feuern der Hakenbüchse auf dem Landturm [1] repräsentierte. 

In the morning, the alarm firing began, which represented the assembly of the rural population by firing the arquebus at the Landturm [1].

Landleute vor dem Alarmschießen. - Peasants before alarm firing. (photo: M. Leyendecker)

Auf dem Landturm war eine Büchse im Einsatz. - At the Landturm a small gun was used. (photo: M. Leyendecker)


Nun war die Frage wieviele Landleute das Schießen hörten und herbei eilten. Aus meinem Haus kam mein Sohn und ein Nachbar angelaufen. Als der Landhauptmann Rauchhaupt da war, hatte sich eine stattliche Anzahl Landleute mit Waffen eingefunden, auch wenn die Qualität der Bewaffnung zu Wünschen übrig ließ [2].

Now the question was how many peasants heard the shooting and rushed over. My son and a neighbor came running out of my house. By the time Captain Rauchhaupt arrived, a considerable number of peasants had gathered with weapons, even though the quality of the weapons left much to be desired [2].

Ich helfe dem Kürisser mit der Rüstung. - I'm helping the cuirassier with his armour. (photo: M. Leyendecker)


Während die Reiter immer wieder vor dem Wirtshaus aufsaßen, abrückten und zurückkehrten, versuchten Krämer ihre Gürtel, Taschen, Teller und so weiter an die Käuferschaft zu bringen. Besonders beeindruckend war für die Landleute der Anblick des voll geharnischten Kürissers. Die unweit meines Wirtshauses arbeitenden Schmiede kehrten immer wieder bei mir ein. Durch die Hitze an der Esse hatten sie natürlich ordentlich Durst, was den Gastwirt freute.

Der Reiter mit geschlossenem Helm. - The rider with his closed helmet. (photo: M. Leyendecker)

 

While the riders repeatedly mounted, departed, and returned to the inn, flying dealers tried to sell their belts, bags, plates, and so on to customers. The sight of the fully armored cuirassier was particularly impressive for the country folk. The blacksmiths who worked not far from my inn repeatedly stopped by my place. The heat from the forge naturally made them quite thirsty, which pleased the innkeeper.

Einige der Schmiede in meinem Wirtshaus. - Some of the black smiths in my tavern. (photo: S. Winter)