Das
wird nun ein etwas längerer Post. Da mich seit längerer Zeit, auch durch meine
Publikation[1], die 1740er interessieren,
fand ich es spannend, dass nun auch eine Miniserie in dieser Zeit spielen soll.
Wenn man sich ein bisschen erinnert, merkt man, dass die 1740er offensichtlich
eine für die Filmschaffenden sehr beliebte Zeit sind. Das liegt natürlich an
folgenden Personen:
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Bonnie prince Charlie und Louis XV auf zeitgenössischen Stichen. |
Viele
literarische Werke haben auch die Jakobitenrebellion als Hintergrund. Auf
Anhieb fallen mir da „Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen“ (Richardson, 1963),
„The History of Tom Jones, a Foundling“ (Hüseyin, 1997), „The master of
Ballantrae“ (Hickox, 1984) und „Die Abenteuer des David Balfour“ (1978) ein,
wobei diese Klassiker natürlich auch noch etliche weitere Verfilmungen erlebt
haben.
Andere
Filme haben oft die Hofhaltung in einer der führenden Mächte in den Blickpunkt genommen.
Vor allem Madame de Pompadour und der französische Hof waren da scheinbar
reizvoll. In die Kategorie fallen beispielsweise „Maria Theresia“ 2-4 (Dornhelm
2017, 2019), „Jeanne Poisson, Marquise de Pompadour“ (Davis, 2006). Der Krieg
an sich bietet auch manchmal einen Hintergrund oder die signifikanten Teile der
Handlung finden deswegen in den 1740ern statt wie in „Fanfan, der Husar“
(Christian-Jaque 1952, Krawczyk 2003) oder den „Trenck“-Mehrteilern (Umgelter
1973, Kärger 2003), „Rani“ (Sélignac 2011).
Es
spielen aber einfach auch viele zeitgenössische Romane in dieser Zeit, die sich
einer anhaltenden Beliebtheit erfreuen wie „Fanny Hill“ (Hawes 2007), „Mistress
Pamela“ (O’Connoly 1974) oder „Clarissa“ (Loader 1991).
Fast
alle dieser Filme haben miteinander gemein, dass die Filmschaffenden eigentlich
mit der Mode dieser Zeit nichts anfangen konnten, da sie den Stereotypen über
das 18. Jh. wie etwa hohe Frisuren nicht entspricht. Deswegen wird die Mode
meistens in die 1770er verlegt („Chasing the deer“(1994), „Maria
Theresia“(2019), „The History of Tom Jones, a Foundling“ (1997)).
Wie
sieht es nun bei „Jan de Licht“ aus?
Der
historische Hintergrund klingt schonmal beeindruckend. Flandern zur Zeit des
Österreichischen Erbfolgekrieges. Die Niederlande und ihre Verbündeten haben
gerade die Schlacht bei Rocoux verloren und 1747 folgte auf die Laffeldt eine
Invasion der Franzosen in die Generalstaaten[2].
Gleich
am Anfang wird das auch ganz klar gemacht. Jan de Licht (Matteo Simoni) ist ein
Deserteur, der von einer Bande Kopfgeldjäger, die ziemlich abgerissen aussehen
und stark an „Pakt der Wölfe“ (F 2001) erinnern, an einem Pferd durch einen
Wald geschleift wird. Die Reiter geraten allerdings in einen Hinterhalt.
Straßenräuber verhelfen durch den Überfall de Licht zur Freiheit, den wir
danach in den Straßen der mittelalterlich befestigten Stadt Aalst wiedersehen.
Hier verschiebt sich das teilweise eh schon sagenhafte Geschehen – was Lichts
Hemd z.B, alles aushielt! – in eine Art Larp-Story. Denn nicht nur dass de
Licht in einen seltsamen Kapuzenmantel gesteckt wird, der schwer an „Assassin’s
Creed“ erinnert, sondern es taucht mitten auf dem Markt der Stadt eine
Wahrsagerin mit ihrem Stand auf, der wirklich eher auf einer modernen
Fantasy-Convention zu erwarten wäre.
Es
ist offenbar eine Zugangsvoraussetzung bei der Provinzverwaltung dieser Gegend,
dass man einen gewaltigen Bart hat, der sich eigenwillig mit der „sowas wie
Allonge-Perücke“ beißt. Diese muss sich gerade mit den Forderungen der
französischen Besatzer auseinandersetzen, deren ranghöchster Offizier nicht nur
einen Ordre de Saint-Esprit sein eigen zu nennen scheint sondern auch zur
Bartfraktion gehört. Damit man weiß, dass man hier definitiv im 18. Jahrhundert
zuhause ist, tragen die meisten Herren hohe 1770er Perücken oder irgendwas in
der Art. Die Beamten haben offensichtlich persönlich nichts gegen die
französischen Offiziere, sie amüsieren sich auch dann später auf einer
Auspeitschung (weiß jemand ob das zu der Zeit in den Niederlanden üblich war?).
Der Bürgermeister scheint ein wahnsinnig hoher Adliger zu sein, denn er trägt
sogar den Orden vom Goldenen Vlies(!).
Sodann
wird der neue Vogt oder Polizeichef de Baru (Tom van Dyck) vorgestellt. Wieder
soll so eine Art Burnside-Bart auch Baru scheinbar als tatkräftigen Militär
auszeichnen. Er stellt fest, dass sein Vorgänger ziemlich geschlampt hat und
versucht sich so gut es geht bei seiner Magd über den Zustand des Verbrechens
zu informieren. Das war mal kurz eine Szene, die mir sogar inhaltlich
gefiel (Die inhaltliche Frage ist hier generell woher Baru stammt. Manchmal werden die Staate der Niederlande erwähnt. Aber Baru wurde ja aus Brüssel geschickt, welches der Sitz des Statthalters der ÖSTERREICHISCHEN Niederlande ist und obendrein seit 1746 besetzt ist. Also hätte er, wenn er nicht von den Franzosen eingesetzt wurde, seinen Befehl von Kaunitz aus Antwerpen bekommen müssen).
Unser
Assassin oder Jan de Licht rennt unterdessen im Wald rum, wo er in eine seltsam
rollenspielhaft dargestellte Kapelle tritt. Später locken ihn zwei Jungs in
eine gewaltige Grube. Wahrscheinlich haben die örtlichen Räuber entweder ‘nen
Bagger oder nichts Besseres zu tun, als mitten im Wald eine Falle zu graben.
Später trifft er auf seinen Blutsbruder, der ihn ins Lager der Vertriebenen
führt. Die Flamen haben in Scharen ihre Dörfer verlassen müssen, die von den
Franzosen verwüstet wurden – die scheinen in der hiesigen Auffassung zumindest
eine Art Vernichtungsfeldzug gegen Land und Leute durchzuführen. Im Camp findet
sodann eine Art satanistische Beschwörungszeremonie statt. Scheinbar sind die
Räuber jetzt auf der schwarzen Seite angekommen. Irgendein Freak liest im Blut
eines Federviehs, das er sich aufs Gesicht laufen lässt, die Zukunft.
Derweil
ist Baru dem Bürgermeister, der ihn beständig abwimmelt, auf den Versen. Dieser
führt nämlich nachts auf seinem Schloss eine Art Orgie durch, wobei er und
seine französischen Fiesling-Freunde wie Raubtiere über Mädels herfallen, die
als Waisen vorgestellt werden. Eine der Damen kann mithilfe Barus entkommen,
landet dann aber in einer Hütte von Prostituierten, die auch wieder auf 1770er
getrimmt sind. In der Hütte wechseln sich Soldaten und Adelige ab.
Die
einzige Nebenhandlung, die mir zusagt, ist das ehrgeizige Projekt des
Bürgermeisters trotz des Krieges das Straßennetz ausbauen zu wollen. Es fragt
sich zwar, wozu das just jetzt, da der Warenverkehr wahrscheinlich weitesgehend
zum Erliegen gekommen ist sinnvoll sein soll und wo der Magistrat das Geld
hernehmen soll, wo man selbst die Kriegsschatzungen kaum aufbringen kann(wobei den Filmmachern vielleicht garnicht klar ist, dass der Straßenbau in der Form den Bürgermeister garnichts angeht). Aber
immerhin hat das Projekt und die Zielstrebigkeit des Vlies-Trägers eine gewisse
logische Komponente in all dem Gewirr von sinnlosem Sadismus und
anachronistischem Verhalten.
Etwas
skurril, dass laufend eine viel zu moderne Taschenuhr im Fokus steht. Fanden
die Verantwortlichen wohl eine tolle Idee.
Die
Produktion macht in der Tat den Eindruck eines überlangen Musikvideos oder
eines PC-Games. Die Dialoge sind so lala. Was mir hier und da gefällt sind die,
wenn auch spärlichen, authentischen Eindrücke wie in der Druckerei – ein
Handwerker mit einer Ärmelweste, der mal nicht abgeranzt ausschaut! – oder in
Barus Wohnung. Die Handlung ist halt schon schwer trashig mit zahlreichen Stereotypen
ähnlich wie bei „Turn“. Bislang hat es mich aber noch nicht sosehr gelangweilt
wie „Turn“ oder auch „Harlots“.
That
will be a longer post. As I’m very much interested in the 1740s, I was excited
when I read that a miniseries would be playing in this period. My own publication maybe was one of my reasons for
that interest. You will realize that the filmmakers love the 1740s since a long
time, if you remember a lot of productions. That somehow depends naturally on
these two persons: