Donnerstag, 27. Februar 2020

Pfaffenhofen 1745 Teil 4 / part 4


Batthyány konnte es freilich nicht zulassen dem französischen Abzug seelenruhig zuzuschauen. Feldmarschallleutnant Mercy war zu langsam, um noch irgendetwas auszurichten und so griff er zu seinen gerade noch verfügbaren Einheiten. Rupelmondes Rückzug musste Einhalt geboten werden. So befahl Serbelloni seinen armen Kürassieren erneut anzugreifen, aber diesmal in Infanterie hinein. Der Kampf war hitzig und wogte hin und her. Serbelloni selbst stürzte verwundet vom Pferd. Seine Kürassiere wurden in die Flucht geschlagen.

Unterdessen hatten die Husaren an Serbellonis Flanke Maréchal de Camp Rupelmonde gefangen genommen und hinter die Linien abgeführt.


Serbelloni dreht durch - Serbelloni becomes mad.



Naturally Batthyány could not allow himself to look quietly how the French retreat went on. Feldmarschalleutnant Mercy was too slowly to achieve anything. Therefor Batthyány used his units, which were near enough. It was important to prevent Rupelmonde’s retreat. Serbelloni ordered his poor cuirassiers to renew their charge, but now they had to attack infantry. The fighting was intense and waltzed forward and backward. Serbelloni fell from his horse. His cuirassiers were routed.

Meanwhile the hussars at Serbelloni’s flank had captured the Maréchal de Camp Crussol and brought him behind the lines.  




Rupelmonde wird von Husaren abgeführt - Rupelmonde was captured by Austrian hussars.



Selbst die selbstständig kämpfenden Panduren griffen nun an. Tatsächlich brachte mich dieser Angriff fast in die Niederlage.

Rupelmondes übrige Bataillone aber stabilisierten die Lage.

Insbesondere die geschickterweise ganz links stehenden Bataillone des Regiments Royal Suédois schlugen mit ihren Salven den Gegner zurück.


Französische Infanterie verteidigt sich erbittert - French infantry defending themselves bitterly.





Die Franzosen feuern so gut sie können - the French are shooting as well as possible.



Even the independently operating pandours attacked now. That assault brought me very near to a total defeat.

But Rupelmonde’s other battalions stabilized the situation.

Especially the battalions of the regiment Royal-Suédois repelled their opponents with their volleys. They were very well positioned at Rupelmonde’s left wing.


Wieder ein glänzender Kampf des Royal-Suédois Regiments - again an excellent fighting of the Royal-Suédois Regiment.

Pfaffenhofen 1745 Teil 3 / Part 3


Wir haben meine letzte Partie verlassen, als Crussol auf Serbelloni traf. Der anschließende Kampf war recht kurz. Die Hälfte von Serbellonis Reiterei wurde zum Rückzug gezwungen oder in die Flucht geschlagen. Doch auch die französische Kavallerie ließ Federn und bei der insgesamt schlechteren Qualität derselben, war es klar, dass Serbelloni mit seinem zweiten Treffen von Kürassieren gleich nachstoßen würde.

 

Zusammenstoß von Mr. Crussols und Serbellonis Reiterei, Crussol hat seine 200 Husaren in Reserve - the clash of Mr. Crussol's and Serbelloni's cavalry, Crussol has his 200 hussars in reserve.  


 

We left my last game, when Crussol met Serbelloni. The ensuing fight was short. Half of Serbelloni’s cavalry was forced to retreat or routed. But the French horse lost many feathers too and concerning the worse quality of my cavalry, it was sure, that Serbelloni would follow up aggressively.

 

Der Ausgang des Gefechts am Pudelbach - the result of the combat at the Pudelbach.


 

In diesem Augenblick wurden Trips Panduren scheinbar des fruchtlosen Verfolgens überdrüssig. Es fiel ihnen nichts besseres ein als meiner besten Infanterie auf den Leib zu gehen. Die Männer vom Regiment Royal-Suédois wehrten den Angriff mit Leichtigkeit ab.

 

At that moment Trips‘ pandours became weary about the fruitless pursuit. They got no better idea than to charge my best infantry. The men of the regiment Royal-Suédois easily repelled the attack.

 

Trips Panduren greifen das Royal-Suédois Regiment an - Trips' pandours are charging the Regiment Royal-Suédois.


 

Generalfeldwachtmeister Serbelloni hatte richtig spekuliert. Seine Kürassiere überrannten die meisten von Crussols Truppen im ersten Ansturm.

Derweil waren die leichten Truppen links von Serbelloni längst über den Pudelbach gegangen und begannen meine wenigen Truppen des rechten Flügels unter Druck zu setzen.

 

Serbelloni führt seine Kürassiere in den Kampf - Serbelloni is leading his cuirassiers into the fighting.


 

Generalfeldwachtmeister Serbelloni had cleverly speculated. His cuirassiers overrun most of Crussol’s last troops with their first wave.

Meanwhile at the left of Serbelloni the Austrian light troops had crossed the Pudelbach long ago. They could now inflict their pressure on the few troops of my right wing.

 

Mittwoch, 26. Februar 2020

Pfaffenhofen Teil 2 / Part 2


Mein Szenario setzt ja nach der Räumung von Pfaffenhofen durch den Maréchal de Camp Crussol ein.

Ich habe diesmal wieder die Franzosen und Pfälzer gespielt. Aus meinen Erfahrungen der ersten zwei Partien in den vergangenen Jahren wollte ich meine Lehren ziehen. Mein Gegenspieler, der schon einige Erfahrungen mit Honours of War hat (Sam Mustafas Szenario von Fontenoy und mein Melle- und Dettingen-Szenario hat er beispielsweise schon gespielt) hatte die Österreicher.  Vor allem die Pfälzer spielten dafür eine nicht geringe Rolle. Sie sollten die nachdrängenden österreichischen Infanteristen und darunter vor allem Pálffys Avantgarde lange genug aufhalten.

 

My scenario starts after Crussol’s evacuation of Pfaffenhofen.

For this time I played again the French and their Palatine allies. Using my experience from our first two games in the last years, I wanted to rely on my lessons. My opponent has some experience with Honours of War (he already played with Sam Mustafa’s Fontenoy scenario and my own Dettingen and Melle scenarios) had all Austrians. The Palatine troops played a special role in my plans. I decided to let them stop the pursuing Austrian infantry and especially Pállfy’s avant-guard long enough.

 

Im Vordergrund meine Truppen, die Panduren durchqueren den Wald, im Hintergrund links Scheyern mit der Abtei - in the foreground: my troops and the pandours crossing the Wood; in the Background at the left: Scheyern with the abbey.


 

Natürlich ließ Batthyány in unserem Spiel seine schwere Kavallerie sogleich vorgehen. Trips leichte Truppen sollten meine Flanke angreifen.

 

Naturally Batthyány ordered in this game the advance of his heavy cavalry and the attack of Trips‘ light troops into my left flank.

 

Batthyánys Blickwinkel - Batthyány's point of view.


 

Die Panduren durchquerten flink den Wald und beschossen, zum Glück ohne Wirkung, meine beiden besten Bataillone (erkennbar an den Flaggen). Rupelmondes leichte Artillerie hielt mit Kartätschen in die führenden österreichischen Dragoner. Doch deren geringe Verluste würden sie nicht aufhalten. Soviel war klar.

 

The pandours passed quickly through the wood and shot luckily for me without any effect at my best battalions. Rupelmonde’s light artillery welcomed the Ausrtian dragoons with canister. But their small losses would not stop them. That was clear.

 

Die Panduren beschießen Rupelmondes Flanke, Serbelloni rückt vor - the pandours are shooting at Rupelmonde's flank and Serbelloni is advancing.


 

Dienstag, 25. Februar 2020

"Maria Theresia" 2019 Rezeption - Review







English Text below




Wie vor ein paar Wochen versprochen gibt es nun das Review zum 4-Teiler Maria Theresia und das wird natürlich ein ziemlich langes Review, selbst wenn ich einiges auslassen werde.

Ich habe bislang nirgendswo gelesen, ob der Mehrteiler tatsächlich eine Art Komödie ohne historischen Anspruch oder sowas sein soll, dafür würde es – wenn auch eher unkomisch und ungelungen – am ehesten durchgehen.


Ich will hier nicht im Detail auf Teil 1 und 2 eingehen, da ich nur Reviews zu aktuellen Filmen liefern möchte (ausgenommen meine Leser wollen das lesen). Daher hier nur grobe Züge dazu.

In beiden Teilen hatte das Drehbuch offenbar das Problem, dass die Geschichte keine eindeutig erkennbaren Gegenspieler hergibt.

Daher wurde für Teil 1 Prinz Eugen als eine Art alter Bösewicht porträtiert, der unbedingt Maria Theresia Vermählung mit Franz Stephan von Lothringen verhindern und ihre Heirat mit Kronprinz Friedrich von Preußen arrangieren möchte. Die Handlung spielt überwiegend Mitte der 1730er. Der Polnische Thronfolgekrieg wird ignoriert. So wird Franz Stephan letztlich zur Vermählung mit Maria Theresia und zur Aufgabe seines Herzogtums gedrängt um angeblich einen Krieg mit Frankreich zu verhindern, nicht um ihn zu beenden. Entsprechend ist auch Prinz Eugen immer in Wien zu sehen. Die ganze Handlung ist entsprechend bizarr, so auch die Darstellung der Ahnungslosigkeit Maria Theresias über simple Themen wie dem Frieden von Utrecht oder die Pragmatische Sanktion. Schließlich stirbt Prinz Eugen und Grumbkow spielt dabei eine dubiose Rolle. Die ganzen historischen Zusammenhänge sind überwiegend frei erfunden. Wenn Prinz Eugen zum Beispiel mit Wiener Dialekt spricht und scheinbar garkein Italiener oder Franzose ist, ist das nur eine Nebensächlichkeit.

Teil 2 setzt nach dem Tod Karl VI. ein. Da immer noch kein erkennbarer Feind gefunden ist, tritt nun Bartenstein, der irgendwie in Antiquitäten gesteckt wurde[1], als eine Art Antagonist auf, der Maria Theresia zur Aufgabe Schlesiens drängt[2]. Daneben will irgendein ungarischer Graf, dass Maria Theresia mit ihm schläft, wofür er für ihre Krönung stimmen will.

Wie gehabt also fast durchweg Geschichte in Soap-Format.


Teil 3 und 4[3] spielen nun nach dem Waffenstillstand von Klein-Schnellendorf. Louis XV (Krystof Hádek), der als eine Art Karnevalsprinz dargestellt wird, schickt Franz Stephans Mutter (Zuzana Mauréry) als eine Art Spitzel nach Österreich. Der Maréchal de Belle-Isle (Karel Dobrý) rät zum Krieg.

Etwas verwirrend hier – wenn man sich denn von sowas verwirren lässt – dass Belle-Isle eine österreichische Uniform trägt (abgesehen davon dass er unrasiert wie er ist, ausgesprochen ungepflegt daher kommt). Als ich ihn zuerst sah, dachte ich, das soll eine Art Verräter sein.

Maria Theresia (in Teil 3 und 4 Stefanie Reinsperger) empfängt ihre Schwiegermutter, die ihre Vorliebe für den französischen Hof offen zur Schau trägt, frostig. Nachdem die Bayern ein paar schwach besetzte österreichische Vorposten überrannt haben, verdächtigt Maria Theresia die Princesse de Commercy und Prinz Karl Alexander von Lothringen (Borek Joura) der Spionage. Nach ein bisschen hin und her verlässt die Schwiegermutter düpiert Wien. Derweil gerät Franz Stephan (Vojtech Kotek)[4] wiederholt mit Franz von der Trenck (Philipp Hochmair) aneinander, der von allen Generälen verachtet wird. Doch Maria Theresia hält zu ihm und verteidigt ihn gegen alle Anfeindungen. Trenck stellt mit türkischen Waffen (????) ein Korps auf, das für Maria Theresia nicht nur die Bayern und Franzosen zurückwerfen, sondern auch das Nürnberger Ei klauen soll (so what?).
Hat Trenck hier das Nürnberger Ei geklaut? (zeitgen. Kupferstich der Nürnberger Burg) - Did Trenck had stolen the egg of Nuremberg here? (contemporary print of the Castle of Nuremberg)

Montag, 17. Februar 2020

Wie wichtig ist das Tanzen? – How important is dancing? 6


Wie wichtig ist das Tanzen? – How important is dancing? 6

Fazit - conclusion


Die ursprüngliche Frage lässt sich nun recht eindeutig beantworten. Tanzen war für die Menschen sehr wichtig. Sie störten sich nicht an den obrigkeitlichen Vorgaben, sondern zahlten die Strafen. Solange die Innenpolitik Schwäbisch Halls von Pietisten dominiert wurde, ging man konsequent gegen das Tanzen vor. In anderen Regionen im deutschen Süden war man nachsichtiger bis hin zu einer weitreichenden Duldung des Tanzens, wenn es nicht gerade vor oder während des sonntäglichen Kirchganges stattfand.


The originally question is now easily to be answered. Dancing was very important for the people. They didn’t let them prevent by the regulations of their rulers, rather they payed their punishments. The magistrate acted determined against dancing as long as the Domestic policy of Schwäbisch Hall was dominated by pietists. In other regions in the German south the governments were more indulgent as far as a widely toleration of dancing, if dancing didn’t occurred during Sunday’s worship.


Tänze waren für Hochzeiten unabdingbar, aber auch übliche Begleiterscheinungen für Kirchweihen und Märkte. Wirtshäuser waren der übliche Ort zum Tanzen. Hier konnte es auch von der Obrigkeit verhältnismäßig gut überwacht werden, während sich die Führungsschicht selbst offenbar kaum Beschränkungen im Thema Tanzen auferlegte.

Die Beliebtheit des Tanzens wird nicht nur dadurch untermauert, dass etwa Intelligenzblätter den Aufenthalt von Tanzmeistern in einer Stadt ankündigten, sondern auch auf Werbeplakaten des Militärs unter den Vorteilen Soldat zu werden auch erwähnen, dass man als ein solcher das Tanzen lernen durfte.

Die Wichtigkeit des Gesellschaftstanzes für das soziale Leben, für das Anbahnen von Ehen, das miteinander bekanntmachen von Menschen in Stadt und Land ist offensichtlich[1].


Dancing was indispensable for weddings, but that’s the same as a side effect of fairies and market days. Taverns were the most common places for dancing. Here the authority could observe them relatively well, although the rulers themselves didn’t push much of restrictions on themselves.

The popularity of dancing is underlined by the fact, which intelligence papers announced the arrival of dancing masters and even recruiting posters mentioned as one of the favors becoming a soldier was to get dancing lessons.

The importance of social dances for the social life, for the initiation of marriages, the necessity to become intimate with other individuals in town and land is obvious.


Wenngleich wir ein ziemlich deutliches Bild von den Vorgaben haben, was die Tänzer beim Tanzen zu unterlassen hatten, wissen wir doch recht wenig darüber wie und welche Tänzen tatsächlich getanzt wurden.

Zum Glück gibt es allerdings zahlreiche Quellen für Tänze im höfischen und bürgerlichen Umfeld. Wir nehmen an diese als Richtschnur für unser Tanzen verwenden zu dürfen. Tanzen macht Freude heute wie damals.



Tanz bei einem Galaball auf unserer Veranstaltung "Beim Gesandten 1783" in Mairy-sur-Marne, links der Musiker mit Geige, rechts Dame im Gala-Kleid - dancing at a gala-ball on our Event "Beim Gesandten 1783" at Mairy-sur-Marne, at the left the musician with his violin and at the right a lady in a Gala-robe (Foto: Stefan Winter, 2018)



Although we have a fairly clear picture of the restrictions, what the dancers had to refrain from due dancing, we not know much about which dances were actually danced.

Fortunately there are numerous sources of dances from a courtly or bourgeois background. We assume that we can use them as a guideline for our own dancing. Dancing is full of pleasure today as in the past.

Text: André Hanselmann
Foto: Stefan Winter



[1] Dazu auch: Michael Malkiewicz: „wir machen gschwind ein tanzerl …“ hier: „Der Tanz als sozialer Diskurs“ auf der HP des Mozart-Opern Instituts An der Universität Mozarteum Salzburg, abgerufen am 23.12.2019, https://mozartoper.at/content/view/107/56/lang,de/

Freitag, 7. Februar 2020

Frühjahr 1620 in Schwäbisch Hall / Spring 1620 in Schwäbisch Hall







Ihr habt sicher bemerkt, dass ich in letzter Zeit weniger über die Recherche zur aktuell nächsten Veranstaltung geschrieben habe, was einfach daran liegt, dass diese zusehends komplexer wird. Insbesondere aufwendig zu transkribierende Quellen, die bei der ersten Hälfte des 17. Jh. eher die Normalität sind, machen die Beleuchtung der historischen Hintergründe schwieriger.


Das Programm bei unserer diesjährigen Aprilveranstaltung am 18./19. April stellt die Truppendurchzüge und Einquartierungen in den Mittelpunkt, nachdem wir letztes Jahr das Gefecht bei Allmerspann thematisiert hatten.



You surely noticed, that I wrote fewer posts about the research for our actual next event. That is influenced by the complexity and the difficulty to transcribe the sources from the first halve of the 17th century.
Our next event on April 18th and 19th will have a focus on the quartering of troops, which marched through the country, after we focused on the combat of Allmerspann last year.




Badische Reiterei; Markgraf Georg Friedrich (1573-1638) von Baden-Durlach war einer der ehrgeizigsten Führer der Union und hatte einen Gesandten auf den Unionskonvent nach Hall geschickt (Figuren von Revell) -
Cavalry of Baden; margrave Georg Friedrich (1573-1638) of Baden-Durlach was one of the most ambitious leaders of the Union and had send an ambassador at the Union's convent in Hall (figures by Revell)


Tatsächlich ist es so, dass der Dreißigjährige Krieg 1620 einem ersten Höhepunkt zutrieb. Auch in der Führung der protestantischen Union hatte man die zunehmende Gefahr erkannt, denn der Kaiser schaffte es Verbündete um sich zu scharen. Viele Unionsmitglieder standen der Annahme der Königskrone durch Kurfürst Friedrich von der Pfalz offen ablehnend gegenüber. Auch Schwäbisch Hall hat nach dem überzeugten Beitritt auf dem Unionstag in Hall 1610 alle weiteren Truppenanwerbungen strikt abgelehnt.

Laut Riegler suchte nun die Führung der Union durch das Abhalten des Unionskonvents in Schwäbisch Hall im April 1620 die Reichsstadt wieder ins eigene Lager zu zwingen. Der Haller Rat wurde so spät von dem Konvent informiert, dass er am 20. März zusagen musste[1].
Auf dem Unionskonvent, bei dem nur Vertreter von 6 Reichsständen anwesend waren
[2], kam man über Beratungen nicht hinaus. Wesentliche Entscheidungen wollte man sich für den auf Mai in Heilbronn anberaumten Unionstag aufheben. Es ist offensichtlich wie emsig, man kann fast sagen verzweifelt, Anführer der Union wie Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach (1583-1625) nach Verbündeten wie etwa den König von Schweden suchten. Neben der Schlichtung von innerprotestantischen Konflikten, erkannte man auch die Chance etwa den Truppennachschub des Feindes zu unterbinden indem Schweizer Kantone zur Sperrung der Marschwege bewegt werden sollten. Mir scheint es, als ob dieser Konvent eher ein Fremdkörper in der Stadt Hall blieb. Die vordringlichste Forderung des Markgrafen Johann Ernst nach einer Stärkung des Militärbündnisses, war offenbar nicht im Interesse des Magistrats. Ja, Hall ratifizierte nicht einmal das Schlussdokument.


Pikeniere des Peter Ernst von Mansfeld (1580-1626), Mansfeld war einer der wichtigsten Heerführer der protestantischen Seite im ersten Jahrzehnt des Krieges (Figuren von Zvezda und Revell) -
Pikemen of Peter Ernst of Mansfeld (1580-1626), Mansfeld was one of the most important military leaders of the Protestant Party during the first decade of the war (figures by Zvezda and Revell)

The Thirty-years-war drifted to a first climax in 1620. Even among the leadership of the protestant Union the increasing danger was noticed, because the emperor managed to rally more and more Allies. Many members of the Union reacted on the acceptance of the Bohemian king’s crown by the elector Frederick of the Palatinate with open rejection. Schwäbisch Hall had refused any more enlistment after the determined joining in the Union on the Union’s assembly at Hall in 1610.  According to Riegler the leaders of the Union tried to force Schwäbisch Hall more into the own party by the decision to organize the Union’s convent in the imperial town in April 1620. The magistrate of Hall was informed so late, that they had only the option to consent on March 20th. The Union’s convent – there were representants of 6 imperial estates only - did not achieved more than discussions. The real decisions were reserved for the union’s day at Heilbronn, which was planned for May. It’s obvious how busy or more desperate the leaders of the Union like Joachim Ernst of Brandenburg-Ansbach (1583-1625) was searching for Allies like the king of Sweden. The conciliation of interior protestant conflicts was an important aspect of the Union’s convent. The Union-leaders reported the chance to prevent the enemy’s reinforcements by Swiss cantons, which could block the march-routes. It seems to me, that the Union’s convent stayed to be a foreign body within the city of Hall. The most urgent claim of margrave Johann Ernst was the boosting of the military alliance, which was not in the interest of the magistrate of Hall. The magistrate of Hall even did not sign the final document of the convent.





Untere Reihe, zeitgenössische Schwerter auf der Haut-Kœnigsbourg im Elsass, ähnliche Waffen befanden sich wohl im Zeughaus von Hall und waren auch vereinzelt im Besitz von Bauern der Region von Schwäbisch Hall (Foto von Cecilia Hanselmann, 2019) -
On the lower row typical contemporary swords at the Haut-Kœnigsbourg Castle in the Alsace, similar maps most probably were in the armoury of Hall and a few even in the possession of peasants in the territory of Schwäbisch Hall (photo by Cecilia Hanselmann, in 2019) 









Hat sich dennoch etwas in Hall getan? Das lässt sich schwer sagen. In den Chroniken finden sich keine besonderen Ereignisse. Recht lapidar erwähnen die Ratsrechnungen „Durchzüg“, die auf Kosten von immerhin mehr als 170 Gulden kommen[3].

Es wurden vom Rat insgesamt gegen „Zettel“ wie es immer heißt mehr als 100 Gulden an den Beil- und Waffenschmied gezahlt[4]. Wenn man sich auch die Angaben in dem Inventar des Zeughauses von 1608 anschaut, so tauchen dort neben offenbar alten Turnier- und Trabharnischen, auch Sets kompletter Arm und Beinschienen auf, die eher zu zeitgenössischer Ausstattung von schweren Reitern passen würde. Schwerter, Degen und Rapiere waren hingegen kaum vorhanden, dafür aber 105 Hellebarden, 508 lange Spieße und 318 „Hacken“ verschiedenen Kalibers[5]. Die Ausbesserung und Zukäufe der Zeughausbestände spielten bei den Ausgaben keine allzu geringe Rolle. Man setzte im Rat offenbar weniger auf professionelle Truppen. Im Jahr zuvor hatte man ja eigentlich eine Anwerbung von Reitern beschlossen[6], die aber offensichtlich letztlich unterblieb. An Reiterei hat es 1620 anders als im 18. Jahrhundert nur 2 Grabenreiter und 2 Einspänniger gegeben[7][8].

Ein weiteres Indiz dafür, dass sich Hall an Truppen auf die zahlreichen Wachmannschaften und die wenigen Reiter beschränkte, ist daraus erkennbar, dass die „Söldner Zeh[rungen]“ also die Verköstigung von Söldnern, nur in Höhe von 14 Gulden verzeichnet wurde[9]. Die 1619 beschlossene Musterung der Untertanen auf dem Land wurde allerdings fortgesetzt. Die beiden Soldaten Stiegler und Sparen sollten obendrein an Feiertagen die „Unterthanen und Bauren“ drillen[10], also in der Handhabung der Waffen unterweisen, wozu sie immer wieder andere Dörfer besuchten, wo sich scheinbar der Ausschuss versammelte. Somit wäre ein fehlendes Glied geschlossen, da ich solch eine Ausbildung der Ausschüsser ganz konkret nur aus anderen Gegenden wie Schmalkalden kannte. Spannend wäre es, ob man etwa auf Vorschriften oder Ratschlägen wie man die Griffe einübte in Zukunft stoßen wird.

 
Das Zeughaus ("Neubau") von Schwäbisch Hall hier das größte Gebäude rechts auf dem Bild, hier lagerten die Waffen der Reichsstadt in dieser Zeit (Stich von Braun-Hogenberg (Ausschnitt) Ende 16. Jahrhundert; im Hällisch-Fränkischen Museum Schwäbisch Hall) - The armoury ("Neubau") of Schwäbisch Hall here the largest building at the right of the Picture, here were the weapons of the Imperial town at that period (print by Braun-Hogenberg (Detail) at the end of the 16th century; in the Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall) 

Did something remarkable happen in Hall nevertheless? That’s very difficult to answer. There are no special events in the chronicles recorded. The magistrate’s counts report succinct “drafts”, which resulted in costs of 170 florins at least.

100 florins more were payed by the magistrate in total for “chits” to the weapon- and ax-smiths. The accounts in the inventory of the armoury of 1608 show along with joust- and trot-armours some complete sets of arm and leg splints, which fit better for the contemporary equipment of heavy cavalrymen. Swords, small swords and rapiers however were rare, but there were 105 halberds, 508 long pikes and 318 “Hacken” (harquebuses) of different calibres. The repair and acquisition of singly weapons for the armoury’s stock played not an insignificant role in the expenditures. The magistrate obviously didn’t rely on professional troops. The year before the magistrate had decided the enlistment of cavalry, but that was not realized. In 1620 different than during the 18th century Hall’s cavalry had 2 dig-riders and 2 “Einspänniger” only.

Another hint for the aspect that Hall’s troops were reduced to guards and a few riders is noticeable, when we read of the small sum of 14 florins for the “mercenary feeding”. But the mustering of the subjects on the land, which was decided in 1619, was continued nevertheless. The two soldiers Stiegler and Sparen had to drill the “subjects and peasants” on holidays. That means that they were ordered to visit the villages again and again, where the militia was assembled and did the exercises with the weapons. Thus a missing link was found, as I did now the practice of such a training of militia concrete only for the region of Schmalkalden. It will be very exciting to maybe find some specifications about the handling of weaponry in the future.    









Rüstung des 16. Jahrhunderts auf der Haut-Kœnigsbourg im Elsass, eventuell sahen die Rüstungen im Haller Zeughaus ähnlich aus (Foto: Cecilia Hanselmann, 2019) - Armour of the 16th century at the  Haut-Kœnigsbourg castles in Alsace, maybe the armours in the armoury of Hall looked very similar (photo by Cecilia Hanselmann, 2019)


Dienstag, 4. Februar 2020

De Bande van Jan de Lichte / Thieves of the wood (2017)


Das wird nun ein etwas längerer Post. Da mich seit längerer Zeit, auch durch meine Publikation[1], die 1740er interessieren, fand ich es spannend, dass nun auch eine Miniserie in dieser Zeit spielen soll. Wenn man sich ein bisschen erinnert, merkt man, dass die 1740er offensichtlich eine für die Filmschaffenden sehr beliebte Zeit sind. Das liegt natürlich an folgenden Personen:
Bonnie prince Charlie und Louis XV auf zeitgenössischen Stichen.

Viele literarische Werke haben auch die Jakobitenrebellion als Hintergrund. Auf Anhieb fallen mir da „Tom Jones – Zwischen Bett und Galgen“ (Richardson, 1963), „The History of Tom Jones, a Foundling“ (Hüseyin, 1997), „The master of Ballantrae“ (Hickox, 1984) und „Die Abenteuer des David Balfour“ (1978) ein, wobei diese Klassiker natürlich auch noch etliche weitere Verfilmungen erlebt haben.

Andere Filme haben oft die Hofhaltung in einer der führenden Mächte in den Blickpunkt genommen. Vor allem Madame de Pompadour und der französische Hof waren da scheinbar reizvoll. In die Kategorie fallen beispielsweise „Maria Theresia“ 2-4 (Dornhelm 2017, 2019), „Jeanne Poisson, Marquise de Pompadour“ (Davis, 2006). Der Krieg an sich bietet auch manchmal einen Hintergrund oder die signifikanten Teile der Handlung finden deswegen in den 1740ern statt wie in „Fanfan, der Husar“ (Christian-Jaque 1952, Krawczyk 2003) oder den „Trenck“-Mehrteilern (Umgelter 1973, Kärger 2003), „Rani“ (Sélignac 2011).

Es spielen aber einfach auch viele zeitgenössische Romane in dieser Zeit, die sich einer anhaltenden Beliebtheit erfreuen wie „Fanny Hill“ (Hawes 2007), „Mistress Pamela“ (O’Connoly 1974) oder „Clarissa“ (Loader 1991).

Fast alle dieser Filme haben miteinander gemein, dass die Filmschaffenden eigentlich mit der Mode dieser Zeit nichts anfangen konnten, da sie den Stereotypen über das 18. Jh. wie etwa hohe Frisuren nicht entspricht. Deswegen wird die Mode meistens in die 1770er verlegt („Chasing the deer“(1994), „Maria Theresia“(2019), „The History of Tom Jones, a Foundling“ (1997)).

 

Wie sieht es nun bei „Jan de Licht“ aus?

Der historische Hintergrund klingt schonmal beeindruckend. Flandern zur Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges. Die Niederlande und ihre Verbündeten haben gerade die Schlacht bei Rocoux verloren und 1747 folgte auf die Laffeldt eine Invasion der Franzosen in die Generalstaaten[2].

Gleich am Anfang wird das auch ganz klar gemacht. Jan de Licht (Matteo Simoni) ist ein Deserteur, der von einer Bande Kopfgeldjäger, die ziemlich abgerissen aussehen und stark an „Pakt der Wölfe“ (F 2001) erinnern, an einem Pferd durch einen Wald geschleift wird. Die Reiter geraten allerdings in einen Hinterhalt. Straßenräuber verhelfen durch den Überfall de Licht zur Freiheit, den wir danach in den Straßen der mittelalterlich befestigten Stadt Aalst wiedersehen. Hier verschiebt sich das teilweise eh schon sagenhafte Geschehen – was Lichts Hemd z.B, alles aushielt! – in eine Art Larp-Story. Denn nicht nur dass de Licht in einen seltsamen Kapuzenmantel gesteckt wird, der schwer an „Assassin’s Creed“ erinnert, sondern es taucht mitten auf dem Markt der Stadt eine Wahrsagerin mit ihrem Stand auf, der wirklich eher auf einer modernen Fantasy-Convention zu erwarten wäre.

Es ist offenbar eine Zugangsvoraussetzung bei der Provinzverwaltung dieser Gegend, dass man einen gewaltigen Bart hat, der sich eigenwillig mit der „sowas wie Allonge-Perücke“ beißt. Diese muss sich gerade mit den Forderungen der französischen Besatzer auseinandersetzen, deren ranghöchster Offizier nicht nur einen Ordre de Saint-Esprit sein eigen zu nennen scheint sondern auch zur Bartfraktion gehört. Damit man weiß, dass man hier definitiv im 18. Jahrhundert zuhause ist, tragen die meisten Herren hohe 1770er Perücken oder irgendwas in der Art. Die Beamten haben offensichtlich persönlich nichts gegen die französischen Offiziere, sie amüsieren sich auch dann später auf einer Auspeitschung (weiß jemand ob das zu der Zeit in den Niederlanden üblich war?). Der Bürgermeister scheint ein wahnsinnig hoher Adliger zu sein, denn er trägt sogar den Orden vom Goldenen Vlies(!).

Sodann wird der neue Vogt oder Polizeichef de Baru (Tom van Dyck) vorgestellt. Wieder soll so eine Art Burnside-Bart auch Baru scheinbar als tatkräftigen Militär auszeichnen. Er stellt fest, dass sein Vorgänger ziemlich geschlampt hat und versucht sich so gut es geht bei seiner Magd über den Zustand des Verbrechens zu informieren. Das war mal kurz eine Szene, die mir sogar inhaltlich gefiel (Die inhaltliche Frage ist hier generell woher Baru stammt. Manchmal werden die Staate der Niederlande erwähnt. Aber Baru wurde ja aus Brüssel geschickt, welches der Sitz des Statthalters der ÖSTERREICHISCHEN Niederlande ist und obendrein seit 1746 besetzt ist. Also hätte er, wenn er nicht von den Franzosen eingesetzt wurde, seinen Befehl von Kaunitz aus Antwerpen bekommen müssen).  

Unser Assassin oder Jan de Licht rennt unterdessen im Wald rum, wo er in eine seltsam rollenspielhaft dargestellte Kapelle tritt. Später locken ihn zwei Jungs in eine gewaltige Grube. Wahrscheinlich haben die örtlichen Räuber entweder ‘nen Bagger oder nichts Besseres zu tun, als mitten im Wald eine Falle zu graben. Später trifft er auf seinen Blutsbruder, der ihn ins Lager der Vertriebenen führt. Die Flamen haben in Scharen ihre Dörfer verlassen müssen, die von den Franzosen verwüstet wurden – die scheinen in der hiesigen Auffassung zumindest eine Art Vernichtungsfeldzug gegen Land und Leute durchzuführen. Im Camp findet sodann eine Art satanistische Beschwörungszeremonie statt. Scheinbar sind die Räuber jetzt auf der schwarzen Seite angekommen. Irgendein Freak liest im Blut eines Federviehs, das er sich aufs Gesicht laufen lässt, die Zukunft.

Derweil ist Baru dem Bürgermeister, der ihn beständig abwimmelt, auf den Versen. Dieser führt nämlich nachts auf seinem Schloss eine Art Orgie durch, wobei er und seine französischen Fiesling-Freunde wie Raubtiere über Mädels herfallen, die als Waisen vorgestellt werden. Eine der Damen kann mithilfe Barus entkommen, landet dann aber in einer Hütte von Prostituierten, die auch wieder auf 1770er getrimmt sind. In der Hütte wechseln sich Soldaten und Adelige ab.

Die einzige Nebenhandlung, die mir zusagt, ist das ehrgeizige Projekt des Bürgermeisters trotz des Krieges das Straßennetz ausbauen zu wollen. Es fragt sich zwar, wozu das just jetzt, da der Warenverkehr wahrscheinlich weitesgehend zum Erliegen gekommen ist sinnvoll sein soll und wo der Magistrat das Geld hernehmen soll, wo man selbst die Kriegsschatzungen kaum aufbringen kann(wobei den Filmmachern vielleicht garnicht klar ist, dass der Straßenbau in der Form den Bürgermeister garnichts angeht). Aber immerhin hat das Projekt und die Zielstrebigkeit des Vlies-Trägers eine gewisse logische Komponente in all dem Gewirr von sinnlosem Sadismus und anachronistischem Verhalten.

Etwas skurril, dass laufend eine viel zu moderne Taschenuhr im Fokus steht. Fanden die Verantwortlichen wohl eine tolle Idee.

 

Die Produktion macht in der Tat den Eindruck eines überlangen Musikvideos oder eines PC-Games. Die Dialoge sind so lala. Was mir hier und da gefällt sind die, wenn auch spärlichen, authentischen Eindrücke wie in der Druckerei – ein Handwerker mit einer Ärmelweste, der mal nicht abgeranzt ausschaut! – oder in Barus Wohnung. Die Handlung ist halt schon schwer trashig mit zahlreichen Stereotypen ähnlich wie bei „Turn“. Bislang hat es mich aber noch nicht sosehr gelangweilt wie „Turn“ oder auch „Harlots“.

 

That will be a longer post. As I’m very much interested in the 1740s, I was excited when I read that a miniseries would be playing in this period. My own publication maybe was one of my reasons for that interest. You will realize that the filmmakers love the 1740s since a long time, if you remember a lot of productions. That somehow depends naturally on these two persons: