Ihr habt sicher bemerkt, dass ich in letzter Zeit
weniger über die Recherche zur aktuell nächsten Veranstaltung geschrieben habe,
was einfach daran liegt, dass diese zusehends komplexer wird. Insbesondere
aufwendig zu transkribierende Quellen, die bei der ersten Hälfte des 17. Jh.
eher die Normalität sind, machen die Beleuchtung der historischen Hintergründe
schwieriger.
Das Programm bei unserer diesjährigen
Aprilveranstaltung am 18./19. April stellt die Truppendurchzüge und
Einquartierungen in den Mittelpunkt, nachdem wir letztes Jahr das Gefecht bei
Allmerspann thematisiert hatten.
You surely noticed, that I wrote
fewer posts about the research for our actual next event. That is influenced by
the complexity and the difficulty to transcribe the sources from the first
halve of the 17th century.
Our next event on April 18th
and 19th will have a focus on the quartering of troops, which
marched through the country, after we focused on the combat of Allmerspann last
year.
Tatsächlich ist es so, dass der Dreißigjährige
Krieg 1620 einem ersten Höhepunkt zutrieb. Auch in der Führung der
protestantischen Union hatte man die zunehmende Gefahr erkannt, denn der Kaiser
schaffte es Verbündete um sich zu scharen. Viele Unionsmitglieder standen der
Annahme der Königskrone durch Kurfürst Friedrich von der Pfalz offen ablehnend
gegenüber. Auch Schwäbisch Hall hat nach dem überzeugten Beitritt auf dem
Unionstag in Hall 1610 alle weiteren Truppenanwerbungen strikt abgelehnt.
Laut Riegler suchte nun die Führung der Union durch
das Abhalten des Unionskonvents in Schwäbisch Hall im April 1620 die Reichsstadt
wieder ins eigene Lager zu zwingen. Der Haller Rat wurde so spät von dem
Konvent informiert, dass er am 20. März zusagen musste[1].
Auf dem Unionskonvent, bei dem nur Vertreter von 6 Reichsständen anwesend waren[2], kam man über Beratungen nicht hinaus. Wesentliche Entscheidungen wollte man sich für den auf Mai in Heilbronn anberaumten Unionstag aufheben. Es ist offensichtlich wie emsig, man kann fast sagen verzweifelt, Anführer der Union wie Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach (1583-1625) nach Verbündeten wie etwa den König von Schweden suchten. Neben der Schlichtung von innerprotestantischen Konflikten, erkannte man auch die Chance etwa den Truppennachschub des Feindes zu unterbinden indem Schweizer Kantone zur Sperrung der Marschwege bewegt werden sollten. Mir scheint es, als ob dieser Konvent eher ein Fremdkörper in der Stadt Hall blieb. Die vordringlichste Forderung des Markgrafen Johann Ernst nach einer Stärkung des Militärbündnisses, war offenbar nicht im Interesse des Magistrats. Ja, Hall ratifizierte nicht einmal das Schlussdokument.
Auf dem Unionskonvent, bei dem nur Vertreter von 6 Reichsständen anwesend waren[2], kam man über Beratungen nicht hinaus. Wesentliche Entscheidungen wollte man sich für den auf Mai in Heilbronn anberaumten Unionstag aufheben. Es ist offensichtlich wie emsig, man kann fast sagen verzweifelt, Anführer der Union wie Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach (1583-1625) nach Verbündeten wie etwa den König von Schweden suchten. Neben der Schlichtung von innerprotestantischen Konflikten, erkannte man auch die Chance etwa den Truppennachschub des Feindes zu unterbinden indem Schweizer Kantone zur Sperrung der Marschwege bewegt werden sollten. Mir scheint es, als ob dieser Konvent eher ein Fremdkörper in der Stadt Hall blieb. Die vordringlichste Forderung des Markgrafen Johann Ernst nach einer Stärkung des Militärbündnisses, war offenbar nicht im Interesse des Magistrats. Ja, Hall ratifizierte nicht einmal das Schlussdokument.
The Thirty-years-war drifted to a
first climax in 1620. Even among the leadership of the protestant Union the
increasing danger was noticed, because the emperor managed to rally more and
more Allies. Many members of the Union reacted on the acceptance of the
Bohemian king’s crown by the elector Frederick of the Palatinate with open
rejection. Schwäbisch Hall had refused any more enlistment after the determined
joining in the Union on the Union’s assembly at Hall in 1610. According to Riegler the leaders of the Union
tried to force Schwäbisch Hall more into the own party by the decision to
organize the Union’s convent in the imperial town in April 1620. The magistrate
of Hall was informed so late, that they had only the option to consent on March
20th. The Union’s convent – there were representants of 6 imperial
estates only - did not achieved more than discussions. The real decisions were
reserved for the union’s day at Heilbronn, which was planned for May. It’s
obvious how busy or more desperate the leaders of the Union like Joachim Ernst
of Brandenburg-Ansbach (1583-1625) was searching for Allies like the king of
Sweden. The conciliation of interior protestant conflicts was an important
aspect of the Union’s convent. The Union-leaders reported the chance to prevent
the enemy’s reinforcements by Swiss cantons, which could block the
march-routes. It seems to me, that the Union’s convent stayed to be a foreign
body within the city of Hall. The most urgent claim of margrave Johann Ernst
was the boosting of the military alliance, which was not in the interest of the
magistrate of Hall. The magistrate of Hall even did not sign the final document
of the convent.
Hat sich dennoch etwas in Hall getan? Das lässt
sich schwer sagen. In den Chroniken finden sich keine besonderen Ereignisse.
Recht lapidar erwähnen die Ratsrechnungen „Durchzüg“, die auf Kosten von
immerhin mehr als 170 Gulden kommen[3].
Es wurden vom Rat insgesamt gegen „Zettel“ wie es
immer heißt mehr als 100 Gulden an den Beil- und Waffenschmied gezahlt[4]. Wenn
man sich auch die Angaben in dem Inventar des Zeughauses von 1608 anschaut, so
tauchen dort neben offenbar alten Turnier- und Trabharnischen, auch Sets
kompletter Arm und Beinschienen auf, die eher zu zeitgenössischer Ausstattung
von schweren Reitern passen würde. Schwerter, Degen und Rapiere waren hingegen
kaum vorhanden, dafür aber 105 Hellebarden, 508 lange Spieße und 318 „Hacken“
verschiedenen Kalibers[5]. Die
Ausbesserung und Zukäufe der Zeughausbestände spielten bei den Ausgaben keine
allzu geringe Rolle. Man setzte im Rat offenbar weniger auf professionelle
Truppen. Im Jahr zuvor hatte man ja eigentlich eine Anwerbung von Reitern
beschlossen[6],
die aber offensichtlich letztlich unterblieb. An Reiterei hat es 1620 anders
als im 18. Jahrhundert nur 2 Grabenreiter und 2 Einspänniger gegeben[7][8].
Ein weiteres Indiz dafür, dass sich Hall an
Truppen auf die zahlreichen Wachmannschaften und die wenigen Reiter
beschränkte, ist daraus erkennbar, dass die „Söldner Zeh[rungen]“ also die
Verköstigung von Söldnern, nur in Höhe von 14 Gulden verzeichnet wurde[9]. Die 1619
beschlossene Musterung der Untertanen auf dem Land wurde allerdings
fortgesetzt. Die beiden Soldaten Stiegler und Sparen sollten obendrein an
Feiertagen die „Unterthanen und Bauren“ drillen[10],
also in der Handhabung der Waffen unterweisen, wozu sie immer wieder andere
Dörfer besuchten, wo sich scheinbar der Ausschuss versammelte. Somit wäre ein
fehlendes Glied geschlossen, da ich solch eine Ausbildung der Ausschüsser ganz
konkret nur aus anderen Gegenden wie Schmalkalden kannte. Spannend wäre es, ob
man etwa auf Vorschriften oder Ratschlägen wie man die Griffe einübte in
Zukunft stoßen wird.
Did something remarkable happen in
Hall nevertheless? That’s very difficult to answer. There are no special events
in the chronicles recorded. The magistrate’s counts report succinct “drafts”,
which resulted in costs of 170 florins at least.
100 florins more were payed by the
magistrate in total for “chits” to the weapon- and ax-smiths. The accounts in
the inventory of the armoury of 1608 show along with joust- and trot-armours
some complete sets of arm and leg splints, which fit better for the
contemporary equipment of heavy cavalrymen. Swords, small swords and rapiers
however were rare, but there were 105 halberds, 508 long pikes and 318 “Hacken”
(harquebuses) of different calibres. The repair and acquisition of singly
weapons for the armoury’s stock played not an insignificant role in the
expenditures. The magistrate obviously didn’t rely on professional troops. The
year before the magistrate had decided the enlistment of cavalry, but that was
not realized. In 1620 different than during the 18th century Hall’s
cavalry had 2 dig-riders and 2 “Einspänniger” only.
Another hint for the aspect that
Hall’s troops were reduced to guards and a few riders is noticeable, when we
read of the small sum of 14 florins for the “mercenary feeding”. But the
mustering of the subjects on the land, which was decided in 1619, was continued
nevertheless. The two soldiers Stiegler and Sparen had to drill the “subjects
and peasants” on holidays. That means that they were ordered to visit the
villages again and again, where the militia was assembled and did the exercises
with the weapons. Thus a missing link was found, as I did now the practice of
such a training of militia concrete only for the region of Schmalkalden. It
will be very exciting to maybe find some specifications about the handling of
weaponry in the future.
Ein Blick über den Tellerrand hinaus ist sehr spannend. Auch der Graf von Schwarzburg-Rudolstadt beschloss 1618 offensichtlich sich auf seine Landesdefension zu stützen. Die scheinbar bereits umfangreich vorhandene Bewaffnung der Untertanen sollte weitreichend ergänzt werden. So waren für die Einwohner des Dorfes Berga, um etwa 140 Mann (organisiert in 13 Rotten) auszurüsten, 16 Harnische, 37 Musketen, 43 Hellebarden und 70 Seitengewehre nötig. Die Ausrüstung wurde in Form von Sets wie etwa „Harnische und Piecke“ oder „Musquete mit der Zubehör“ ausgegeben. Da allein schon Harnisch und Pike 8 Gulden kosteten, waren die Ausgaben für solch eine Volksbewaffnung nicht eben günstig[11].
Nebenbei bemerkt ist die Waffensammlung im
Zeughaus auf Schloss Schwarzburg bis jetzt diejenige gewesen, die für mich am
beeindruckendsten war, da Rüstungen und Waffen des 17.Jh. in einer großen
Geschlossenheit präsentiert werden[12].
Es könnte sein, dass eine Ausgabe von Waffen an
die hällischen Untertanen dadurch unnötig wurde, da viele ja schon im 16.
Jahrhundert bewaffnet waren. Vergleiche: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2017/11/unbewaffnete-bauern-unarmed-peasants.html
Die ganz großen Verheerungen blieben Schwäbisch
Hall 1620 noch erspart. Deswegen thematisieren wir dieses Jahr die alltäglichen
Durchzüge und verstärkt das einfache Leben neben dem Krieg auf unserer
Landleben-Veranstaltung im April[13].
It’s interesting to look a bit over
the plate’s rim. The count of Schwarzburg-Rudolstadt for example decided to
rely on his local militia in 1618 too. The seemingly already extensively existing
weaponry of the subjects was to be completed.
There is the example of the village
of Berga. Circa 140 inhabitants, organized in 13 “Rotten” (routs), were to be
equipped. 16 armours, 37 muskets, 43 hellbards and 70 side arms were necessary.
The equipment was handed over in sets as “armour and pike” or “musket and
attachments”. To arm the population wasn’t cheap, because armour and a pike as
a set costed 8 florins alone.
Besides I don’t want to miss the
chance to remark that the collection of weapons in the armoury of Schwarzburg
palace was that one, which was most impressive for me, because the armours and
weapons of the 17th century were presented in a really united style.
It’s possible that it was not
necessary to equip the subjects of Hall because so many already were armed in
the 17th century. Look in our posting:
The great devastations didn’t occur at
Schwäbisch Hall in 1620. Therefore we focus this year on the all-day walkovers
by mercenaries and want to show more about the rural life during the war on our
“Landleben”-event in April.
Ich möchte anbei noch auf folgendes sehr spannendes Projekt hinweisen. Es gibt eine Homepage mit Selbstzeugnissen aus dem 30-jährigen Krieg und das sogar mit Suchfunktion. Einfach mal reinschauen! Es lohnt sich: http://www.mdsz.thulb.uni-jena.de/sz/index.php
Text: André Hanselmann
Text: André Hanselmann
Fotos: Cecilia & André
Hanselmann
[8]
Es gab im 18. Jh. 4 Grabenreiter, zu den Grabenreitern des 18. Jahrhunderts
siehe: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2019/01/grabenreiter-auf-dem-pferd-im-einsatz.html
[11]
Jens Henkel: „Das schwarzburg-rudolstädtische Militär“ edition burgart, Rudolstadt,
2019, S. 20
[12]
Leider ist das Fotographieren in der Sammlung nicht gestattet, aber es gibt
verschiedene Publikationen mit Fotos der
Exponate. Neben Henkels obigem Buch auch:
Jens Henkel & Konrad Kessler: „Fürstliches Zeughaus Schwarzburg.
Sammlungsgeschichte und Katalog ausgewählter Objekte“ Thüringer Landesmuseum
Heidecksburg, Rudolstadt, 2018
Excellent information, Andre. I never tire of seeing arms and armor.
AntwortenLöschenI'm glad, that you like it. My 30-years-war series is always a good reason to show nice amour and weapons and I'm eager to make photos of armour in every museum.
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