Wie wichtig ist das Tanzen? – How
important is dancing? 4
Wie wurde getanzt - how was dancing?
Die
Polizeiordnungen sind voll von Verweisen gegen allzu ausgelassenes Tanzen, „wann
die wohlanstaendigkeit, zucht, ordnung und ehrbarkeit dabey nicht mehr beobachtet
wird“ und die „stellungen gebaehrden und kleidungen der tanzenden“ nicht der
„ehrbarkeit“ entsprachen. Überhaupt wurde das „jauchzen und schreyen“ sowie
„ein unerduldliches tumultiren“ untersagt[1].
The police regulations are full with
hints against too animated dances „when the respectability, discipline, order
and honourableness is no more observed” and the “positions gestures and clothes
of the dancing persons” were not corresponding with the “honour”. In general the
“cheering and crying” as much as the “unacceptable turmoil” was prohibited.
Leider erfährt man in hällischen Quellen nirgends, welche Tänze denn effektiv getanzt wurden.
Prinzipiell sind allerdings die Altländer „Noten-
und Tourenbücher“ von 1791 und 1792 beredte Zeugnisse der Tanzkultur im
ländlichen Raum. Wir haben diese Tanzmeisterschriften schon selber auf einigen
Veranstaltungen vor allem im Freilichtmuseum am Kiekeberg genutzt. Sie
verdeutlichen, dass sich die Landbevölkerung in der 2. Hälfte des 18.
Jahrhunderts offenbar an den modischen Tänzen des Bürgertums und Adels
orientierte[2].
Die von Tanzmeistern für Landleute handschriftlich gefertigten Werke
veranschaulichen, dass das Tanzrepertoire auf dem Dorf durchaus nicht einfach
sein musste. Es finden sich in diesen Büchern auch aufwendigere Quadrillen, die
einige Kenntnisse vorausgesetzt haben müssen.
An anderer Stelle habe ich den Hinweis gefunden, dass
die Obrigkeit im 18. Jahrhundert die „Walzerischen Tänze“ streng verboten habe,
da dort aufgekommen sei „die Weibsbilder und Tänzerinen dergestalt umzutreiben
und zu drehen, daß hiedurch die Kleider sich so hoch erheben, daß derselben
blosser Leib, nicht ohne Aergernißm ersehen werden mag“. Im städtischen Bereich
habe sich dann der Einfluss dieses Volkstanzes im Ländlerischen oder Deutschen
Tanz, einer stilisierten Form des Drehtanzes, niedergeschlagen[3].
Im oben genannten Altländer Tanzmeisterbuch von
1791 taucht das Walzen als Element innerhalb der üblichen Reihentänze auf, ist
aber kein bestimmender Teil der Tänze. Es wurde also nicht fortwährend in
diesen Tänzen „gewalzt“ sondern das Walzen gehörte bloß zu einer der Figuren.
Unfortunately I could not find in sources at Schwäbisch Hall, which dances were performed effectively.
However in general the Altländer “Noten-
und Tourenbücher” (notes and rotation books) from 1791 and 1792 are a really convincing
source for the dancing culture in the countryside. We used the dancing master’s
writings for several events especially in the open air museum at the Kiekeberg
(near Hamburg). They underline, that the rural population during the second
half of the 18th century used the fashionable dancing of the bourgeoisie
and noblesse as an example. These works, produced handwritten by dancing
masters for the peasantry, illustrate, that the dancing repertoire in a village
should not be very simple. There are some really complicated quadrilles, which
demanded some knowledge at least.
I found some notes elsewhere, that
the rulers strictly banned “waltzing dances”, because they tempted “the wenches
and female dancers to drift and turn, causing the lift of the clothing, when
the naked body was seen not without vexation”. These folkdances had an impact
on a stylish form of a turning dance named the “Ländlerische” or German dance in
the urban society.
The waltzing could be found in the Altländer
dancing master book from 1791 as an element in an ordinary longways dance, but
is not a very prominent part of the dances. That means that the dancers were
not continuously “waltzing” but the waltz was just a figure of a dance.
Wir selbst verwenden verschiedene Quellen,
französische oder deutsche für unsere Veranstaltungen in Wackershofen oder
anderswo. In Wackershofen sind wir bemüht zeitlich stimmige und regional
glaubhafte Tänze etwa aus Durlach auszuwählen, die meistens Gassentänze sind.
We ourselves are using different
sources – French and German – for our events at Wackershofen and elsewhere. We try
to choose for Wackershofen contemporary and locally believable dances like
those from Durlach, most of them are longways.
Ein immer wieder auftauchender Aspekt bei Hochzeiten ist das Verbot im Hällischen, dass sich Personen „ausser denen Hochzeit-Gästen“ „sich selbst zum Tantzen eindringen“, das heißt von sich aus mitmachten[4]. Das ist meines Erachtens ein beredtes Zeugnis wie gern die Menschen damals tanzten.
Zumindest in der Gegend von Schmalkalden lässt
sich im 17. Jahrhundert klar feststellen wie genau die Obrigkeit auf die
Einhaltung ihrer Gebote achtete. So wurde 1619 bei der Hochzeit der Eheleute
Anna und Wilhelm Liebaug der Tanz durch Stadtknechte abgeklopft und bei der
Gelegenheit festgestellt, dass das Paar mit 29 Gästen in Form von 3 unverheirateten
Freunden Wilhelm Liebaugs, die nicht auf der offiziellen Gästeliste standen,
gegen die örtliche Vorschriften verstieß. Die Liebaugs mussten eine mehrere
Gulden hohe Strafe zahlen[5].