Freitag, 15. September 2023

Die Mainhardter Räuberbande - The band of robbers of the Mainhardt forest 25.-27.8.2023

Wir sind nun von unserer größten Veranstaltung des Jahres mit etwa 50 Teilnehmern [1] heim gekehrt. Wir wollen euch ein paar Eindrücke von unserem Programm liefern. Der  Amtmann traf im Amt Rosengarten ein und brachte einige Steckbriefe und das Jaunerpatent von 1751 [2] [3] zum Zöllner von Bubenorbis [4]. Der Zöllner und der ehemalige Schulmeister berichteten mir von Neuigkeiten aus dem Dorf. Die in der Gegend eingesetzten Jäger ergriffen kurz darauf einen Verdächtigen, der sich allerdings als Handwerker herausstellte, der laut seinem Ausweispapier [5] ein unschuldiger Reisender war. 

Szene an der Zollstation. Der Rattenfänger wird kontrolliert. - Scene at customs office. They are checking the rat catcher. (photo: M. Leyendecker)
 

We have now returned from our biggest event of the year with around 50 participants [1]. We want to give you a few impressions of our program. The bailiff arrived at the Rosengarten office and brought some wanted letters and the Jaunerpatent from 1751 [2] [3] to the customs officer from Bubenorbis [4]. The customs officer and the former schoolmaster told me about news from the village. The hunters deployed in the area soon seized a suspect who, however, turned out to be a craftsman who, according to his identity paper [5], was an innocent traveler.

Enttäuscht von dem Fehlen eines Bratens verließ der Amtmann das Steigengasthaus um die Frau Pfarrerin zu besuchen. Er gratulierte zum Geburtstag und überreichte einen Brief mit der Mahnung für den Pastor künftig mehr "Betstunden" wegen der Mäuseplage von 1773 einzulegen [6] und sich stärker um die örtliche Schule zu kümmern. Wenig beruhigt von den Erlebnissen reisten der Amtmann und sein Grabenreiter ab.

Der Amtmann - hier in Rot - ist diesmal wenig beeindruckt von der Küche des Steigengasthauses. Sein Amtsschreiber - in Blau - unterstützt ihn. - The bailiff in his red coat is not really impresses by the menu in the "Steigengasthaus". The secretary of the district in a blue coat is supporting him. (photo: Stefan Winter)

 

Disappointed by the lack of a roast, the bailiff left the Steigengasthaus to visit the pastor's wife. He congratulated him on his birthday and handed over a letter admonishing the pastor to put in more "prayer hours" in the future because of the mouse plague of 1773 [6] and to take better care of the local school. Little reassured by the experiences, the bailiff and his trench rider left.

Eine Räuberin überfällt eine Magd unweit der Zollstation. - A female robber attacks a maid next to the house of the custom officer ... (photo: M. Leyendecker)

Der Komplize steht mit seiner Flinte bereit. - The accomplice is ready with his musket. (photo: M. Leyendecker)


Am nächsten Tag schickte er eine Botschaft wegen der Schwarzwälder Bande an den Zöllner von Bubenorbis, der wegen der Bande streifen lassen sollte [7]. Kurz hinter der württembergischen Grenze wurde eine meiner Mägde nachdem sie ihre Korbwaren verzollt hatte von Räubern ausgeraubt. Sie brachte das sogleich bei mir als einem hällischen Schultheiß zur Anzeige. Ich hatte aber schon damit zu tun die Obrigkeit in Kenntnis zu setzen, dass nur so wenige Kinder zur Sommerschule erschienen waren [8]. Der Mäusefänger, der Tags zuvor auch dem Amtmann aufgefallen war, erhielt von mir ein Dokument. Gegen einen kleinen Obulus brachte er eine Nachricht zum Zöllner von Bubenorbis. 

The next day he sent a message about the Black Forest gang to the customs officer from Bubenorbis, who was supposed to patrol because of the gang [7]. Shortly after the Württemberg border, one of my maids was robbed by robbers after she had declared her basketry. She immediately reported this to me as a Hellish mayor. But I was already busy informing the authorities that so few children had turned up for the summer school [8]. The mouse catcher, who had also noticed the bailiff the day before, received a document from me. For a small fee he brought a message to the Bubenorbis customs officer.

Viel Verkehr an der Zollstation. Hier reist der jüdische Krämer mit einem Fuhrmann ins Württembergische. - A lot of traffic at the customs office. Here you can see the jewish chandler travelling on the cart of a carter into the Wurttemberg territory. (photo: M. Leyendecker)

 

Ich verkaufte Holzschnitte und Liedertexte zum Schicksal des Georg Michael Schönmann [9], die gesungen angeworben reißenden Absatz fanden. 

Die Bänkelsänger ziehen von Dorf zu Dorf um die Lieder und Holzschnitte zu verkaufen. - The singers are walking from village to village to sale the songs and woodcuts. (photo: Michael Leyendecker)

 

I sold woodcuts and song texts on the fate of Georg Michael Schönmann [9], which sold like hot cakes when sung.

Montag, 4. September 2023

"Jeanne du Barry" (2023)

Nun bin ich unlängst in Maïwenns neuem Film "Jeanne du Barry" gewesen, den ich hier in Freiburg im O-Ton mit deutschem Untertitel gesehen habe. Maïwenn selbst soll wohl bekundet haben, dass es um ihre Illusion von Madame du Barry gegangen sei. Das ist auch offensichtlich der Fall, denn selbst der Historizität suggerierende Erzähler aus dem Off berichtet unhistorische Details wie ein erste öffentlicher Auftritt der Comtesse du Barry mit offenen Haaren. Doch alles der Reihe nach!

Now I was recently in Maïwenn's new film "Jeanne du Barry", which I saw here in Freiburg in the original sound with German subtitles. Maïwenn herself is said to have stated that she was concerned with her illusion of Madame du Barry. This is also quite obviously the case, because even the narrator from the off, who suggests historicity, reports unhistorical details such as a first public appearance of the Comtesse du Barry with her hair loose. But first things first!
 
Ja, der Schmuck hier im Film war meistenteils total modern und Louis XV hat ne ulkige weiße Schleife - immerhin sieht man hier nicht seine Schminke im Gesicht(!). - Yes most of the jewelry here in the movie was modern and Louis XV has a strange white bow in his hair - at least you can't see his makeup here! (photo: André Hanselmann 2023)

Wir begegnen Jeanne als Kind wie sie - warum auch immer ??? - bereits mit ihren für den Film charakteristischen offenen braunen Haaren von einem Künstler auf einem Feld gezeichnet wird. Hier im Film wird sie als junge Frau von ihrer Mutter (Marianne Basler) dazu gezwungen sich dem Laster hinzugeben, nachdem sie das Kloster verlassen muss. Die mittlerweile Mit-Vierzigerin Jeanne (Maïwenn selbst) wird von Monsieur Du Barry (Melvill Poupaud) umgarnt - offen gestanden ohne dass man erkennen könnte warum, da einfach nur ungehobelt und wenig geistreich scheint. Der Duc de Richelieu (Pierre Richard!) setzt sich aus persönlichen Gründen dafür ein Jeanne zur Mätresse des Königs zu etablieren. Dem König (Johnny Depp) fällt auch gleich Jeanne auf, als sie im Spiegelsaal rumsteht. Warum weiß man nicht. Er lässt sie von seinem Diener La Borde (Benjamin Lavernhe) an den Hof holen und in den Gepflogenheiten unterrichten. Man fragt sich an der Stelle wie eine Mit-Vierzigerin nicht davon mitbekommen haben soll wie man sich in gehobenen Kreisen verhältm wenn sie in einer adeligen Gesellschaft aufgewachsen ist wie es ja im Film gezeigt wird.  
 
We meet Jeanne as a child like her - why always??? - is already being drawn by an artist on a field with her characteristic loose brown hair for the film. Here in the film, as a young woman, her mother (Marianne Basler) forces her to give in to vice after she has to leave the convent. Jeanne (Maïwenn herself), now in her forties, is being ensnared by Monsieur Du Barry (Melvill Poupaud) - frankly without one being able to see why, as she just seems uncouth and unwitty. For personal reasons, the Duc de Richelieu (Pierre Richard!) is committed to establishing Jeanne as the king's mistress. The king (Johnny Depp) immediately notices Jeanne as she stands around in the hall of mirrors. Nobody knows why. He has his servant La Borde (Benjamin Lavernhe) bring her to court and teach her the customs. One wonders at this point how a woman in her forties should not have noticed how one behaves in upper class circles if she grew up in a noble society as shown in the film.
 

Freitag, 1. September 2023

Ein Besuch in der Schweiz - A visit in Switzerland

Wir waren in diesem August erneut in der Schweiz. Der Anlass war eine Veranstaltung des Museums Haus Blumenstein und der Schweizer Gruppe "Les soirées amusantes". In dem früheren Haus der Kriegsunternehmerfamilie Greder in Solothurn wurden die Kartenspiele Tarot, Pharo, Whist und L'Hombre sowie Tänze, Musik und Lyrik vorgestellt. Wir selbst führten bei einer Modevorführung Kleidung der Zeit um 1773 vor. 

Wolfgang Greder im Alter von 47 Jahren im Jahre 1640 als Obrist eines französischen Regiments. - Wolfgang Greder in the age of 47 in the year 1640, when he was a colonel of a French regiment. (photo: Cecilia Hanselmann, 2023)

 

Neben dem Haus Blumenstein hat Solothurn einiges mehr zu bieten. An mehreren Stellen sind Teile der barocken Stadtbefestigung erhalten. Die Architektur der Stadt ist französisch geprägt. Schon in den Religionskriegen hatten Mitglieder der Familie Grede beispielsweise in der Armee des französischen Königs gedient. Ein französischer Ambassadeur residierte bis ins 18. Jahrhundert in der Stadt an der Aare auch um Vertäge über weitere Söldner mit den lokalen Eliten abzuschließen. Besonders bedeutend war auch das Zeughaus von Solothurn, welches zur Notwendigkeit der Stadtbefestigung beitrug. Noch heute sind dort beeindruckende Mengen von Waffen aus etlichen Jahrhunderten erhalten[1].  

Madame Beyschlag in einem der Räume von Haus Blumenstein. - Mme. Beyschlag in one of the rooms of the Blumenstein house. (photo: A.-A. Hanselmann 2023)

Zufälligerweise sehr passend zu unserer persönlichen Zeit [2] haben wir im Obergeschoss des Hauses Blumenstein eine Ausstellung zur Kathedrale in Solothurn (St. Urs und Viktor) gesehen, die 1773 vollendet wurde. Diese Ausstellung mit zahlreichen Details und Modellen des Kichenbaues können wir nur empfehlen. 

Ein Modell der Kathedrale von Solothurn im Museum Blumenstein. - A model of the cathedral of Solothurn in the Blumenstein museum. (photo: Erich Weber (Museum Blumenstein)

 

We were in Switzerland again this August. The occasion was an event organized by the Museum Haus Blumenstein and the Swiss group "Les soirées amusantes". The card games Tarot, Pharo, Whist and L'Hombre as well as dances, music and poetry were presented in the former house of the Grede family of wartime entrepreneurs in Solothurn. We ourselves presented clothing from around 1773 at a fashion show.