Mittwoch, 29. August 2018

Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 3 / Part 3

Sonntag 26. August - sunday 26th august.


Nun kam der Tag der Hochzeit. Unsere Großmagd Kathrina hatte eine feine Suppe für uns alle gekocht. Danach zogen wir mit dem Brautpaar und Musik zur nächsten Kapelle, wo uns bereits der Pfarrer erwartete. Dieser hielt einen langen Sermon über den Sinn der Ehe und ermahnte Johann Gunkel und dessen künftige Gunkelin ihn zu beachten. Das Wetter konnte besser nicht sein und tröstete über die Tränen der ziemlich unglücklich wirkenden Braut.
Am Wirtshaus bekam das Hochzeitspaar einen nur kleinen Hochzeitsstrauß, wovon wohl der gute Holländische Gulden von Anno 1680 das Beste war. Die Wirtin tischte uns ein köstliches Hochzeitsmahl auf. Danach setzten sich die Männer zusammen zu einer Pfeife Tabak. Die Weibspersonen spielten Karten. Der Pfarrer konnte sich nicht genug über die Manieren der Gunkelbrüder entsetzen.

Wir erwarten die köstliche Mahlzeit im Wirtshaus - we are waiting for our delicious meal at the inn.


Now the wedding‘s day came. Our maid Kathrina had cooked a fine soup for us all. Then we walked –while music was played by our musicians - up to the next small chapel, where the vicar waited for us. The vicar told a long sermon about the sense of a marriage and recalled Johann Gunkel and his wife to remember that. The weather could not be better. By the way it seemed that the bride was unhappy about her engagement with my excellent brother.
In front of the inn the couple got a very small “Hochzeitsstrauß” only including a good Old Dutch florin from 1680.The hostess offered us a very delicious meal. Afterwards the men sat together smoking pipes while the woman played cards. The vicar could not be surprised enough about the bad manners of the Gunkel-brothers.

Die Männer mit den Pfeifen und - the man with pipes and ...

 
die Mädels beim Kartenspielen - and the girls playing cards.
Im strahlenden Sonnenschein wurde getanzt. Die Musik spielte herrlich und wir waren guter Dinge. Danach war die Hochzeit bald beendet, denn ärmere Leute können sich keine ausschweifenden Feste leisten.

Tanz vor dem Wirtshaus - dancing in front of the inn.

Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 2 / Part 2


Am nächsten Tag fungierte ich wieder als Schultheiß von Übrigshausen. Wir stellten nach, was wohl am 7. Juli 1743 passiert sein kann. Nach einem hervorragenden Frühstück mit Musmehl und Früchten, die es in diesem Jahr in solch einer Fülle gab, begannen die Mägde Johanna und Kathrina vor unserem Haus mit der Wäsche. Leider setzte just in dem Augenblick der Regen ein. Wir fragten uns natürlich wie die Wäsche trocken werden sollte.
Unsere Tochter kam zur Schule und es gefiel ihr sehr gut, weil es lustig gewesen sein soll, was der Lehrer beibrachte. Die Kinder lernten „Geh aus mein Herz und suche Freud“ (Paul Gerhardt). 

Eine unserer Mägde bei der Wäsche - one of our maids making the laundry.


Next day I was again the Schultheiß of Übrigshausen. We recreated what maybe happened at the july 7th 1743. After a very delicious breakfast with “Musmehl” and fruits – we had plenty of them especially this year – the maids Johanna and Kathrina started to make the laundry. Unfortunately the rain came and we feared that the laundry could not dry.
Our daughter went to the school and she was very pleased with it because it was so funny there. The kids learned “Geh aus mein Herz und suche Freud” by Paul Gerhardt). 

Wir stellten Dachschindeln her, zuerst auf dem Hackklotz - we produced roofing shingles at the chopping block.
 
Dann die Feinarbeit an unserer Scheune - then the details at our barn.

Da der Regen eher stärker als schwächer wurde, mussten wir uns dazu entschließen statt der Getreideernte zu dreschen. Dies fand in der Scheune beim Schulmeister Weidner statt und wir hatten alle unseren Spaß damit. Es war spannend zu erleben wieviel Körner man in gewisser Weise heraus dreschen konnte und wir versuchten zu dritt und zu viert mit verschiedenen Sprüchen wie „Die Worscht hoat zwoa Zipfal“ oder „Och-sen-kopf“ im Takt zu bleiben, um möglichst rasch viel zu dreschen.

As the rain became more and more heavy, we decided to make threshing instead of our grain harvest. This took place in schoolmaster Weidner’s barn and we all had our fun. It was interesting to learn how many grain we get and we tried out several mottos like “Die Worscht hoat zwoa Zipfal” or “Och-sen-kopf”. We were three or four men.

Die französischen Soldaten im Wirtshaus - French soldiers at the inn.


Später war es an der Zeit die Verwundeten nach Hall zu schaffen. Etwas verspätet kam ein Fuhrwerk an, das von einem österreichischen Husaren bewacht wurde. Der Husar bot uns Bauern verschiedene Waffen wie Degen, Säbel und eine Flinte aber auch Kleidung wie einen roten Dragonerrock und mehr zum Kauf an. Aber wir konnten nichts damit anfangen und hatten wohl auch schon gehört, dass der Rat solche Waren wieder einziehen könnte. Die meisten Einwohner bis auf ein paar Mägde zeigten sich froh, dass die Franzosen endlich fort waren.
Die Verwundungen waren laut einem neuen Barbier, der sie beschaute nicht so schlimm wie es zuvor der Barbier von Übrigshausen gesagt hatte. Dennoch ächzte ein grauhaariger Füsilier doch so ziemlich während ein Grenadier mit seinem Schnurbart recht munter wirkte. Wir vermuteten, dass einer der Verwundeten ein Dagroneroffizier war. Denn er hatte einen langen grauen Mantel und schien mit den Soldaten nicht viel gemein zu haben. Es war nicht schwierig alle auf den Wagen zu laden.
Wie gewohnt klang der Abend im Wirtshaus aus. Dort war nun auch ein jüdischer Krämer angekommen, der seine Bänder anbot und jüdische Lieder zum Besten gab.

Das Fuhrwerk bereit zum Abtransport - the waggon ready for the transport of the French soldiers.


Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 1 / Part 1


Anno Domini 1743 – Freud und Leid Teil 1 / Part 1


Nach einigen Blogeinträgen zu verschiedenen anderen Themen gibt es nun endlich den Bericht zu unserer letzten Veranstaltung. Diesmal in 3 Teilen, 1 Teil pro Tag. Einige unserer Darsteller waren diesmal schon am Dienstag in Wackershofen, auch die Pferde unseres Grabenreiters wurden schon früher als sonst auf die Koppel gestellt.
Einige unglückliche Umstände führten dazu, dass wie ewig nicht mehr viele Darsteller viel zu spät ankamen und wir darum viel Aufwand mit dem Ausgleichen der Ausfälle hatten. Zum Glück waren die Anwesenden so flexibel, dass die Programmpunkte dennoch allesamt stattfinden konnten. Mein Dank in der Hinsicht an die entsprechenden Teilnehmer, die einsprangen.

After some posts about different themes we will offer you now finally the report of our last event. Some of us arrived on Tuesday.
But this year we had many troubles because many participants could not make it to our event in time. Fortunately we have flexible participants who took the roles and that enabled us to do every part of our program. Thanks to all of you, who helped us immensely!

Das Wetter spielte diesmal nicht ganz so gut mit wie voriges, den war das wirkliche Jahr 1743 von einer sehr günstigen Witterung geprägt, die dazu führte, dass trotz Krieg die Preise nicht stiegen, so herrschte 2018 eine enorme Trockenheit und Hitze. Daher waren auch zahlreiche Felder bereits abgeerntet.
Am Donnerstagabend war mein Haushalt im Haus aus Sachsenflur bereits so ziemlich vollständig bis auf eine Magd. In der Nacht konnte ich noch unserem ersten „Franzosen“ seine Hose übergeben, die wir gemacht hatten.
https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/rekonstruktion-einer-franz-hose-teil-2.html

The weather was not as pleasant as in the last years. In 1743 the weather was very good and that’s why the price for food etc. didn’t increased although there was a war going on. But in 2018 we had an extreme dryness and heat. Therefor many fields were ploughed already.
On Thursday’s evening nearly all members of my household were assembled. During the night the first of our “Frenchmen” arrived and I could give him the breeches we made. https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/rekonstruktion-einer-franz-hose-teil-2.html

Freitag, 24. August / friday 24th august 

Einer unserer verwundeten Franzosen - one of our wounded French soldiers.


Am nächsten Morgen war ich als Amtmann unterwegs. Mit meinem Grabenreiter begaben wir uns ins Dorf Münkheim (eine andere Baugruppe als unsere), wo ich die verwundeten Franzosen in Augenschein nahm. Diese wurden von einem Barbier aus Übrigshausen versorgt. Er erklärte uns die verschiedenen Verwundungen und ob man die Franzosen würde bald nach Hall transportieren können. Vor allem einer von ihnen mit einem gelb bordierten Hut war ein Anblick des Jammers.
Recht zufrieden mit alledem begab ich mich ins Wirtshaus, wo ich in der Gesellschaft des Pfarrers und seiner Frau ganz ausgezeichnet speiste. Sie hatten mich dazu eingeladen zum Geburtstag der Frau des Pfarrers meine Aufwartung zu machen.

At the next morning I was on the way as the Amtmann. Together with my Grabenreiter we went in the village Münkheim (a different part of the museum), where I investigated the “wounded” French. A barber from Übrigshausen explained us the different wounds and told us if they could be moved to Hall. Especially one with a yellow lace at his hat looked very miserable.
Really satisfied I went to the inn. There I could eat very exquisite in the company of the vicar and his wife. They invited me to take the coffee with them later.

Nach einem schönen Ritt durch die Gegend kam ich zum Pfarrhaus. Mein Geschenk zum Geburtstag für die Hausherrin bestand in einem selbstgemachten Gedicht
„Verstrichen ist nun ein Jahr“,
welches wohl ganz dem Geschmack der Eheleute entsprach. Es zielte vor allem auf die Tugend und christlichen Taten der guten Frau. Der Kaffee und der Kuchen schmeckten sehr gut. Mein Aufenthalt war nur recht kurz, weil ich ja noch einen Ehevertrag aufsetzen sollte.
Es war interessant einen österreichischen Husaren vom Regiment Nadásdy zu treffen, der von den Siegen prahlte. Die Zeitungen waren ja wirklich voll davon. Er trieb ein Fuhrwerk auf, das er eskortierte. Immerhin in 3 Wagen mussten auch österreichische Verwundete nach dem Gefecht bei Übrigshausen nach Hall gebracht werden.

Ein Husar vom Regiment Nadásdy und ein Fuhrwerk - a hussar of the regiment Nadàsdy and a confiscated cart.


Dienstag, 14. August 2018

Rekonstruktion einer franz. Hose Teil 2 – Reconstruction of a pair of french breeches part 2

Unsere Militärhose - our military breeches.

Nun sind wir endlich mit unserem kleinen Projekt eine französische Militärhose zu herzustellen fertig. Was freilich unbefriedigend war, war die Quellenlage. Die Bildquellen geben praktisch über fast keine Details Auskunft.

Donnerstag, 9. August 2018

Nach dem Gefecht bei Übrigshausen – after the combat at Übrigshausen



Kurz nach dem Gefecht wurden die verwundeten Franzosen nach Schwäbisch Hall geschafft. Während die verwundeten österreichischen Husaren ins Sternen- und Schwanenwirtshaus kamen[1], mussten die zahlreichen französischen Blessierten in die Kaserne von Unterlimpurg[2]. Diese stand leer, da die Reichsstadt infolge des Stadtbrandes von 1728 keine Kreissoldaten stellen brauchte[3]. Die Österreicher allein hatten 3 Wagen gebraucht um ihre Verwundeten abzufahren.

Shortly after the combat the wounded French were transported to Schwäbisch Hall. The wounded Austrian Hussars were brought to the “Sternen-” and “Schwanen”taverns. But the French wounded had to go the barracks of Unterlimpurg. The barracks were empty because the imperial city had not to raise soldiers for the Swabian circle after the great fire in 1728. The Austrians alone had to use 3 waggons for the transport of their wounded.

Österreichischer Husar und französischer Dragoner - Austrian hussar and French dragoon (Schützenscheibe von 1743 - target painted in 1743) Hällisch-Fränkisches Museum (Foto: Kim Krawiec)

Über den Aufenthalt der Verwundeten beider Seiten wissen wir nicht viel. Ein „Cornet Dessovi“ scheint sich über die Unterbringung der verwundeten Husaren beschwert zu haben[4]. Wegen der in Hall untergebrachten Franzosen musste der Rat mit einem Colonel Lieutenant Dailly verhandeln[5].

We don’t know much about the stay of the wounded of both sides. A certain Austrian “Cornet Dessovi” was mentioned, who complained about the lodgings in addresses to the magistrate. A Colonel Lieutenant Dailly had to negotiate with the magistrate of Hall concerning the French wounded.