Diesmal soll es um das große Lazarett in der Reichsstadt Schwäbisch Hall gehen, das im Zuge des Polnischen Thronfolgekrieges eingerichtet wurde.
This time it will be about the large military hospital in the imperial city of Schwäbisch Hall, which was set up in the course of the War of the Polish Succession.
Von der großen in Heibronn lagernden Armee wurden zahlreiche Kranke im September 1734 nach Hall geschafft. Doch wie kam es dazu? Die Tage vor der Ankunft der Kranken waren durch emsige Betriebsamkeit im Rat gekennzeichnet. Nachdem man von dem Vorhaben erfahren hatte das "Oppenauer Feld-Hospithal" nach Hall zu verlegen, wurde der Amtmann Bötzen dem Kriegskomissar Leitzen entgegen geschickt um diesen daran zu hindern sogleich den Transport der Kranken zu veranlassen. Stattdessen sollte Leitzen zuerst die in Frage kommenden Gebäude in Augenschein nehmen. Der Magistrat der Reichsstadt bestimmte eine Komission, welche sich die beiden Armenhäuser, die Kaserne und andere Häuser untersuchen sollte. Fachliches Urteil konnte man von den beiden Baudeputierten und dem Spitalpfleger erwarten. Prinz Eugen hatte neben einigen Schreiben auch einen Juden namens Le Badro geschickt, der für das Brot der Kranken sorgen sollte [1]. Die Absicht des Haller Magistrats wurde allerdings vereitelt, da bereits der Transport bestellt gewesen sei wie Bötzen im Gespräch mit Leitzen in Heilbronn erfuhr. Die erste Etappe sollte von der Kurpfalz, die zweite von der Ritterschaft und die letzte von den Hohenlohern und Hall selbst bewerkstelligt werden. Hall sollte 50 Ochsen als Zugtiere stellen. Dies konnte Bötzen gegen Zahlung von 600 Gulden abwenden. Man kann hier vermuten, dass für die Stadt organisatorisch unmöglich war 50 Ochsen aufzutreiben, da im Jahr 1732 eine Viehseuche auf dem Land grassiert hatte [2]. Der erste Transport bestand in nicht weniger als 195 "Wägen". Bötzen schätzte in seinem Schreiben aus Heilbronn die Zahl der kranken Personen sogar auf 2.200(!) [3]. Die von Bötzen berichteten Schanzarbeiten in Heilbronn von 1734 sind in den letzten Jahren auch archäologisch untersucht worden [4].
Numerous sick people from the large army camped in Heibronn were brought to Hall in September 1734. But how did it happen? The days before the arrival of the sick were marked by busy activity in the council. After learning of the plan to move the "Oppenauer Feld-Hospital" (Oppenau field hospital) to Hall, bailiff Bötzen was sent to meet War Commissioner Leitzen in order to prevent him from immediately arranging for the patients to be transported. Instead, Leitzen should first examine the buildings in question. The magistrate of the imperial city appointed a commission to examine the two almshouses, the barracks and other houses. One could expect professional judgment from the two construction deputies and the hospital nurse. In addition to a few letters, Prince Eugene had also sent a Jew named Le Badro to provide bread for the sick [1]. However, the Hall magistrate's intention was thwarted because the transport had already been ordered, as Bötzen learned in a conversation with Leitzen in Heilbronn. The first stage was to be accomplished by the Electoral Palatinate, the second by the knighthood and the last by Hall himself. Hall was supposed to provide 50 oxen as draft animals. Bötzen was able to avert this by paying 600 guilders. One can assume that it was organizationally impossible for the city to find 50 oxen because a cattle epidemic was rampant in the countryside in 1732 [2]. The first transport consisted of no fewer than 195 “wagons”. In his letter from Heilbronn, Bötzen even estimated the number of sick people at 2,200(!) [3]. The entrenchments in Heilbronn from 1734 reported by Bötzen have also been archaeologically examined in recent years [4].
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Die Comburg heute. 1734 Sitz eines Adeligen Riterstifts. - The Comburg today. In 1734 it was the residence of a noble Ritterstift. (photo: Michael Leyendecker) |
Bemerkenswert ist eine Episode vom 6. September 1734. Als der Kriegskomissar die Stadt geführt von einer Ratsdeputation besichtigte um die Tauglichkeit der Bauwerke für die Unterbringung der Kranken zu bewerten, ging er auch nach Comburg. Dort fragte er an, ob er nicht das Spital des Ritterstifts besichtigen durfte. Aber ein Vertreter des Stiftes entgegnete zu Leitzen, ob er dazu irgendeine Ordre von seinem Vorgesetzten habe, die Leitzen aber nicht vorweisen konnte, weshalb ihm die Bitte recht unhöflich abgeschlagen wurde. Leitzen wurde davon überzeugt, dass man einen Teil der Kranken auch auf den Dörfern zwischen Übrigshausen [5] und Münkheim verteilen könnte, wenn die vorgesehenen Gebäude in Hall nicht ausreichten [6]. Seltsamerweise wurde im Rat mehrfach debattiert in welche Häuser man die Offiziere und Unteroffiziere legen würde - wohl da man sie mit den gewöhnlichen Soldaten nicht zusammen einquartieren konnte [7]. Viel schlimmer war aber scheinbar die Situation am 7. September, als der 2. Transport bereits ankam und die Hälfte der Kranken unter freiem Himmel in Unterlimpurg "liegen geblieben". Diese Kranken sollten mit einer "Diät" von "Brodt u[nd] Fleischbruch" versehen werden. Die Offiziere rieten dazu diese Kranken nicht über eine Stunde Weges von Hall entfernt auf dem Land unterzubringen. Ein Problem war der Mangel an Stroh auf welche man die armen Kranken betten musste. Vom Hospital-Pfleger Ludwig wurden 200 "Büschel" Stroh aus dem Teuershof angeboten. Der Rat beschloss 1.000 Büschel Stroh und 50 Zentner Heu ins Amt Schlicht zu liefern. Den Bauern sollte befohlen werden in allen Ämtern das Getreide zu dreschen um Stroh zu gewinnen. Das Problem mit den nicht einquartierten Kranken sollte rasch behoben werden wozu man die Werkhäuser, Ziegelhütte und weitere Gebäude herrichten wollte. Die Verteilung der übrigen Kranken ins Amt in der Schlicht sollte von Amtmann Bötzen übernommen werden. Von den Offizieren und Chirurgen für das Lazarett begehrte man vom berühmten Prinz Eugen, dem "General Nesselrod" [8] und dem Herzog von Württemberg sowie Bevern [9] Attestate. Einen Ratsherr Schaffner, den Ratsconsulent Dr. Arnold und den Amtmann Wibel, so Arnold unabkömmlich sein sollte, wollte man zum Oberkommando schicken um mit diesem über das Lazarett zu verhandeln. Die Stadt hat mit einem Juden namens Lemle am 8. September wegen 1.000 Scheffel Hafer gesprochen. Doch hielt man 2 Gulden (wohl pro Scheffel) für recht teuer und wollte sich in der "Nachbarschafft" erkundigen, ob man woanders her nicht günstiger versorgt werden konnte. Passenderweise und als ob der Probleme nicht genug waren, hat der Pfleger Herr Stier anfragen lassen, ob der Rat von Hall für das Futter der Pferde der Offiziere im Lazarett aufkommen wolle und deren Holz ebenfalls bezahlen würde. Gezwungenermaßen beschloss man auch das noch zu liefern, hoffte aber dafür vom Oberkommando der Armee entschädigt zu werden [10].