Heute habe ich das Vergnügen den Historiker Dr. Oliver Heyn vorzustellen, dessen Arbeit mir schon für die Vorbereitung einer Veranstaltung sehr nützlich war. Außerdem haben wir zusammen einen Fachartikel veröffentlicht. Hier aber gleich das Interview:
Today I have the pleasure of intoducing the historian D. Oliver Heyn, whose work was very useful to me when preparing for an event. We also published a specialist article together [1]. But here is the interview:
Hallo Herr Dr. Heyn, da ich Sie ja als erster
meiner Interviewpartner noch nie persönlich getroffen habe, würde ich Sie gerne
fragen, ob Sie sich hinsichtlich Ihrer Arbeit kurz vorstellen würden.
OLIVER HEYN: Ich studierte Mittelalterliche Geschichte, Neuere Geschichte sowie Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit an den Universitäten Freiburg i. Br. und Bamberg. Nach dem Abschluss als Magister Artium entschloss ich mich zu einem Promotionsprojekt im Fach Neuere Geschichte, das ich 2014 abschloss. Bereits seit meiner letzten Studienphase war ich als freiberuflicher Historiker tätig, später aber an Museen in Bayern und Sachsen. Ich habe den Museumsdienst dann 2019 nach mehreren Jahren aus freien Stücken verlassen, weil ich vorerst keinen Sinn mehr in dieser Arbeit erkannt habe. Lassen Sie mich dazu einige Worte sagen: Fast alle Museen verzeichnen massiv rückläufige Besucherzahlen, aber die wenigsten Häuser setzen sich wirklich kritisch mit den Gründen dafür auseinander. Meiner Ansicht nach läuft die Institution des Museums in Deutschland derzeit auf einen toten Punkt zu. Solange man nämlich glaubt, Museen im Stile einer Wunderkammer des 18. Jahrhunderts aufzustellen, wird man keine neuen Besucher anlocken. Der moderne, multimediale Mensch möchte keine altbackenen Frontalausstellungen mit ellenlangen Objekttexten. Er fordert vielmehr neue Methoden der Wissensvermittlung und das Nachdenken darüber verlangt den Museen eine allzu unbequeme Selbstkritik ab. Ich habe daher fast überall Innovationsresistenz, Starrheit und Unwillen oder Unvermögen zur Rezeption moderner museologischer Erkenntnisse angetroffen. Im anglo-amerikanischen Raum ist man da bereits viel weiter, während es hier noch daran hapert, sich einmal in die Perspektive des Besuchers zu versetzen und zu überlegen: Ist das wirklich sinnvoll, wie wir das hier machen? Aus diesem Grund bin ich auch von Ihrem Engagement in Wackershofen und der Zusammenarbeit mit dem dortigen Freilichtmuseum sehr beeindruckt. Ich glaube, dass das, was Sie dort im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen tun, einer von vielen Ansätzen in die richtige Richtung ist, um Museen wieder zu beleben, Menschen anzulocken und Geschichte seriös greifbar zu machen. Aber mit Innovation stößt man, wie gesagt, leider vielerorts nach wie vor auf taube Ohren. Aus diesem Grund bin ich bis auf weiteres wieder in die Freiberuflichkeit zurückgekehrt und mit Archivrecherchen, Lektoraten und meiner eigenen Schreibarbeit befasst. Eine sehr sinnvolle Tätigkeit!
Dr. Oliver Heyn. |
Hello D. Heyn, since I am the first of my interviewees to have never met you in person, I would like to ask you if you would like to introduce yourself briefly regarding your work.
OLIVER HEYN: I studied Medieval History, Modern History and Medieval and Modern Archeology at the Universities of Freiburg i. Br. and Bamberg. After graduating with a Magister Artium, I decided to do a doctoral project in modern history, which I completed in 2014. I have been working as a freelance historian since the last phase of my studies, but later at museums in Bavaria and Saxony. In 2019, after several years, I left the museum service of my own free will because I no longer saw any point in this work. Allow me to say a few words about this: Almost all museums are registering massive declines in visitor numbers, but very few museums are really critical about the reasons for this. In my opinion, the institution of the museum in Germany is currently coming to a dead end. As long as you think you are setting up museums in the style of an 18th-century cabinet of curiosities, you will not attract new visitors. The modern, multi-media person doesn't want stale frontal exhibitions with lengthy object texts. Rather, it calls for new methods of knowledge transfer, and thinking about it requires museums to engage in all too uncomfortable self-criticism. I have therefore encountered resistance to innovation, rigidity and unwillingness or inability to accept modern museological findings almost everywhere. In the Anglo-American world, people are already a lot further, while here it is still difficult to put yourself in the perspective of the visitor and to think: does it really make sense how we do it here? For this reason, I am also very impressed by your commitment in Wackershofen and the cooperation with the open-air museum there. I believe that what you are doing there in the context of public events is one of many approaches in the right direction to revive museums, to attract people and to make history seriously tangible. But, as I said, innovation still falls on deaf ears in many places. For this reason, I have returned to freelance work for the time being and dealt with archival research, editing and my own paperwork. A very worthwhile activity!
2. Ich bin ja durch Ihr Buch "Das Militär des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen 1680-1806" auf Sie gestoßen, als ich unsere Veranstaltung 2019 für das Hohenloher Freilandmuseum "Aus Hall in die Fremde" vorbereitet habe [2]. Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? Ich fand diesen Mikrokosmos mit einem kleinen Staat mit eigener Festung winzigen Militär und so weiter faszinierend.
O. HEYN: Ich bin und war schon immer ein regelmäßiger Archivgänger, der sich gerne in alte Manuskripte vergräbt und versucht, Neues zu erschließen. Teilweise durchkämme ich ganze Bestände in der Hoffnung, vielversprechende Dinge anzutreffen. Im Zuge dessen stieß ich im Jahr 2010 im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen auf die militärischen Unterlagen des ehemaligen Fürstentums Sachsen-Hildburghausen. Diese Akten waren so gut wie unerschlossen, folgten noch der Registratur des 18. Jahrhunderts und nicht einmal die Archivmitarbeiter wussten, was sich in den Papieren verbarg. Man hatte durchweg schon den Eindruck, dass die Aktendeckel 1765 von irgendeinem Geheimen Sekretär geschlossen wurden und seitdem ungeöffnet geblieben waren. Im Rahmen meiner Durchsicht erkannte ich recht schnell, dass der Inhalt ungewöhnlich lebendige Einblicke in die militärische Lebenswelt des 18. Jahrhunderts erlaubt und zudem Bezüge zu aktuellen Forschungsfragen aufwies. Für jemanden wie mich, der an Militärgeschichte sowie an Sozial- und Alltagsgeschichte interessiert ist, war das ein Hauptgewinn. Ich ermittelte dann den Umfang des Materials und stellte fest, dass es für mich als Einzelperson durchaus möglich sein sollte, die Dutzenden von Akten durchzuarbeiten und auszuwerten. Das tat ich dann über etwa vier Jahre hinweg im Zuge meines Promotionsprojektes. Neben diesem Glücksfund gab es aber auch widrige Umstände: So war es damals in den Thüringischen Staatsarchiven noch verboten, Fotoaufnahmen mit eigener Digitalkamera anzufertigen. Das hat meine Arbeit etwas verzögert, da ich einen großen Teil der Zeit mit der Anfertigung von Abschriften aus dem Material befasst war. Von extrem wichtigen Dokumenten wie kriegsgerichtlichen Verhörprotokollen, Musterungslisten (für die statistische Auswertung) und besonderen Korrespondenzen ließ ich Kopien anfertigen, um diese zuhause in Ruhe auszuwerten. In Ruhe, sage ich, denn über dem Lesesaal des Archivs befand sich eine Musikschule. Kein Witz!
2. I came across you through your book "The military of the Principality of Saxony-Hildburghausen 1680-1806" when I was preparing our 2019 event for the Hohenlohe open-air museum "From Hall to Foreign Countries" [2]. How did you come up with this topic? I found this microcosm fascinating with a small state with its own fortress, tiny military and so on.
O. HEYN: I am, and always have been, a regular archivist who enjoys digging into old manuscripts and trying to discover new things. Sometimes I comb through entire stocks in the hope of finding promising things. In the course of this, in 2010, I came across the military documents of the former Principality of Sachsen-Hildburghausen in the Thuringian State Archive in Meiningen. These files were as good as untapped, still followed the 18th century registry and not even the archive staff knew what was hidden in the papers. One had the impression throughout that the files were closed by some secret secretary in 1765 and had remained unopened ever since. As part of my review, I quickly realized that the content provided unusually lively insights into the military world of the 18th century and also had references to current research questions. For someone like me who is interested in military history as well as social and everyday history, this was a major win. I then assessed the volume of material and found that it should be perfectly possible for me as an individual to work through and evaluate the dozens of files. I did that for about four years as part of my doctoral project. In addition to this lucky find, there were also adverse circumstances: At that time, it was still forbidden in the Thuringian State Archives to take photos with your own digital camera. This delayed my work somewhat, as I was busy making transcripts of the material for a large part of the time. I had copies made of extremely important documents such as court-martial interrogation records, draft lists (for statistical evaluation) and special correspondence so that I could evaluate them at my leisure at home. Quietly, I say, because there was a music school above the archive reading room. No joke!
3. Mir fällt immer wieder auf, wie spannend die Geschichte der kleineren deutschen Staaten wie Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Meiningen oder auch Hohenlohe-Weikersheim ist. Viele Menschen kennen ja maximal einen Friedrich II. von Preußen oder im Süden Maria Theresia. Haben Sie eine generelle Vorliebe für solche kleinere Staaten?
O. HEYN: Mich fasziniert das
Alte Reich mit allem Drum und Dran. Mentalität, Staatsrecht, Verwaltung usw.
Die kleinen Staaten waren das Herz des Alten Reiches und ich glaube, dass uns
gerade die Beschäftigung mit den Handlungsspielräumen dieser mindermächtigen
Territorien ein ganzes Stück näher an die Realitäten im Alten Reich bringt. Anders
als in Preußen oder Österreich war für diese Staaten und deren Bewohner das
Reich allgegenwärtig, egal ob es um Wirtschaft, Handel, Militärwesen,
Außenpolitik oder Gesetzgebung ging. Überall stößt man an die Barrieren dieses
Reichskonstrukts, das die kleinen Staaten schützte, aber auch deren Entwicklung
hemmte. Auch agierten und taktierten die kleineren Staaten auf Reichsebene
völlig anders als ihre mächtigen Nachbarn und sicherten sich damit letztlich
ihr Überleben. Der Facettenreichtum, den uns die einstige territoriale
Zersplitterung vor allem in Mittel- und Südwestdeutschland beschert, ist zudem
schier unermesslich und bietet zahlreiche Ansätze für Forschungsfragen. Man
darf auch nicht vergessen, dass viele dieser kleinen Territorien über die volle
Landeshoheit verfügten und damit faktisch souveräne Staaten im Reichsverband
waren. Die Herrscher dieser Staaten unterhielten interessante Verbindungen ins
Ausland, nicht selten sogar Gesandtschaften, und handelten gewissermaßen in
einem europäischen Kosmos. Dieses „überregionale“ Potential selbst sehr kleiner
Territorien ist bislang noch zu wenig beleuchtet. Mittlerweile hat sich aber
immerhin in der Forschung die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Größe eines
Territoriums nur sehr wenig über dessen Relevanz aussagt.
3. It always strikes me how exciting the history of the smaller German states such as Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Meiningen and Hohenlohe-Weikersheim is. Many people know at most one Frederick II of Prussia or Maria Theresia in the south. Do you have a general preference for such smaller states?
O. HEYN: I am fascinated by the Alte Reich with all the trimmings. Mentality, constitutional law, administration, etc. The small states were the heart of the Old Empire and I believe that dealing with the scope for action of these underpowered territories brings us a whole lot closer to the realities of the Old Empire. Unlike in Prussia or Austria, the Reich was omnipresent for these states and their inhabitants, regardless of whether it was about the economy, trade, military affairs, foreign policy or legislation. Everywhere one encounters the barriers of this imperial construct, which protected the small states, but also inhibited their development. The smaller states also acted and tacticed at the imperial level in a completely different way than their powerful neighbors and ultimately secured their survival. The multifaceted nature of the former territorial fragmentation, especially in Central and Southwest Germany, is almost immeasurable and offers numerous approaches for research questions. It should also not be forgotten that many of these small territories had full national sovereignty and were therefore effectively sovereign states within the Reich. The rulers of these states maintained interesting connections abroad, not infrequently even legations, and acted to a certain extent in a European cosmos. This "supra-regional" potential, even of very small territories, has not yet been sufficiently explored. In the meantime, however, research has come to realize that the size of a territory says very little about its relevance.
4. Ich habe neulich eine Biographie zu Dorothea Sophie von Mecklenburg-Strelitz gelesen [3]. Mir fallen auf Anhieb unzählige Beispiele von Staaten ein, die wie ihr Herzogtum vollkommen überschuldet waren und die Nachbarn von dieser Lage zu profitieren suchten. Wir kennen das ja auch aus Meiningen, bei uns im deutschen Südwesten aus Weikersheim und Löwenstein-Wertheim-Rochefort. Ist das ein Phänomen der deutschen Kleinstaaten, dass man eben doch höher hinaus wollte wegen der scheinbaren Bedeutung?
O. HEYN: Sie sprechen hier wichtige Beispiele eines sehr komplexen Themas an. Man muss die Fürsten der verschuldeten Kleinstaaten allerdings ein Stück weit freisprechen, denke ich. Diese kleinen Staaten verfügten nur über ein beschränktes Territorium und damit geringe Steuereinnahmen, sodass gleich von Anfang an eigentlich nur eine genügsame Hofhaltung in Frage kam. Alles andere folgt dann gleich einem Dominoeffekt nach. Ich rechnete beispielsweise einmal aus, dass die Einnahmen von Sachsen-Hildburghausen um 1700 grundsätzlich durchaus für den Unterhalt einer moderaten Hofhaltung ausgereicht hätten. Aber fürstliches Selbstverständnis, Legitimationsbedürfnis und Repräsentation können mit moderaten Mitteln nicht befriedigt werden. Der Herrscher geriet, um als Fürst unter seinesgleichen anerkannt zu werden, gezwungenermaßen in eine finanzielle Spirale, die im Laufe des 18. Jahrhunderts ganz deutlich ausuferte. Der Fürst war in diesem Sinne ein Getriebener, der dazugehören wollte und Ausgaben tätigte bzw. Dinge tat, die uns heute irrational erscheinen. Das ist der Inbegriff der „Höfischen Konkurrenz“. Aber man kann diese Menschen nicht mit heutiger Rationalität messen. Augenblickliche Repräsentation und der Schein des Seins galten im fürstlichen Selbstverständnis schlicht viel mehr als die Tatsache der Verschuldung, die auch schon mal eine Tugend sein konnte. Auch Verpflichtungen für Familie und Territorium spielten eine große Rolle, denn nachgeborene Prinzen mussten ja ihre Apanage erhalten, Ämter waren meist ohnehin bereits verpfändet oder als Apanagen angewiesen und auch die nicht selten zahlreichen Prozesse kleiner Staaten am Reichskammergericht fraßen große Summen auf. Der Ernst der Lage wurde in der Regel erst relativ spät erkannt und dann griffen Fürsten zu haarsträubenden Mitteln wie Extrasteuern oder kriegerischen Aktionen, um lukrative Erbansprüche gegen gleichfalls mindermächtige Nachbarn militärisch durchzusetzen. Auch illegale Rekrutenwerbungen für fremde Staaten, die Einrichtung alchimistischer Labore, die Gründung einer Lottogesellschaft oder die Ausprägung und der Eintausch geringwertiger Münzen erfreuten sich großer Beliebtheit. Das sind meiner Ansicht nach die wichtigsten Mechanismen, die ein kleines Territorium in den Augen anderer zunächst glanzvoll aufsteigen lassen, dann aber zum massiven, unvermeidlichen Absturz führen. Sachsen-Hildburghausen ist in dieser Hinsicht ein Superlativ, denn es handelt sich mit einer zeitweisen Schuldenlast von etwa 4 Millionen fränkischen Gulden um das am höchsten verschuldete Territorium in der Geschichte des Alten Reiches.
4. I recently read a biography of Dorothea Sophie von Mecklenburg-Strelitz [3]. I can immediately think of countless examples of states that, like their duchy, were completely indebted and their neighbors tried to profit from this situation. We also know that from Meiningen, here in the south-west of Germany from Weikersheim and Löwenstein-Wertheim-Rochefort. Is it a phenomenon of the small German states that they wanted to aim higher because of the apparent importance?
O. HEYN: You are citing important examples of a very complex subject. However, I think the princes of the indebted small states have to be acquitted to a certain extent. These small states only had a limited territory and therefore little tax revenue, so that right from the start only a frugal court was an option. Everything else follows immediately after a domino effect. For example, I once calculated that the income from Sachsen-Hildburghausen around 1700 would have been sufficient to support a moderate court. But princely self-image, the need for legitimacy and representation cannot be satisfied with moderate means. In order to be recognized as a prince among his peers, the ruler was forced into a financial spiral that clearly got out of hand in the course of the 18th century. In this sense, the prince was a driven person who wanted to belong and spent money or did things that seem irrational to us today. This is the epitome of "courtly competition". But you can't measure these people with today's rationality. In the princely self-understanding, instantaneous representation and the appearance of being were simply much more important than the fact of indebtedness, which could sometimes be a virtue. Obligations for family and territory also played a major role, because later-born princes had to receive their appanage, offices were usually already pledged or assigned as appanages and the often numerous lawsuits of small states at the Reichskammergericht consumed large sums of money. The seriousness of the situation was usually only recognized relatively late, and then princes resorted to hair-raising measures such as extra taxes or warlike actions in order to enforce lucrative inheritance claims against equally weak neighbors by military means. Illegal recruitment campaigns for foreign countries, the establishment of alchemical laboratories, the founding of a lottery company, and the minting and exchange of low-value coins also enjoyed great popularity. In my view, these are the most important mechanisms that make a small territory rise to glory in the eyes of others, but then lead to a massive, inevitable collapse. Saxony-Hildburghausen is a superlative in this regard, because with a temporary debt burden of around 4 million Franconian guilders, it is the most heavily indebted territory in the history of the Old Empire.
5. Vielen Dank schon einmal für Ihre Einschätzung zu unseren Aktivitäten in Wackershofen. Mir geht es immer wieder so, dass ich in manchen Museen wie Wackershofen feststellen kann, dass ich in meinen Ausführungen nicht bei null anfangen muss und ich schon bei, sagen wir, 50 % der Besucher voraussetzen kann, dass Schwäbisch Hall bspw. eine Reichsstadt war und wer diese regierte. Mir ist aufgefallen, dass je nach Region das Wissen zur Regionalgeschichte stark differiert bzw. in manche Museen einfach gezielt Besucher gehen, die schon reichlich Vorwissen besitzen. Viele Besucher in Wackershofen kennen von Ungefähr noch das Dreschen mit dem Dreschflegel oder wissen, wo das Haus im Museum früher gestanden hat. Könnte es nicht sein, dass sich auch solchem Vorwissen ein Museum je nach Region anpassen muss?
O. HEYN: Es ist gut möglich, dass in Gebieten, in denen historische Entwicklungen das Selbstverständnis der Bewohner bis heute prägen, auch ein ausgeprägteres historisches Verständnis vorhanden sein kann. Mir sind aber keine Untersuchungen oder Erhebungen zu dieser Frage bekannt, wenngleich auch ich den Eindruck habe, dass bspw. Bewohner ehemaliger Reichsstädte, Festungsstädte oder historischer Kurorte historisch vorgebildeter sind, weil Geschichte einfach in jeder Gasse lauert und man tagtäglich damit in Berührung kommt. Aber man kann das nicht verallgemeinern, auf Regionen ausdehnen und diese Regionen gegeneinander aufwiegen. Sie müssen auch berücksichtigen, dass über das Jahr betrachtet eine nicht unbeträchtliche Zahl von Besuchern in Regionalmuseen gerade nicht aus der jeweiligen Region stammen, sondern schlicht Touristen sind. Auch wird der durchschnittliche Museumsbesucher ohnehin mehr Interesse für Geschichte aufbringen als jemand, der sich gegen einen Besuch entscheidet. Also nein, ich glaube nicht, dass das Problem in der Regionalität liegt. Ich glaube vielmehr, dass alle Museen mehr oder minder dasselbe Problem mit den Besuchern haben und dieses Problem, diese Krankheit unseres Jahrhunderts, heißt „multimediale Überreizung“. Und dieses Phänomen können Sie überall, unabhängig von Region antreffen. Menschen mit Smartphones, Tablets und Netflix müssen heute anders angesprochen werden als Menschen der 1960er-Jahre. Allein der unbeschränkte, rund um die Uhr zur Verfügung stehende Zugang zu Wissen und Material bedingt das schon. Salopp gesagt: Die Menschen sind heute nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Man lockt doch heutzutage mit der methodischen Umsetzung vieler Ausstellungen keine Katze mehr hinter dem Ofen hervor. Das müssen sich Ausstellungsmacher selbstkritisch klar machen. Wenn die Institution des Museums überleben will, muss sie sich die Kernfrage vorlegen: Wie kann ich auch im 21. Jahrhundert für Menschen des 21. Jahrhunderts seriös und attraktiv bleiben, ohne zum Freizeitpark zu verkommen?
5. Thank you in advance for your assessment of our activities in Wackershofen. It's always the case for me that in some museums like Wackershofen I can see that I don't have to start from scratch in my explanations and that I can already assume, say, 50% of the visitors that Schwäbisch Hall was an imperial city, for example and who ruled them. I noticed that the knowledge of regional history differs greatly depending on the region or that some museums are simply targeted by visitors who already have a lot of prior knowledge. Many visitors to Wackershofen still know about threshing with a flail or know where the house in the museum used to be. Couldn't it be that a museum has to adapt to such prior knowledge depending on the region?
O. HEYN: It is quite possible that in areas in which historical developments have shaped the self-image of the residents to this day, there can also be a more pronounced historical understanding. However, I am not aware of any studies or surveys on this question, although I also have the impression that residents of former imperial cities, fortified towns or historic spa towns, for example, are historically better educated, because history simply lurks in every alley and you come into contact with it every day. But you can't generalize, extend to regions and weigh those regions against each other. You also have to take into account that, over the course of a year, a not inconsiderable number of visitors to regional museums are not from the region in question, but are simply tourists. Also, the average museum visitor will be more interested in history than someone who decides not to visit anyway. So no, I don't think the problem is regional. Rather, I believe that all museums have more or less the same problem with visitors and this problem, this disease of our century, is called "multimedia overstimulation". And this phenomenon can be found everywhere, regardless of region. People with smartphones, tablets and Netflix need to be addressed differently today than people in the 1960s. The unlimited, 24/7 access to knowledge and material is enough. To put it bluntly, people are not that easy to impress these days. Nowadays, with the methodical implementation of many exhibitions, one no longer lures a cat out from behind the stove. Exhibition organizers must make this clear to themselves in a self-critical manner. If the institution of the museum wants to survive, it has to ask itself the core question: How can I remain serious and attractive to people of the 21st century in the 21st century without degenerating into an amusement park?
6. Was Sie über unsere Wissensvermittlung in Museen sagen, ist sehr interessant. Ich kenne das ja auch, dass in vielen Museen zwar für bestimmtes Hightech Geld bereitgestellt wird, aber es dann an qualifizierten Museumsführern mangelt. In Freiburg habe ich hingegen zahlreiche ausgebuchte Führungen im Colombischlösschen erlebt, wo aber dann auch Archäologen geführt und bis hin zu den 5- oder 6-jährigen Kindern aus ihrer Forschungspraxis berichtet haben. Gehört vielleicht so eine Perspektive als persönliches Event für den Besucher einen Experten zu treffen zu einer Chance für Museen attraktiv zu werden, da ja viele medialen Inhalte, welchen man im Museum begegnet, heutzutage oft auch online bequem vom Laptop verfügbar sind?
O.HEYN: Ja, in jeder Hinsicht! Museen sollten den Menschen Objekte zeigen und Erfahrungen bescheren, die nicht an jeder Ecke zu sehen oder zu erleben sind. Es muss dabei um Dinge gehen, die man nicht – wie Sie richtig andeuten – googeln oder virtuell erleben kann. So banal das auch klingen mag, aber das ist vielleicht die wichtigste Grunderkenntnis, auf der dann alles andere aufbauen kann. Viel zu wenige Museen gelangen allerdings an diesen Ausgangspunkt. Ich habe bspw. selbst mehrfach Ausstellungsbanner gesehen, die anstatt mit Abbildungen aus eigenen Beständen mit Bildern illustriert waren, die schlicht aus einer Google-Bildsuche stammten. Nicht wenige Museen unterhalten auch Dauerausstellungen, denen ein scheinbar jahrzehntealtes Konzept zugrunde liegt. Dabei – und das habe ich selbst erlebt – quellen die Depots, die für Besucher in der Regel unzugänglich sind, über vor interessanten, teils nie gezeigten Objekten. Aber wer täglich im Museum arbeitet und im Depot von diesen Stücken umgeben ist, der verliert auch ein Stück weit den Sinn für das Außergewöhnliche, denn im Arbeitsalltag scheinen diese Dinge gewöhnlich zu sein. Daher ist es so wichtig, sich immer wieder in die Perspektive potenzieller Besucher zu versetzen und außergewöhnliche Dinge zu erkennen. Auch ein engagierter Archäologe, wie Sie ihn in Freiburg erlebten, kann so eine außergewöhnliche Sache sein. Übrigens hat meine Erfahrung gezeigt, dass sich gerade große Museen auf ihrem Ruf und den nach wie vor hohen (obwohl auch rückläufigen) Besucherzahlen ausruhen. Kleinere Museen müssen hingegen um jeden Besucher kämpfen, sind sich dessen auch bewusst und fahren dabei oft ausgeklügeltere Konzepte als ihre größeren Pendants. Daher findet man unter kleinen Häusern auch schon einmal Perlen der Museumslandschaft. In meiner Region gibt es eine solche kleine Perle, ein Stadtmuseum, das mit beschränkten Mitteln, aber mit engagierter und kundiger Führung seit Jahrzehnten Sonderausstellungen auf hohem Niveau umsetzt. Auch läuft derzeit in einem kleinen Stadtmuseum in Südwestdeutschland eine archäologische Burgenausstellung, die in Ausführung und wissenschaftlichem Niveau durchaus mit einem Landesmuseum mithalten kann!
Lassen Sie mich aber noch ein Wort zu Museumsführern und Museumspädagogen sagen: Diese Menschen sind die Schnittstelle zu den Besuchern und allzu oft auch der Kern eines Museums, während der Rest der Organisation oftmals nur ein Torso ist. Vom Auftrag des Museums, der in den vier Schlagworten Sammeln – Bewahren – Forschen – Vermitteln besteht, wird neben dem Bewahren allenfalls noch das Vermitteln umgesetzt. Und Museumsführer und -pädagogen tragen hier die Hauptlast der Arbeit. Sie sind die Allzweckwaffe des Museums und treten in vielen Facetten auf. Egal, ob als kundige Führer oder als Kindergärtner. Die Kraft und das Engagement dieser Menschen werden aber nicht selten schlicht „verheizt“, während sich die Führung einen schlanken Fuß macht. Mein größter Respekt gilt den Museumsführern und -pädagogen! Aber es ist die Pflicht der Leitung und Ausstellungsmacher, diesen Mitarbeitern ein vernünftiges Konzept an die Hand zu geben.
6. What you say about our knowledge transfer in museums is very interesting. I also know that in many museums money is made available for certain high-tech, but then there is a lack of qualified museum guides. In Freiburg, on the other hand, I experienced numerous fully booked tours in the Colombischlösschen, where archaeologists also led and reported on their research practice, even to 5 or 6-year-old children. Is such a perspective as a personal event for the visitor to meet an expert an opportunity for museums to become attractive, since much of the media content that one encounters in the museum is nowadays often conveniently available online from a laptop?
O.HEYN: Yes, in every way! Museums should show people objects and give people experiences that cannot be seen or experienced around every corner. It has to be about things that you can't – as you rightly point out – google or experience virtually. As banal as that may sound, this is perhaps the most important basic knowledge on which everything else can then be built. Far too few museums, however, get to this starting point. For example, I myself have seen several exhibition banners that were illustrated with images that simply came from a Google image search instead of images from our own stocks. Quite a few museums also maintain permanent exhibitions, which are based on an apparently decades-old concept. At the same time – and I experienced this myself – the depots, which are generally inaccessible to visitors, overflow with interesting objects, some of which have never been shown. But anyone who works in the museum every day and is surrounded by these pieces in the depot also loses a bit of the sense for the extraordinary, because in everyday work these things seem to be ordinary. That's why it's so important to keep putting yourself in the perspective of potential visitors and spotting extraordinary things. Even a dedicated archaeologist like the one you experienced in Freiburg can be such an extraordinary thing. Incidentally, my experience has shown that large museums in particular are resting on their laurels and the still high (although declining) number of visitors. Smaller museums, on the other hand, have to fight for every visitor, are aware of this and often use more sophisticated concepts than their larger counterparts. That's why you can sometimes find pearls of the museum landscape under small houses. In my region there is such a little pearl, a city museum that has been putting on special exhibitions at a high level for decades with limited resources, but with committed and knowledgeable leadership. An archaeological castle exhibition is also currently running in a small city museum in south-west Germany, which can definitely keep up with a state museum in terms of execution and scientific level!
But let me say a word about museum guides and museum educators: These people are the interface to the visitors and all too often the core of a museum, while the rest of the organization is often just a torso. The museum's mission, which consists of the four buzzwords collecting - preserving - researching - communicating, is also implemented in addition to preserving, at best, communicating. And museum guides and educators bear the brunt of the work here. They are the museum's all-purpose weapon and appear in many facets. Whether as a knowledgeable guide or as a kindergarten teacher. However, the strength and commitment of these people are often simply "burned away" while the management makes a slim foot. My greatest respect goes to the museum guides and educators! But it is the duty of the management and exhibition organizers to provide these employees with a sensible concept.
7. Ich will aber auch wieder zu vordergründig historischen Themen zurückkommen. Mir ist auch erst nach vielen Jahren der Recherche die Komplexität verschiedener Rechte verschiedener Herrscher (beispielsweise ein Reichsritter mit zwei Bauerngütern in einem Dorf, zwei "größere" Landesherren (wobei größer eine mittlere Reichsstadt sein kann), die sich die meisten Einwohner als Obrigkeit teilen und dann noch die Patronatsrechte eines weiteren Kreisstandes auf der Dorfkirche) in selbst dem kleinsten Raum aufgefallen. Ich habe den Eindruck, dass das Verständnis davon in Schulen oder Museen einfach wenig bis nie vermittelt wird, obwohl das zum Begreifen unserer Geschichte doch ganz essenziell ist. Was halten Sie davon?
O. HEYN: Ich gebe Ihnen recht, aber glaube auch, dass die Realität an deutschen Schulen und Museen eine Vermittlung dieses Stoffes nicht in wünschenswertem Maße zulässt. Wie Sie selbst sagen, war das Alte Reich ein extrem komplexes Gebilde und man lernt auch nach Jahren noch dazu. Die Beschäftigung mit diesem Thema ist anstrengend und kann stellenweise aufreibend sein. Daher habe ich auch den Eindruck, dass es nur wenige Historiker gibt, die sich tiefgründig mit dem Alten Reich befassen, auch weil heute vielleicht andere Themen en vogue sind. D.h. in der Fläche mangelt es an Expertise zu diesem Thema, sowohl in Museen als auch in Schulen. Und Expertise ist besonders dann gefragt, wenn es darum geht, ein hochkomplexes Thema allgemeinverständlich und anschaulich zu vermitteln. Was das angeht, sprachen wir bereits über Museen. Nur zur Schule: Ich habe in meinem Freundeskreis zwei langjährige Lehrer (Gymnasium/Realschule); einer ist Geschichtslehrer. Beide berichten mir übereinstimmend düstere Anekdoten vom Schulalltag, vom Niveauabfall, von mangelnder Aufmerksamkeitsspanne bei den Schülern und davon, dass sie Getriebene eines fragwürdigen Lehrplans seien. Ich kramte neulich ein altes Geschichtslehrbuch meiner Schulzeit, die 2004 endete, heraus. Dieses Lehrbuch war allerdings schon damals etwas betagt und stammt aus dem Jahr 1990. Darin findet sich tatsächlich ein Kapitel zur Reformpolitik Kaiser Josephs II. und selbst der Begriff „Polnischer Thronfolgekrieg“ wird noch erwähnt. Vor kurzem zeigte mir dann einer meiner Freunde ein aktuell im Schulbetrieb verwendetes Geschichtslehrbuch und ich fiel aus allen Wolken. Lassen Sie mich das etwas überspitzt formulieren: Wichtigste Themen werden auf fünf Zeilen abgehandelt und insgesamt strebt alles wie durch eine weise Vorsehung der bundesrepublikanischen Demokratie des 20. Jahrhunderts entgegen. So vermittelt man den Schülern mitunter ein deterministisches Geschichtsbild. Der heutige Geschichtsunterricht scheint also mehr die Züge politischer Bildung zu tragen und im Zuge dessen gehen sowohl das Alte Reich als auch das deutsche 18. Jahrhundert weitestgehend zwischen zwei „politischen“ Themenblöcken unter: Zunächst kommt der Absolutismus Ludwigs XIV., der möglichst klischeehaft vermittelt wird. Dem schließt sich nach einem Nebensatz zur Aufklärung dann der Themenblock der Französischen Revolution an, die gemäß dieser Lesart folgerichtig und gerechterweise das Ancien Régime zu Fall brachte. Würde man nun das Alte Reich einbringen, dann müsste man sich unbequemen Fragen stellen, darunter: Warum fanden die Ideen der Französischen Revolution im Alten Reich keinen Nährboden? Ist der französische Absolutismus tatsächlich repräsentativ? Gab es vielleicht auch im Alten Reich schon politische Prozesse, die demokratische Züge trugen? Die harten politischen und diplomatischen Anliegen der Kabinette des 18. Jahrhunderts können zudem in das vorherrschende deterministische Geschichtsbild genauso wenig eingegliedert werden wie die von Ihnen angesprochene Manifestierung des Alten Reiches im Alltag der Bevölkerung. Warum? Weil die zeitknappen Lehrpläne diese Themen als irrelevant disqualifizieren. Also ich sehe da schwarz für das frühneuzeitliche Alte Reich.
7. But I also want to come back to superficially historical topics. It was only after many years of research that I realized the complexity of the different rights of different rulers (e.g. a knight of the empire with two farms in a village, two "larger" sovereigns (where a medium-sized imperial city can be larger), which most of the inhabitants share as authorities and then the patronage rights of another district estate on the village church) in even the smallest room. I have the impression that schools or museums just don't teach it much, if at all, even though it's essential for understanding our history. What do you make of it?
O. HEYN: I agree with you, but I also believe that the reality in German schools and museums does not allow this material to be conveyed to the desired extent. As you say yourself, the Old Empire was an extremely complex structure and one still learns something new years later. Dealing with this topic is exhausting and can be exhausting at times. That's why I have the impression that there are only a few historians who deal in depth with the Old Empire, also because other topics may be en vogue today. This means that there is a lack of expertise on this topic across the board, both in museums and in schools. And expertise is particularly in demand when it comes to conveying a highly complex topic in a generally understandable and clear way. In that regard, we have already talked about museums. Just about school: I have two long-standing teachers in my circle of friends (high school/secondary school); one is a history teacher. Both tell me dark anecdotes about everyday school life, about the drop in levels, about the students' lack of attention span and about the fact that they are driven by a questionable curriculum. I recently dug out an old history textbook from my school days that ended in 2004. However, this textbook was already a bit dated back then and dates from 1990. It actually contains a chapter on the reform policy of Emperor Joseph II and even the term “Polish War of Succession” is still mentioned. Recently, one of my friends showed me a history textbook that is currently used in school and I was flabbergasted. Let me put it a little exaggeratedly: the most important topics are dealt with in five lines and overall everything is striving towards the Federal Republic of Germany's democracy of the 20th century, as if by a wise providence. In this way, students are sometimes taught a deterministic view of history. Today's history lessons seem to bear more of the features of political education and in the course of this, both the Old Empire and the German 18th century are largely lost between two "political" thematic blocks: First comes the absolutism of Louis XIV, which is conveyed in the most clichéd way possible . After a subordinate clause for enlightenment, this is followed by the thematic block of the French Revolution, which, according to this reading, logically and justly brought down the Ancien Régime. If one were to bring in the Old Empire, one would have to ask uncomfortable questions, including: why did the ideas of the French Revolution not find a fertile soil in the Old Empire? Is French absolutism really representative? Were there perhaps already political processes in the Old Empire that had democratic traits? The hard political and diplomatic concerns of the cabinets of the 18th century can be incorporated into the prevailing deterministic view of history just as little as the manifestation of the Old Empire in the everyday life of the population that you mentioned. Why? Because the time-constrained curricula disqualify these subjects as irrelevant. So I see black for the early modern Old Empire.
8. Eine Weile habe ich mich intensiv mit Hofkalendern beschäftigt, um die Größe der Hofhaltung in Relation zum Umfang der Einkünfte und der Zahl der Untertanen zu vergleichen. Dankbarerweise sind ja heute viele Hof- oder Staatskalender des 18.Jh. online verfügbar. Was denken Sie als Historiker von einer solchen Vorgehensweise?
O. HEYN: Die Digitalisierung historischer Buch- und Manuskriptbestände ist zweifelsohne ein Segen für die Forschung. Leider haben sich viele Bibliotheken und Archive in der Vergangenheit vor allem auf die Digitalisierung und Zugänglichmachung mittelalterlicher Handschriften konzentriert, was ich sehr schade finde – auch aus konservatorischer Perspektive. Im Hinblick auf den Tintenfraß in Manuskripten des 17. und 18. Jahrhunderts und vor dem Hintergrund der säurehaltigen Industriepapiere des 19. Jahrhunderts sehe ich diese jüngeren Bestände deutlich mehr von Zersetzung gefährdet als bspw. die mittelalterliche Pergamenturkunde – und daher sollte auch bei Manuskripten dieser Zeitstellung deutlich mehr fotografiert, digitalisiert und damit gesichert werden.
Was Ihre Frage zur Hofhaltung und den Hofkalendern betrifft: Wie ich zuvor schon sagte, glaube ich, dass lediglich die Analyse der Größe oder des Umfangs einer Sache oftmals in die Irre führen kann. Die Größe einer Hofhaltung war vor allem von der Zahl der fürstlichen Familienmitglieder bestimmt. Jeder Prinz hatte seinen eigenen Kutscher, Sekretär oder Lakaien, jede Prinzessin ihre Kammerfrauen und Gesellschaftsdamen. Die Finanzen spielten meist eine untergeordnete Rolle, denn das Verhindern einer möglichen Verschuldung war nicht das Hauptanliegen eines absolutistischen Fürsten im Alten Reich. D.h. es muss keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Staatsfinanzen und Umfang der Hofhaltung geben.
Gerade die Hof- und Residenzforschung hat in den letzten zwanzig Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Ich glaube, dass jede Beschäftigung mit irgendeiner Hofhaltung an Fragen der Residenzforschung anknüpfbar sein sollte. Dahingehend kann eine Quelle wie der Hofkalender ein Anfang sein, um zunächst einen Überblick über die bloßen Personalien des Hofes zu gewinnen. In den fürstlichen Hausarchiven finden sich dann meist noch Bestallungsurkunden, Besoldungsabrechnungen, Beschwerden, Verwendungsschreiben, ja selbst Testamente usw., die tiefergehende Auskünfte über Personen und den Alltag am Hof geben können. Auch Kirchenbücher der Hofkirchen/Kirchen in den Residenzstädten sind eine ganz wichtige Quelle, um nicht nur die Hofangestellten, sondern auch deren mögliche Verbindungen untereinander und zum Rest der Bevölkerung aufzudecken. Hofordnungen geben schließlich noch Einblicke in tägliche Abläufe und Rangverhältnisse unter den Angestellten. All das sind Quellen, um hinsichtlich der Hofgesellschaft Fragen nach sozialer Schichtung und sozialen Netzwerken über längere Zeiträume hinweg beantworten zu können, die über den Hofkalender allein nicht zu beantworten wären. Ich glaube also, dass die Digitalisierung eine faszinierende Sache ist, die aber nicht den Blick auf anderes Quellenmaterial verstellen sollte und im Zweifelsfall den althergebrachten Gang ins Archiv eben nicht erspart.
8. For a while I studied court calendars to compare the size of the court in relation to the size of the income and the number of subjects. Thankfully, many court or state calendars from the 18th century are now available online. As a historian, what do you think of such an approach?
O. HEYN: The digitization of historical books and manuscripts is without a doubt a blessing for research. Unfortunately, in the past, many libraries and archives concentrated primarily on digitizing medieval manuscripts and making them accessible, which I think is a shame - also from a conservation perspective. With regard to the ink corrosion in manuscripts from the 17th and 18th centuries and against the background of the acidic industrial papers of the 19th century, I see these younger stocks in much greater danger of decomposition than, for example, the medieval parchment document - and therefore manuscripts from this period should also be treated accordingly significantly more to be photographed, digitized and thus secured.
Regarding your question about courtship and court calendars, as I said before, I believe that simply analyzing the size or scope of something can often be misleading. The size of a court was primarily determined by the number of princely family members. Every prince had his own coachman, secretary, or footman, every princess her maids-in-waiting and society ladies. Finances usually played a subordinate role, because avoiding possible debt was not the main concern of an absolutist prince in the Old Empire. This means that there does not have to be a compelling connection between state finances and the size of the household.
Court and residence research in particular has made significant progress in the last twenty years. I believe that any occupation with any court should be able to be linked to questions of residency research. To that end, a source such as the court calendar can be a start in order to gain an overview of the bare personal details of the court. In the princely house archives, there are usually also appointment documents, payslips, complaints, letters of application, even wills, etc., which can provide more in-depth information about people and everyday life at court. Church registers of the court churches/churches in the residence cities are also a very important source, not only to uncover the court employees, but also their possible connections to each other and to the rest of the population. Finally, court regulations provide insights into daily routines and ranks among employees. All of these are sources for answering questions about social stratification and social networks over longer periods of time with regard to court society, which could not be answered using the court calendar alone. So I believe that digitization is a fascinating thing, but it shouldn't obscure other source material and, in case of doubt, it shouldn't save you from going to the archive in the traditional way.
9. Die Geschichte der Diplomatie kleinerer Staaten scheint mir in der Tat oft wenig erschlossen. Zum Teil findet man in Publikationen aus Regensburg interessante Anhaltspunkte (z.B. "Reichsstadt und Immerwährender Reichstag (1663–1806) – 250 Jahre Haus Thurn und Taxis in Regensburg" 2001), z.B. welche Diplomaten dort bestimmte Reichsstände vertraten [4]. Ich habe einmal versucht die politische Haltung der Reichsstadt Schwäbisch Hall zur Erklärung des Reichskrieges gegen Friedrich II. zu recherchieren, aber irgendwann aufgegeben, da sich keine Pasquillen oder dergleichen fanden. Für wie erfolgsversprechend halten Sie eine solche Recherche?
O. HEYN: Zahlreiche Historiker befassten sich vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit der Diplomatie verschiedener Kleinstaaten des Alten Reiches. Sie gelangten in der Regel zu dem Ergebnis, dass viele dieser Staaten auf Reichsebene schlicht keine wirklich eigene Diplomatie verfolgten, sondern vielmehr den Positionen mächtiger Nachbarn zuneigten und auf Reichstagen dementsprechend votierten. Bspw. lehnten sich die thüringischen Herzöge im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts stets an Österreich oder Kursachsen an, schwenkten aber in den folgenden Jahrzehnten zusehends in Richtung Preußen, um gegen Ende des Jahrhunderts wieder den Anschluss an Kursachsen zu suchen. Solche Beziehungen drückten sich nicht selten auch in der Wahl der Reichstagsgesandten aus. Dabei führte oft ein und derselbe Gesandte die Voten für mehrere Staaten. Viele Reichsstände und Dutzende von Reichsstädten unterhielten aber auch oftmals aus Kostengründen gar keine Gesandten. Allein die wechselvollen Biografien der verschiedenen Gesandten können so schon Einblicke in das politische Lavieren vieler Kleinstaaten geben. Ich persönlich glaube, dass es eine kleinstaatliche Diplomatie im Alten Reich gegeben hat, nur fand diese vor allem abseits des Reichstages und allzu oft auch abseits der eigentlichen Reichspolitik statt. Diese „kleine“ Diplomatie war viel subtiler, agierte abseits der Öffentlichkeit vor allem in den Geschäftszimmern des Reichshofrates und der Wiener Gesandten. Dort wurden nämlich jene Verhandlungen geführt, die der beschränkten, regionalen Perspektive der kleinstaatlichen Politik angemessen waren und deren Entscheidungen unmittelbare Auswirkungen entfalten konnten. Dabei ging es u.a. um Erbansprüche, Sukzessionsregelungen und Schuldenkommissionen – alles Themen, die einen kleinen Staat und seine Dynastie viel unmittelbarer berühren konnten als manche Beschlüsse des Reichstages. Auch darf man nicht vergessen, dass Beziehungen zwischen Staaten und Dynastien auch abseits offizieller diplomatischer Kanäle stattfinden konnten. Gerade Kleinstaaten versuchten ominöse wirtschaftliche und politische Interessen innerhalb und außerhalb des Reiches oftmals über Bankhäuser und Handelsagenten durchzusetzen. Aktionen dieser Art unterliefen die öffentliche Wahrnehmung und lassen sich mitunter selbst im Archivmaterial nur schwer rekonstruieren. Im Falle von Sachsen-Hildburghausen kann ich Ihnen aber sagen: Ja, es gab geheime und zwielichtige Aktionen, um bspw. in- und außerhalb des Reiches Geld zu beschaffen oder spezialisierte Handwerker und Ingenieure aus dem Ausland abzuwerben. Die Netzwerke führen über Dänemark, die Vereinigten Niederlande, Spanien und Venedig bis ins Königreich Neapel-Sizilien. Ich glaube, dass gerade dieses Agieren im Ausland und weniger die Haltung in Reichsangelegenheiten ein Desiderat der Forschung ist.
Übrigens: Als im Januar 1757 über die Reichsexekution gegen Friedrich II. abgestimmt wurde, votierte der Gesandte von Sachsen-Hildburghausen, August Ludwig von Wülcknitz, dagegen und schloss sich ohne Begründung des gothaischen und weimarischen Voten an, die beide von Heinrich von Bünau, einem energischen Parteigänger Preußens, geführt wurden. Ein Gesandter von Schwäbisch Hall kam während der Verhandlungen gar nicht zu Wort, aber das Reichstädtekollegium stimmte in der Mehrheit für die Reichsexekution.
9. In fact, the history of the diplomacy of smaller states often seems to me little developed. Some interesting clues can be found in publications from Regensburg (e.g. "Reichsstadt and Everlasting Reichstag (1663–1806) – 250 years of the House of Thurn and Taxis in Regensburg" 2001), e.g. which diplomats represented certain imperial estates there [4]. I once tried to research the political stance of the imperial city of Schwäbisch Hall on the declaration of war against Frederick II, but eventually gave up because I couldn't find any pasquills or the like. How promising do you think such research is?
O. HEYN: Numerous historians dealt with the diplomacy of various small states of the Old Empire, especially in the first half of the 20th century. As a rule, they came to the conclusion that many of these states simply did not pursue their own diplomacy at the imperial level, but rather leaned towards the positions of powerful neighbors and voted accordingly at imperial diets. For example, the Thuringian dukes in the first third of the 18th century always leaned towards Austria or Electoral Saxony, but in the following decades they increasingly swung towards Prussia, only to seek reconnection with Electoral Saxony towards the end of the century. Such relationships were not infrequently expressed in the election of the Reichstag delegates. One and the same envoy often led the votes for several states. However, many imperial estates and dozens of imperial cities often did not have any envoys at all for cost reasons. The eventful biographies of the various envoys alone can provide insights into the political maneuvering of many small states. Personally, I believe that there was small-state diplomacy in the Old Reich, but this took place mainly outside the Reichstag and all too often outside of actual Reich politics. This "small" diplomacy was much more subtle, operating away from the public eye, primarily in the offices of the Imperial Court Council and the Viennese envoys. It was there that negotiations were conducted that were appropriate to the limited, regional perspective of small-state politics and whose decisions could have immediate effects. Among other things, it was about inheritance claims, succession regulations and debt commissions - all topics that could affect a small state and its dynasty much more directly than some decisions of the Reichstag. It should also not be forgotten that relations between states and dynasties could also take place outside of official diplomatic channels. Small states in particular often tried to enforce ominous economic and political interests inside and outside the empire through banks and commercial agents. Actions of this kind undercut public perception and are sometimes difficult to reconstruct, even in archive material. In the case of Sachsen-Hildburghausen, however, I can tell you: Yes, there were secret and dubious actions, for example to raise money inside and outside the Reich or to poach specialized craftsmen and engineers from abroad. The networks lead via Denmark, the United Netherlands, Spain and Venice to the Kingdom of Naples-Sicily. I believe that it is precisely this action abroad and less the attitude in imperial affairs that is a desideratum of research.
Incidentally, when the imperial execution against Friedrich II was voted on in January 1757, the envoy from Sachsen-Hildburghausen, August Ludwig von Wülcknitz, voted against it and joined the Gotha and Weimar votes without justification, both of which were by Heinrich von Bünau, a energetic partisans of Prussia. An envoy from Schwäbisch Hall did not get a chance to speak at all during the negotiations, but the majority of the Imperial Cities Council voted in favor of the Reich execution.
10. Mir ist mehrfach aufgefallen, dass zumindest für Schwaben zutrifft, dass die Vorstellung von unarmierten Kleinstaaten und großen Nachbarn, die deren Verpflichtungen zum Kreiskontingent übernehmen nicht zutrafen. D.h., dass in Wahrheit oftmals auch kleine Staaten zumindest eine ganz kleine militärische Macht unter Waffen hielten, die ja auch eigentlich immer wieder für Wachdienste oder als Rückhalt für Streifen sinnvoll waren. Trügt mich da mein Eindruck, den ich vielleicht durch ein zu begrenztes Sichtfeld gewonnen habe?
O. HEYN: Nein, Ihr Eindruck trügt ganz und gar nicht. Fürsten kleinerer Territorien unterhielten im Rahmen der bereits angesprochenen „Höfischen Konkurrenz“ oftmals Militär. Auch erwies sich, wie Sie richtig sagen, dieses Militär als nützlich für Wachdienste, zur Jagd nach Räuberbanden oder im Kriegsfall als Rekrutenreservoir für Reichskontingente. Aber die Fürsten hatten auch andere gute Gründe, mit denen sie den Unterhalt stehender Truppen rechtfertigen konnten. Zum einen gestand Art. VIII, §2 des Osnabrücker Vertrages des Westfälischen Friedens von 1648 den Reichsständen indirekt das Recht zu, Soldaten zu unterhalten. Auch ließ sich der Inhalt eines Reichsschlusses von 1681 so interpretieren, dass alle Reichsstände im Frieden verpflichtet seien, eine bestimmte Anzahl an Soldaten bereitzuhalten (Simplum). Wie viele Soldaten das für jeden Reichsstand genau sein sollten, hatten die Reichskreise zu klären. Diese taten das aber recht unterschiedlich, in sehr individueller Weise oder aber gar nicht. Nur ein Beispiel: Die Stände des Schwäbischen Kreis einigten sich im Jahr 1702 für jedes Territorium auf eine stark verminderte Soldatenzahl, was in dieser Region als der „Usualfuß“ der Truppen bekannt war. Die Truppenstärke des „Usualfußes“ war hier verbindlich auch in Friedenszeiten zu unterhalten und bestand in etwa aus zwei Drittel des Simplums von 1681. In den meisten anderen Reichskreisen lassen sich ähnliche Abläufe beobachten, aus denen festgelegte Mindesttruppenzahlen für die Territorien resultierten. Das ist der reich- und kreisrechtliche Hintergrund, der vielen kleinen Fürsten als Rechtfertigung für die Aufstellung und Unterhaltung von stehenden Truppen diente. Denn gerade in den kleinen Territorien waren Fürsten auf die finanzielle Unterstützung ihrer Landstände angewiesen und mussten dazu tragfähige Argumente für die Aufstellung von stehenden Truppen vorbringen. Diese stehenden Truppen, die oftmals nur ein geringe Mannschaftsstärke aufwiesen, fungierten dann meist als vermeintlich prestigeträchtige Gardetruppe eines Fürsten. Aber der Facettenreichtum des Alten Reiches bringt es mit sich, dass man mitunter auch auf Fälle stößt, die streng genommen gegen das Reichsrecht liefen: So kam es vor, dass sich Reichsritter oder Grafen ohne Landeshoheit anmaßten, eine Schlosswache zu halten. Auch paragierte Prinzen – also nachgeborene Prinzen, die mit Ländereien abgefunden worden waren – versuchten immer wieder illegal und wohl teils ohne besseres Wissen eigene kleine Truppen aufzurichten, um ihren Besitz zu schützen. Das sind nun zugegebenermaßen Grenzfälle des Reichsrechts, aber die Beispiele zeigen doch, wie vielfältig die Zustände und Probleme im Alten Reich waren.
10. I noticed several times that at least for Swabia it is true that the idea of unarmed small states and large neighbors who assume their obligations to the district quota was not true. This means that in truth small states often kept at least a very small military power under arms, which actually always made sense for guard services or as backing for patrols. Am I wrong about my impression, which I may have gained from a too limited field of vision?
O. HEYN: No, your impression is not deceptive at all. Princes of smaller territories often maintained military forces as part of the “courtly competition” already mentioned. As you rightly say, this military also proved useful for guard duty, for hunting gangs of robbers or, in the event of war, as a reservoir of recruits for imperial contingents. But the princes also had other good reasons with which they could justify the maintenance of standing troops. On the one hand, Art. VIII, §2 of the Osnabrück Treaty of the Peace of Westphalia of 1648 indirectly granted the imperial estates the right to maintain soldiers. The content of an imperial decree from 1681 could also be interpreted in such a way that all imperial estates were obliged to have a certain number of soldiers ready (simplum) in peacetime. The imperial circles had to clarify exactly how many soldiers that should be for each imperial estate. But they did it quite differently, in a very individual way or not at all. Just one example: In 1702, the Estates of the Swabian Circle agreed on a greatly reduced number of soldiers for each territory, which was known in this region as the "usual base" of troops. The troop strength of the "usual foot" had to be maintained here even in times of peace and consisted of about two-thirds of the simplum of 1681. Similar processes can be observed in most other imperial districts, resulting in fixed minimum troop numbers for the territories. This is the background of imperial and district law, which served as justification for many small princes for the formation and maintenance of standing troops. Because it was precisely in the small territories that princes were dependent on the financial support of their estates and had to put forward solid arguments for the formation of standing troops. These standing troops, which often only had a small number of men, then usually acted as a supposedly prestigious guard troop of a prince. But the multifaceted nature of the Old Empire means that one occasionally encounters cases that, strictly speaking, went against imperial law: it happened that imperial knights or counts without sovereignty presumed to keep a castle guard. Paralegated princes, i.e. later-born princes who had been given lands, tried again and again to set up their own small troops, illegally and probably without better knowledge, to protect their property. Admittedly, these are borderline cases of imperial law, but the examples show how varied the conditions and problems were in the Old Empire.
Das Buch durch welches ich, A. Hanselmann, auf Dr. Oliver Heyn aufmerksam wurde. - The book which convinced myself to search for contact with D. Oliver Heyn. |
11. Ich will hier abschließend eine vielleicht eher trivial anmutende Frage wagen. Ich schaue oft auf Youtube-Kanäle zum Thema Geschichte wie von Kaptorga. Zum Thema Regionalgeschichte kenne ich bislang nur "geschichtliche landeskunde" von einem württembergischen Historiker. Die englischsprachigen Kanälen wiederholen immer wieder dasselbe. Wäre Youtube vielleicht eine Möglichkeit Themen wie Regionalgeschichte weiter bekannt zu machen und schauen Sie auch solche Kanäle?
11. In conclusion, I would like to venture a question that may seem rather trivial. I often look at history youtube channels like Kaptorga's. On the subject of regional history I only know "geschichtliche landeskunde" from a Württemberg historian. The English speaking channels keep repeating the same thing over and over. Would Youtube be a possibility to make topics like regional history more widely known and do you also look at such channels?
O. HEYN: All members of the historical guild are encouraged to think about new ways of imparting knowledge. In my view, historians have a certain obligation to the public. They should and must have an impact on the public and derive a good part of their raison d'être from this - also and especially in science. Many historians have not understood this when they submit supposedly eloquently formulated texts to specialist journals and adorn themselves with obscure and incomprehensible sentence and word constructions. A little more humility would be good for these people and the insight that science can also appear popular. This work can be done with books, journals, magazines, exhibitions or YouTube channels. I know many lay people who read textbooks and others who are more comfortable with magazines. I support everything, I'm all for it, even if I don't see myself as a target group everywhere. That's how I feel with the YouTube channels, where you can see how much commitment the operators have. I express my great respect to these colleagues for their work in public. Keep it up! I know some episodes from their occasional appearance, but I'm not a regular consumer of Youtube channels. I myself try to have an impact on the public through book projects, articles in specialist journals and newspapers as well as lectures. With this in mind, I often disappear between my bookshelves or in archives, work on new and old projects, look out of them from time to time and then follow your events in Wackershofen, whereby I am already looking forward to future projects from you and your fellow campaigners!
Vielen Dank für die ausführlichen Antworten und die Zeit, die Sie sich genommen haben.
Thank you for the detailed answers and the time you took.
Text: André Hanselmann, Dr. Oliver Heyn
Fotos: zur Verfügung gestellt von Dr. Oliver Heyn
1) Allerdings haben wir gemeinsam einen Artikel verfasst: André Hanselmann und Dr. Oliver Heyn: „Die spanische Rekrutenwerbung des Herzogs Ernst Friedrich III. von Sachsen-Hildburghausen (1768-1770)“ in Zeitschrift für Heereskunde, Nr. 475, Januar/März 2020
2) Dr. Oliver Heyn: „Das Militär von Sachsen-Hildburghausen 1680-1806“ böhlau, Köln, 2015
3) Friederike Drinkuth: "Männlicher als ihr Gemahl" Thomas Helms Verlag, Schwerin, 2016
4) "Reichsstadt und immerwährender Reichstag" Hrsg.: Martin Dallmeier - Fürst Thrun und Taxis Hofbibliothek - Zentralarchiv, Verlag Michael Lassleben, Kallmünz, 2001
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen