Einleitung
Diesmal gibt es wieder eine
kleine Premiere hier auf unserem Blog, da ich eine eher unbekannte Schlacht
vorstellen werde, die in Italien stattgefunden hat. Außerdem war das
anschließend hier präsentierte Spiel, das erste hier auf dem Blog, welches
überwiegend per Play by Mail ausgetragen wurde. Das heißt, dass die meisten
Spieler schriftlich einreichen konnten wie ihre Truppen bewegt werden sollten
und auch ihre Kommunikation schriftlich ablief. Ein paar Einblicke in das
Prozedere gibt es weiter unten. Eine wesentliche Motivation für mich ist es den
Österreichischen Erbfolgekrieg ein bisschen mehr ins Bewusstsein zu bringen.
Die Resonanz unserer Berichte der Schlachten vor allem von Pfaffenhofen und
Fontenoy
zeigen, dass es recht gut ankommt.
Introduction
This time we have
again a small first run on our blog, because I want to present a mostly unknown
battle, which happened in Italy. On top of that the here presented game was the
first one on the blog which we executed mainly as a play-by-mail. That
means that most of the players could only declare in writing how their troops
would move and their communication was in written form only. Some impressions of the
procedure you can see below. One essential motivation for me is to bring the
war of the Austrian succession more into the focus of our readers. The response
on our reports of the battles of Pfaffenhofen[1] and Fontenoy[2] was demonstrating
that it was very well received.
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In unserem Spiel haben sich vor der Schlacht ein paar Einheimische an einer Kapelle in Fiondi eingefunden. - In our game some locals were at a chapelle in Fiondi. |
Der Feldzug und die Schlacht
Bis 1745 war der Krieg in Italien
wechselhaft gewesen. Die Franzosen konnten sich nicht dauerhaft in Norditalien
festsetzen. Eine von Seiten der Österreicher unternommene Offensive gegen das
von Bourbonen regierte Neapel war u.a. in der Schlacht bei Villetri (12. August
1744) gescheitert. Der Krieg in Italien war vor allem von zwei Faktoren
geprägt. Zum einen wollte die spanische Königin Elisabetta Farnese (1692-1766)
eine Krone für ihren Sohn, den Infanten Felipe (1720-1765), erreichen. Auf der
anderen Seite trachtete Maria Theresia nach einer Rekompensation für den
Verlust Schlesiens. Das Jahr 1744 war einerseits vom taktischen Sieg der
bourbonischen Kräfte bei Madonna dell’Olmo (30. September 1744) andererseits
durch den erzwungen Rückzug über die Alpen geprägt. Diesmal wollten die
Befehlshaber de Gages (1682-1753) und Maillebois (1682-1762) alles besser
machen. Tatsächlich drangen die alliierten bourbonischen Truppen weit vor.
Statt ihre Heere zu konzentrieren
befand sich der österreichische Oberbefehlshaber Ludwig von
Schulenburg-Oeynhausen (1699-1754) viel zu weit entfernt, um dem König Carlo
Emanuele III von Savoyen (1701-1773) rechtzeitig beizustehen. Möglicherweise
unterschätzte der König auch den niedrigen Wasserstand des Flusses Tanaro hinter
dem er seine Armee postiert hatte. Die nummerisch deutlich unterlegene Armee
von 30.000 Piemontesen sollte einen Abschnitt von 6 Meilen Länge von Pavone bis
Bassignana abdecken. Maillebois und de Gages hingegen verfügten über etwa
50.000 Mann.
Insgesamt gehen die Zahlenangaben zwar auseinander, aber
eine deutliche Übermacht auf Seiten der Franzosen und Spanier scheint Fakt. Laut
Browning war Bassignana seit Parma 1734 die größte Schlacht auf italienischem
Boden für ziemlich genau eine Dekade.
Die Disposition der
gegenüberstehenden Truppen am 26. September 1745 kann man auch einer
zeitgenössischen Karte entnehmen.
Diese kartographisch recht exakte Darstellung wurde auch Grundlage für meine
eigene Karte. Die Karte zeigt deutlich die Anmarschwege der französischen und
spanischen Kolonnen und vor allem eine Pontonbrücke nahe Bassignana über welche
von Schulenburg hätte den Po überschreiten sollen, um König Carlo Emanuele zur
Hilfe zu eilen. Die Karte bildet einen Höhenzug auf der Seite des Tanaro ab, auf
welcher die Piemontesen standen, während das Gelände auf der südöstlichen
Flussseite so flach war wie bei Marengo.
Diese Höhen scheinen aber – wie der Schlachtverlauf zeigte – keine nennenswerte
Rolle für die Schlacht gespielt zu haben.
Ohne größere Hindernisse
überquerten die Angreifer den Tanaro. Maillebois kommandierte die linken
Kolonnen, de Gages die rechten.
Obwohl die Linie der Piemontesen
viel zu dünn war und die heran gerufene Verstärkung Schulenburgs ausblieb
hielten sich die disziplinierten piemontesischen Truppen für eine Weile. Der
König verfügte über keine Reserven um auf den zunehmenden Druck zu reagieren.
Immerhin brachte die exzellente piemontesische Kavallerie fertig dem Gegner
lästig zu werden.
Schließlich schlug die bourbonische Kavallerie die piemontesische zwischen
Bassignana und Rivarone.
Dies zerteilte das piemontesische Zentrum. De
Gages selbst hatte die rechte Kolonne gegen Bassignana geführt und die dortigen
3 österreichischen Bataillone hinaus geworfen. Als Schulenburgs Vorhut ankam
wurde die Brücke über den Po von de Gages zerstört. Da
der König nun sicher wusste, dass er keine weitere Verstärkung durch
Schulenburgs Österreicher erwarten brauchte, gab er die Schlacht verloren und
befahl einen geordneten Rückzug. Der König, der in Montecastello sein
Hauptquartier hatte, war zuvor knapp einer Gefangennahme entgangen, da der
Befehlshaber einer bourbonischen Kolonne den Angriff zu früh abgebrochen hatte.
Zwar hatten Maillebois und Gages
somit die Chance verpasst noch mehr zu erreichen, da zwei Kolonnenkommandeure
eine Verfolgung geraten hatten, aber der Sieg war doch auch in den
Verlustzahlen recht deutlich. Die Gallispans hatten 1.000 und ihre Gegner
immerhin 2.500 Mann eingebüßt. Wie Reed Browning es ausdrückte: „Of all the
large battles of the war, Bassignana was the least sanguinary.“
Dies heißt aber nicht, dass sie
nicht bedeutend gewesen wäre. Denn Carlo Emanuele musste sich nach Giradole
zurückziehen. Nicht nur war Bassignana selbst in die Hände der Invasoren
gefallen, auch Alessandria wurde nach kurzer Belagerung bereits am 12. Oktober
eingenommen. Mailand und Turin waren auch nicht weit weg und wenig was die
Sieger von Bassignana ernstlich aufhalten konnte.
Bassignana ist durch ein paar
Aspekte trotz der offensichtlichen Übermacht der bourbonischen Armeen ganz
interessant. Beide Seiten verfügten beispielsweise über leichte Infanterie
wobei die spanische (Miquelets) der piemontesischen (Vaudois) überlegen gewesen
sein soll, da erstere gezogene Gewehre hatten. Eine eher spekulative Frage ist,
was geschehen wäre, wenn die österreichische Vorhut rechtzeitig den Po
überschritten und eventuell Gages Kolonne angegriffen hätte. Anders als in
anderen Schlachten dieses Krieges (Madonna dell’Olmo, Fontenoy, Laffeldt)
spielten die zahlreichen Ortschaften scheinbar keine entscheidende Rolle für
den Schlachtverlauf. Sollte der in militärischen Dingen so erfahrene König von
Savoyen nicht in Erwägung gezogen haben wie bei Guastalla seine Stellung durch
Erdwerke zu verstärken,
insbesondere da der Tanaro kein Hindernis darstellte?
Leider hat scheinbar der Ausbruch
des 1. Weltkriegs das Erscheinen eines 10. Bandes der ausgezeichneten Reihe des
K.u.K. Kriegsarchives verhindert, welcher wahrscheinlich den Krieg in Italien
ab 1745 beinhaltet hätte.
Immerhin erscheinen zunehmend mehr Bücher zum italienischen Kriegsschauplatz und
den Österreichischen Erbfolgekrieg insgesamt.
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Zuerst musste ich mich durch zahlreiche Briefe der verschiedenen Befehlshaber arbeiten. Einer der französischen Unterkommandeure schrieb weder Befehle noch Briefe, was ich schließlich auch in unser Spiel einbaute. Maillebois reagierte auf keinerlei der von ihm empfangenen Nachrichten, nicht einmal auf die von de Gages. / First I had to work through many letters by the different commanders. One French subcommander didn't write orders or letters. I included this aspect into our game. Maillebois didn't reacted to any messages - even to de Gages! |
The campaign and the battle
The war in Italy was
very changeable until 1745. The French could not durably get a foothold in
Northern Italy. On the other hand an offensive from the Austrian side against
the Bourbon ruled Naples failed in the battle of Villetri on August 12th 1744.
The war in Italy was very much influenced by two factors. One was the request
of the Spanish queen Elisabetha Farnese (1692-1766) to get a crown for her son
infant Felipe (1720-1765). On the other side Maria Theresia strived for a
compensation for the loss of Silesia. The year 1744 was embossed by the
tactical victory of the Bourbon forces at Madonna dell’Olmo on September 30th
and on the other hand by the forced retreat of the Bourbons over the Alps.
But for this time the
commanders de Gages (1682-1753) and Maillebois (1682-1762) wanted to make
everything better. Indeed they managed to advance deeply in the enemy’s
territory.
Instead of
concentrating the armies the Austrian commander in chief Ludwig von
Schulenburg-Oeynhausen (1699-1754) was too far away to support the king Carlo
Emanuele III. of Savoy (1701-1773) in time. Maybe the king underestimated the
low water level of the Tanaro River behind which he had positioned his army.
The numerical very much inferior army of 30.000 Piedmontese should defend a
sector of a length of 6 miles from Pavone to Bassignana. Meanwhile Maillebois
and de Gages could order roughly 50.000 men[3]. Overall the numbers diverge very much[4], but a
significant superiority on the French and Spanish side seems to be a fact.
According to Browning Bassignana was the largest battle on Italian soil for a
decade since Parma in 1734[5].
The disposition of the
opposing troops on September 26th 1745 is visible on a contemporary map[6]. This
cartographically quite exact depiction was the base of my own map. The map
shows clearly the approach way of the French and Spanish columns and on top of
that the pontoon bridge near Bassignana which Schulenburg should quickly pass
crossing the Po to reinforce king Carlo Emanuele. The map depicts a mountain
range on the Piedmont side of the Tanaro, while the terrain on the South
eastern side of the river was as flat as it is near Marengo[7]. Although it seems
that this range played no role for the battle to speak of.
The attackers crossed
the Tanaro without much of trouble. Maillebois commanded the left columns while
de Gages was commanding the right.
The disciplined Piedmont
troops hold their ground although their line was too thin and Schulenburg’s
reinforcements failed to appear. The king didn’t have reserves to react to the
increasing pressure[8]. At least the excellent Piedmont cavalry could harass their
counterparts[9]. Finally the Bourbon cavalry defeated the Piedmont horse between
Bassignana and Rivarone[10]. Consequently the Piedmont center was divided[11]. De Gages
had led the right column against Bassignana in person and kicked out three
Austrian battalions. De Gages destroyed the bridge over the Po when
Schulenburg’s vanguard arrived[12]. The king knew now surely that he could not hope
for further Austrian reinforcements by Schulenburg. Therefore he decided to
give up the battle and commanded an orderly retreat. The king himself who had
his headquarters at Montecastello escaped capturing shortly before only because
the Bourbon column had broken off the attack too early[13].
Although Maillebois
and de Gages missed the chance to achieve even more – the commanders of two
brigades appreciated to continue the pursuit – but observing the numbers of
losses of both sides we can realize that the victory was obvious. The
Gallispans lost 1.000 men while their counterparts lost 2.500. Or how Browning
pointed it out: „Of all the large battles of the war, Bassignana was the least
sanguinary. “
But this doesn’t
indicate that the battle was not important. Carlo Emanuele had to retreat to
Giradole. Not only that Bassignana fell in the hands of the invaders but
Allesandria was captured after a short siege already on October 12th
too. Milan and Turin were not far away and there was not much to hinder the
victors of Bassignana[14].
Bassignana is
interesting despite the fact that the Bourbon forces were very superior in
numbers. Both sides for example could rely on light infantry. The Spanish
(Miquelets) should have been superior to the Piedmont (Vaudois), because the
former had rifled guns. It’s a more speculative question what could have happen
if the Austrian vanguard would have been faster and could eventually attack de
Gages’ column. Differently to other battles of the war (Madonna dell’Olmo,
Fontenoy, Laffeldt) the villages didn’t played a significant role for the
progress of the combat. Should the very military experienced king of Savoy not
have contemplated about the possibility to fortify his position with earthworks
as he had done at Guastalla[15] especially noticing that the Tanaro was no real
obstacle?
Unfortunately the
outbreak of World war 1 prevented the publication of a 10th volume
of the excellent series by the K.u.K. Kriegsarchiv, which most probably would
have reflected the war in Italy from 1745 to 1748[16]. At least there are increasingly more books
about the war of the Austrian succession and even about the Italian[17] war theatre.
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Ein Brief von Maillebois für unser Spiel, der in piemontesische Hände gefallen ist. - A letter from Maillebois in our game fallen into Piedmont hands. (photo: André Hanselmann) |
Das Szenario.
Die Spieler der bourbonischen Armee
durften miteinander per Brief kommunizieren. Die
entsprechenden Nachrichten habe ich mittels meiner beschränkten
Französischkenntnisse von Hand aufgeschrieben, dann zugeteilt oder auch nicht
(bei einer 6 mit einem W6 fiel der Brief in piemontesische Hände) und dann in
die vom Spieler verwendete Sprache zurück übersetzt. Das war ein ziemlicher
Aufwand. Da sich das Prozedere aber über 2 Monate hinzog, war es doch machbar.
Für einen kleinen Eindruck seht ihr hier einen Brief, der in die Hände des
Königs von Piemont gefallen ist, der sich entsprechend auf den Angriff
vorbereiten konnte.
Neben der Möglichkeit den
Unterbefehlshabern Befehle zu übermitteln, konnten De Gages und Maillebois auch
selber Truppen anführen.
Die Spieler konnten mir vor oder
nach dem Briefwechsel ihre Instruktionen zukommen lassen wie sich effektiv ihre
Truppen bewegen sollten. Das hat schon in unserem Quistello-Spiel sehr gut
geklappt, wo ich wirklich beinahe schaffte alles umzusetzen.
The scenario.
The players of the Bourbon
army were allowed to communicate per letters only[18]. The messages were translated
by myself using my totally inadequate knowledge of the French language and
converted in real letters written down on paper. These letters were send to the
addressed generals or not – on a 6 on a D6 the message could fall into the
enemy’s hands. Then I showed the scanned letters and translated them into the
language of the recipient. That was a lot of work. However it was manageable as
I had 2 months of time. For a small impression I show you one of the letters,
which was catched by the outposts of the king of Savoy, who now could use the
information to prepare dealing with the attack.
Besides their chance
to send orders to their subcommanders, de Gages and Maillebois could lead some
troops in person as de Gages had done in the real battle.
The players could send
me their instructions before or after delivering their letters how I should
move their units on the table top. That worked very well before in our
Quistello-game where I could transpose nearly every order on the table.
Hier nun meine Ordre de Bataille / My order of
battle
PIEMONTESEN & ÖSTERREICHER / PIEDMONT
& AUSTRIANS
CinC Carlo Emanuele (Dash.)
Kann sich in Runde 1 bewegen
nach den Bewegungen von A und B / Can
move in turn 1 after the moves of A + B.
1)
Right wing: Liguane
(Dep.)
2 x
dragoons
2)
Center: D’Aix (Dep.)
1 x
grenadiers (superior)
1 x
infantry
1 x guards (superior)
1 x
light artillery
3) Left wing :
GL de la Chiesa (Dep.)
1 x
infantry
1 x
militia
1 x
light artillery
4)
Independent - Piedmontese
1 x
cavalry
5) Independent - Austrians
1
x infantry
CinC Ferdinand Ludwig von
Schulenburg-Oeynhausen (Dep.)
6) Neuhaus (Dep.) - Austrians - arriving near Bassignana on a 5-6 (turn 5),
3-6 (turn 6), 2-6 (turn 7)
2 x infantry
1 x light artillery
7) Vogtern (Dep.) - arriving near Bassignana on a 5-6 (turn 5),
4-6 (turn 6), 3-6 (turn 7)
2 x cuirassiers
8) Independent Piedmont light
infantry (deployed invisible)
1 x small light infantry
BP: 4,5 / 6,5 (wenn Schulenburg eintrifft / when Schulenburg made it on
the table)
FRANZOSEN & SPANIER / FRENCH
& SPANISH
CinC Duc de Maillebois (Dep.) & De Gages (Dith. – attached to the right
column)
A) De Gages (Dith.) – move first - Spanish
3 x infantry (small)
B) Pignatelli
(Dep.) – move second - Spanish
2 x
cavalry (small)
C)
Aramborou (Dep.) - Spanish
3 x
infantry (small)
1 x
cavalry (small)
1 x
light artillery
D)
Marquis de Montal (Dep.)
2 x
infantry
1 x
medium artillery
E) Le Marquis de Senneterre (Dep.)
2 x infantry
1 x light artillery
F) Comte de Danois (Dep.)
2 x Cavalerie
G) MdC de Grammont (Dep.)
2 x infanterie
H) Chevert (Dep.)
1 x Cavalerie
1 x Dragons
I) Independent – Miquelets (deployed
invisible)
1 x small light infantry (rifles)
BP : 7