Seit spätestens unserer „Anno
Domini 1743“ Veranstaltung 2018 im Hohenloher Freilandmuseum[1][2] lässt
mich das Thema Österreichischer Erbfolgekrieg nicht mehr los und die
zahlreichen Ereignisse hier in Freiburg quasi vor der Haustüre tun ihr übriges.
Es war beruhigend am Beispiel von Gustav Stadelmann (1896-1991) über jemanden zu lesen, der
auch so fasziniert von diesem Konflikt war[3].
Zuerst bin ich in dem Buch über
Stadt und Festung Freiburg auf dieses Ereignis gestoßen, da dort
zeitgenössische Karten der österreichischen Stellungen 1743 abgebildet sind[4]. Die
großformatigen Karten beinhalteten auch die Festung Freiburg. Eine ausführliche
Schilderung der Ereignisse im August/September 1743 liefern wie gewohnt Porges
und Rebracha[5].
Zusätzlich hatte ich mich mit unserer Bekannten Kim Krawiec im März 2019 nach
Breisach begeben. Leider hat sich die Landschaft rund um den versuchten
Rheinübergang des Prinzen Karl Alexander seither extrem verändert[6], so
dass man kaum mehr etwas vor Ort finden kann, was damit zu tun hat. Dennoch
sollen einige von uns gemachte Fotos aus Breisach ein paar Einblicke gewähren.
I’m very much
connected with the War of the Austrian Succession since at least our event “Anno
Domini 1743” in 2018 in the open air museum Wackershofen[1][2]. The numerous events
here in Freiburg and virtually on the doorstep are influencing me on top of
that. It was very reassuring to read the example of Gustav Stadelmann (1896-1991)[3] – to read
about somebody who was similarly fascinated by this conflict.
First I became acquainted
with the event studying the book about the city and fortress of Freiburg,
because there are contemporary maps of the Austrian positions of 1743[4]. Porges
and Rebracha are offering a very detailed description of the events of August
and September 1743[5]. Additionally I visited Breisach together with our acquaintance
Kim Krawiec in March 2019. Unfortunately the landscape around Prince Charles
Alexander’s Rhine crossing changed dramatically. Therefore it’s difficult to
find the original places there today. Nevertheless I want to give you some impressions
showing photos we have made at Breisach.
Prinz Karl Alexander von
Lothringen (1712-1780) installierte sein Hauptquartier ebenso wie ein Jahr
später König Louis XV in Munzingen[7]. Das
Dorf liegt etwa 12 Kilometer entfernt von Breisach am Fuße des Tunibergs. Ein
Hauptproblem war die mangelnde Versorgung seiner Armee, wozu er sich finanzielle
Mittel bei den vorderösterreichischen Ständen und in Basel leihen musste. Ende
August rückten die Truppen ab, welche nördlich und südlich ebenfalls den
Rheinübergang vortäuschen oder nur mit geringeren Kräften durchführen sollten.
Der damals bereits berüchtigte
Pandurenanführer Trenck ging zu kleineren Unternehmungen über den Rhein.
Bis dato hatte der spätere Maréchal
de Saxe (1696-1750) über die am Rhein postierten Trümmer von Broglies Armee den
Befehl geführt, wurde dann aber durch den Maréchal de Coigny (1670-1759)
ersetzt. Coigny hatte etwa 10 Jahre vorher an den Schlachten bei Parma und
Guastalla (1734) eine wesentliche Rolle gespielt und den Marschallsstab
erworben. Der alte Feldherr verfügte nun über 51 Bataillone Infanterie, 12
Milizbataillone und 98 Eskadrone.
Ein Sponton - eine zeitgenössische Waffe im Museum für Stadtgeschichte in Breisach. - A spontoon - a contemporary weapon in the Museum for the history of the town at Breisach. |
Prince Charles Alexander
of Lorraine (1712-1780) installed his headquarters at Munzingen like king Louis
XV one year later. The village lies approximately 12 kilometres from Breisach
at the foot of the Tuniberg. A main
problem was the defective supply of his army. Therefore he had to lend money
from the states of Further Austria and in Basel. In the end of August the
troops started marching to their position, which had to faint a crossing or try
the Rhine crossing with small forces.
The infamous pandours’
leader Trenck passed the Rhine for small skirmishes.
Until now the later maréchal de Saxe (1696-1750) had commanded the debris of Broglie's army at the Rhine. He was replaced by the maréchal de Coigny (1670-1759). Coigny had played a major role during the battles of Parma and Guastalla (1734) and got the bâton there. The old army leader had now 51 battalions of regulars, 12 batallions of militia and 98 squadrons under his orders.
Berlichingens (1682-1751) Aufgabe
die Franzosen durch seinen Aufmarsch bei Burkheim[8]
lediglich zu täuschen, wurde von Clermont-Gallerande (1682-1756) durchschaut.
Der gleichzeitig zum
Hauptübergang bei Breisach unternommene Versuch des FZM von Waldeck bei
Rheinweiler[9]
scheiterte desaströs in einem Blutbad. Der Angriff am 4. September wurde letztlich durch
Verstärkungen der Franzosen unter Balincourt (1680-1770) im Keim erstickt. Typisch
für die damalige Zeit hatte man versucht zuerst Grenadiere und leichte
Infanterie auf Booten überzusetzen. Von den 2.000 Mann wurden 400 getötet oder
verwundet. Einige ertranken „in den Fluthen des Rheins“[10]. Diesmal
hatte sich erwiesen, dass vorgeschobene leicht besetzte Schanzen gut zu
verteidigen waren, wenn die Angreifer einerseits wegen Nebels von den
Artilleriebatterien kaum Gebrauch machen konnten und andererseits rasch
Unterstützungen bei der Hand waren.
Berlichingen’s (1682-1751)
job to just delude the French by his deployment at Burkheim was comprehended by
Clermont-Gallerande (1682-1756).
FZM Waldeck tried to pass
the river near Rheiweiler simultaneously with the main crossing at Breisach and
failed disastrously in a bloodbath. The attack on September 4th was ultimately chocked
by the French reinforcements under Balincourt (1680-1770). It was typically for
the period that they tried to first send grenadiers and light infantry in boats
across the river. 400 of 2000 men were killed or wounded in the fighting. Some
drowned “in the floods of the Rhine”. For this time it has proven that advanced
lightly manned redoubts could be well defended, if the attacker can’t make a
use of their artillery batteries due to the fog and on the other hand if
reinforcements were ready to support the attacked outposts.
Auch bei Breisach verfügten die
Österreicher über ausgezeichnete erhöhte Stellungen für ihre Geschütze.
Die Festung war gleich nach dem
Regierungsantritt Maria Theresias von österreichischer Seite bereits teilweise
abgebrochen worden. Dennoch zeugen bis heute bedeutende Reste der
Festungsanlagen von der großen Bedeutung derselben.
Bauliche Strukturen auf dem Eckartsberg heute. - Some builded structures on the Eckartsberg today. |
The Austrians could
rely on excellent positions for their guns at Breisach. The fortress was partly
demolished by the Austrians soon after Maria Theresia’s accession to throne. However
there are some substantial remnants of the fortifications still today as a
testimony of recent importance.
Die österreichischen Batterien
eröffneten am Abend des 3. Septembers insbesondere vom Eckartsberg das Feuer
auf die Insel Rheinach. Anders als bei Rheinweiler gelang das Übersetzen der Voraustruppen
unter Franz von der Trenck (1711-1749) ohne großen Widerstand. Zwei Schanzen
wurden überrannt und die darin befindlichen Besatzungen niedergemacht. Zwar
scheiterte der Übergang von Trencks Panduren und Kroaten über das Geisswasser,
aber vorerst schien das Unternehmen ein Erfolg zu werden. Rasch gab Trenck gegen
11 Uhr nachts ein verabredetes Zeichen zum Überschiffen von Grenadieren.
Während Trenck mit seinen
leichten Truppen und Grenadieren nun seinen Brückenkopf mit einer eigenen
Schanze sichern wollte, nutzten die Franzosen die Zeit um Verstärkungen heran
zu holen. Mit überraschender Geschwindigkeit hatte der vor Ort verantwortliche
Maréchal de Camp de Brun mitten in der Nacht einige Bataillone heran geführt. Die
Errichtung der österreichischen Pontonbrücke ließ nun keinen Grund mehr zum
Zweifel: Prinz Karl Alexander plante hier bei Breisach den Rheinübergang der
Haupttruppen. Die am Morgen des 4. September unternommenen Versuche von Trencks
Panduren und Kroaten den Übergang über das Geisswasser zu erkämpfen
scheiterten. Im Laufe des 4. Septembers wurden zahlreiche Bataillone in
zusammengezogenen Schiffen über den Rhein gesetzt, während der Bau der
Pontonbrücke fortgesetzt wurde. Zwar konnte zusätzlich von den Österreichern
eine Stellung für 10 Geschütze auf der Insel errichtet werden, aber der
Überraschungsmoment war verloren gegangen. Die beiden Armeen lagen sich
gegenüber. Coigny hatte nicht weniger als 16 Bataillone und 33 Eskadrone
herangeführt noch ehe die österreichische Pontonbrücke von Breisach zur Insel
Rheinach fertig war.
The Austrian batteries
opened firing on the evening of September 3rd especially from the
Eckers-Berg towards the Rheinach island. Differently from the crossing at
Rheinweiler the vanguard under Franz von der Trenck (1711-1749) managed to get
a foothold on the island without serious resistance. Two redoubts were overrun
and the garrisons within were slaughtered. Although the crossing over the Geisswasser
by Trenck’s pandours and Croats failed – it seemed to be a great success. Trenck
quickly gave the arranged sight at 11 pm at night for the grenadiers to ship.
While Trenck and his
light troops were securing their bridgehead on the isle with an own redoubt,
the French used the time to bring reinforcements. The local commander Maréchal de Camp de Brun had led some battalions
during the night. The errection of the Austrian pontoon bridge led no reason to
doubt: Prince Charles Alexander planned here at Breisach the river crossing
with his main troops. In the morning of September 4th Trenck’s
pandours and Croats tried to fight their way over the Geisswasser but they were
repulsed. In the course of the 4th September numerous battalions
were send over the Rhine on the assembled ships. Meanwhile the building of the pontoon bridge
was continued. Even though the Austrians could put a position for 10 guns on
the islands the surprising moment was lost. Both armies were lying facing each
other. Coigny had managed to lead not less than 16 battalions and 33 squadrons
to the Geisswasser even before the pontoon bridge from Breisach to the Rheinach
Island was completed.
Karl Alexanders starke Artillerie zwang Coigny
von einem gewöhnlich Angriff auf die Insel Rheinach abzusehen und
stattdessen mit sogenannten „Höllenmaschinen“ die Zerstörung der
österreichischen Pontonbrücke bei Breisach unternehmen. Zum einen wurden die
aus dem nahen Neuf-Brisach herbei geführten Mörser eingesetzt zum anderen
versuchte man am 11. September mit Branderschiffen und Flößen die Pontons zu
vernichten. Beides funktionierte nicht wie erhofft. Die Entfernung zu den
Geschützen war mit 2.000 Schritten recht groß und die Brücke seitens der
Franzosen nicht einsehbar mangels einer Anhöhe. Schließlich war die Zerstörung der
Pontonbrücke nicht mehr nötig, da Karl Alexander einen Durchbruch durch die
stark befestigte französische Stellung am Geisswasser aufgab und am 12. September
die Insel Rheinach räumte.
Charles Alexander’s strong
artillery forced Coigny to give up a usual assault on the Rheinach Island and
made him to use so called „hell machines“ to destroy the Austrian pontoon
bridge at Breisach. Mortars from Neuf-Brisach were in action and the French
tried to demolish the pontoons with fireships and rafts on September 11th.
Both didn’t worked as the French hoped. The distance of 2000 steps was very far
and the French lacked a high to have a direct view on the bridge itself. Finally
the destruction of the bridge was not necessary any longer. Charles Alexander
gave up the break through the strong fortified French position at the
Geisswasser and evacuated the Rheinach Isle on September 12th.
Das Torgebäude wirkt auf der anderen Seite sehr schlicht. - The gate building is looking very plain on the opposit front. |
Das ganze Unternehmen
verdeutlicht die Schwierigkeiten eines Rheinübergangs bei einer entschlossenen
Verteidigung durch eine Seite mit starken Kräften. Karl Alexander zog daraus
seine Lehren für das folgende Jahr in dem auch nicht mehr die pragmatische
Armee weiter nördlich operierte.
Sehenswert sind noch heute die
Überreste der Festung Breisach sowie die Festung Neuf-Brisach mit seiner
fantastisch erhaltenen Anlage nach Entwürfen von Vauban. In beiden Städten gibt
es kleinere Museen. Das Breisacher Museum im Rheintor veranschaulicht den Bau
der Festung und das Aussehen der Stadt im 18. Jahrhundert. Im Übrigen ist das
Tor an sich als architektonisches Monument absolut sehenswert[11].
Leider ist seit der Bombardierung
Breisachs im 1. Koalitionskrieg nicht mehr viel von der ursprünglichen Bebauung
auf dem Münsterberg erhalten. Einige Mauerstümpfe zeugen noch immer von der
maßgeblichen Zerstörung durch die Franzosen von 1793.
Diese Ruinen sind immernoch Zeugnisse der französischen Bombardierung von 1793. - These ruins are still testimonies of the French bombardment in 1793. |
The whole operation underlines
the difficulties of a Rhine crossing if it is facing a determined defense from
one side with strong forces at hand. Charles Alexander learned his lessons for
the upcoming year, when the Pragmatic army didn’t operated Northwards in the
area.
The remnants of the
fortress of Breisach are still worth seeing such as the fortress of
Neuf-Brisach with the fantastic remaining fortifications by Vauban. There are
small museums in both towns. The museum of Breisach in the Rhine gate illustrates
the building of the fortress and the appearance of the town during the 18th
century. On top of that the gate itself is very worth seeing as an architectural
monument.
Unfortunately there is
not much of the original building area on the minster hill caused by the bombardment
during the 1st coalition war. Some stumps are still a testimony of
the essential destruction by the French in 1793.
Die französischen Revolutionstruppen brachten massivste Zerstörungen für die Stadt. - The French revolutionary troops brought massive destruction for the town. |
Vielen Dank an der Stelle an Kim Krawiec für den gemeinsamen und ungemein inspirierenden Ausflug 2019.
Many thanks to Kim Krawiec for the very inspiring trip in 2019.
Text: André Hanselmann
Fotos: André Hanselmann, Cecilia Hanselmann
[1]
https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/anno-domini-1743-freud-und-leid-teil-1.html
[2]
https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/anno-domini-1743-freud-und-leid-teil-2.html
[3]
Helmut Winter: "Abbildungen und Pläne der Schlacht bei Dettingen" in: Hans-Bernd Spies & Helmut Winter: „Die Schlacht bei Dettingen 1743. Beiträge
zum 250. Jahrestag“ Aschaffenburg, 1993, S. 209-211
[4]
"Carte von der Gegend Neu- und Alt-Breisach bis Freyburg im Breisgau nebst der königlich ungarischen Attaque am Rhein, welche im Herbst Anno 1743 ist vorgenommen worden" in Josef
Diel: „Stadt und Festung Freiburg“ Stadtarchiv und Universitätsbibliothek Freiburg,
Freiburg, 1988, S. 444
[5]
August Porges & Carl Edlen von Rebracha: „Österreichischer Erbfolgekrieg
1740-1748“ Band 5, L.W. Seidel & Sohn, Wien, 1901, S. 342-354
[6]
Am auffälligsten wohl Tullas Rheinbegradigung im 19. Jahrhundert. - Most remarkable the Rhine straightening by Tulla during the 19th century.
[7] Vgl.: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2019/10/the-siege-of-freiburg-in-1744-part-3.html
[8]
Die Gegend von Burg Sponeck nach Burkheim ist heute stark bewaldet. Die
Landesstraße 104 führt von Breisach nach Burkheim. Auf dieser Linie befanden
sich die Verbindungstruppen unter FML Trips. - The area from Sponeck castle towards Burkheim today is very wooded. The L104 is running from Breisach to Burkheim. Trips' connecting troops were positioned on that line.
[9]
Das Gelände auf deutscher Seite ist dort sehr schmal. Der Schwarzwald reicht
nahe an das Rheinufer heran. Die Autobahn A5 durchschneidet heute die Landschaft, die überdies dicht
bebaut ist. - The area of the Rhine valley is very narrow there on the German side. The blackforest is running very close to the banks of the Rhine. Today the highway A5 is cutting through the landscape which is very much over build over.
[10]
Porges/Rebracha S. 349
[11] Bitte auf die Öffnungszeiten des Museums achten! https://stadt.breisach.de/de/kultur/sehenswuerdigkeiten/museum_fuer_stadtgeschichte (abgerufen 24.07.2020) - please check the times, when the museum is open on their homepage.
Hi,
AntwortenLöschenschöner Bericht. Ich muss mal unbedingt wieder in die Gegend.
Schön einmal von Dir zu lesen. Der Herbst ist am Kaiserstuhl auch immer sehr schön. Vielen Dank für den Kommentar.
LöschenG'day Andre, very impressed with your local history. It must be great to live in such a historical environment. Cheers Greg
AntwortenLöschenI suggest that you could find great history in every part of Germany, if you research for some time. However Freiburg and especially Breisach were very often in the focus of history as crossing points over the river Rhine or into the Black Forest.
LöschenThank you for your kind comment.
Andre’, your visit to Breisach offers up another inspiring travelogue. You have so much of historical interest so nearby. I enjoyed seeing the fortifications and glimpses of your tabletop battle. Why fight using Pikemens Lament rather than Honours of War?
AntwortenLöschenI used PML because the size of the Units was too small. Only a handfull of units per side and I thought, that I could better reflect the special character of for example Trenck by this way.
LöschenThe great siege of Breisach during the 30-years war and the death of the famous duke of Sachsen-Weimar would be a similar topic for a posting here. However I think that I have still halve a dozen of topics on my writing desk and don't know how and when to make a posting about it. I'm curently chosing the pictures for the very long report of Bassignana. The game was exciting and I hope that you will like the result.
Andre'! I am awaiting your battle report on Bassignana with great anticipation. I hope the Spanish performed admirably and according to orders.
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