Donnerstag, 31. Oktober 2024

Eindrücke aus Schwäbisch Hall

Heute, am Reformationstag, sind wir zurück aus Schwäbisch Hall. Wir waren vor allem dort um das Archiv aufzusuchen und dort für die nächstjährigen Veranstaltungen zu recherchieren. Unser Fokus ist diesmal auf den Salzhandel um 1775, Fuhrleute, Träger und Diebe gewesen. Vor allem die Ratsprotokolle von 1775 sind da sehr ergiebig gewesen [1]. Soweit es die Zeit zuließ, die wir an den beiden Tagen in Hall hatten durchsuchten wir auch Inventare aus diesem Jahr [2].

Abendstimmung am Kocher. (Foto: C. Hanselmann, 2024)


Zufälligerweise stießen wir dabei auch auf das Inventar eines Bürgers von Hall aus dem frühen 17. Jahrhundert [3], das wir zu einem späteren Zeitpunkt gesondert darstellen werden. Im 17. Jh. gestaltet sich die Recherche wegen der schwer leserlichen Schrift und den sehr dünnen Angaben in den Ratsprotokollen stets sehr schwierig. Immerhin haben wir in einer Chronik aus dem frühen 20. Jh. [4] einige weitere Anhaltspunkte zu den Ereignissen 1625 gefunden, die so in der Form bei Riegler [5] nicht zu finden waren.

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Anno Domini 1734: Die Post ist da - The mail has arrived p. 2

Am Samstag repräsentierten wir den 7. September 1734, als ebenfalls ein Krankentransport nach Hall gelangte. Dadurch verlief  der Vormittag recht ähnlich. Gegen Mittag trafen zahlreiche Briefe und auch Zeitung ein, welche dann von der Briefträgerin Charlotte verteilt wurden. Es war interessant wie wichtig eigentlich gewesen wäre, dass der Posthalter sein Amt ernst nahm, denn zwischen den Briefen, welche die Briefbotin beförderte, fand sich sogar ein auf Französisch beschrifteter Brief, der nach Wien adressiert war. Offenbar hatte der Posthalter die Briefe nicht sortiert, die vom Postreiter eingetroffen waren...

Der Postreiter in seiner schönen gelben Uniform. - The postrider in his nice yellow uniform. (photo: J. Krämer)

 

On Saturday we represented September 7th, 1734, when a patient transport also arrived in Hall. The morning was pretty similar. Around midday, numerous letters and newspapers arrived, which were then distributed by the female letter carrier Charlotte. It was interesting how important it actually was that the postmaster took his office seriously, because among the letters that the postwoman delivered there was even a letter written in French that was addressed to Vienna. Apparently the postman hadn't sorted the letters that had arrived from the postman...

Ein weiterer Wagen mit Kranken vor der Posthalterei. - Another cart with ill soldiers in front of the post office. (photo: M. Leyendecker)

 

Gegen Mittag wurde auch Wäsche gewaschen, wobei sich die Jüngsten auszeichneten. Das Wetter war ideal zum Bleichen der Hemden auf einer nahe gelegenen Wiese. In der Scheune in unserem Weiler wurde auch für die kranken Soldaten Stroh gedroschen, das man nach Hall liefern sollte [1]. Leider war es so heiß, dass wir damit nicht sonderlich weit kamen. 

Briefträgerin Charlotte, Posthalter und Postreiter. - Letter carrier Charlotte, the post master and the post rider. (photo: M. Leyendecker)

 

Laundry was also done around midday, with the youngest ones excelling. The weather was ideal for bleaching the shirts in a nearby meadow. In the barn in our hamlet straw was also threshed for the sick soldiers, which was to be delivered to Hall [1]. Unfortunately it was so hot that we didn't get very far.

Wir dreschen das Getreide zu Stroh. Die Kutsche im Hintergrund passt nicht in die Zeit, stand da aber einfach rum. - We thresh the grain to get straw. The coach in the background doesn't fit into the period but stood in our barn. (photo: C. Hanselmann)

 

Dienstag, 8. Oktober 2024

Anno Domini 1734: Die Post ist da - The mail has arrived p. 1

Dieses Jahr stand unsere Veranstaltung ganz im Zeichen der Themen Post [1] und Feldlazarett [2]. Wir hatten vor der Veranstaltung über 50 Zusagen unserer Teilnehmer, dann aber etwas weniger als 10 Absagen, so dass aber die Veranstaltung dennoch eine der größten jemals geworden ist. Am Freitag spielte ich selber einen der kranken Soldaten der kaiserlichen Armee, die von Oppenau nach Schwäbisch Hall transportiert wurden. Obwohl die Kranken eigentlich vorrangig Reiter, Husaren und Stückknechte waren, trugen unsere Kranken die Uniformen des Regimentes Bamberg [3], eines preußischen Infanterieregiments und österreichischer Husaren [4]. Somit bildeten wir einen guten "Querschnitt" durch die damalige Armee ab unter dem Prinzen Eugen ab. Das Haus aus Zaisenhausen fungierte bei uns als die Posthalterei des Posthalters Johann Caspar Schmidt [5]. Vor dieser spielte sich eine spekulative Szene ab. Ein Fuhrmann transportierte auf seinem Wagen einige Kranke wie es am 6. September 1734 geschehen ist [6]. Ein Schreiben wies uns als den angekündigten Transport aus dem Lazarett in Oppenau aus. Wegen der großen Hitze gelang es uns ziemlich leidend auszusehen.

 

Der Krankentransport ist beim Posthalter angekommen. - The transport is arriving at the post office. (photo: M. Leyendecker)

Und noch ein weiterer Blick von oben aus dem Haus. - And another view from above. (photo: M. Leyendecker)  

 

This year our event focused on the topics of post office [1] and field hospital [2]. Before the event, we had over 50 confirmations from our participants, but then a little less than 10 cancellations, so that the event was still one of the largest events ever from our Anno Domini-series. On Friday I played one of the sick soldiers of the imperial army who were transported from Oppenau to Schwäbisch Hall. Although the sick were actually primarily riders, hussars and hired men, our sick wore the uniforms of the Bamberg Regiment [3], a Prussian infantry regiment and Austrian hussar regiment [4]. In this way we represented a good "cross-section" of the army at the time under Prince Eugene. The house from Zaisenhausen served as the post office of the post office manager Johann Caspar Schmidt [5]. A speculative scene took place in front of this building. A carter was transporting some sick people in his wagon, as happened on September 6, 1734 [6]. A letter identified us as the announced transport from the hospital in Oppenau. Because of the intense heat we managed to look pretty suffering.


 

Pfeiferauchen und Wein trinken können die Kranken immerhin noch ganz gut. - At least to smoke a pike and to drink wine was still possible for the ill soldiers. (photo: S. Winter)

 

Später traf ein Husar aus dem Hauptquartier ein, welcher ein Schreiben für einen der Offiziere mitbrachte, welche unter den kranken Soldaten für Disziplin sorgen sollten und in der Reichsstadt einquartiert waren. Dieser Husar stand beispielhaft für die Nachrichtenübermittlung durch Meldereiter. Ich bekam auch einen Brief, der mich darüber informierte, dass man das Getreide ausdreschen sollte, damit die Soldaten Stroh für ihre Bettstätten bekämen. Außerdem erhielt ich eine Abschrift eines Schreibens des Prinzen Eugen, welcher die Ergreifung der zahlreichen Deserteure anordnete. Ich überlegte mir gleich, wer dazu geeignet sein konnte für eine Dublone nach einem Ausreißer zu suchen.

Die Kranken erholen sich ein bisschen vor einem Gasthaus. - The ill soldiers are recovering in front of a tavern. (photo: M. Leyendecker)

 

Later, a hussar from the headquarters arrived with a letter for one of the officers who were supposed to ensure discipline among the sick soldiers and who were quartered in the imperial city. This hussar was an example of the transport of news by messenger riders. I also received a letter informing me that the grain should be threshed so that the soldiers would have straw for their beds. I also received a copy of a letter from Prince Eugene, who ordered the capture of the numerous deserters. I immediately thought about who might be suitable to look for a runaway for a doubloon.

 


Der Meldereiter übergibt mir Mitteilungen aus dem Hauptquartier. - The rider is giving some messages to me, which where from the Imperial headquarters. (photo: Michael Leyendecker)

Ich wollte am Nachmittag einen Pflock herstellen, den wir für das Hufeisenwerfen am Sonntag brauchen konnten, während mein Nachbar einen Herd mauerte, die Mägde und Bäuerinnen nähten und sponnen. In der Schmiede hörte man den Hammer des Schmieds. Trotz der großen Hitze schafften wir so ziemlich alles umzusetzen, auch wenn es nicht ganz einfach für jedermann war immer die komplette Kleidung zu tragen. Manch einer ist einfach empfindlicher gegenüber Hitze und es gab auch vor manchen Gebäuden [7] kaum Schatten.

Mein Nachbar in seinem Hof. - My neighbour in the courtyard of his house. (photo: M. Leyendecker)

 

In the afternoon I wanted to make a stake that we could use for the horseshoe throwing on Sunday, while my neighbor was building a stove and the maids and farmers' wives were sewing and spinning. In the forge you could hear the blacksmith's hammer. Despite the extreme heat, we managed to do pretty much everything, even if it wasn't easy for everyone to wear all the clothes at all times. Some people are simply more sensitive to heat and there was hardly any shade in front of some buildings [7].

In der Küche des Wirtshauses. - In the kitchen of the tavern. (photo: M. Leyendecker)

 


Es war schön zu sehen wie es schon an diesem Tag klappte mit teilweise neuen Leuten im Steigengasthaus und bei uns in der Baugruppe Weinland ein bisschen Rollenspiel zu entwickeln.

It was nice to see how it worked that day with some new people in the Steigengasthaus and with us in the Weinland-section of the museum to develop a bit of role play.


Text: André Hanselmann

Fotos: Michael Leyendecker, Stefan Winter


Notizen / Notes:

1) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/03/postreiter-und-briefboten-post-rider.html

2) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/01/schwabisch-hall-im-krieg-in-war-1734-p-2.html

3) Ein Infanterieregiment des Fürstbistums Würzburg. - A regiment of the Prince-Bishopric Würzburg. Siehe: Hans Bleckwenn: "Reiter, Husaren und Grenadiere" Hardenberg Kommunikation, Dortmund, 1979, S. 71-72

4) Vgl.: Hans Bleckwenn: "Reiter, Husaren und Grenadiere" Hardenberg Kommunikation, Dortmund, 1979, S. 47-48

5) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/03/posthalter-postmaster-johann-caspar.html

6) Leider hatten wir kein Ochsengespann wie es wohl 1734 verwendet wurde. - Unfortunately we had no cart with oxen which were used in 1734.

7) Wie unserem Häuschen von 1480. - Such as our small house from 1480.