Dienstag, 27. Juni 2023

Dettingen 27.6.1743

Diese Schlacht hat mich lange beschäftigt, da es für mich auch garnicht so einfach war eine richtige Karte zu erstellen bis ich auf Michael McNallys Buch gestoßen bin nachdem es von Osprey veröffentlicht wurde [1]. Das klingt jetzt erstmal rein gestolpert in das Thema. Es ist aber auch nicht so einfach über die Schlacht bei Dettingen zu sprechen ohne hunderte von Seiten zu füllen. Denn diese Schlacht hält soviele Anekdoten, strategische wie taktische Details bereit, dass es mich ohnehin überrascht, dass es dazu nicht einen dicken Folianten gibt, welcher das alles behandelt. Wie auch McNally habe ich mich vorrangig auf das Standardwerk zum Österreichischen Erbfolgekrieg durch das k.u.k. Kriegsarchiv gestützt, welches ich ja auch bei meiner Beschäftigung mit anderen Schlachten dieses Konflikts herangezogen habe [2]. Zur Vorgeschichte der Schlacht zählt zweifellos der desaströse Feldzug der Franzosen im Nachgang der Räumung Böhmens. Dazu haben wir aber auch schon viel hier auf dem Blog geschrieben [3]. Mit dem Eintreffen des Königs George II. (1683-1760) am 8. Juni 1743 bei der Pragmatischen Armee bekamen die Operationen am Main allerdings eine ganz neue Dimension [4]. 

Die Anfangsaufstellung beider Armeen. Wir waren 4 Spieler. Ich übernahm Gramont und Harcourt. - The initial positions of both armies. We were 4 players. I took over the role of Gramont and Harcourt. (photo: André Hanselmann, 2023)

 

This battle kept me busy for a long time, as it wasn't that easy for me to create a real map either, until I came across Michael McNally's book after it was published by Osprey [1]. That sounds like you just stumbled into the topic. But it's also not that easy to talk about the Battle of Dettingen without filling hundreds of pages. Because this battle has so many anecdotes, strategic and tactical details in store that I'm surprised that there isn't a thick tome covering all of this. Like McNally, I primarily focused on the standard work on the War of the Austrian Succession by the k.u.k. War archive supported, which I also consulted when dealing with other battles of this conflict [2]. The history of the battle undoubtedly includes the disastrous French campaign following the evacuation of Bohemia. We have already written a lot about this here on the blog [3]. However, with the arrival of King George II (1683-1760) on June 8, 1743 with the Pragmatic Army, operations on the Main took on a whole new dimension [4].

Die große schwere französische Batterie am Main. Doch wie oft wird sie schießen können? - The great heavy French battery at the river Main. But how often they can open fire? (photo: Cecilia Hanselmann)

 

Während die französische Armee auf der Gegenseite ganz klar von dem Maréchal de Noailles (1678-1766) kommandiert wurde, finden wir im Lager der Verbündeten neben dem König auch noch einige Feldmarschälle, worunter der alte Earl of Stair (1673-1747) als Kommandeur der britischen Truppen und Feldmarschall Arenberg (1690-1754) eine herausragende Rolle einnahmen [5]. Zeitgenössische Augenzeugen beschreiben den Eindruck, welchen die französische Armee bei dem Durchmarsch hinterlassen hat und der natürlich vor allem von dem prachtvollen Erscheinungsbild der Maison du Roi und der Gardes Francaises herrührte [6]. Mit den britischen und hannoveranischen Garden standen diesen Truppen aber auch nicht minder prestigeträchtige Truppen gegenüber. Dr. Steiner, dessen generelle Beschreibung der Schlacht mich eher verwirrt hat, beschreibt recht eindrücklich die Situation vor der Schlacht. So hätte die Armee nachdem die Zufuhr von Fourage aus den Magazinen schwierig wurde die Bevölkerung "durch ihre Spöttereien auf die Chatholiken" gegen sich aufgebracht. Da scheint meines Erachtens doch mehr dahinter zu stecken. Doch führte dies dazu, dass die Landbevölkerung ins Gebirge flüchtete, Brunnen verunreinigte und die Früchte mit sich nahm [7]. Wenn man nun anschaut wie stark die Kriege dieser Zeit von Versorgungsengpässen, der Zerstörung von Magazinen durch Streiftrupps und ähnliches geprägt waren, klingt der Beweggrund zum Übergang über den Main garnicht so unwahrscheinlich. De Noailles nutzte nun alsbald die veränderte strategische Situation. Als die Pragmatische Armee auf der rechten Mainseite auf Hanau zumarschierte, befahl er dem Duc de Gramont dieser Armee den Weg zu verlegen. Derweil sollten etliche Bataillone darunter die irischen Regimenter nach der Überquerung des Mains bei Aschaffenburg der Pragmatischen Armee den Rückzugsweg abschneiden. De Noailles behielt einen großen Anteil seiner Kavallerie bei Stockstadt zurück. 

Nur als Staffage steht hier am Tischrand die britische Garde unter Ilten, die in die Schlacht garnicht eingriff. - Only for a nice look here at the table edge you can see the British guards under the command of Ilten who didn't took part in the battle. (photo: André Hanselmann)

 

While the French army on the other side was clearly commanded by the Maréchal de Noailles (1678-1766), in the allied camp we also find a few field marshals alongside the king, including the old Earl of Stair (1673-1747) as commander of the British troops and Field Marshal Arenberg (1690-1754) played a prominent role [5]. Contemporary eyewitnesses describe the impression made by the French army during the march through, which of course was mainly due to the magnificent appearance of the Maison du Roi and the Gardes Francaises [6]. With the British and Hanoverian guards, however, these troops were faced with no less prestigious troops. D. Steiner, whose general description of the battle rather confused me, describes the situation before the battle quite impressively. Thus, after the supply of fourage from the magazines became difficult, the army enraged the population "by their mockery of the Chatholics". I think there seems to be more to it than that. However, this led to the rural population fleeing into the mountains, polluting wells and taking the fruit with them [7]. If you look at how severely the wars of this time were characterized by supply bottlenecks, the destruction of magazines by raiding parties and the like, the reason for crossing the Main does not sound all that improbable. De Noailles now immediately took advantage of the changed strategic situation. When the Pragmatic Army marched towards Hanau on the right bank of the Main, he ordered the Duc de Gramont to block the way of this army. Meanwhile, a number of battalions, including the Irish regiments, were to cut off the retreat path of the Pragmatic Army after crossing the Main near Aschaffenburg. De Noailles retained a large proportion of his cavalry back at Stockstadt.

Karte von André Hanselmann für das Szenario mit Honours of War. - A map by André Hanselmann for my scenario for Honours of War. (copyright André Hanselmann)


Es ist auffällig wie ungleichmäßig Noailles seine Truppen verteilt hat. Dass Tingry mit den Truppen in dem Rücken der Pragmatischen Armee nur über Infanterie verfügte, ist schon bemerkenswert. Aber auch Gramont hatte nur wenige bewegliche Artillere zu seiner Verfügung, insgesamt nur 16 Geschütze [8]. Von der Artillerie, wenn wir die schwereren Geschütze unter Vallière auf dem linken Mainufer einmal außen vor lassen, war die Pragmatische Armee also deutlich überlegen, auch wenn die britische Artillerie nur aus leichteren Kalibern bestand [9] [10]. 

 

Die charakteristische Phase der Schlacht bei Dettingen: die Attacke der Gardes Rouges auf das erste Treffen der britischen Kavallerie. - The characteristic phase of the battle of Dettingen: the attack of the gardes rouges against the first line of the British cavalry. (photo: André Hanselmann, 2023)

 

Dienstag, 6. Juni 2023

Historiker von nebenan/Historians alongside: Bernhard Weigl P. 2

Diesmal geht es weiter mit unserem Interview mit Bernhard Weigl. 

Today we continue with our interview with Bernhard Weigl.

 
Bernhard Weigl als Oberschreiber und ich selbst als Schreiber auf einer Veranstaltung in Burgtreswitz. - Bernhard Weigl as the chief secretary and myself as a secretary at one of the events in Burgtreswitz. 


Wie ich als Amtmann auf unseren Anno Domini-Veranstaltungen hast Du in Burgtreswitz ja auch eine Art Beamten - korrigiere mich bitte, wenn ich das falsch bezeichnet habe - dargestellt. Woher kommt Deine Rollenwahl? Ich selber kann meine Spielszenen aus der Figur dem Amtmannes heraus gewissermaßen moderieren. Wie sieht es bei Deinen Rollen aus? Steht da Dein Interesse an der Strafverfolgung und dem Räuberthema im Hintergrund?

B. Weigl: Das kleine Burgtreswitz war Sitz des sogenannten Pflegers, der gleichzeitig auch Landrichter war. Ich selbst schlüpfte bei den Veranstaltungen (Darstellung um 1760) in die Rolle des Oberschreibers. Der kam rangmäßig tatsächlich direkt hinter dem Pfleger. Da gibt es bezüglich der Gerichtsbarkeit in Bayern tatsächlich immer wieder interessante Details. Z.B. war es um 1750 noch Brauch, dass bei Todesurteilen symbolisch ein Stab gebrochen wurde. In Burgtreswitz gab es einen Streit zwischen Pfleger und Gerichtsschreiber, wer diesen Stab tatsächlich brechen durfte oder musste. Daraufhin befragte die Regierung die verschiedensten Ämter wie dort jeweils dieser Umstand gehandhabt wurde. Als sich herausstellte, das dies überall anders war und man den Brauch sowieso für äußerst rückständig hielt, schuf man ihn ab. Wenn man das aus der Rolle des Gerichtsschreibers heraus vortragen kann, dann lässt sich das natürlich auch sehr lebendig und spannend vermitteln.

Like me as a bailiff at our Anno Domini events, you also portrayed a kind of civil servant in Burgtreswitz - please correct me if I used the wrong word. Where does your choice of role come from? I myself can, to a certain extent, moderate my game scenes from the character of the bailiff. What about your roles? Is there your interest in criminal prosecution and the robber issue in the background?

B. Weigl: The small Burgtreswitz was the seat of the so-called caregiver, who was also a judge at the same time. I myself slipped into the role of chief clerk at the events (depicted around 1760). In terms of rank, he actually came directly behind the nurse. There are actually always interesting details about the jurisdiction in Bavaria. For example, around 1750 it was still customary for a staff to be symbolically broken when there was a death sentence. In Burgtreswitz there was a dispute between the nurse and the court clerk as to who was actually allowed or had to break this staff. The government then asked the various offices how this situation was handled there. When it turned out that this was different everywhere and the custom was considered extremely backward anyway, it was abolished. If you can present that from the role of court clerk, then of course it can also be conveyed in a very lively and exciting way.



Das Titelbild einer Rekonstruktion von Bernhard Weigl von Waldeck. - A picture from title of a reconstruction of Waldeck by Bernhard Weigl.

 
Außer Deiner Teilnahme in Wackershofen machst Du ja noch viel mehr in der Richtung Wissensvermittlung, sag ich jetzt mal. Kannst Du unseren Lesern erzählen wo Du sonst noch unterwegs bist? Vielleicht magst Du ja Werbung für Deine künftigen Veranstaltungen machen. 

B. Weigl: Glücklicherweise muss man sich nicht so festlegen, wenn man das einfach aus Spaß als Hobby ausübt. Momentan nimmt mich auch mein Beruf zeitlich sehr in Anspruch, so dass ich kaum dazu komme, selbst Veranstaltungen für das 18. Jahrhundert zu organisieren. Ein Vortrag hier oder dort, das geht dann schon noch. Unter anderem schreibe ich aber auch immer wieder historische Aufsätze oder auch Kurzgeschichten. Geschichte ist sehr vielfältig. Ich habe auch verschiedene Rekonstruktionen erstellt. Sowohl real anzufassende, wie meine Sänfte des 18. Jahrhunderts oder auch meine Draisine (Modell 1817) [1], als auch welche, die man online ansehen kann (z.B. auf Youtube). Sie Sänfte stand vor einigen Jahren auch schon als Leihgabe für eine Ausstellung im Schlosshof in Dresden.
Hier einige Beispiele meiner 3D-Rekonstruktionsvorschläge. U.a. für verschiedene Festungen und Burgen: [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8].

Apart from your participation in Wackershofen, you do a lot more in the direction of knowledge transfer, I'll tell you now. Can you tell our readers where else you are traveling? Perhaps you would like to advertise your future events.

B. Weigl: Luckily you don't have to commit yourself that way if you just do it as a hobby for fun. At the moment my job is also taking up a lot of my time, so I hardly get to organize events for the 18th century myself. A lecture here or there, that's fine. Among other things, I also write historical essays and short stories from time to time. History is very diverse. I also made various reconstructions. Both real ones that can be touched, such as my 18th century sedan chair or my handcar (model 1817) [1], as well as some that can be viewed online (e.g. on Youtube). A few years ago, the sedan chair was on loan for an exhibition in the castle courtyard in Dresden.
Here are some examples of my 3D reconstruction proposals. Among other things for various fortresses and castles [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8].


Eines von Bernhards Projekten ist diese Sänfte, die auch auf Veranstaltungen zum Einsatz kommt. Hier auf dem Foto wurde sie in der Dresdner Residenz ausgestellt. - One of Bernhard's projects is this sedan chair, which is in action on events too. Here on the photo you can see it presented in the residence at Dresden.