Mittwoch, 16. Februar 2022

Umfrage und Aussichten - Look into the future and voting

Wir haben ja in den letzten Jahren etwas motiviert durch unsere Veranstaltung "Anno Domini 1743 - Freud und Leid" [1] uns ein bisschen neben dem Präsentieren der Rechercheergebnisse für unsere Veranstaltungen auch auf den Österreichen Erbfolgekrieg fokussiert. Unsere Beiträge zur Schlacht bei Simbach [2] und zum Gefecht bei Grimbergen [3] gehören zu den meistgelesenen Artikeln unseres Blogs. Das freut uns nicht nur durch die Arbeit, die wir da hinein gesteckt haben, sondern weil nach wievor der Konflikt in der Öffentlichkeit wenig bis keine Beachtung findet oder nicht selten vollkommen verzerrt dargestellt wird [4]. Mit der Schlacht bei Lauffeldt fand dann 1747 die letzte große offene Feldschlacht des Krieges in Flandern statt und diese werden wir auch wieder auf unserem Blog vorstellen. 

In recent years we have been somewhat motivated by our event "Anno Domini 1743 - Freud und Leid" [1], in addition to presenting the research results for our events, we have also focused a little on the War of the Austrian Succession. Our posts on the Battle of Simbach [2] and the Battle of Grimbergen [3] are among the most read articles on our blog. We are not only pleased about the work that we have put into it, but also because the conflict still receives little or no public attention or is often presented in a completely distorted manner [4]. With the Battle of Lauffeldt in 1747, the last major open battle of the war in Flanders took place and we will present this again on our blog.

Ein Bild der Schlacht von Camposanto auf unserem Tisch, 1743 - A picture of the battle of Campo Santo in 1743 on our table. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

Da wir nicht unbegrenzt Zeit für Recherchen in dem Thema haben und andere Formate wie etwa unsere wohl auch noch fortgesetzten Gespräche auf Youtube ein bisschen Arbeit erfordern [5], würde ich gerne etwas anpeilen, ob wir uns in den nächsten Jahren einem anderen Thema zuwenden wollen. Es gäbe ja die Option im 280-Jahre Abstand nochmals den Österreichischen Erbfolgekrieg zu beleuchten. Im Falle der Belagerung von Freiburg, 1744, haben wir vor einer Weile noch eine weitere Schanze angeschaut, die gegenüber der Franzosenschanze [6] an den Hängen des Rosskopfes liegt. 

Andererseits jährt sich im nächsten Jahr auch zum 290. Mal der Ausbruch des Polnischen Thronfolgekrieges. Dieser Krieg wird auch gern ignoriert, etwa mit so steilen Thesen wie der, dass Friedrich Wilhelm I. in Preußen keine Kriege geführt habe [7]. Wenn auch leider nicht mit ebenso gutem Kartenmaterial ausgestattet, liegt uns doch eine recht brauchbare ältere Publikation zu dem Thema vor, welche auch den Feldzug in Italien vollständig behandelt [8]. Zum einen habe ich mich mit dem Krieg schon beschäftigt indem ich ein paar Szenarien kreiert habe. Zum anderen ist er auch von daher naheliegend, da 1734/35 das Gebiet von Schwäbisch Hall Durchmarschgebiet der kaiserlichen Truppen wurde. Besonders das Lager von Heilbronn ist nicht nur durch Gudenus [9] recht gut dokumentiert. Mit der Festung Kehl liegt sogar ein Schlachtfeld des Krieges ziemlich direkt vor unserer Haustür. 

Eine der größten Schlachten des 18.Jh. in Norditalien: die Schlacht bei Guastalla 1734. - One of the largest battles of the 18th century in Northern Italy: the battle of Guastalla in 1734. (Foto: Cecilia Hanselmann, 2020)

Ein Blick auf die heran marschierenden Österreicher in der Schlacht bei Guastalla. Ein spannender Angriff auf den linken verbündeten Flügel steht bevor. - A view on the approaching Austrians in the battle of Guastalla. A very exciting attack on the left allied wing is coming. (Foto: Cecilia Hanselmann, 2020)


Since we do not have unlimited time for research on the subject and other formats such as our ongoing discussions on YouTube require a bit of work [5], I would like to consider whether we want to turn our attention to a different topic in the next few years . There would be the option to shed light on the War of the Austrian Succession again 280 years later. In the case of the siege of Freiburg in 1744, we looked at another redoubt a while ago, which is opposite the Franzosenschanze [6] on the slopes of the Rosskopf.

On the other hand, next year will also mark the 290th anniversary of the outbreak of the War of the Polish Succession. This war is also gladly ignored, for example with such bold theses as that Friedrich Wilhelm I did not wage any wars in Prussia [7]. Although unfortunately not equipped with maps that are as good, we have a very useful older publication on the subject, which also covers the campaign in Italy in full [8]. For one thing, I've already dealt with the war by creating a few scenarios. On the other hand, it is also obvious because in 1734/35 the area of ​​Schwäbisch Hall became a transit area for imperial troops. The Heilbronn camp in particular is not only well documented by Gudenus [9]. With the Kehl fortress, there is even a battlefield of the war right on our doorstep.

Ein Bild meines Szenarios der Schlacht bei Quistello, 1734. - A picture of my scenario of the battle of Quistello in 1734. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

Ich freue mich auf eure Meinung, egal ob hier in den Kommentaren oder auf anderem Wege. Soll ich mich ab nächstem Jahr hier lieber mit dem Polnischen Thronfolgekrieg oder wieder mit dem Österreichischen Erbfolgekrieg beschäftigen? Was interessiert euch eher?

I look forward to your opinion, whether here in the comments or in other ways. Should I focus on the War of the Polish Succession or the War of the Austrian Succession next year? What are you more interested in?

Text: André Hanselmann

Fotos: Cecilia & André Hanselmann

Avertissement:

Wir möchten euch darauf hinweisen, dass es schön wäre, wenn unsere lieben Leser das Freilandmuseum Wackershofen unterstützen würden, welches durch die Corona-Lage zahlreiche Veranstaltungen absagen oder gar das Museum geschlossen lassen musste/muss. Hier ein Link zur Homepage des Museums: https://www.wackershofen.de/

We want to inform our dear readers, that we would be happy if you would support the open-air-museum Wackershofen which had/has a lot of problems due to the current Corona-crisis because the museum had/has to close and cancel many events. Here is a link to the museumhttps://www.wackershofen.de/


Verweise / Notes:

1) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2018/08/anno-domini-1743-freud-und-leid-teil-1.html 

2) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2017/09/ein-besuch-des-schlachtfelds-von.html

3) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2020/08/the-combat-at-grimbergen-on-august-23rd.html 

4) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2020/02/maria-theresia-2019-rezeption-review.html 

5) https://www.youtube.com/watch?v=nxOVtiC-U0o&t=6240s 

6) https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2020/12/die-franzosenschanze-in-freiburg-french.html

7) Er wird aber auch in der oben bereits angedeuteten "Maria Theresia"-Verfilmung als Hintergrund der Vermählung von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen unterschlagen.

8) (Hrsg.) Kriegsgeschichtliche Abteilung des k.u.k. Kriegsarchivs: "Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen" hier: Raimund Gerba: "Polnischer Thronfolgekrieg - Feldzug 1733 und 1734" XIX. Band, Verlag des k.u.k. Generalstabes, Wien, 1891

9) Dr. Hans Bleckwenn: "Reiter, Husaren und Grenadiere - Die Uniformen der Kaiserlichen Armee am Rhein 1734 ..." Harenberg Kommunikation, Dortmund, 1979

Dienstag, 1. Februar 2022

Schwäbisch Hall 1622

Wenn alles gut geht, werden wir dieses Jahr endlich wieder eine Landleben-Veranstaltung in Wackershofen haben. Wie dem auch sei sind die 1620er eine sehr facettenreiche Zeit gerade für die Region im Hällischen. Natürlich hatte der Kriegsverlauf einen ganz ganz großen Einfluss auf das Leben der Menschen. Der Krieg wurde immer wieder von außen befeuert. Im April 1622 meldete eine Zeitung beispielsweise aus Den Haag, dass für 3.000 Mann Rüstungen und "Gewähr" sowie 400 Zentner Pulver nebst Lunten an Herzog Christian von Braunschweig, den man später den "tollen Halberstädter" nennen sollte, geliefert worden sind, während der "Winterkönig" mit vielem Geld über Frankreich in die Pfalz reiste [1]. Der Krieg verlagerte sich seit 1621 von Böhmen in die Kurpfalz. Deswegen marschierten Truppen beider Seiten 1621/22 durch Schwaben. 

Die Einquartierungen belasteten die Landleute enorm und viele verschuldeten sich erheblich [2]. Die Rat von Hall versuchte dieser Entwicklung entgegen zu wirken indem er im ganzen Dreißigjährigen Krieg Abgaben der Bürger und Untertanen, welche über die offiziellen Kontributionen hinaus gingen zu verbieten. Daneben wurde ein Offizier als "Rittmeister von Haus" namens Georg Rauchhaubt aus Untermünkheim in die Dienste genommen, um gegen die Plünderungen und Disziplinlosigkeit vorzugehen. Rauchhaubt sollte die fremden Offiziere ausfragen und darauf einwirken, dass die Truppen bei den Durchzügen rasch weiter marschierten [3]. Ein Beispiel wie ein solches Aushören funktionieren sollte haben wir aus dem Dorf Bibersfeld, wo im August 1622 für mehrere Tage Truppen unbekannter Herkunft lagen. Ein Haller Bürger Johannes Sutorius berichtete von dort an den Stättmeister Wetzel, wann diese Truppen und wohin sie abmarschieren würden. Um genauer Bescheid zu wissen, hatte Sutorius den Obrist Quartiermeister der lagernden Soldaten ausgefragt [4].

Ein Blick von der Katharinen-Vorstand zur Altstadt mit der Stadtkirche St. Michael und dem Neubau genannten Zeughaus, wo im 17.Jh. zahlreiche Waffen lagerten. - A view from the Katharinen-suburb towards the old town with the St. Michael's church and the arsenal so called "Neubau" (new building) where the weapons were stored during the 17th century.  (Foto: André Hanselmann, Dez. 2021)

If all goes well, we will finally have another country life event in Wackershofen this year. Be that as it may, the 1620s are a very multifaceted time, especially for the region of Hall. Of course, the course of the war had a very, very big influence on people's lives. The war was always fueled from outside. In April 1622, for example, a newspaper from The Hague reported that armaments and "warranties" as well as 400 quintals of powder and fuses had been delivered to Duke Christian von Braunschweig, who would later be called the "great Halberstadt", for 3,000 men, during the " Winter King" traveled with a lot of money via France to the Palatinate [1]. Since 1621 the war shifted from Bohemia to the Electoral Palatinate. Therefore troops from both sides marched through Swabia in 1621/22.

The billeting put an enormous strain on the country folk and many got into debt considerably [2]. The council of Hall tried to counteract this development by prohibiting taxes from citizens and subjects that went beyond the official contributions throughout the Thirty Years' War. In addition, an officer named Rauchhaubt from Untermünkheim was taken into service as "Rittmeister von Haus" (captain of horse of the house) in order to take action against the looting and indiscipline. Rauchhaubt was supposed to question the foreign officers and ensure that the troops marched on quickly as they passed through [3]. We have an example of how such an eavesdropping should work from the village of Bibersfeld, where troops of unknown origin lay for several days in August 1622. From there, a resident of Hall, Johannes Sutorius, reported to the "Stättmeister" (mayor) Wetzel when these troops would march and where they would march. In order to know more precisely, Sutorius had asked the colonel quartermaster of the encamped soldiers [4].


Der Neubau aus etwa der gleichen Perspektive auf einem Gemälde der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. / A view on the "Neubau" from the same perspective but on a painting from the first halve of the 17th century. (Foto: André Hanselmann)


Wenn wir erfahren, dass Rauchhaubt über Musterungsplätze dem Rat berichten sollte, dann sollten wir nicht unerwähnt lassen, dass zahlreiche Haller selber in Kriegsdienste gingen. Der Zeugmacher Kasper Engel (1601-1672) dürfte, berücksichtigt man seine Lebensdaten, um 1622 in ein Heer eingetreten sein. Denn er "geriet gezwungenermaßen in Kriegsdienste" als er auf Wanderschaft gehen wollte. Der Sieder David Bühl (1593-1662) dürfte sich wohl am Beginn des Krieges den Truppen angeschlossen haben. Es heißt nämlich, er sei anderthalb Jahre lang unter dem Mansfelder in Diensten gewesen sein. Es ist immer wieder faszinierend wenn Söldner wie der berühmte Peter Hagendorf [5] praktisch den ganzen Krieg mitmachten, also zahlreiche Schlachten und Seuchen im Feld überlebt haben müssen. Ein Peter Laidig (1598-1658) hat "bei 30 Jahren in Deutschland und den Niederlanden sowie auf See" "redlich bedient" [6].  

Die Motivation Soldat zu werden war immer wieder eine fragwürdige. Der aus Schmalkalden stammende Wendel Kohl hatte eine gewisse Anna Clemen geschwängert und ließ sie am 26. März 1622 sitzen, als er sie heiraten sollte und suchte sein Heil in der Flucht in Kriegsdienste [7]. 

Eine Hellebarde aus dem 17. Jahrhundert. Museum für Stadtgeschichte in Breisach. - A halberd from the 17th century. Museum of the town's history in Breisach. (Foto: André Hanselmann)

 

When we find out that Rauchhaubt was supposed to report to the council about recruiting places, we should not fail to mention that many Hallers went into military service themselves. The clothing maker Kasper Engel (1601-1672), if one takes into account his life dates, probably entered a gentleman around 1622. Because he "was forced into military service" when he wanted to go on a journey. Settler David Bühl (1593-1662) is likely to join the troops at the beginning of the war. It is said that he was in the service of Mansfeld for a year and a half. It is always fascinating when mercenaries like the famous Peter Hagendorf [5] took part in practically the whole war, so they must have survived numerous battles and epidemics in the field. A Peter Laidig (1598-1658) "served" honestly "for 30 years in Germany and the Netherlands as well as at sea" [6].