Sonntag, 26. April 2020

Wie geht es weiter mit dem Blog? – How the blog will continue? Fontenoy? 1620?


Nachdem bereits die Landleben 1620-Veranstaltung vom Freilandmuseum abgesagt worden ist, haben wir nun auch die Bestätigung erhalten, dass auch unsere Anno Domini-Jubiläumsveranstaltung im August ersatzlos entfällt. Die erzwungenermaßen erfolgten Ausfälle der Veranstaltungen bringen das Freilandmuseum Wackershofen natürlich in Schwierigkeiten, weshalb wir unsere Leser folgenden Aufruf nahelegen wollen: https://www.wackershofen.de/freilandmuseum-in-not/


After canceling our „Landleben 1620“-event, we received the acknowledgement, that our Anno Domini-anniversary event in August is deleted without replacement too. The forced omissions of the events naturally bring many difficulties for the open air museum Wackershofen. That’s why we want to suggest to you the following call: https://www.wackershofen.de/freilandmuseum-in-not/


Wozu dann aber unser Anno Domini-Blog, wenn wir keine Veranstaltungen in absehbarer Zeit zu erwarten haben?

Es geht selbstredend darum das Museum weiter zu bewerben.

Wir werden voraussichtlich in den nächsten Monaten die Interviewreihe fortsetzen.

Außerdem gibt es dann Artikel zu speziellen historischen Jubiläen, wenn diese in den zeitlichen Rahmen unserer Veranstaltungen passen. Das betrifft zum Beispiel die Schlacht bei Fontenoy.

Ein Bild unseres Spiels vor ein paar Jahren mit Sam Mustafa's Fontenoy-Szenario - A Picture of our game some years ago, using Sam Mustafa's Fontenoy Scenario (Foto: Cecilia Hanselmann)



Why we should continue the Anno Domini-blog, when we have not to expect events in a foreseeable amount of time?

It’s about promotion for the museum.

We will continue most possibly our series of interviews.

Besides we will offer postings about historical anniversaries if they are falling into the timeframe of our events. That includes for example the battle of Fontenoy.



Wir sind an unserem Ziel, einer Burgruine nahe Waldkirch angekommen - we have arrived at our destination, a ruined Castle near Waldkirch. (Foto: Anna-Amalia Hanselmann)
 
Man kann fleißig sein - one can be diligent (Foto: André Hanselmann)


Übrigens haben wir am 19. April sozusagen als persönlichen Ausgleich für den Wegfall der Landleben 1620 Veranstaltung einen kleinen Ausflug unternommen. Entsprechend den Vorschriften in Baden-Württemberg in Zeiten der Corona-Krise nur unsere Familie im Wald und im angemessenen Abstand zu anderen Wanderern.

Im 17. Jahrhundert gab es vielerlei Ursachen als Landleute unterwegs zu sein. Natürlich waren immer Leute auf dem Weg zwischen dem Dorf und dem städtischen Markt. Andere mussten im Zuge kriegerischer Ereignisse aus ihren Wohnstätten fliehen oder wurden aus religiösen Motiven verfolgt. Man denke etwa an das Los der protestantischen Untertanen Ferdinand II., als dieser in Kärnten und der Steiermark die Herrschaft antrat.


Freitag, 10. April 2020

Die Österreichische Armee 1744 – The Austrian army in 1744


Was liegt näher als sich mit der österreichischen Armee zu beschäftigen? Ich begegnete ihr schon auf den Schlachtfeldern von Simbach[1], Übrigshausen[2], Freiburg[3] und Breisach[4]. Für Veranstaltungen habe ich mich zwangsläufig mit ihr beschäftigt und bei Szenarien für Honours of War[5] kommt man nicht um die österreichische Armee herum. Vielmehr stößt man dadurch zwangsläufig auf einiges charakteristisches.

Das offensichtliche Problem ist der Zeitschnitt. Dazu gleich mehr.


What is more likely than to occupy yourself with the Austrian army? I met her on the battlefields of Simbach[1], Übrigshausen[2], Freiburg[3] and Breisach[4]. I had researched about her for events and for scenarios for Honours of War[5]. By creating these scenarios you bump into some characteristics of the army.

The most obvious problem however is the time frame. But more about it later.


Eine österreichische Armee für Honours of War - an Austrian army for Honours of War (Foto: André Hanselmann).



Eine Armee der Spekulationen.

Es ist seltsam. Hier in Freiburg war über lange Zeit eine Garnison – vor und nach der Belagerung von 1744. Zahlreiche bauliche Zeugnisse der vorderösterreichischen Zeit haben damit zu tun. Die Karlskaserne steht noch zum Teil[6]. Ein Torbogen eines weiteren Kasernenbaus des 18. Jahrhunderts findet sich heute auf dem Spielplatz am Augustinermuseum. Ganz augenfällig ist aber die Alte Wache am Freiburger Münster.


An army of speculations.

It’s odd. Here in Freiburg was a garrison for a long time – before and after the siege of 1744. Many structural testimonies of the Further Austria period are connected to this aspect. The Karlskaserne still exists partially[6]. An archway of one more barracks’ building from the 18th century is still situated today on the playground next to the Augustinermuseum. The Alte Wache (old guardhouse) near the Freiburg Münster is eye-catching.


Die Alte Wache in Freiburg, errichtet 1773, heute - the "Alte Wache" at Freiburg built up in 1773 today (Foto: André Hanselmann, 2020).



Gelangweilte „Pfeiffer“ und Trommler der hiesigen Garnison haben sich während des ganzen 18. Jahrhunderts direkt daneben verewigt. Sie haben mit Säbeln ihre Namen und Kanönchen in den Sandstein der Münsterfassade geritzt.


Bored „Pfeiffer“ (pipers) and drummers of the town’s garission perpetuated themselves during the whole 18th century nearby. They had scratched their names and small canons in the sandstone of the façade of the Münster.


Zeugnis eines Tambours am Münster - testimony of a drummer (Tam for Tambour) at the Münster (Foto: André Hanselmann, 2020).




 

Eine besonders frühe Inschrift an dieser Stelle von 1713 - an early inscription at this site from 1713 (Foto: André Hanselmann, 2020).





Und all die Kanönchen - and all those small Canons (Foto: André Hanselmann, 2020).








Die Zahl der infrage kommenden Regimenter dieser Tambours ist schon beachtlich. 1714 bis 1800 lag das Infanterieregiment Nr. 12 in der Stadt. Das IR 45 hatte den schwäbischen Werbebezirk und ab 1713 war es in Freiburg. Für den Österreichischen Erbfolgekrieg ebenfalls interessant: Regiment 40, 45 und 49 waren 1740, also bei Kriegsausbruch, mit je einer Kompanie in Philippsburg und der Rest zur Hälfte jeweils in Breisach und Freiburg stationiert. Nur um ein paar Beispiele zu nennen[7].

Aber zeitgenössische Abbildungen dieser Truppen in Freiburger Museen? Nix zu finden.


The number of possible regiments of these drummers is remarkable. From 1714 to 1800 the infantry regiment 12 was in the town. The IR 45 had the Swabian recruiting district and was in Freiburg since 1713. It’s interesting regarding the war of the Austrian succession, that regiments 40, 45 and 49 were with one company at Philippsburg in 1740, when the war commenced, and the rest was split up – one halve in Breisach and the other in Freiburg. Only to mention some examples[7].

But can we see contemporary pictures of these troops in the museums of Freiburg? No, nothing to be found.


Was die Taktik und Organisation angeht, stütze ich mich vorzugsweise auf das österreichische Standardwerk, Band 1[8].

Schwieriger wird es bei den Uniformen. Von beispielsweise der deutschen Übersetzung von Haythornthwaites Osprey-Bänden zur österreichischen Armee[9] halte ich wenig. Teils wegen der mangelhaften bis unbrauchbaren Übersetzung, teils weil sich der Autor offenkundig vorzugsweise auf historistische Illustrationen (v.a. Ottenfeld) als Quelle stützt. Da bevorzuge ich doch die Bilder von Gudenus und David Morier. Gudenus ausgezeichnete Tafeln sind immer noch antiquarisch verfügbar, zeigen aber die österreichischen Truppen unter Prinz Eugen 1734 im Lager von Heilbronn[10]. Moriers Bilder findet man zum Teil in Farbe auf der Homepage der Royal Collection[11]. Doch zeigen Moriers Gemälde die Armee in den Niederlanden 1748[12]. Vor allem bei den ungarischen Regimentern, Legionen genannt, war das Erscheinungsbild 1743 bis 1745 noch ein völlig anderes. Gerade für Prinz Karl von Lothringens Feldzug im Elsass 1744 spielten sie wie Forgàchs Regiment bei Weißenburg eine herausragende Rolle. So muss man viel zwischen beiden Quellen „interpolieren“ wie der Vermesser sagen würde. Oder man nutzt eher unbekanntere Abbildungen wie das schöne Gemälde auf der Veste Oberhaus in Passau[13].


Regarding the tactic and organization, I’m relying on the first volume of the Austrian standard work[8].

The uniforms are more difficult. For example I think little of the German translation of Haythornthwaite’s Osprey volumes about the Austrian army[9]. That’s partly because of the defective up to useless translation, partly because the author relies obviously preferably on illustrations from the period of historicism (mainly by Ottenfeld) as his source. I prefer the contemporary pictures by Gudenus and David Morier. Copies of Gudenus’ excellent panels are still available on the secondhand in Bleckwenn’s book. However they show the prince Eugen’s Austrian troops during the camp at Heilbronn in 1734[10]. Morier’s paintings you may find partly in colour on the homepage of the Royal Collection[11]. But Morier’s tableaus show the army in the Low Countries in 1748[12]. Especially the Hungarian regiments, named legions, the appearance was very different from 1743 to 1745. They had a special importance for prince Charles of Lorrain’s campaign in the Alsace in 1744 – for example the regiment Forgàch at Weißenburg had an outstanding role. Therefor you have much to interpolate as the surveyor would call it. Or you may use more unknown pictures like the very nice painting at the Oberhaus fortress in Passau[13].   


Figuren für eine Tabletop Armee sind entsprechend problematisch im Maßstab 1/72. Ich wüsste beispielsweise keinen Hersteller für frühe ungarische Infanterie. Die Produzenten Revell und HäT hatten sich für den Siebenjährigen Krieg entschieden. Der Uniformschnitt weicht zu dem von 1741-47 erheblich ab, vor allem wenn man sich auf Gudenus stützt, teilweise aber auch zu Morier. Viele Infanterieregimenter waren noch ohne Rabatten. Es gab noch eigentümlich preußisch anmutende Aufschlagformen wie 1734 bei Merulli. Zum Teil muss man darüber hinwegsehen. Teils habe ich aber auch die Miniaturen für meine Einheiten erheblich verändert, manchmal auch mit Greenstuff bearbeitet. Die Bandbreite der von mir verwendeten Hersteller ist enorm: Germania, Revell, HäT, Zvezda, Orion, Art-Miniaturen, Strelets. Bevorzugt benutze ich Plastikfiguren. Ungern klebe ich Gliedmaßen an. Manche Hersteller produzieren wunderschön detaillierte Miniaturen, die aber fürs Tabletop, wo man sie immer wieder anfasst, nicht zu gebrauchen sind. Passende Artillerie stellt keiner dieser Hersteller her, nur Geschütze nach dem System Liechtensteins.


Figures for wargaming armies are problematic for the 1/72 scale. For example I don’t know a manufacturer for early Hungarian infantry. The producers Revell and HäT clearly had decided for the seven years’ war. The cut of the uniforms from 1741-1747 is very different; especially if you use Gudenus as your primary source, but even if you are using Morier. Many of the infantry regiments didn’t had facings. There were still strange and Prussian like cuffs in 1734 as the Merulli regiment had them. Partly you have to ignore these aspects. Partly I changed the appearance of the miniatures using green stuff. The number of manufactures I used is fairly spectacular: Germania, Revell, HäT, Zvezda, Orion, Art-Miniaturen. I prefer plastic figures. I glue limbs, weapons and arms reluctantly on the figures. Some manufacturers produce very nicely detailed miniatures, which are useless for the wargaming, because you touch them too often while gaming. No manufacturer offers suitable artillery – only Liechtenstein’s system.


Alles von der Seite der Grenadiere - everything from a different angle (Foto: André Hanselmann).



Die österreichische Armee ist durch den Facettenreichtum an Truppen von den wild anmutenden Parteigängern Franz von der Trencks bis hin zu den geachteten Kürassieren und Grenadieren geprägt. Der zeitgenössische Ruf der österreichischen Armee war gut und noch Dr. Bleckwenn attestierte für „die ganze Armee“ sie habe sich 1740 bis 1748 „geradezu glänzend und erfolgreich“ für Maria Theresia geschlagen[14]. Die Österreicher vermochten auch ohne tiefgreifende Reformen in den 1740ern wiederholt vor allem die französischen und spanischen Armeen teilweise überraschend deutlich zu schlagen (Piacenca 1746). Der Feldzug im Elsass ist ein klares Zeugnis der taktischen Überlegenheit eines Traun gegenüber Coigny auf der einen und der Schlagkraft der österreichischen Truppen gegenüber den französischen auf der anderen Seite.


The Austrian army is shaped by the richness of facets from wildly appearing light troops under Franz of Trenck up to the widely respected cuirassiers and grenadiers. The contemporary reputation of the Austrian army was well and even Dr. Bleckwenn attested for the “whole army”, that the army fought “virtually well and successful” for Maria Theresia[14]. The Austrians were able to beat especially French and Spanish armies surprisingly clearly (Piacenca 1746 for example) repeated during the 1740s even without reforms. The campaign in the Alsace is a good testimony of the tactical superiority of Trau over Coigny on one side and the striking power of the Austrian troops over the French on the other side.


Bei der Zusammenstellung meiner Tabletop-Armee habe ich versucht alle Bestandteile des österreichischen Heeres wider zu spiegeln. Bei dem Generalstab habe ich mich an Porträts orientiert, die ich im Internet, vor allem auf der Homepage kuk-wehrmacht[15], gesehen hatte. Das Problem bei vielen Porträts ist eine fehlende exakte Datierung. Eigentlich hat sich eine dezidierte Generalsuniform in der österreichischen Armee erst nach dem Krieg etabliert. Zuvor trugen Generäle oft, was sie wollten oder die Uniform des Regiments, dessen Inhaber sie waren. In Schlachtbeschreibungen etwa der Schlacht bei Simbach tauchen auch bisweilen Obristen wie Graf Thürheim als wichtige Befehlshaber in Schlüsselrollen auf[16]. In Ordres de Bataille findet man Namen der Befehlshaber und kann so ihre Porträts suchen. Es wäre hier auch naheliegend ein bisschen die internationale Diversität innerhalb der habsburgischen Armee widerzuspiegeln - etwa den hohen Anteil von Italienern noch in dieser Zeit[17].


I tried to reflect all those components of the Austrian army, when I was building up my wargaming army. Regarding the staff I orientated myself using portraits from the internet, especially from the kuk-wehrmacht Homepage[15]. The absent dating of many portraits is a real problem. Actually a real general’s uniform was established just after that war. Before the generals had what they preferred or the uniform of their own regiment. In descriptions of some battles colonels (Obrist) appear as commanders in key roles like count Thürheim at Simbach[16]. You may find the names of the leaders in the orders of battle and may search than for portraits. It would be obvious to reflect the international diversity within the Habsburg army – for example the high percentage of Italians during this period[17].





Meine Oberkommandierenden - my commanders (Foto: André Hanselmann)