Sonntag, 11. August 2024

Die französische Armee des Österr. Erbfolgekrieges - The French army of the WAS P. 1

 Ähnlich wie in meinen Beiträgen zur piemontesischen [1], britischen [2] und österreichischen Armee [3] der für uns besonders interessanten Epoche, will ich auch anhand meiner Figuren die französische Armee vorstellen. Die französische Armee war die Größte im Polnischen und Österreichischen Thronfolgekrieg. Die Rolle Frankreichs spiegelt sich beispielsweise in Gandilhons Buchtitel "Fontenoy - France dominating Europe" [4] wider. Da die Armee besonders umfangreich und facettenreich ist, wird es diesmal mehrere Teile geben. Sie sollen auch dazu dienen zu erläutern, warum ich diese oder jene Bemalung und Gestaltung für die Basen meiner Kommandeure gewählt habe wie man sie in meinen Spielberichten erkennen kann [5].

Dies sind all meine Kommandeure, die ich bislang bemalt habe. Die einzelnen Figuren stehen auf einer 4x4 cm Base und die Oberkommandeure auf einer 4x6 Base. - These are all of my commanders which I painted already. The single figures on 4 x 4 cm bases and the Commanders in Chief on a 4 x 6 base. (Foto: André Hanselmann, 2024)

 

Similar to my articles on the Piedmontese [1], British [2] and Austrian armies [3] of the era that is particularly interesting for us, I also want to introduce the French army using my figures. The French army was the largest in the Wars of the Polish and Austrian Succession. The role of France is reflected, for example, in Gandilhon's book title "Fontenoy - France dominating Europe" [4]. Since the army is particularly extensive and diverse, there will be several parts for that topic. They should also serve to explain why I chose this or that painting and design for my commanders' bases, as you can see in my gaming reports [5].


Es ist recht schwierig selbst für einen so kurzen Zeitrahmen wie für die Armeen von 1734 [6] bis 1748 [7] zu entscheiden wie die Figuren aussehen sollen. Die zeitgenössischen Schrift- und Bildquellen zeigen bereits einen Wandel in den Uniformen, auch wenn zumindest gefühlt ein noch deutlicherer Wandel dann im Laufe des Siebenjährigen Krieges stattfand [8]. Was die Bekleidung der Generalität anbelangt ist eine besondere Zäsur im Jahre 1744 zu sehen, als die Ordonanz vom Februar eine Vereinheitlichung der Uniformierung vorsah [9]. Man findet dennoch noch später gewisse Abweichungen, vor allem wenn die Kommandeure die Uniform von einem eigenen Regiment trugen.

Meine neueste Base hat einen General mit einer schönen großen Perücke. Dass der General von zwei Mousquetaires de la Garde eingerahmt ist, wurde ein bisschen von einer Illustration in einem Buch von McNally inspiriert. - My newest base has a general with a huge nice whig. The general is accompanied by two Mousquetaires de la Garde which are inspired by an illustration in one of McNally's books. [10] (photo: A. Hanselmann, 2024)

 

It is quite difficult to decide what the figures should look like, even for such a short time frame as for the armies from 1734 [6] to 1748 [7]. The contemporary written and pictural sources already show a change in the uniforms, even if it was felt that an even more significant change took place in the course of the Seven Years' War [8]. As far as the clothing of the generals is concerned, a particular turning point occurred in 1744, when the February Ordinance stipulated a standardization of uniforms [9]. Nevertheless, certain deviations can still be found later, especially when the commanders wore the uniform of their own regiment.

 

Aus der Zeit davor orientiere ich mich vor allem an Porträtgemälden, die auch danach sehr interessant sind, da sie gewisse persönliche Freiheiten der hochgestellten Persönlichkeiten vermitteln. Man muss bei Porträts immer wieder vorsichtig sein und differenzieren zwischen dem wie sich die dargestellten Befehlshaber der Nachwelt überliefert sehen wollten und wie sie wirklich gekleidet sein mochten. Man denke da beispielsweise an jemanden wie den polnischen Magnaten Stanislav Szczésny Potocki, der sich noch um 1790 zusammen mit seinen zeitgenössisch modisch gekleideten Kindern in voller Rüstung samt Helm hat von Johann Baptist Lampi dem Älteren malen lassen [11]. Natürlich begegnen wir einer ähnlichen Selbstinszenierung mit erstaunlich vielen Rüstungsteilen nicht nur Louis XV, dem König von Frankreich, sondern auch seinen Feldherren und deren Unterkommandeuren wie dem Maréchal de Broglie (1671-1745) [12]. Bei der Bewertung dieser Bilder muss man in Betracht ziehen, dass zahlreiche der Marschälle und Generäle vom Rang her Herzöge oder Fürsten - einige sogar aus dem Hause der Bourbonen selbst - waren. 

Das ist der Oberkommandierende, den ich als ersten bemalt habe. Er hat den Rang eines Lieutenant-Géneral. Dahinter ein Maréchal de Camp, den Tableschmock für mich bemalt hatte [13]. Der hellblau uniformierte Reiter dahinter soll Bercheny [14] darstellen. - That is the CinC which I painted first. He has the rank of Lieutenant-Géneral. Behind is a Maréchal de Camp - painted by Tableschmock [13]. The light blue uniformed rider behind should be Bercheny (14). (Foto: André Hanselmann, 2024)

 

Before that, I oriented myself primarily towards portrait paintings, which are still very interesting afterward because they convey certain personal freedoms of high-ranking personalities. You always have to be careful with portraits and differentiate between how the commanders portrayed wanted to be handed down to posterity and how they really wanted to be dressed. One thinks, for example, of someone like the Polish magnate Stanislav Szczésny Potocki, who had himself painted by Johann Baptist Lampi the Elder around 1790 together with his children, who were fashionably dressed in contemporary fashion, in full armor and helmet [11]. Of course, we encounter a similar self-dramatization with an astonishing number of pieces of armor not only for Louis XV, the King of France, but also for his generals and their subordinate commanders such as Maréchal de Broglie (1671-1745) [12]. When evaluating these images, one must take into account that many of the marshals and generals were dukes or princes in rank - some even from the House of Bourbon itself.

 

Man kann gewiss davon ausgehen, dass eine übermäßige Rüstung auf dem Schlachtfeld und insbesondere auf die Dauer des Feldzuges überaus hinderlich und unnütz gewesen wäre. Gewisse Rüstungsteile wie vor allem ein Brustharnisch wie man ihn bisweilen unter einem Rock getragen sieht, scheinen eher praktikabel, zumal sie auch bei der schweren Kavallerie Frankreichs noch üblich waren. Eine ähnlich glaubhafte Ausstattung sehen wir auf dem Ganzkörperporträt des späteren Maréchal de Clermont-Tonnerre (1688-1781) durch Joseph Averd [15]. Clermont-Tonnerre begegnet uns schon in den 1740ern immer wieder als Kommandeur besonders bedeutender Massen an Reiterei wie in der Schlacht bei Lauffeldt [16]. Auf dem Bildnis von Averd hat der Befehlshaber die für den Siebenjährigen Krieg typische Kleidung eines Schweren Kavalleristen mit Harnisch, was zu seiner Rolle als Reiterführer passen dürfte und ihn im Kampfgeschehen durchaus geschützt haben könnte. 

Einige Brigadiers in weißen, roten und blauen Uniformen zu Fuß. Diese können auch als Colonels dienen. Einer hat die Uniform des Regiments Auvergne und soll den Brigadier Duc de Duras darstellen. Der in Rot hat die Uniform des Regiments Dillon, einer in Blau die von Royal Suédois. - Some brigadiers in white, red and blue uniforms at foot. These can serve as colonels too. One of them has the uniform of the Auvergne-regiment and should represent the brigadier duc de Duras. The guy in red has the uniform of the Dillon-regiment and the one in blue is from the Royal Suédois regiment. (photo: A. Hanselmann, 2024)

 

One can certainly assume that excessive armor would have been extremely cumbersome and useless on the battlefield and especially over the duration of the campaign. Certain pieces of armor, especially a breastplate like one sometimes sees worn under a skirt, seem more practical, especially since they were also still common among the heavy cavalry of France. We see a similarly believable outfit in the full-length portrait of the later Maréchal de Clermont-Tonnerre (1688-1781) by Joseph Averd [15]. As early as the 1740s, we repeatedly encountered Clermont-Tonnerre as the commander of particularly important masses of cavalry, such as in the Battle of Lauffeldt [16]. In the portrait of Averd, the commander is wearing the clothing of a heavy cavalryman with armor, which is typical of the Seven Years' War, which probably fits his role as a cavalry leader and could well have protected him in battle.

Oberkommandierende von Links nach Rechts: Du Chayla (1685-1754) mit Infanterist vom Regiment Carillon, der sein Pferd hält; der Maréchal de Saxe mit Orden vom Weißen Adler und Gardist (Vordergrund); der Comte de Clermont (1709-1771) in einem roten Rock mit Grenadier à Cheval. - Commanders in Chief from left to right: Du Chayla (1685-1754) with infrantry soldier from the Carillon-regiment which is holding his horse; the Maréchal de Saxe with the medal of the White Eagle and a guard (foreground); the comte de Clermont (1709-1771) in a red coat with a Grénadier à Cheval. (photo: A. Hanselmann, 2024)

 

 


Eine Schwierigkeit bei der Darstellung von Kommandeuren des Polnischen und Österreichischen Erbfolgekrieges stellt dar, dass sich einfach aus dieser Zeit noch nicht soviele Abbildungen überliefert haben oder eventuell von den Akteuren niemals Gemälde entstanden sind. Eine unüberschätzbare Quelle für das Erscheinungsbild von Generälen und Offizieren um die Mitte des 18. Jahrhunderts im Alltag dürfte das beeindruckende Œuvre des Künstlers Louis Carrogis Carmontelle (1717-1806) darstellen, der schier unzählige wichtige Akteure des französischen Militärs mit einem unverkennbaren Realismus abgebildet hat. Leider haben sich nur wenige Originaluniformen von Generälen dieser Epoche erhalten. Die im Zeughaus Solothurn ausgestellte und ein wenig nach unseren Betrachtungszeitraum zu datierende Uniform eines Maréchal de Camp will ich daher dennoch nicht vorenthalten, da sie doch einen gewissen Eindruck der schlichten Eleganz der Kleidung eines nicht allzu hohen Generals liefert.

A difficulty in depicting commanders of the Wars of Polish and Austrian Succession is that there are simply not that many illustrations from this period that have come down to us, or perhaps no paintings were ever created by the actors. The impressive oeuvre of the artist Louis Carrogis Carmontelle (1717-1806), who depicted countless important players in the French military with an unmistakable realism, is likely to be an invaluable source for the everyday appearance of generals and officers around the middle of the 18th century. Unfortunately, only a few original uniforms of generals from this era have survived. I do not want to withhold the uniform of a Maréchal de Camp, which was exhibited in the Solothurn Armory and dates somewhat later than our period under consideration, as it does provide a certain impression of the simple elegance of the clothing of a not particularly high-ranking general.

 

Diese Uniform in Solothurn ist in das Jahr 1775 datiert, wirkt aber noch recht konservativ wie sich in den Details erkennen lässt. - This uniform in Solothurn is dated in the year 1775 and is looking conservative which is visible in the details [17]. (photo: C. Hanselmann, 2023)

Der Kragen ist noch sehr klein und die Verzierung darauf wiederholt den Stil an der Rockkante. Man beachte auch den guten Erhaltungszustand und die Schlaufen zur Befestigung eines Ordens. - The collar is still very small and the decoration is reflecting the style at the edge of the coat. Please note the very well condition of the uniform and the loops to hold a medal. (photo: C. Hanselmann, 2023)

Die Ärmel und Aufschläge sind noch recht weit. Man beachte die schönen Knöpfe. - The sleeves and cuffs are still relatively wide. Note the very nice buttons. (photo: C. Hanselmann, 2023)

Die Hose ist auch original erhalten mit den verzierten Kniebändern ebenso wie die beiden roten Westen. - The breeches are originaly preserved with nicely decorated knee bands as both of the red waistcoats. (photo: C. Hanselmann, 2023)

Sonntag, 4. August 2024

380 Jahre Schlacht bei Freiburg

Dieses Jahr jährt sich die Schlacht von Freiburg am 3./.5. August 1644 zum 380. Mal. Grund für uns auf dem Schlachtfeld des Ereignisses zu gedenken. Leider fand sich kein Bayer [1] ein. 

Ein erstes Bild vom Schlachtfeld. Militärischer wird es auch nicht mehr. (Foto: C. Hanselmann)


Wir waren auf dem am wenigsten überbauten Abschnitt des Schlachtfeldes auf dem sogenannten Bohl (siehe zeitgenössische Karte). Hier hatte die Schlacht am 3. August getobt und die Franzosen hatten unter hohen Verlusten unter dem Prince d'Enghien die bayerischen Stellungen erstürmt [2]. Bereits im vergangenen Jahr sind wir zu zweit auf dem Bohl gewesen [3] [4].

Zum Vergraben der toten Bayern hatten wir einen Spaten dabei. Wegen der Hitze trage ich die Schecke über dem Riemen des Ledersackes. Als Seitenwehr habe ich meine Bauernwehr. (Foto: C. Hanselmann)


Ich bin selber gespannt, ob ich nochmal an einem Jahrestag auf das Schlachtfeld gehen werde, das ja beinahe vor meiner Haustür liegt. Ich hoffe, euch gefallen die Impressionen vom Schlachtfeld. Derzeit bereiten wir uns auf die große Veranstaltung im Museum in Wackershofen vor zu der wir bereits viele Aspekte der Recherche hier veröffentlicht haben [5]. 

 

So schrecklich muss der Anblick eines Schlachtfeldes sein. (Foto: André Hanselmann)

Es wurde auch Karnöffel gespielt. (Foto: C. Hanselmann)

Es war sehr schwierig die modernen Rebstöcke und Verkehrsschilder an den Wirtschaftswegen nicht auf den Fotos zu haben. Zufrieden nach 2 Stunden auf dem Schlachtfeld gingen wir zurück ins Tal. Das Wetter war wunderbar - für den Hochsommer nicht allzu heiß und ein wenig windig, (Foto: A.-A. S. Hanselmann)

Und zuletzt noch das einzige Denkmal der Schlacht vom 3. August 1644 hier an dieser Stelle auf dem Bohl. (Foto: C. Hanselmann)



Text: André Hanselmann

Fotos: Cecilia Hanselmann, A.-A. S. Hanselmann, André Hanselmann


Notizen / Notes:

1) Das heißt Darsteller der bayerischen Truppen.

2) siehe hier: 

https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2021/03/schlacht-bei-freiburg-1644-t-3-battle.html

3) Ein Foto mit Daniel Klotz vom Dragonerregiment Wolf hier: 

https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/12/ruckblick-auf-die-saison-view-back-on.html#more

4) Mehr dazu im Interview mit Daniel Klotz: 

https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/05/historiker-von-nebenanhistorians.html

5) zum Beispiel hier: 

https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2024/01/schwabisch-hall-im-krieg-1734-in-war.html