Während die Franzosen in Deutschland auf Philippsburg vorstießen kam es auch in Italien zu ersten Entscheidungen. Die Eroberung des Königreichs Neapel haben wir bereits am Beispiel der Schlacht bei Bitonto behandelt [1]. Auf diplomatischer Ebene hatte bereits das Haus Habsburg eine erhebliche Schlappe hinnehmen müssen. Denn die Versuche König Carlo Emanuele III. (1701-1773) zu überzeugen indem man durch Feldmarschall W. P. von und zu Daun (1669-1741) 15.000 Mann Verstärkung im Falle eines französischen Angriffes heranführen könne, verfing nicht, da der Kaiser einfach nichts anzubieten hatte. Frankreich hingegen konnte Eroberungen in der Lombardei versprechen, da man damit Gebiete anbot, die Frankreich ohnehin nicht gehörten mit dem positiven Nebeneffekt, dass Sardinien-Piemont dadurch nicht das schwer zu verteidigende Nizza und der übrige westlich der Alpen gelegene Besitz halten musste [2]. Während Prinz Eugen meinte, dass der Vetter nicht wie sein Vorgänger die Seite wechseln würde, hatte aber der König von Sardinien-Piemont schon längst insgeheim am 7. September 1733 ein Bündnis mit Frankreich unterzeichnet [3]. Wie gut das Vorgehen Frankreichs von langer Hand geplant war, erkennt man daran, dass am selben Tag, dem 12. Oktober 1733, als durch französische Kräfte der Rhein überschritten wurde, auch durch die Franzosen das Königreich Sardinien-Piemont betreten wurde. Die für Italien vorgesehenen französischen Truppen beliefen sich auf 30.000 Mann Infanterie und 8.000 Mann Kavallerie [4]. Den verbündeten piemontesischen und französischen Truppen standen bei Beginn des Feldzuges weniger als 16.000 Mann Österreichs gegenüber [5]. Anfänglich wurden Mailand und Pavia von Feldmarschall von Daun aufgegeben, da beide Städte im Angesicht des Feindes wegen des schlechten Zustandes der Festungswerke nicht zu halten waren. Carlo Emanuele konnte sodann bereits im November als Herzog von Mailand in Pavia Einzug halten ehe der Feldzug ins Stocken geriet [6].
|
Die Anfangsaufstellung. Die bereits auf dem Tisch vorhandenen französischen Grenadiere und österr. Husaren haben nicht ins Bild gepasst. Nur die Umrisse des Schlosses sind angedeutet. - The initial deployment. We could not get the French grenadiers and Austrian hussars into the picture. The outlines of the castle are visible. (photo: Cecilia Hanselmann, 2024) |
While the French advanced on Philippsburg in Germany, the first decisions were also made in Italy. We have already discussed the conquest of the Kingdom of Naples using the example of the Battle of Bitonto [1]. At the diplomatic level, the House of Habsburg had already suffered a significant setback. Because the attempts of King Carlo Emanuele III. (1701-1773) by saying that Field Marshal W. P. von und zu Daun (1669-1741) could bring in 15,000 men reinforcements in the event of a French attack did not work because the emperor simply had nothing to offer. France, on the other hand, was able to promise conquests in Lombardy because it offered territory that did not belong to France anyway, with the positive side effect that Sardinia-Piedmont did not have to hold Nice, which was difficult to defend, and the rest of the possessions west of the Alps [2]. While Prince Eugene thought that his cousin would not change sides like his predecessor, the King of Sardinia-Piedmont had long since secretly signed an alliance with France on September 7, 1733 [3]. How well France's actions were planned long in advance can be seen from the fact that on the same day, October 12, 1733, when French forces crossed the Rhine, the French also entered the Kingdom of Sardinia-Piedmont. The French troops intended for Italy amounted to 30,000 infantry and 8,000 cavalry [4]. The allied Piedmontese and French troops initially faced fewer than 16,000 Austrian men [5]. Initially, Milan and Pavia were abandoned by Field Marshal von Daun because both cities could not be held in the face of the enemy due to the poor condition of the fortifications. Carlo Emanuele was then able to enter Pavia as Duke of Milan in November before the campaign stalled [6].
|
Eine Karte der Schlacht bei Colorno mit den Aktionen des 1. Juni 1734. Ich habe die Probleme der Österreicher der frühen Morgenstunden ignoriert. - A map for my HoW scenario focussed on the actions on June 1 1734. I have ignored the Austrian problems in early hours of the morning. (map copyright: André Hanselmann) |
Der Feldzug von 1734 erreichte mit der Schlacht bei Colorno einen ersten Höhepunkt. Zuvor hatte bereits Prinz Eugen angemerkt, dass man nachdem bis auf Mantua ein Großteil der Lombardei in die gegnerischen Hände gefallen war, eine größere Armee von etwa 60.000 Mann zur Verteidigung der Ansprüche auf Italien einsetzen müsse [7]. Immerhin konnte die österreichische Führung in Norditalien nun im Frühjahr 1734 über deutlich stärkere Kräfte als im Vorjahr. Auf französischer Seite hatte Maréchal de Villars (1651-1734) 83-jährig kurz vor der Schlacht am 27. Mai den Oberbefehl abgegeben. Der Lieutenant-Géneral de Coigny (1670-1759) übernahm dessen Posten. Derweil hatte Feldmarschall Claudius Florimund von Mercy (1666-1734) das Kommando über die Feldarmee in Stärke von immerhin ca. 38.000 Mann Infanterie und ca. 12.000 Mann Kavallerie starke Armee übernommen [8] - von der allerdings nach den Plänen des Kaisers weiterhin ein erheblicher Teil nach Neapel abgehen sollte [9]. Wie schon unter Daun spielte auch diesmal Herzog Friedrich Ludwig von Württemberg-Winnental (1690-1734) eine wichtige Rolle, auch weil er oftmals die Meinung seines Oberkommandierenden nicht teilte. Im Mai gelang den Österreichern das Überqueren des Pos, was allgemein von Kaiser Karl VI. und Prinz Eugen als Erfolg gewertet wurde. Tatsächlich gelang es den abwartend sich verhaltenden König von Sardinien durch die Aktion zu überraschen. Bei der Schlacht von Colorno handelte es sich nicht um eine reguläre Schlacht sondern eher ein ungeordnetes Aufeinandertreffen [10]. In dem österreichischen Standardwerk über den Konflikt ist sogar von verschiedenen Gefechten die Rede, die sich tatsächlich über mehrere Tage vom 25. Mai bis 5. Juni hinzogen [11].
|
Ich und ein Mitstreiter spielten die Österreicher. Entsprechend dem Szenario hatten wir nicht viel Zeit und griffen so rasch wie möglich an. Während Walsegg das Schloss von Colorno entlang der Parma angreifen sollte, setzte Ligneville seine Grenadiere gegen die Stadt ein, welche von der Brigade Auvergne verteidigt wurde. - A comrade and I played the Austrians. The scenario told us that we had not much of time and therefore we attacked as soon as possible. While Walsegg had to charge Colorno palace along the Parma river, Ligneville used his grenadiers against the town which was defended by the Auvergne brigade. (photo: Cecilia Hanselmann, 2024)
|
The campaign of 1734 reached its first climax with the Battle of Colorno. Prince Eugen had previously noted that after a large part of Lombardy, except for Mantua, had fallen into enemy hands, a larger army of around 60,000 men would have to be deployed to defend the claims to Italy [7]. At least the Austrian leadership in northern Italy now had significantly stronger forces in the spring of 1734 than in the previous year. On the French side, Maréchal de Villars (1651-1734), aged 83, gave up command shortly before the battle on May 27th. The Lieutenant-General de Coigny (1670-1759) took over his post. Meanwhile, Field Marshal Claudius Florimund von Mercy (1666-1734) had taken over command of the field army with a strength of around 38,000 infantry men and around 12,000 cavalry men [8] - of which, however, according to the emperor's plans, this remained a considerable number Part was supposed to go to Naples [9]. As under Daun, Duke Friedrich Ludwig of Württemberg-Winnental (1690-1734) also played an important role this time, also because he often did not share the opinion of his commander-in-chief. In May the Austrians managed to cross the Po, which was generally praised by Emperor Charles VI. and Prinz Eugen was considered a success. The action actually managed to surprise the King of Sardinia, who was taking a wait-and-see approach. The Battle of Colorno was not a regular battle but rather a disorderly encounter [10]. The standard Austrian work on the conflict even mentions various battles that actually lasted several days from May 25th to June 5th [11].
|
Zu diesem Moment folgt unser Spiel noch recht genau den historischen Ereignissen. Walseggs Kolonne versucht in das Schloss einzudringen, während Ligneville den Ort angreift. Im Hintergrund erkennt man links die heranrückenden französischen Grenadiere. - At this moment our game still followed the historical events. Walsegg's column tries to break into the palace while Ligneville is attacking the town. At the left in the background you may notice the coming French grenadiers. (photo: C. Hanselmann, 2024) |
Ich will um den Blogeintrag nicht zu lang werden zu lassen mich auf die Aktionen konzentrieren, die Gerba in seinem Buch zu dem Konflikt insbesondere behandelt hat. Nach Vorgefechten sendete der Herzog von Württemberg-Winnental seine Avantgarde gegen die schwach besetzte Stadt Colorno am Torente de Parma. Das dortige Schloss, das auf der zeitgenössischen Abbildung als "Königliche[s] Lust-Schloß[...]" bezeichnet wird [12], stellte einen besonders zum Verteidigen geeigneten Gebäudekomplex dar, zumal auch der davor liegende Park eingefriedet war und Deckung für Verteidiger bot. Das Schloss ist noch heute in einem recht guten Zustand und kann besichtigt werden [13]. Anfänglich setzte Maillebois (1682-1762) [14] am 1. Juni nur die Brigade Auvergne [15] zur Abwehr der Angriffe ein. In der Dunkelheit verfehlten die beiden österreichischen Kolonnen ihren Weg und trafen westlich der Stadt Colorno aufeinander. Dennoch griffen die Grenadiere und Kommandierten [15] unter den Generalfeldwachtmeistern Ligneville und Walsegg rasch Stadt und Schloss an. An der Spitze seiner Grenadiere wurde Ligneville von zwei Kugeln tödlich getroffen und musste den Brigadekommanteur Generalfeldwachtmeister Vins ersetzt werden. 2 Stunden lang vermochten sich die Verteidiger des Schlosses der Angreifer, die auch Artillerie unter einem Obrist Bugnetti einsetzten, zu erwehren. Erst der Einsatz eines Hauptmanns Latour, der das Dach des Schlosses erstieg, in einen Hof sprang und Walseggs Soldaten und von Innen ein Tor öffnete, brachte die Wende. Endlich gelang es in Stadt und Schloss einzudringen und Maillebois befahl den Rückzug, obwohl er zahlreiche Grenadiere, zwei Infanterieabteilungen und 3.000 Reiter zur Verstärkung geschickt hatte. 93 Verteidiger des Schlosses, die sich in einem Turm befanden, waren eingeschlossen und mussten sich den Österreichern ergeben. Es ist bemerkenswert, dass 500 Carabiniers und Grenadiere zu Pferd [16] unter Obrist Philibert vermochten die französische Reiterei abzuweisen. Die Verluste der Österreicher war gemessen an den Schwierigkeiten im Küchen- und Lustgarten des Schlosses sowie bei der Eroberung des Schlosses mit etwa 110 Mann nicht allzu groß. Der Oberbefehlshaber rückte mit dem Gros der Armee erst spät heran und der Herzog von Württemberg hielt die Armee für zu erschöpft und ließ sie in und bei Colorno lagern und auf Verstärkungen warten [17]. Der Kommandeur des Regiments Auvergne wurde bei Colorno verwundet und starb am 6. Juni 1734 [18], aber auch sein Nachfolger Contades wird von Gerba als Colonel erwähnt [19].
|
Zahreiche Verstärkungen rücken an den Parma heran, während die Lage für die Verteidiger von Colorno brenzlig wird. - Many supporting troops are marching towards the Parma rive while the situation of the defenders of Colorno is more and more difficult. (photo: C. Hanselmann, 2024) |
In order not to make the blog entry too long, I want to concentrate on the actions that Gerba specifically covered in his book about the conflict. After preliminary battles, the Duke of Württemberg-Winnental sent his vanguard against the weakly occupied town of Colorno on the Torente de Parma. The castle there, which is referred to in the contemporary illustration as the "Royal pleasure castle[...]" [12], was a building complex particularly suitable for defense, especially since the park in front of it was also fenced in and provided cover for Defense attorney offered. The castle is still in fairly good condition today and can be visited [13]. Initially, Maillebois (1682-1762) [14] only deployed the Auvergne Brigade [15] on June 1st to repel the attacks. In the darkness, the two Austrian columns missed their path and met west of the town of Colorno. Nevertheless, the grenadiers and commanders [15] under Field Sergeants Ligneville and Walsegg quickly attacked the city and castle. At the head of his grenadiers, Ligneville was fatally hit by two bullets and had to be replaced by brigade commander Generalfeldwachtmeister Vins. For two hours, the defenders of the castle were able to fend off the attackers, who also used artillery under Colonel Bugnetti. Only the intervention of Captain Latour, who climbed the roof of the castle, jumped into a courtyard and opened a gate for Walsegg's soldiers and from the inside, brought about the turning point. Finally it was possible to penetrate the city and castle and Maillebois ordered a retreat, although he had sent numerous grenadiers, two infantry divisions and 3,000 cavalry as reinforcements. 93 defenders of the castle, who were in a tower, were trapped and had to surrender to the Austrians. It is noteworthy that 500 carabiniers and grenadiers on horseback [16] under Colonel Philibert were able to repel the French cavalry. The Austrians' losses were not too great considering the difficulties in the castle's kitchen and pleasure garden and in the capture of the castle with around 110 men. The commander-in-chief arrived late with the bulk of the army and the Duke of Württemberg considered the army too exhausted and had it camp in and near Colorno and wait for reinforcements [17]. The commander of the Auvergne regiment was wounded near Colorno and died on June 6, 1734 [18], but his successor Contades is also mentioned by Gerba as a colonel [19].
|
Österreichische Kommandierte gelangen in den Park. Die Verteidiger von Colorno werden nun von beinahe allen Seiten angegriffen. - Austrian commanded troops are coming into the park. The defenders of Colorno are now under attack from nearly every direction! (photo: C. Hanselmann)
|