Samstag, 29. Juni 2024

Parma 29.06.1734

Wie zeitweilig zuvor das verbündete Lager unter einer uneinheitlichen Führung und der Verwirrung durch den Kommandowechsel litt [1], kam es nun im Juni 1734 zu ähnlichen Schwierigkeiten im österreichischen Heer. Die Führung war sicher einerseits uneinig wegen der unterschiedlichen Meinungen des Feldmarschalls Mercy (1666-1734) und seines deutlich jüngeren Stellvertreters Feldzeugmeister Herzog von Württemberg (1690-1734), andererseits beeinflusste der Gesundheitszustand des alten Feldmarschalls den Feldzugsverlauf. Nach den Kämpfen bei Colorno erfuhr der Maréchal Coigny (1670-1759), dass sich die kaiserliche Armee bei S. Prospero - also recht nahe bei Parma - aufgestellt hatte [2]. Statt allerdings wie von Coigny vorgeschlagen Mercys Heer anzugreifen, überstimmte ihn der König von Sardinien-Piemont (1701-1773) und beschränkte sich darauf das Gros der Armee zu konzentrieren. Das Hauptquartier wurde am 17. Juni in Cervara [3] eingerichtet. 

Beide Armeen aufgestellt am Beginn der Schlacht. Man erkennt deutlich, dass die Österreicher schnell handeln müssten um den nummerischen Vorteil an Infanterie rund um La Crocetta auszunutzen. - Both army positioned before the battle. You can see that the Austrians just have to act quickly as long as they are outnumbering with infantry around La Crocetta. (photo: C. Hanselmann)


Just as the allied camp had previously suffered from inconsistent leadership and the confusion caused by the change of command [1], similar difficulties arose in the Austrian army in June 1734. On the one hand, the leadership was certainly divided because of the different opinions of Field Marshal Mercy (1666-1734) and his much younger deputy, Feldzeugmeister Duke of Württemberg (1690-1734), and on the other hand, the health of the old field marshal influenced the course of the campaign. After the battles at Colorno, Maréchal Coigny (1670-1759) learned that the imperial army had positioned itself at S. Prospero - quite close to Parma [2]. Instead of attacking Mercy's army as suggested by Coigny, the king of Sardinia-Piedmont (1701-1773) overruled him and limited himself to concentrating the bulk of the army. The headquarters was established on June 17th in Cervara [3].

 

Mercy erkannte die Gelegenheit und warf rasch den Großteil seiner Grenadiere in den Flecken La Crocetta (Movement Initiative!). - Mercy managed to see his chance to throw most of his grenadiers into the La Crocetta hamlet (he won the movement initiative). (Photo: C. Hanselmann)

In den zwölf anschließenden Tagen schlug wieder das Alter beziehungsweise die Krankheiten des Feldmarschalls Mercy zu, der schon 1733 einen "Schlagfluß" erlitten hatte [4]. Allerdings bemerkte der angeschlagene Mercy auf seiner Reise nach Mantua eine wiederkehrende Sehkraft und schloss sich entsprechend wieder der Armee an, die währenddessen vom Herzog von Württemberg geführt worden war. Dieser hatte, obwohl er nur noch über 28.000 Mann verfügte [5], also einer weitaus kleineren Armee als urprünglich geplant, den Angriff auf das Heer der Verbündeten beschlossen. Bereits am 25. Juni hatte der Feldzeugmeister von Württemberg die Armee in zwei Kolonnen bis auf 2 Kilometer an Parma heran geführt. Wie schon zuvor kam es offensichtlich erneut zu Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Kommandeuren, da Mercy gleich bei seinem Eintreffen den sofortigen Angriff anordnen wollte, während Württemberg vorzog zuerst das Gelände zu erkunden. Statt auf dem nördlich Parma gelegenen Terrain zu attackieren, stellte sich das in südlicher und westlicher Richtung als vorteilhafter heraus [6].  Man kann hier allerdings aber auch feststellen, dass kostbare Zeit verstrich und da die Franzosen ja schon zuvor das Lager der Österreicher erkundet hatten, unmöglich unterdessen nicht den Anmarsch von Mercys Heer bemerkt haben sollten.

Meine Karte zu meinem Szenario. - My map for my own scenario. (map: André Hanselmann)


In the twelve days that followed, the age and illnesses of Field Marshal Mercy struck again, as he had already suffered a stroke in 1733 [4]. However, on his journey to Mantua, the ailing Mercy noticed that his eyesight was returning and accordingly rejoined the army, which had been led by the Duke of Württemberg. Although he only had 28,000 men [5], i.e. a much smaller army than originally planned, he decided to attack the Allied army. As early as June 25th, the Felzeugmeister Württemberg had led the army in two columns to within 2 kilometers of Parma. As before, there were obviously differences of opinion between the two commanders, as Mercy wanted to order an immediate attack as soon as he arrived, while Württemberg preferred to explore the area first. Instead of attacking on the terrain north of Parma, it turned out to be more advantageous in a southerly and westerly direction [6]. However, one can also note here that valuable time passed and since the French had already explored the Austrian camp, it was impossible not to have noticed the approach of Mercy's army.

Die Verbündeten beschießen mit allen Grenadieren La Crocetta. Wie in der historischen Schlacht fällt Mercy auch bei uns gleich am Anfang aus. - The Allies are shooting with all of their grenadiers at La Crocetta. As in the historical battle Mercy is falling from his horse at the early stage of the battle. (photo: C. Hanselmann)


Am Abend des 27. Juni bekam das österreichische Heer den Befehl zum Aufbruch. Da der Marsch nahe an Parma vorbei führen sollte, fürchtete FZM von Württemberg ganz richtig einen Angriff auf die Nachhut, die er daher kommandieren wollte. Die Vorhut unter dem persönlichen Kommando des Feldmarschalls brach am 28. Juni um 3 Uhr morgens auf [7]. 

Tatsächlich hatten die Franzosen durch den Duc d'Harcourt (1701-1783) [8] allerdings das Vorrücken der Österreicher ausgekundschaftet. Da König Carlo Emanuele am 24. Juni bereits in Turin eingetroffen war, übernahm Coigny das Oberkommando über das verbündete Heer und beschloss sogleich zu handeln.  

Während Coigny seine zahlreichen Truppen von Parma heranführt, erreichen unsere Österreicher (ich hatte die Infanterie und unsere Fotografin die Kavallerie) nichts. Die Österreicher schießen schlecht und der Druck auf La Crocetta wird erhöht. Die zahlreiche verbündete Kavallerie rückt ebenfalls herbei. - While Coigny is sending his many troops from Parma, our Austrians (I had the infantry and the photographer had the cavalry) didn't used their temporary advantage. The Austrians are shooting badly and the pressing on La Crocetta is heavy. The numerous Allied cavalry is moving... (photo: C. Hanselmann)


On the evening of June 27th, the Austrian army received the order to leave. Since the march was supposed to lead close to Parma, FZM von Württemberg quite rightly feared an attack on the rear guard, which he therefore wanted to command. The advance guard under the personal command of the field marshal set out at 3 a.m. on June 28th [7].

In fact, the French had scouted out the advance of the Austrians through the Duc d'Harcourt (1701-1783) [8]. Since King Carlo Emanuele had already arrived in Turin on June 24th, Coigny took over command of the allied army and decided to act immediately.

Da meine Grenadiere heftig litten in La Crocetta hatte ich einen Teil von ihnen als Reserve hinter dem Ort postiert. Die abgesessenen französischen Dragoner deckten die Flanke der alliierten Grenadiere, die bald La Crocetta angreifen würden. Coignys große Hoffnung bei uns war das Eintreffen der Kolonne piemontesischer Infanterie unter Savoya. - My grenadiers suffered heavily in La Crocetta and I positioned some of them behind in reserve. The dismounted French dragoons defended the flank of the Allied grenadiers which should soon attack La Crocetta. (photo: C. Hanselmann)



Es ist erstaunlich wieviele Karten den Verlauf der Schlacht bei Parma dokumentieren. Ich habe am Anfang versucht meine eigene Karte für mein Szenario an historischen Karten wie etwa "Plan du Champ de Bataille sous Parme entre les Armés Alliés et Imperiale le 29 Juin 1734" zu orientieren. Doch die zeitgenössischen Karten [9] sind arg widersprüchlich [10]. So habe ich mich für die Karte zum Standardwerk zum Polnischen Thronfolgekrieg entschieden [11]. Wie man auf den Karten sieht, war die Landschaft übersät mit kleineren Siedlungen und Gehöften, Hecken und mehr oder minder schwer zu überwindenden Kanälen und Entwässerungsgräben bei einem insgesamt ebenem Gelände wie es typisch ist für die Poebene. Manche Karten zeigen auch deutlich Wälder; aber es dürfte sich eher um Obstplantagen handeln, welche bei einem ausreichend weiten Abstand zwischen den Bäumen ein Vorrücken wie von Infanterie nur kaum behinderte. Dennoch war das Terrain der Schlacht scheinbar nicht gut übersichtlich - was am Fehlen eines klassischen Feldherrnhügels liegen mag. Unweit des Schlachtfeldes befanden sich die äußeren Befestigungswerke der Stadt Parma.

Der Kampf um La Crocetta erreicht langsam seinen Höhepunkt. Coigny hat die Massen seiner französischen Kavallerie in Stellung gebracht zum Angriff. Mittlerweile hat auf österreichischer Seite FZM Württemberg das Kommando übernommen. - The fighting at La Crocetta is coming to the conclusion. Coigny had brought the masses of his French cavalry in position to charge. Meanwhile the FZM Württemberg had took over command in the Austrian army. (photo: C. Hanselmann)

 

Sonntag, 16. Juni 2024

"Bastarden" (2024)

Wir sind eben aus dem Film "Bastarden" vom Regisseur Nicolaj Arcel. Ich versuche die Eindrücke möglichst frisch aufzuschreiben. Meine Co-Autorin hier im Blog [1] wäre bei der Mitte des Films am liebsten gegangen, da er einfach eine Aneinanderreihung übler Klischees darstellt. Das war für mich allerdings von daher amüsant, weil wir gestern eine dänische Komödie namens "Grev Axel" von 2001 gesehen haben, die sich genau über diese Klischees über Adel und dummen Bauern im Dänemark des 18. Jh. lustig macht [2]. Ebenso wie Grev Axel litt laut einem deutschen Kritiker "Bastarden" [3] unter einem geringen Budget, welches das Drehen vor allem in verschiedenen Jahreszeiten sehr erschwerte [4]. Immerhin gab Herr Hofmann dem Film noch eine wohlwollende Kritik und lobte dezent das Kostümdepartment bescheinigte aber auch die zu fühlbare Länge des Streifens.

We're back from the film "Bastarden" by director Nicolaj Arcel. I try to write down my impressions as freshly as possible. My co-author here on the blog [1] would have preferred to leave halfway through the film because it is simply a series of bad clichés. However, that was amusing to me because yesterday we saw a Danish comedy called "Grev Axel" from 2001, which makes fun of exactly these clichés about nobility and stupid farmers in 18th century Denmark [2]. Like Grev Axel, according to a German critic, "Bastarden" [3] suffered from a low budget, which made filming very difficult, especially in different seasons [4]. At least Mr. Hofmann gave the film a favorable review and discreetly praised the costume department, but also acknowledged the length of the film that was too noticeable.

 

Es ist schwierig vom Plakat her auf die Handlungszeit des Films zu schließen, weil Mikkelsen dieses "alte" Hemd und diese für das 20. Jh. typische Frisur im ganzen Film hat. - It's difficult to date the film from the poster, because Mikkelsen mostly has this "oldish" shirt and that more 20th century style haircut. (photo: André Hanselmann)

Prinzipiell ist das Thema des Films ja leider sogar ein sehr interessantes. Es geht um die Urbarmachung und landwirtschaftliche Nutzung der Heide auf Jütland. Ähnliche Versuche scheinbar unbewohnbares Land nutzbar zu machen kennen wir unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. in Preußen im Land Brandenburg. In Bad Freienwalde und Prenzlau hat es 2012 dazu eine hoch interessante Ausstellung gegeben zu welcher auch eine kleine Publikation erschienen ist [5]. In Brandenburg ist die Erschließung des Rhinluchs und des Oderbruchs Unterrichtsthema in der Schule. Ich erhoffte mir auch ein wenig über Anbaumethoden in Dänemark etwas zu erfahren und über die dortige Agrartheorie - doch nichts von alledem sollte mich erwarten... Zum Glück hatte ich mich mit der Materie noch nicht beschäftigt.

In principle, the topic of the film is unfortunately a very interesting one. It's about the reclamation and agricultural use of the heath in Jutland. We know of similar attempts to make seemingly uninhabitable land usable under Frederick William I and Frederick II in Prussia in the state of Brandenburg. There was a very interesting exhibition in Bad Freienwalde and Prenzlau in 2012, for which a small publication was also published [5]. In Brandenburg, the development of the Rhinluchs and the Oderbruch is a topic in school. I was also hoping to learn a little about farming methods in Denmark and about the agricultural theory there - but none of that was to come my way... Luckily, I hadn't looked into the matter yet.

Dienstag, 11. Juni 2024

Ein zufälliger Fund - An accidental find

 Wir waren im letzten Urlaub in der Bretagne, wo wir natürlich auf den Spuren zahlreicher Ereignisse gingen - an einem unserer Urlaubsorte fand das Ende der "Affaire de Quiberon" [1] statt. Im "Musée des Beaux Arts" in Rennes sah ich das Porträt eines französischen Generals in einem Bereich, welcher als Wunderkammer bezeichnet wurde. Es handelte sich um den Maréchal Louis de Brancas (1672-1750). Seine Lebensdaten fallen genau in die beiden Kriege, die mich in letzter Zeit am meisten beschäftigt haben [2]. Als ich den Namen "Maréchal de Brancas" auf der dazu gehörigen Tafel aber las, wurde mir bewusst, dass ich nie von einer Tat dieses Feldherrn in einem der Feldzüge erfahren hatte.

We were on our last vacation in Brittany, where we of course followed in the footsteps of numerous events - the end of the "Affaire de Quiberon" [1] took place at one of our vacation spots. In the "Musée des Beaux Arts" in Rennes I saw the portrait of a French general in an area called the Cabinet of Curiosities. It was Maréchal Louis de Brancas (1672-1750). The dates of his life fall precisely into the two wars that have concerned me most recently [2]. However, when I read the name "Maréchal de Brancas" on the corresponding plaque, I realized that I had never heard of this general's deeds in any of the campaigns.

Maréchal de Brancas. Gemälde undatiert, 18. Jh. - Maréchal de Brancas, painting not dated from the 18th century, Musée des Beaux Arts, Rennes (photo: C. Hanselmann, 2024)


Dass de Brancas 1741 zum Maréchal de France befördert wurde - also nach seiner aktiven Karriere - ist für die französische Armee garnicht so ungewöhnlich sondern sogar eher typisch. 1738 war de Brancas Gouverneur von Nantes und Commandant der Bretagne geworden. Der Duc de Croÿ (1718-1784) schildert in seinen Erinnerungen [3] immer wieder wie frustriert er darüber war auf den jeweils höheren Rang in der französischen Armee warten zu müssen bis ein bisherigen Träger verstorben war. Das ganze System führte effektiv zu einer Überalterung der Generalität wovon ein großer Teil der höchstrangigsten Kommandeure garnicht mehr felddiensttauglich war. Der Maréchal de Saxe [4] und Löwendal [5] stellten ausgesprochene Ausnahmen dar.

The fact that de Brancas was promoted to Maréchal de France in 1741 - after his active career - is not at all unusual for the French army, but rather typical. In 1738 de Brancas had become governor of Nantes and commander of Brittany. The Duc de Croÿ (1718-1784) repeatedly describes in his memoirs [3] how frustrated he was at having to wait for a higher rank in the French army until a previous carrier had died. The entire system effectively led to an aging generalship, with a large proportion of the highest-ranking commanders no longer being fit for field service. The Maréchal de Saxe [4] and Löwendal [5] were notable exceptions.

Die Figuren stammen von Strelets. - The figures are from the WSS-range by Strelets [6]. (photo: C. Hanselmann, 2024)

 

Sonntag, 2. Juni 2024

Colorno 25.5.-5.6.1734

Während die Franzosen in Deutschland auf Philippsburg vorstießen kam es auch in Italien zu ersten Entscheidungen. Die Eroberung des Königreichs Neapel haben wir bereits am Beispiel der Schlacht bei Bitonto behandelt [1]. Auf diplomatischer Ebene hatte bereits das Haus Habsburg eine erhebliche Schlappe hinnehmen müssen. Denn die Versuche König Carlo Emanuele III. (1701-1773) zu überzeugen indem man durch Feldmarschall W. P. von und zu Daun (1669-1741) 15.000 Mann Verstärkung im Falle eines französischen Angriffes heranführen könne, verfing nicht, da der Kaiser einfach nichts anzubieten hatte. Frankreich hingegen konnte Eroberungen in der Lombardei versprechen, da man damit Gebiete anbot, die Frankreich ohnehin nicht gehörten mit dem positiven Nebeneffekt, dass Sardinien-Piemont dadurch nicht das schwer zu verteidigende Nizza und der übrige westlich der Alpen gelegene Besitz halten musste [2]. Während Prinz Eugen meinte, dass der Vetter nicht wie sein Vorgänger die Seite wechseln würde, hatte aber der König von Sardinien-Piemont schon längst insgeheim am 7. September 1733 ein Bündnis mit Frankreich unterzeichnet [3]. Wie gut das Vorgehen Frankreichs von langer Hand geplant war, erkennt man daran, dass am selben Tag, dem 12. Oktober 1733, als durch französische Kräfte der Rhein überschritten wurde, auch durch die Franzosen das Königreich Sardinien-Piemont betreten wurde. Die für Italien vorgesehenen französischen Truppen beliefen sich auf 30.000 Mann Infanterie und 8.000 Mann Kavallerie [4]. Den verbündeten piemontesischen und französischen Truppen standen bei Beginn des Feldzuges weniger als 16.000 Mann Österreichs gegenüber [5]. Anfänglich wurden Mailand und Pavia von Feldmarschall von Daun aufgegeben, da beide Städte im Angesicht des Feindes wegen des schlechten Zustandes der Festungswerke nicht zu halten waren. Carlo Emanuele konnte sodann bereits im November als Herzog von Mailand in Pavia Einzug halten ehe der Feldzug ins Stocken geriet [6].

 

Die Anfangsaufstellung. Die bereits auf dem Tisch vorhandenen französischen Grenadiere und österr. Husaren haben nicht ins Bild gepasst. Nur die Umrisse des Schlosses sind angedeutet. - The initial deployment. We could not get the French grenadiers and Austrian hussars into the picture. The outlines of the castle are visible. (photo: Cecilia Hanselmann, 2024)


While the French advanced on Philippsburg in Germany, the first decisions were also made in Italy. We have already discussed the conquest of the Kingdom of Naples using the example of the Battle of Bitonto [1]. At the diplomatic level, the House of Habsburg had already suffered a significant setback. Because the attempts of King Carlo Emanuele III. (1701-1773) by saying that Field Marshal W. P. von und zu Daun (1669-1741) could bring in 15,000 men reinforcements in the event of a French attack did not work because the emperor simply had nothing to offer. France, on the other hand, was able to promise conquests in Lombardy because it offered territory that did not belong to France anyway, with the positive side effect that Sardinia-Piedmont did not have to hold Nice, which was difficult to defend, and the rest of the possessions west of the Alps [2]. While Prince Eugene thought that his cousin would not change sides like his predecessor, the King of Sardinia-Piedmont had long since secretly signed an alliance with France on September 7, 1733 [3]. How well France's actions were planned long in advance can be seen from the fact that on the same day, October 12, 1733, when French forces crossed the Rhine, the French also entered the Kingdom of Sardinia-Piedmont. The French troops intended for Italy amounted to 30,000 infantry and 8,000 cavalry [4]. The allied Piedmontese and French troops initially faced fewer than 16,000 Austrian men [5]. Initially, Milan and Pavia were abandoned by Field Marshal von Daun because both cities could not be held in the face of the enemy due to the poor condition of the fortifications. Carlo Emanuele was then able to enter Pavia as Duke of Milan in November before the campaign stalled [6].


Eine Karte der Schlacht bei Colorno mit den Aktionen des 1. Juni 1734. Ich habe die Probleme der Österreicher der frühen Morgenstunden ignoriert. - A map for my HoW scenario focussed on the actions on June 1 1734. I have ignored the Austrian problems in early hours of the morning. (map copyright: André Hanselmann)


Der Feldzug von 1734 erreichte mit der Schlacht bei Colorno einen ersten Höhepunkt. Zuvor hatte bereits Prinz Eugen angemerkt, dass man nachdem bis auf Mantua ein Großteil der Lombardei in die gegnerischen Hände gefallen war, eine größere Armee von etwa 60.000 Mann zur Verteidigung der Ansprüche auf Italien einsetzen müsse [7]. Immerhin konnte die österreichische Führung in Norditalien nun im Frühjahr 1734 über deutlich stärkere Kräfte als im Vorjahr. Auf französischer Seite hatte Maréchal de Villars (1651-1734) 83-jährig kurz vor der Schlacht am 27. Mai den Oberbefehl abgegeben. Der Lieutenant-Géneral de Coigny (1670-1759) übernahm dessen Posten. Derweil hatte Feldmarschall Claudius Florimund von Mercy (1666-1734) das Kommando über die Feldarmee in Stärke von immerhin ca. 38.000 Mann Infanterie und ca. 12.000 Mann Kavallerie starke Armee übernommen [8] - von der allerdings nach den Plänen des Kaisers weiterhin ein erheblicher Teil nach Neapel abgehen sollte [9]. Wie schon unter Daun spielte auch diesmal Herzog Friedrich Ludwig von Württemberg-Winnental (1690-1734) eine wichtige Rolle, auch weil er oftmals die Meinung seines Oberkommandierenden nicht teilte. Im Mai gelang den Österreichern das Überqueren des Pos, was allgemein von Kaiser Karl VI. und Prinz Eugen als Erfolg gewertet wurde. Tatsächlich gelang es den abwartend sich verhaltenden König von Sardinien durch die Aktion zu überraschen. Bei der Schlacht von Colorno handelte es sich nicht um eine reguläre Schlacht sondern eher ein ungeordnetes Aufeinandertreffen [10]. In dem österreichischen Standardwerk über den Konflikt ist sogar von verschiedenen Gefechten die Rede, die sich tatsächlich über mehrere Tage vom 25. Mai bis 5. Juni hinzogen [11].

 

Ich und ein Mitstreiter spielten die Österreicher. Entsprechend dem Szenario hatten wir nicht viel Zeit und griffen so rasch wie möglich an. Während Walsegg das Schloss von Colorno entlang der Parma angreifen sollte, setzte Ligneville seine Grenadiere gegen die Stadt ein, welche von der Brigade Auvergne verteidigt wurde. - A comrade and I played the Austrians. The scenario told us that we had not much of time and therefore we attacked as soon as possible. While Walsegg had to charge Colorno palace along the Parma river, Ligneville used his grenadiers against the town which was defended by the Auvergne brigade. (photo: Cecilia Hanselmann, 2024)

 

The campaign of 1734 reached its first climax with the Battle of Colorno. Prince Eugen had previously noted that after a large part of Lombardy, except for Mantua, had fallen into enemy hands, a larger army of around 60,000 men would have to be deployed to defend the claims to Italy [7]. At least the Austrian leadership in northern Italy now had significantly stronger forces in the spring of 1734 than in the previous year. On the French side, Maréchal de Villars (1651-1734), aged 83, gave up command shortly before the battle on May 27th. The Lieutenant-General de Coigny (1670-1759) took over his post. Meanwhile, Field Marshal Claudius Florimund von Mercy (1666-1734) had taken over command of the field army with a strength of around 38,000 infantry men and around 12,000 cavalry men [8] - of which, however, according to the emperor's plans, this remained a considerable number Part was supposed to go to Naples [9]. As under Daun, Duke Friedrich Ludwig of Württemberg-Winnental (1690-1734) also played an important role this time, also because he often did not share the opinion of his commander-in-chief. In May the Austrians managed to cross the Po, which was generally praised by Emperor Charles VI. and Prinz Eugen was considered a success. The action actually managed to surprise the King of Sardinia, who was taking a wait-and-see approach. The Battle of Colorno was not a regular battle but rather a disorderly encounter [10]. The standard Austrian work on the conflict even mentions various battles that actually lasted several days from May 25th to June 5th [11]. 

Zu diesem Moment folgt unser Spiel noch recht genau den historischen Ereignissen. Walseggs Kolonne versucht in das Schloss einzudringen, während Ligneville den Ort angreift. Im Hintergrund erkennt man links die heranrückenden französischen Grenadiere. - At this moment our game still followed the historical events. Walsegg's column tries to break into the palace while Ligneville is attacking the town. At the left in the background you may notice the coming French grenadiers. (photo: C. Hanselmann, 2024)


Ich will um den Blogeintrag nicht zu lang werden zu lassen mich auf die Aktionen konzentrieren, die Gerba in seinem Buch zu dem Konflikt insbesondere behandelt hat. Nach Vorgefechten sendete der Herzog von Württemberg-Winnental seine Avantgarde gegen die schwach besetzte Stadt Colorno am Torente de Parma. Das dortige Schloss, das auf der zeitgenössischen Abbildung als "Königliche[s] Lust-Schloß[...]" bezeichnet wird [12], stellte einen besonders zum Verteidigen geeigneten Gebäudekomplex dar, zumal auch der davor liegende Park eingefriedet war und Deckung für Verteidiger bot. Das Schloss ist noch heute in einem recht guten Zustand und kann besichtigt werden [13]. Anfänglich setzte Maillebois (1682-1762) [14] am 1. Juni nur die Brigade Auvergne [15] zur Abwehr der Angriffe ein. In der Dunkelheit verfehlten die beiden österreichischen Kolonnen ihren Weg und trafen westlich der Stadt Colorno aufeinander. Dennoch griffen die Grenadiere und Kommandierten [15] unter den Generalfeldwachtmeistern Ligneville und Walsegg rasch Stadt und Schloss an. An der Spitze seiner Grenadiere wurde Ligneville von zwei Kugeln tödlich getroffen und musste den Brigadekommanteur Generalfeldwachtmeister Vins ersetzt werden. 2 Stunden lang vermochten sich die Verteidiger des Schlosses der Angreifer, die auch Artillerie unter einem Obrist Bugnetti einsetzten, zu erwehren. Erst der Einsatz eines Hauptmanns Latour, der das Dach des Schlosses erstieg, in einen Hof sprang und Walseggs Soldaten und von Innen ein Tor öffnete, brachte die Wende. Endlich gelang es in Stadt und Schloss einzudringen und Maillebois  befahl den Rückzug, obwohl er zahlreiche Grenadiere, zwei Infanterieabteilungen und 3.000 Reiter zur Verstärkung geschickt hatte. 93 Verteidiger des Schlosses, die sich in einem Turm befanden, waren eingeschlossen und mussten sich den Österreichern ergeben. Es ist bemerkenswert, dass 500 Carabiniers und Grenadiere zu Pferd [16] unter Obrist Philibert vermochten die französische Reiterei abzuweisen. Die Verluste der Österreicher war gemessen an den Schwierigkeiten im Küchen- und Lustgarten des Schlosses sowie bei der Eroberung des Schlosses mit etwa 110 Mann nicht allzu groß. Der Oberbefehlshaber rückte mit dem Gros der Armee erst spät heran und der Herzog von Württemberg hielt die Armee für zu erschöpft und ließ sie in und bei Colorno lagern und auf Verstärkungen warten [17]. Der Kommandeur des Regiments Auvergne wurde bei Colorno verwundet und starb am 6. Juni 1734 [18], aber auch sein Nachfolger Contades wird von Gerba als Colonel erwähnt [19].

Zahreiche Verstärkungen rücken an den Parma heran, während die Lage für die Verteidiger von Colorno brenzlig wird. - Many supporting troops are marching towards the Parma rive while the situation of the defenders of Colorno is more and more difficult. (photo: C. Hanselmann, 2024)


In order not to make the blog entry too long, I want to concentrate on the actions that Gerba specifically covered in his book about the conflict. After preliminary battles, the Duke of Württemberg-Winnental sent his vanguard against the weakly occupied town of Colorno on the Torente de Parma. The castle there, which is referred to in the contemporary illustration as the "Royal pleasure castle[...]" [12], was a building complex particularly suitable for defense, especially since the park in front of it was also fenced in and provided cover for Defense attorney offered. The castle is still in fairly good condition today and can be visited [13]. Initially, Maillebois (1682-1762) [14] only deployed the Auvergne Brigade [15] on June 1st to repel the attacks. In the darkness, the two Austrian columns missed their path and met west of the town of Colorno. Nevertheless, the grenadiers and commanders [15] under Field Sergeants Ligneville and Walsegg quickly attacked the city and castle. At the head of his grenadiers, Ligneville was fatally hit by two bullets and had to be replaced by brigade commander Generalfeldwachtmeister Vins. For two hours, the defenders of the castle were able to fend off the attackers, who also used artillery under Colonel Bugnetti. Only the intervention of Captain Latour, who climbed the roof of the castle, jumped into a courtyard and opened a gate for Walsegg's soldiers and from the inside, brought about the turning point. Finally it was possible to penetrate the city and castle and Maillebois ordered a retreat, although he had sent numerous grenadiers, two infantry divisions and 3,000 cavalry as reinforcements. 93 defenders of the castle, who were in a tower, were trapped and had to surrender to the Austrians. It is noteworthy that 500 carabiniers and grenadiers on horseback [16] under Colonel Philibert were able to repel the French cavalry. The Austrians' losses were not too great considering the difficulties in the castle's kitchen and pleasure garden and in the capture of the castle with around 110 men. The commander-in-chief arrived late with the bulk of the army and the Duke of Württemberg considered the army too exhausted and had it camp in and near Colorno and wait for reinforcements [17]. The commander of the Auvergne regiment was wounded near Colorno and died on June 6, 1734 [18], but his successor Contades is also mentioned by Gerba as a colonel [19].

Österreichische Kommandierte gelangen in den Park. Die Verteidiger von Colorno werden nun von beinahe allen Seiten angegriffen. - Austrian commanded troops are coming into the park. The defenders of Colorno are now under attack from nearly every direction! (photo: C. Hanselmann)