Als eine kleine Besonderheit als eine unserer Veranstaltungen des Cerle d'Histoire Vivante im Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen wiederholten wir diesmal quasi ein Thema beziehungsweise ließen eine Veranstaltung nochmals im selben Jahr spielen wie 2014 [1]. Diesmal konzentrierten wir uns allerdings auf die Ereignisse vom 16. Juni und dabei insbesondere das, was an diesem Tag um 8 Uhr auf der Steige geschehen ist. Um den Besuchern etwas mehr zu bieten, haben wir die Ereignisse von der Tageszeit her etwas nach hinten verlegt.
Die beiden Würzburger. Für eine Weste hat es meinerseits leider nicht gereicht. - Two Würzburgers. Unfortunately I had no time to make a military waistcoat. (photo: Stefan Winter) |
As a small special feature as one of our events of the Cerle d'Histoire Vivante in the Hohenlohe Freilandmuseum Wackershofen, we repeated a topic this time or let an event take place again in the same year as in 2014 [1]. This time, however, we are concentrating on the events of June 16, and in particular what happened on the "Rote Steige" at 8 a.m. that day. In order to offer the visitors a little more, we have moved the events back a bit from the time of day.
Am Freitagmorgen versammelte sich eine kleine Truppe um unseren Hauptmann Gröll von Grimmenstein in der Baugruppe Weinland. Hier war also für unser Spiel das comburgische Territorium an diesem Tag. Leider haben ja nur zwei von uns Uniformröcke des Regiments Bamberg wie er uns von Gudenus überliefert ist [2]. Die Aufschlagfarbe Blau entspricht einer Augenzeugenaussage wie sie aus den Prozessakten hervorgeht [3]. Die Borten der Hüte waren uns unbekannt, weshalb wir einfach Dreispitze ohne Borte genommen haben. Da wir eine zusätzliche Muskete hatten, haben wir einen weiteren Bewaffneten dazu genommen. Immerhin finden sich in den Quellen auch zivile aufgebotene Untertanen in manchen Aktionen der Würzburger im hällischen Gebiet.
On Friday morning, a small group gathered
around our Captain Gröll von Grimmenstein in the Weinland building
group. So here was the Comburgian territory for our game that day.
Unfortunately, only two of us have uniform coats of the Bamberg regiment
as it has been handed down to us by Gudenus [2]. The blue color
corresponds to an eyewitness testimony as it emerges from the trial
files [3]. The trims of the hats were unknown to us, which is why we
simply took cocked hats without trims. Since we had an extra musket, we
added another gunman. After all, the sources also mention civilian
subjects in some of the Würzburg actions in the Hall area.
Der Hauptmann entwendet das Wirtshausschild. - The captain takes away the sign of the tavern. (photo: M. Menger/L. Preussner) |
Wir marschierten also zu Dritt in Richtung des Sommerkellers, der leider geschlossen war. Der Hauptmann ließ uns dort lagern bevor es wieder hinab ging. Denn nun sollten wir beim Pfarrer Messerer Lärm machen. Ihm wurde von uns gedroht, dass man sein Gehalt einbehielte, wenn man erführe, dass er den Messwein aus der Steige nähme [4]. Leider war der Pfarrer nicht anwesend. In Ermangelung eines Wirtshauses wie es historisch das des Comburger Wirtes in Michelfeld gewesen wäre, zogen wir zum Museumsgasthaus "Zum Roten Ochsen", wo wir es uns gut gehen ließen.
Die Würzburger Musketiere bedrohen die Leute auf der Steige. - The musketeers from Würzburg are talking to the civilians at the tavern. (photo: M. Menger/L. Preussner) |
Der Wein wird sogar ausgesoffen! - Even the vine of the inn was drunk. (photo: Michael Leyendecker) |
Schließlich kamen wir mit einem großen Fuhrwerk an der Steige ein. Nun galt es soviel Krach zu machen, dass es nicht so ins Gewicht fiel, dass wir statt 50-90 Musketiere nur 3 Würzburger mit einem Fuhrmann waren. Ein nichtswürdiger Becher wurde erstmal von mir unter dem Fuhrwerk durch gestoßen. Wir fanden das Wirtshausschild im Gebäude gegenüber dem Wirtshaus. Auch Ausschankgeschirr wurde in Beschlag genommen. Der Zinnbecher wurde zum größten Unmut der anwesenden Wirtshausgäste und des Hausgesindes zusammen getreten. Der Wirt war wie auch in Wahrheit nicht anwesend und die Wirtin nicht aufzutreiben. Die Handwerker, die vor dem Wirtshaus arbeiteten wurden mit den aufgepflanzten Bajonetten bedroht und ihnen wurde gesagt, man würde sie alle ins Zuchthaus nach Würzburg bringen, wenn sie weitermachen und man rief, dass das Wirtshaus an allen vier Ecken in Brand gesteckt werde, wenn man vernehmen würde, dass Wein oder Brandwein dort ausgeschenkt wurde.
Finally we arrived at the steep track tavern in a large wagon. Now there was so much noise to make that it didn't matter that instead of 50-90 musketeers we were only 3 Würzburgers with a carter. A worthless cup was first pushed through by me under the wagon. We found the tavern sign in the building across from the tavern. Dishes were also confiscated. The pewter mug was kicked together, to the great displeasure of the inn guests and house servants present. As in truth, the landlord was not present and the landlady could not be found. The craftsmen who worked in front of the inn were threatened with their fixed bayonets and told that they would all be taken to prison in Würzburg if they continued and shouted that all four corners of the inn would be set on fire if one of us would hear that wine or brandy was being served there.
Soldausgabe bei den Würzburgern. - Payment of the Würzburg-soldiers. (photo: M. Menger) |
Mit einem entwendeten Fässchen und dem Wirtshausschild machten sich die Würzburger davon. Die Männer bekamen von ihrem Offizier ein kleines Handgeld und reinigten ihre Gewehre. Im Wirtshaus scherte man sich denkbar wenig um die Drohgebärden des Militärs. Denn am Abend füllte sich wieder das Wirtshaus.
Die Leute an der Steige betrachten die Folgen des Überfalls. - The civilians at the inn are looking at the destructions after the raid. (photo: M. Leyendecker) |
The soldiers from Würzburg made off with a stolen keg and the inn sign. The men received a small bounty from their officer and cleaned their rifles. In the tavern, one cared very little about the threatening gestures of the military. Because in the evening the inn filled up again.
Abendliche Stimmung im Steigenwirtshaus. - The atmosphere in the evening in the inn. (photo: Stefan Winter) |
Text: André Hanselmann
Fotos: Michael Leyendecker, Stefan Winter, Margaretha Menger & Lutz Preussner
1) Vergleiche: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2016/01/anno-domini-1749-landfriedensbruch-der.html
2) Dr. Hans Bleckwenn: "Reiter, Husaren und Grenadiere - Die Uniformen der Kaiserlichen Armee am Rhein 1734 ..." Harenberg Kommunikation, Dortmund, 1979
3) André Hanselmann: "Anno Domini 1749 - Landfriedensbruch an der Roten Steige" Kl. Schriften aus dem Hohenloher Freilandmuseum, Wackershofen, 2014, S. 16
4) ebenda
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