Die verschiedenen Dienstboten in einem Haushalt
In der Folge soll es darum gehen, welche Arten von Dienstboten in einem gehobenen bürgerlichen Haushalt, etwa dem eines Ratsherrn oder höheren Beamten, oder eines Adligen üblicherweise anzutreffen waren. Dies soll dazu dienen unsere Erfahrungsberichte aus der Sicht von "Dienstboten" im Rahmen der Lebendigen Geschichte einzuordnen.
Man kann Dienstboten ganz grob in verschiedene Kategorien einordnen zum Beispiel nach dem Geschlecht also männliche und weibliche Dienstboten sowie Kindern als Dienstboten. An Höfen und in sehr großen Haushalten wurde auch unter dem Gesichtspunkt der Diener mit oder ohne Livree unterteilt. Ich will hier einfach einmal meinen derzeitigen Kenntnisstand widerspiegeln, welcher sich vor allem aus den bereits angeführten Quellen[1] und Erfahrungen praktischer Natur speist. Ich werde ganz grob dabei von oben nach unten durchgehen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass nicht unbedingt nach Arbeitsaufwand oder Verantwortung Dienstboten entlohnt wurden, ja nichteinmal nach einem bestimmten Vertrauensverhältnis oder einer Nähe eines Dieners/einer Dienerin zur Herrschaft.
The different servants in a household
In the following it should be a question of which types of servants were usually to be found in an upscale bourgeois household, such as that of a councilor or higher official, or a noble. This should serve to classify our experience reports from the point of view of "servants" in the context of Living History.
Servants can be roughly classified into different categories, for example according to gender, i.e. male and female servants and children as servants. At courts and in very large households, subdivisions were also made from the point of view of servants with or without livery. I just want to reflect my current level of knowledge, which is mainly based on the sources already mentioned [1] and experiences of a practical nature. I'll go through it very roughly from top to bottom. Overall it can be said that servants were not necessarily rewarded according to the workload or responsibility, not even according to a certain relationship of trust or a servant's closeness to the master.
Der Haushaltsvorstand
Die Leitung des Haushalts lag natürlich prinzipiell in der Hand des Herrn und der Frau, die manchmal Hausvater und Hausmutter genannt werden, was den familiären Charakter einer Haushaltung unterstreicht. In wiefern das Zusammenleben innerhalb des sogenannten "Ganzen Hauses" während des 18. Jahrhunderts einem Wandel unterworfen war und wie man die familiäre Bindung des Gesindes gegenüber der Herrschaft einstufen soll ist bis heute Gegenstand der Forschung[2]. Ich will darauf wegen des Umfangs dieser Diskussion hier nicht näher eingehen. Die Anleitung und Üebrwachung der Dienstboten [3] und die Zuordnung von Geldern für alltägliche oder besondere Ausgaben wie für Feiern (Taufen, besondere kirchliche oder weltliche Festtage eventuelle Empfänge) oblag meist der Hausfrau. Damit hatte die Hausfrau gegenüber dem Gesinde wie auch den Kindern "Führungsaufgaben" inne oder wie es Zedler noch 1735 anschaulich und beinahe drastisch beschreibt: "Haus-Mutter ist die Gehülfin des Haus-Vaters, folglich die andere Haupt-Person einer Haus-Wirtschaft, ohne welche selbige nicht leicht in guter Ordnung angestellet und geführet werden mag. In Betrachtung der ehelichen Gesellschaft ist sie als Ehe-Frau und Mutter anzusehen, in der Herrschaft und Haushaltung aber als die Frau und Befehlshaberin zu achten."[4]
In einem Lustspiel „Die Haushaltung nach der Mode“ von 1765 [5] wird beispielsweise ad absurdum geführt, was geschieht, wenn "nach der Mode" plötzlich der Hausherr statt der Hausfrau selber die Führung des Haushaltes übernimmt. Dem Manne wird dort bereits die Unfähigkeit einen Haushalt zu leiten unterstellt indem sich in dem Fall der Hausherr nicht einmal zuschade ist persönlich einkaufen zu gehen.
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Johann Lorenz Sanwald (1711-1778), Stättmeister von Schwäbisch Hall 1759-1778, über das Leben dieses Haller Patriziers ist uns relativ viel bekannt. - J.L. Sanwald, mayor of Schwäbisch Hall 1759-1778, we know relatively much about his life.
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Sofie Katharine Susanne Sanwald (1713-1799) geborene Drechsler. Sie war die Gemahlin des langjährigen Stättmeisters. Die beiden Pendants verdeutlichen das Standesbewusstsein der beiden Herrschaften. - S.K.S. Sanwald born Drechsler. She was the wife of the long year mayor. Both counterparts are illustrating the class awarness of such ladies and gentlemen.
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Head of household
The management of the household was, of course, in principle in the hands of the master and lady, who are sometimes called the householder and housemother, which underlines the family character of a household. To what extent the coexistence within the so-called "whole house" was subject to change during the 18th century and how one should classify the family ties between the servants and the masters is still the subject of research today [2]. I do not want to go into this here because of the scope of this discussion. The instruction and supervision of the servants [3] and the allocation of funds for everyday or special expenses such as for celebrations (baptisms, special religious or secular festivals, possible receptions) was mostly the responsibility of the housewife. The housewife thus had "managerial tasks" in relation to the servants as well as the children, or as Zedler vividly and almost drastically describes it in 1735: "The housemother is the housefather's helper, consequently the other main person in a housework, without which it may not be easily employed and managed in good order. In consideration of the conjugal society she is to be regarded as the wife and mother, in the rule and household but to be respected as the wife and commander. "[4]
In a comedy "Die Haushaltung nach der Mode" (Housekeeping according to fashion) from 1765 [5], for example, what happens when "according to fashion" suddenly takes over the household instead of the housewife himself is taken to the point of absurdity. The man is accused of the inability to run a household there, in which case the landlord is not even harmed to go shopping personally.
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Die Keckenburg, hier markiert, war der Wohnsitz des Stättmeisters J.L. Sanwald. Er war bereits mit einem Vermögen von über 18.000 Gulden 1750 einer der sieben reichsten Haller Bürger. Entsprechend der Größe des Hauses muss er einen bedeutenden Haushalt geführt haben. - The Keckenburg - marked here - was the residence of the mayor J. L. Sanwald. He was already one of the seven richest citizens of Hall in 1750 having more then 18.000 florins. According with the size of his house he must had have an important household.
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Sanwald konnte Künstler von Rang zur Ausschmückung des Inneren der Keckenburg anwerben, die zuvor sogar an der herzoglichen Residenz in Ludwigsburg gearbeitet hatten. - Sanwald even could get artists with a fine reputation for the decoration of the interior of the Keckenburg which had worked at the ducal residence at Ludwigsburg before.
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Hofmeisterin und Verwalter[6]
Wo der Haushalt einen gesonderten Haushaltsvorstand notwendig machte und man mehr Dienstboten als etwa nur eine Magd oder eine Köchin und eine Magd hatte, wurde die eigentliche Planung vieler Abläufe in die Hand eines Verwalters oder einer Verwalterin gegeben. In "Das Gespenst mit der Trummel" von P.N. Destouches (1680-1754) finden wir beide Rollen, eine Hofmeisterin Salomé sowie den Oberaufseher des Schlosses Schulwitz. Wir werden gleich eingangs in dem Lustspiel mit der über das Gesinde des Hauses gebietenden Rolle der Hofmeisterin vertraut gemacht[7].
Verwirrenderweise meinte zur selben Zeit der Begriff Hofmeister eigentlich eine Art Hauslehrer wie er uns etwa in "Der Hofmeister" von Lenz (1751-1792) vorgestellt wird[8].
Hofmeisterin und Verwalter sind wohl mit den englischen Funktionen der weiblichen Housekeeper und des Stewart vergleichbar. Die Schlüsselgewalt des Housekeepers wird uns augenscheinlich noch in Jane Austens "Pride & Prejudice" (1813) verdeutlicht, als diese bedeutende Dienstbotin, eine "Mrs Reynolds", die Protagonistin Elizabeth Bennet und ihre Verwandten durch Pemberley herumführt[9][10].
Hofmeisterin and administrator [6]
Where the household made a separate head of the household necessary and one had more servants than just a maid or a cook and a maid, the actual planning of many processes was given to an administrator. In "The Ghost with the drumm" by P.N. Destouches (1680-1754) we find both roles, a court master Salomé and the superintendent of the castle called Schulwitz. At the beginning of the comedy we are made familiar with the role of the court master over the servants of the house [7].
Confusingly, at the same time the term Hofmeister actually meant a kind of private tutor as it is presented to us in "Der Hofmeister" by Lenz (1751-1792) [8].
"Hofmeisterin" and "Verwalter" are probably comparable to the English functions of the female housekeeper and steward. The key power of the housekeeper is evidently made clear to us in Jane Austen's "Pride & Prejudice" (1813), when this important servant, a "Mrs. Reynolds", shows the protagonist Elizabeth Bennet and her relatives around Pemberley [9] [10].
Köchin/Koch
In Haushalten in denen man keine gesonderten Verwalter benötigte oder bezahlen konnte, wurde die Gewalt über das von der Herrschaft zugebilligte Budget in die Hände eines Kochs beziehungsweise einer Köchin gegeben. Letztere hatte den Vorteil für die Herrschaft, dass sie als weibliche Dienstbotin (männliche Köche sind typischer für reichere Haushalte) scheinbar in der Regel günstiger war. Für so manchen bürgerlichen Haushalt scheint allerdings eine besondere Köchin auch ein zu großer Finanzposten gewesen zu sein, so dass man sich für die Kochtätigeiten einer Magd bediente. Die bedeutende Rolle der Köchin in vielen Haushalten wird verdeutlicht indem beispielsweise Swift der Köchin gleich das "andere" also zweite "Kapitel" in seinem Büchlein "Anweisungen für Dienstboten" zubilligt[11]. Da den Dienstboten oftmals die Reste der Speisen von der herrschaftlichen Tafel zustanden, führt uns Swift vor wie mächtig die Köchin war indem sie besonders köstliche Stücke der herrschaftlichen Speisen für ihr genehme andere Dienstboten abzweigen konnte. Köchinnen konnten es bisweilen zu angesehenen Stellungen bringen wie beispielsweise Friederike Luise Löfflerin (1744-1805), die Koch- und Haushaltsbücher schrieb, die mehrfach wieder aufgelegt wurden und die sich stolz "Landschaftsköchin" nannte und es bis zur Haushälterin am württembergischen Hof brachte[12].
Cook
In households in which one did not need or pay for a separate administrator, power over the budget approved by the rulers was given into the hands of a cook. The latter had the advantage for the rulers that as a female servant she was apparently usually cheaper (male cooks were more typical for rich households). For many a middle-class household, however, a special cook seems to have been too big a financial item, so that a maid was used for the cooking activities. The important role of the cook in many households is made clear by, for example, Swift immediately grants the cook the "other", i.e. second "chapter" in his booklet "Instructions for Servants" [11]. Since the servants were often entitled to the remains of the food from the stately table, Swift shows us how powerful the cook was in that she was able to divert particularly delicious pieces of the stately food for other servants who would please her. Cooks were sometimes able to get into respected positions, such as Friederike Luise Löfflerin (1744-1805), who wrote cookery and household books that were reissued several times and who proudly called herself "landstates cook" and made it up to the housekeeper at the Württemberg court [12 ].