Die verschiedenen Dienstboten in einem Haushalt
In der Folge soll es darum gehen, welche Arten von Dienstboten in einem gehobenen bürgerlichen Haushalt, etwa dem eines Ratsherrn oder höheren Beamten, oder eines Adligen üblicherweise anzutreffen waren. Dies soll dazu dienen unsere Erfahrungsberichte aus der Sicht von "Dienstboten" im Rahmen der Lebendigen Geschichte einzuordnen.
Man kann Dienstboten ganz grob in verschiedene Kategorien einordnen zum Beispiel nach dem Geschlecht also männliche und weibliche Dienstboten sowie Kindern als Dienstboten. An Höfen und in sehr großen Haushalten wurde auch unter dem Gesichtspunkt der Diener mit oder ohne Livree unterteilt. Ich will hier einfach einmal meinen derzeitigen Kenntnisstand widerspiegeln, welcher sich vor allem aus den bereits angeführten Quellen[1] und Erfahrungen praktischer Natur speist. Ich werde ganz grob dabei von oben nach unten durchgehen. Insgesamt lässt sich feststellen, dass nicht unbedingt nach Arbeitsaufwand oder Verantwortung Dienstboten entlohnt wurden, ja nichteinmal nach einem bestimmten Vertrauensverhältnis oder einer Nähe eines Dieners/einer Dienerin zur Herrschaft.
The different servants in a household
In the following it should be a question of which types of servants were usually to be found in an upscale bourgeois household, such as that of a councilor or higher official, or a noble. This should serve to classify our experience reports from the point of view of "servants" in the context of Living History.
Servants can be roughly classified into different categories, for example according to gender, i.e. male and female servants and children as servants. At courts and in very large households, subdivisions were also made from the point of view of servants with or without livery. I just want to reflect my current level of knowledge, which is mainly based on the sources already mentioned [1] and experiences of a practical nature. I'll go through it very roughly from top to bottom. Overall it can be said that servants were not necessarily rewarded according to the workload or responsibility, not even according to a certain relationship of trust or a servant's closeness to the master.
Der Haushaltsvorstand
Die Leitung des Haushalts lag natürlich prinzipiell in der Hand des Herrn und der Frau, die manchmal Hausvater und Hausmutter genannt werden, was den familiären Charakter einer Haushaltung unterstreicht. In wiefern das Zusammenleben innerhalb des sogenannten "Ganzen Hauses" während des 18. Jahrhunderts einem Wandel unterworfen war und wie man die familiäre Bindung des Gesindes gegenüber der Herrschaft einstufen soll ist bis heute Gegenstand der Forschung[2]. Ich will darauf wegen des Umfangs dieser Diskussion hier nicht näher eingehen. Die Anleitung und Üebrwachung der Dienstboten [3] und die Zuordnung von Geldern für alltägliche oder besondere Ausgaben wie für Feiern (Taufen, besondere kirchliche oder weltliche Festtage eventuelle Empfänge) oblag meist der Hausfrau. Damit hatte die Hausfrau gegenüber dem Gesinde wie auch den Kindern "Führungsaufgaben" inne oder wie es Zedler noch 1735 anschaulich und beinahe drastisch beschreibt: "Haus-Mutter ist die Gehülfin des Haus-Vaters, folglich die andere Haupt-Person einer Haus-Wirtschaft, ohne welche selbige nicht leicht in guter Ordnung angestellet und geführet werden mag. In Betrachtung der ehelichen Gesellschaft ist sie als Ehe-Frau und Mutter anzusehen, in der Herrschaft und Haushaltung aber als die Frau und Befehlshaberin zu achten."[4]
In einem Lustspiel „Die Haushaltung nach der Mode“ von 1765 [5] wird beispielsweise ad absurdum geführt, was geschieht, wenn "nach der Mode" plötzlich der Hausherr statt der Hausfrau selber die Führung des Haushaltes übernimmt. Dem Manne wird dort bereits die Unfähigkeit einen Haushalt zu leiten unterstellt indem sich in dem Fall der Hausherr nicht einmal zuschade ist persönlich einkaufen zu gehen.
Head of household
The management of the household was, of course, in principle in the hands of the master and lady, who are sometimes called the householder and housemother, which underlines the family character of a household. To what extent the coexistence within the so-called "whole house" was subject to change during the 18th century and how one should classify the family ties between the servants and the masters is still the subject of research today [2]. I do not want to go into this here because of the scope of this discussion. The instruction and supervision of the servants [3] and the allocation of funds for everyday or special expenses such as for celebrations (baptisms, special religious or secular festivals, possible receptions) was mostly the responsibility of the housewife. The housewife thus had "managerial tasks" in relation to the servants as well as the children, or as Zedler vividly and almost drastically describes it in 1735: "The housemother is the housefather's helper, consequently the other main person in a housework, without which it may not be easily employed and managed in good order. In consideration of the conjugal society she is to be regarded as the wife and mother, in the rule and household but to be respected as the wife and commander. "[4]
In a comedy "Die Haushaltung nach der Mode" (Housekeeping according to fashion) from 1765 [5], for example, what happens when "according to fashion" suddenly takes over the household instead of the housewife himself is taken to the point of absurdity. The man is accused of the inability to run a household there, in which case the landlord is not even harmed to go shopping personally.
Hofmeisterin und Verwalter[6]
Wo der Haushalt einen gesonderten Haushaltsvorstand notwendig machte und man mehr Dienstboten als etwa nur eine Magd oder eine Köchin und eine Magd hatte, wurde die eigentliche Planung vieler Abläufe in die Hand eines Verwalters oder einer Verwalterin gegeben. In "Das Gespenst mit der Trummel" von P.N. Destouches (1680-1754) finden wir beide Rollen, eine Hofmeisterin Salomé sowie den Oberaufseher des Schlosses Schulwitz. Wir werden gleich eingangs in dem Lustspiel mit der über das Gesinde des Hauses gebietenden Rolle der Hofmeisterin vertraut gemacht[7].
Verwirrenderweise meinte zur selben Zeit der Begriff Hofmeister eigentlich eine Art Hauslehrer wie er uns etwa in "Der Hofmeister" von Lenz (1751-1792) vorgestellt wird[8].
Hofmeisterin und Verwalter sind wohl mit den englischen Funktionen der weiblichen Housekeeper und des Stewart vergleichbar. Die Schlüsselgewalt des Housekeepers wird uns augenscheinlich noch in Jane Austens "Pride & Prejudice" (1813) verdeutlicht, als diese bedeutende Dienstbotin, eine "Mrs Reynolds", die Protagonistin Elizabeth Bennet und ihre Verwandten durch Pemberley herumführt[9][10].
Hofmeisterin and administrator [6]
Where the household made a separate head of the household necessary and one had more servants than just a maid or a cook and a maid, the actual planning of many processes was given to an administrator. In "The Ghost with the drumm" by P.N. Destouches (1680-1754) we find both roles, a court master Salomé and the superintendent of the castle called Schulwitz. At the beginning of the comedy we are made familiar with the role of the court master over the servants of the house [7].
Confusingly, at the same time the term Hofmeister actually meant a kind of private tutor as it is presented to us in "Der Hofmeister" by Lenz (1751-1792) [8].
"Hofmeisterin" and "Verwalter" are probably comparable to the English functions of the female housekeeper and steward. The key power of the housekeeper is evidently made clear to us in Jane Austen's "Pride & Prejudice" (1813), when this important servant, a "Mrs. Reynolds", shows the protagonist Elizabeth Bennet and her relatives around Pemberley [9] [10].
Köchin/Koch
In Haushalten in denen man keine gesonderten Verwalter benötigte oder bezahlen konnte, wurde die Gewalt über das von der Herrschaft zugebilligte Budget in die Hände eines Kochs beziehungsweise einer Köchin gegeben. Letztere hatte den Vorteil für die Herrschaft, dass sie als weibliche Dienstbotin (männliche Köche sind typischer für reichere Haushalte) scheinbar in der Regel günstiger war. Für so manchen bürgerlichen Haushalt scheint allerdings eine besondere Köchin auch ein zu großer Finanzposten gewesen zu sein, so dass man sich für die Kochtätigeiten einer Magd bediente. Die bedeutende Rolle der Köchin in vielen Haushalten wird verdeutlicht indem beispielsweise Swift der Köchin gleich das "andere" also zweite "Kapitel" in seinem Büchlein "Anweisungen für Dienstboten" zubilligt[11]. Da den Dienstboten oftmals die Reste der Speisen von der herrschaftlichen Tafel zustanden, führt uns Swift vor wie mächtig die Köchin war indem sie besonders köstliche Stücke der herrschaftlichen Speisen für ihr genehme andere Dienstboten abzweigen konnte. Köchinnen konnten es bisweilen zu angesehenen Stellungen bringen wie beispielsweise Friederike Luise Löfflerin (1744-1805), die Koch- und Haushaltsbücher schrieb, die mehrfach wieder aufgelegt wurden und die sich stolz "Landschaftsköchin" nannte und es bis zur Haushälterin am württembergischen Hof brachte[12].
Cook
In households in which one did not need or pay for a separate administrator, power over the budget approved by the rulers was given into the hands of a cook. The latter had the advantage for the rulers that as a female servant she was apparently usually cheaper (male cooks were more typical for rich households). For many a middle-class household, however, a special cook seems to have been too big a financial item, so that a maid was used for the cooking activities. The important role of the cook in many households is made clear by, for example, Swift immediately grants the cook the "other", i.e. second "chapter" in his booklet "Instructions for Servants" [11]. Since the servants were often entitled to the remains of the food from the stately table, Swift shows us how powerful the cook was in that she was able to divert particularly delicious pieces of the stately food for other servants who would please her. Cooks were sometimes able to get into respected positions, such as Friederike Luise Löfflerin (1744-1805), who wrote cookery and household books that were reissued several times and who proudly called herself "landstates cook" and made it up to the housekeeper at the Württemberg court [12 ].
Der Kellermeister
Eine ähnlich einflussreiche Rolle wie der Köchin kommt dem Kellermeister zu. Er ist offenbar mit dem englischen Butler zu vergleichen. Der Butler in Addisons Vorlage zu "Das Gespenst mit der Trummel" ist im Französischen ein gewisser "La Ramée, sommelier"[13] während er von der Gottschedin als "Kellermeister" übersetzt wird. Als Hinweis auf einen gewissen ranglichen Unterschied zwischen Kellermeister und Hofmeisterin mag dienen, dass in "Das Gespenst mit der Trummel" der Kellermeister schlicht als "Gotthard" bezeichnet wird, während die Hofmeisterin mit "Jungfer Salomé" auftaucht[14]. Solche Nuancen, dass die Bezeichnungen wie "Herr" oder "Jungfer"/"Frau" statt nur der Namensnennung etwas zu bedeuten hatten, wird insbesondere in der Auflistung der Hofchargen in Hofkalendern deutlich.
The "Kellermeister"
The "Kellermeister" plays a similarly influential role as the cook. Apparently he can be compared to the English butler. The butler in Addison's template for "Das Gespenst mit der Trummel" is a certain "La Ramée, sommelier" [13] in French, while the Gottschedin translates it as "Kellermeister". As an indication of a certain difference in rank between "Kellermeister" and "Hofmeisterin", the "Kellermeister" is simply referred to as "Gotthard" in "Das Gespenst mit der Trummel", while the "Hofmeisterin" appears with "Jungfer Salomé" [14]. Such nuances, that the designations like "Herr" or "Jungfer" / "Frau" ("Mr.", "Miss"/"Mrs") had to mean something instead of just naming the name, becomes particularly clear in the listing of court batches in court calendars.
Der Kammerdiener
Kammerdiener genossen oftmals ein intimes Vertrauensverhältnis zu ihrer Herrschaft. Am französischen Hof schlief der persönliche Kammerdiener des Königs mit diesem im selben Schlafzimmer. Fredersdorf (1708-1758), der Kammerdiener Friedrich II., hat laut Lehndorff sogar die Rolle eines Premierministers gespielt [15].
Wenn auch der Status eines Kammerdieners in einem gewöhnlichen Haushalt nicht so achtungsgebietend war wie an den Höfen, so betonte einmal doch der Protagonist von Schnabels "herumtaumelnden Kavalier" dass er noch nie einen Kammerdiener gehabt habe, sondern nur gewöhnliche Bediente, was den gesonderten Status eines Kammerdieners unterstreicht. Ein Lakai einer Gräfin Hacke wurde wegen seiner Schönheit von dieser "die Würde eines Kammerdieners" verliehen[16]. Als am Ende des 18. Jh. Tageszeitungen und Intelligenzblätter zunehmend aufkamen (in Schwäbisch Hall beispielsweise das "Haller Tagblatt" ab 1788 oder in Freiburg im Breisgau die "Freiburger Zeitung" 1784) fanden sich auch besondere Stellenbeschreibungen von dem was von solchen Kammerdienern erwartet wurde wie etwa die Fähigkeit den Herrn zu rasieren in diesen Unterlagen. Kammerdiener dienten auch bisweilen als Sekretäre wie es sich bei Friedrich Schillers Georg Gottfried Rudolph (1778-1840) feststellen lässt, was verdeutlicht, dass Kammerdiener wohl häufig einiges an Bildung besessen haben dürften.
Die Liebe der Herrschaften sich zu verkleiden und sich einen Spaß damit zu machen inkognito zu reisen oder Standesgenossen hinters Licht zu führen, spiegelt sich u.a. darin wider, dass sich Herren selber als Kammerdiener ausgaben oder ihre Rolle mit dem Diener eines anderen wie Prinz Heinrich (1726-1802) als der Kammerdiener von Graf Lehndorff 1754 tauschten[17]. Das ist von daher interessant, da dieser Rollentausch auch auf der Theaterbühne ständig vorkamen.
In kleineren Haushalten konnte der Kammerdiener auch der einzige männliche Diener sein. Verreiste man, so griff man oft auf Kammerdiener als Begleitung zurück. Ja, für Damen wurde es scheinbar als elementar angesehen, dass sie einen männlichen Dienstboten auf Reisen bei sich hatten.
Insgesamt ist mir aufgefallen, dass alleinstehende Herren oftmals einzig über männliche Dienstboten verfügten, wo sie sich solche denn leisten konnten. Mehr dazu an anderer Stelle.
The "Kammerdiener"
"Kammerdiener" (Chamber servant or valet) often enjoyed an intimate relationship of trust with their rulers. At the French court, the king's personal valet slept with the king in the same bedroom. Fredersdorf (1708-1758), the valet of Friedrich II, according to Lehndorff, even played the role of prime minister [15].
Even if the status of a valet in an ordinary household was not as respectable as in the courts, the protagonist of Schnabel's "staggering cavalier" once emphasized that he had never had a valet, but only ordinary servants, which underlines the special status of one valet. A lackey of a Countess Hacke was given "the dignity of a valet" because of his beauty [16]. When daily newspapers and intelligence papers increasingly appeared at the end of the 18th century (in Schwäbisch Hall for example the "Haller Tagblatt" from 1788 or in Freiburg im Breisgau the "Freiburger Zeitung" 1784), special job descriptions were also found of what was expected of such valets such as the ability to shave his master in these records. Valets also sometimes served as secretaries, as can be seen from Friedrich Schiller's Georg Gottfried Rudolph (1778-1840), which shows that valets are often well educated.
The love of the gentlemen to dress up and to have fun traveling incognito or to deceive fellow classmates is reflected, among other things, in the fact that gentlemen presented themselves as valets or exchanged their role with someone else's servant like Prince Heinrich (1726 -1802) did as the valet of Count Lehndorff's in 1754 [17]. This is interesting because this role reversal was a constant occurrence on the theater stage.
In smaller households, the valet could be the only male servant. When traveling, one often relied on valets to accompany the master. Yes, it was apparently seen as elementary for women to have a male servant with them when they were traveling.
Overall, I noticed that single men often had only male servants where they could afford them. More on this elsewhere.
Lakaien und weitere männliche Dienstboten
In größeren Haushalten gab es neben dem Kammerdiener oder dem Bedienten[18] noch weitere Diener wie Lakaien, Läufer und Kutscher. Diese drei Arten von Dienstboten zeichneten sich zumeist dadurch aus, dass sie die Livreediener bildeten und an ihrer Livree von weitem schon insbesondere wenn sie gemeinsam auftraten als zugehörig zu einem Haushalt erkennbar waren. Das herausstechende Merkmal der Livree war die besondere Farbigkeit der Kleidung in aller Regel verziert mit einer massiv eingesetzten Borte. Diese war bisweilen in den Farben des Wappens der Familie gehalten. Rückschlüsse darauf wie man zu einer solchen Livree kam und wie diese bisweilen vorab intensiv geplant wurde liefern Entwurfszeichnungen wie von den Livreen des Hofes von Parma[19]. Swift erwähnt auf seine ironische Weise, dass man versuchen solle doch in einen herzoglichen Haushalt zu kommen, da die Livreen dort mit ihren silbernen oder goldenen Borten weniger wie Livreen sondern wie die im 18.Jh. beliebte mit Borten besetze Kleidung von Herrschaften aussah.
Es mutet eigenwillig an, wenn Lessing seinem Major Tellheim neben Just, dem Reitknecht, auch einen Kammerdiener, Jäger, Kutscher und Läufer zuordnet. Dass alle diese Funktionen allerdings auf den ursprünglichen und nun als einzigen verbliebenen Reitknecht übergingen ist wiederum sehr realistisch[20]. Interessant ist hier in der "Minna von Barnhelm" wieder, dass die Tätigkeiten des Kammerdieners mit "frisieren und rasieren" charakterisiert wurden.
Da ich auf diese Art des Dienstboten wohl später nicht wieder eingehen werde - er kommt einfach auf unseren Veranstaltungen nicht vor - will ich kurz auf die Funktion des Läufers eingehen. Während Lakai, Jäger und Kutscher sich beinahe von selbst erklärt, ist die Tätigkeit des Läufers eher etwas besonderes. Läufer hatten die Aufgabe Briefe der Herrschaft in der Umgegend des Hauses zuzustellen [21] und der herrschaftlichen Kutsche voraus zu laufen, eventuell auch die Straße mit Laternen oder Fackeln zu beleuchten. Auf den Gemälden Bellottos kann man immer wieder Läufer erkennen[22]. Am Hof von Schwarzburg-Rudolstadt mussten Läufer eine besondere Prüfung ablegen, welche offenbar die Fitness dieser Dienstboten sicherstellen sollte. Der Läufer Meuselbach brauchte für eine Wegstrecke von 1 Stunde nur 1/4 Stunde, musste sie aber auch 6 mal hintereinander ablaufen[23].
Auch Reitknechte und Kutscher waren auf ihrem Gebiet Fachleuten, mussten sie sich doch besonders gut mit Pferden auskennen. Die Fähigkeit zu Reiten war zwar für die meisten Herrschaften obligatorisch. Aber eine vertiefte Ausbildung in Form einer Reitschule wie sie uns Ridinger in seinen Kupferstichwerken vorstellt [24] [25] war offensichtlich nicht usus abgesehen von Besuchern von Ritterakademien oder bei Offizieren. Wer es sich leisten konnte fuhr mit der eigenen Kutsche wie Graf Lehndorff. Daniel Nikolaus Chodowiecki reiste zu Pferde und das auch bei größeren Strecken und das auch als er bereits ein erfolgreicher und wohlhabender Künstler war ganz ohne Dienstboten[26][27]. Bisweilen aber wurden auch allerhand Dienstboten mitgenommen, die dazu dienen konnten den Weg für die Herrschaft auf ihrer Reise frei zu machen. So wurden Landleute, welche Graf Lehndorff und seine Freunde auf einer Reise aufhielten in einem "lustigen Kampf" von ihrer gemeinsamen Dienerschaft verprügelt, wofür die armen Bauern nur 16 Groschen Entschädigung erhielten[28].
Lakaien sind die männlichen Dienstboten, welche an Höfen den größten Anteil ausmachten. Ihnen kam es beispielsweise zu bei der Tafel zu bedienen. Eine besonders große Zahl und gute Ausstaffierung von ihnen schien besonders prestigeträchtig. Bisweilen hatten sie auch mehrere Funktionen und wirkten beispielsweise auch an Höfen in der Schlosskapelle mit.
Ebenso eher selten wie Läufer kamen gesonderte Pförtner vor, welche für den Empfang der Gäste oder als eine Art Wachschutz des Anwesens fungieren konnten. Wenn man einen entsprechenden Garten hatte, gab es auch Gärtner. Diese konnten bei der Abwesenheit der Herrschaft auch als Aufsicht über das ansonsten leer stehende ländliche Anwesen auftreten.
Lackeys and other male servants
In larger households there were, in addition to the valet or the ordinary servant [18], other servants such as lackeys, "Läufer" (runners) and coachmen. These three types of servants were mostly characterized by the fact that they formed the livery servants and their livery was recognizable from a distance, especially when they appeared together as belonging to a household. The most striking feature of the livery was the special color of the clothing, usually decorated with a massive lace. That lace was sometimes in the colours of the family's coat of arms. Conclusions on how one came to such a livery and how it was sometimes intensively planned in advance provide design drawings such as the livery of the court of Parma [19]. Swift ironically mentions that one should try to get into a ducal household, since the liveries there with their silver or gold laces are less like liveries than like clothing of gentlmen which was during the mid 18th century decorated with such lace too.
It seems idiosyncratic when Lessing assigns his Major Tellheim not only to Just, the groom, but also to a valet, hunter, coachman and runner. The fact that all these functions were transferred to the original groom and now the only remaining groom is again very realistic [20]. It is interesting here in "Minna von Barnhelm" that the valet's activities were characterized as "hairdressing and shaving".
Since I will probably not go into this type of servant again later - it simply does not appear at our events - I want to briefly discuss the role of the "Läufer" (runner). While lackey, hunter and coachman almost explain themselves, the job of the runner is rather something special. Runners had the task of delivering letters to the persons of high social rank in the vicinity of the house [21] and to running ahead of the master's carriage, possibly also lighting the street with lanterns or torches. One can see runners again and again in Bellotto's paintings [22]. At the court of Schwarzburg-Rudolstadt, runners had to take a special test, which was apparently intended to ensure the fitness of these servants. The runner Meuselbach only needed 1/4 hour for a distance of 1 hour, but had to run it 6 times in a row [23].
Grooms and coachmen were also specialists in their field, as they had to be particularly knowledgeable about horses. The ability to ride was mandatory for most of the gentlemen. But an in-depth training in the form of a riding school, as presented to us by Ridinger in his engravings [24], [25] was obviously not customary apart from visitors to "Ritterakademien" (knight academies) or officers. Those who could afford it drove their own carriage like Count Lehndorff. Daniel Nikolaus Chodowiecki traveled on horseback, even over long distances and even when he was already a successful and wealthy artist without any servants [26] [27]. Sometimes, however, all kinds of servants were taken along, who could serve to clear the way for their masters on their journey. Farmers who were accidentaly blockading the way of Count Lehndorff and his friends on a trip were beaten up in a "funny fight" by their common servants, for which the poor farmers received only 16 "Groschen" for compensation [28].
Lackeys were the male servants who made up the largest proportion of the courts. It came to them, for example, to serve at the table. To have a particularly large and well equipped number of them seemed particularly prestigious. Sometimes they also had several functions and also worked, for example, in courtyards in the castle's music band.
Just as seldom as runners were separate porters who could act as a kind of security guard for the property. If you had a garden to match, there were gardeners. In the absence of the master or the master's family, these could also act as supervision of the otherwise empty master's property.
Mägde und andere weibliche Dienstboten
Es ist schwierig die Vielzahl der weiblichen Dienstbotinnen aufzuzählen ohne zu weitschweifig zu werden. Besonders verwirrend wird es, wenn wir die unterschiedlichen Bezeichnungen in den Quellen finden, die wahrscheinlich zumindest teilweise das Gleiche bedeuteten. Die Dienerinnen hatten oftmals Titel, die zumindest ungefähr ihre Tätigkeit erahnen lassen. Auch hier gilt, dass diejenigen, welche bei intimen Prozeduren der Herrschaft besonders nahe kamen zumeist ein gewisses Vertrauensverhältnis genossen.
Dazu zählen beispielsweise die "Kammer-Mädgen", manchmal auch Kammerfrauen oder Kammerzofen. Bei den Kammerfrauen mag es sich einfach um verheiratete Kammermägde gehandelt haben. Man findet sie eigentlich nur in adeligen Haushalten und dann auch nur in sehr großen. Diese Dienstbotinnen waren mit dem Ankleiden der Dame des Hauses betraut und kümmerten sich wohl auch ansonsten um die Kleidung derselben. Auf vielen Genregemälden scheinen sie präsent zu sein.
Die Stuben- oder Zimmermädchen besorgten das Aufräumen der Schlafgemächer und vielleicht auch weiterer Räume. Die sogenannten "Kammermenschen" scheinen dabei die unterste Stufe dargestellt zu haben.
Daneben konnte es eine Vielzahl anderer Mägde in der Küche, bei der Wäsche und für weitere Tätigkeiten geben. Man kann über den Daumen gepeilt sagen, dass um so größer der Haushalt war, man um so mehr Spezialisierung antrifft. Da Mägde ungleich günstiger als männliche Dienstboten waren (ein Vergleich der Gehälter folgt an anderer Stelle), konnten sich auch allein stehende Frauen bisweilen zumindest eine Magd leisten. Für die Versorgung mit frischer Milch war in einem Zeitalter ohne moderne Kühlschränke eine Kuhmagd auch in der Stadt wichtig. Die Tätigkeiten der Mägde im Hause wurden recht schön in "Die ... Hausmutter ..." von 1783 beschrieben[29].
Je nach Größe des Haushalts waren die Mägde mehr oder minder für die Außenstehenden "sichtbar". Wenn man sich eine stattliche Zahl Livreediener leisten konnte, so bekam der Gast eben auch nur diese zum Beispiel bei der Tafel oder beim Eintritt in das Haus zu Gesicht.
Maids and other female servants
It is difficult to enumerate the multitude of female servants without getting too lengthy. It becomes particularly confusing when we find the different names in the sources, which probably at least partially meant the same thing. The maidservants often had titles that at least roughly suggest what they were doing. Here, too, it is true that those who came particularly close to rule in intimate procedures mostly enjoyed a certain relationship of trust.
These include, for example, the "Kammer-Mädgen" (chamber maids), sometimes also "Kammerfrauen" (chamber women) or "Kammerzofen" (lady's maid). The "Kammerfrauen" may simply have been married chambermaids. They are actually only found in noble households and then only in very large ones. These servants were entrusted with the dressing of the lady of the house and probably also took care of the clothes of the same. They seem to be present on many genre paintings.
In addition, there could be a multitude of other maids in the kitchen, with the laundry and for other activities. You can say with the thumb that the bigger the budget, the more specialization you will find. Since maids were much cheaper than male servants (a comparison of salaries will follow elsewhere), even single women could sometimes afford at least one maid. In an age without modern refrigerators, a cow-maid was also important in the city to provide fresh milk. The activities of the maids in the house were described quite nicely in "Die ... Hausmutter ..." from 1783 [29].
The housekeeping or chambermaids took care of the tidying up of the sleeping quarters and perhaps other rooms as well. The so-called "Kammermenschen" (chamber people) seem to have represented the lowest level.
Depending on the size of the household, the maids were more or less "visible" to outsiders. If you could afford a large number of livery servants, the guest maybe only saw them, for example, at the table or when entering the house.
Kinder als Dienstboten im Haushalt
Kinderarbeit war im 18. Jahrhundert vollkommen normal, auch wenn zahlreiche deutsche Staaten gesetzlich den Schulbesuch anordneten. Dass aber auch bei den Schulzeiten darauf Rücksicht genommen wurde, dass die Kinder als Arbeitskräfte beispielsweise in ihrer eigenen Familie tätig werden konnten zeigt wie wenig man damit Bedenken hatte. Kinder wurden zumeist in den Haushalten für Tätigkeiten verwendet zu welche man vom körperlichen Aufwand her keine Erwachsenen brauchte. Sie halfen beispielsweise im Garten dem Gärtner oder wurden genutzt zu Botendiensten. Kinder waren von daher als Gesinde für die Herrschaft attraktiv, da sie zumeist nicht wie die erwachsenen Dienstboten in den Gesindeordnungen berücksichtigt wurden und natürlich verhältnismäßig billig waren. Selbst beispielsweise der Türmer am Sanzenbacher Landturm im Amt Rosengarten konnte sich zumindest neben einer Magd auch einen "Burschen" leisten[30].
Der Begriff Kinder ist hier allerdings nicht zu weit zu fassen. So fungierte eine 12- oder 13-jährige schonmal einfach als Dienstmagd[31].
Children as servants in the household
Child labor was completely normal in the 18th century, even if numerous German states legally ordered school attendance. The need for children as workers in their family was recognized by the rulers and the times of school for example were arranged that the kids still had time to work (the "summer school" (or a long pause of school in the warm seasons) would be a good example). Children were mostly used in households for activities for which the physical effort required no adults. For example, they helped the gardener in the garden or were used for delivery services. Children were therefore attractive as servants for the rulership, as they were mostly not included in the servants' rules like the adult servants and were of course relatively cheap. For example, even the tower keeper at the Sanzenbacher Landturm in the Rosengarten office could at least afford a "boy" in addition to a maid [30]. The term children should not be taken too broadly here. A 12- or 13-year-old could simply be an ordinary maid [31].
Fazit
Ich hoffe, euch hat dieser Einblick gefallen. Das ist ein sehr umfangreiches
Thema. Bei vielen
Beispielen selbst von sehr prominenten Dienstboten in der Geschichte oder in
der Literatur wie Jacques in Diderots "Jacques der Fatalist und sein
Herr"[32] ist die genaue Art von Dienstbote, die der Diener inne hat
garnicht klar erkennbar. Aber ich finde es ein spannendes und wichtiges Thema
nicht nur für Reenactors. Beiträge in der Serie bislang: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2021/01/dienstboten-im-18-jh-servants-duringt.html
Conclusion I hope you enjoyed
this insight. This is a very extensive topic. In many examples of even very
prominent servants in history or in literature, such as Jacques in Diderot's
"Jacques the fatalist and his Master"[32], the exact type of servant
the servant is performing is not at all clear. But I find it an exciting and
important topic not only for reenactors. Postings in that series so far: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2021/01/dienstboten-im-18-jh-servants-duringt.html
Text: André Hanselmann
Fotos: Cecilia Hanselmann
1) Siehe: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2021/01/dienstboten-im-18-jh-servants-duringt.html
2) dazu z.B.: Barbara Stollberg-Rilinger: "Europa im Jahrhundert der Aufklärung", Reclam, Stuttgart, 2006, S. 146-151
3) Claudia Opitz: "Hausmutter und Landesfürstin" in "Der Mensch des Barock" Magnus Verlag, Essen, 2004, S. 344
4) ebenda: S. 345-346
5) Franz von Heufeld: „Die Haushaltung nach der Mode Oder Was soll man für eine Frau nehmen?“ J.P. Krauß, Wien, 1765
6) in der Übersetzung von Swifts "Anweisungen für Dienstboten" sogar "Haushofmeister", Jonathan Swift: "Anweisungen für Dienstboten" (1745) insel, Frankfurt, 1990, S. 83-84
7) J.A.L. Gottschedin (Übersetzung)/ Destouches: "Das Gesepenst mit der Trummel" Krauß, Wien, 1740, 1. Aufzug, 2. Auftritt, S. 8 ff
8) J.M.R. Lenz: "Der Hofmeister" Weygand, Leipzig, 1774
9) Jane Austen: "Pride and Prejudice" (1813) Penguin Books, London, 1994, p. 187-192
10) sehr schön dargestellt in "Pride and Prejudice" (BBC 1995)
11) Swift, S. 40
12) Friederike Luise Löfflerin: "Ökonomisches Handbuch für Frauenzimmer" (1795) Steinkopf, Stuttgart, 1977
13) Destouches: "Oeuvres dramatiques" tome 5, Perault, Paris, 1772, p. 10
14) Gottschedin, S. 4
15) Graf Lehndorff, S. 13
16) ebenda: S. 302
17) ebenda: S.202
18) zum Unterschied, siehe Kammerdiener / for the differences look under "Kammerdiener"
19) Roberta Orsi Landini: "Livrées et Uniformes de la Cour du Grand-Duc de Toscane, Pierre Léopold" in "Fastes de Cour et Ceremonies Royales" Ed. de Réunion des musées nationaux, Paris, 2009, p. 168-169
20) Gotthold Ephraim Lessing: "Minna von Barnhelm" 3. Akt, 2. Szene, Voss, Berlin, 1767
21) Ein gutes Beispiel liefert der noch sehr junge Läufer Johannes Commenda aus dem Jahr 1728, als er eine enorme Strecke zurücklegt um einen Brief zu überbringen. - A very nice example could be found by the very young runner Johannes Commenda in 1728 when he had to bring a letter running a very long distance. Werner
Frese: "Erinnerungen eines böhmischen Lakaien in Westfalen", in: Cox,
Bringemeier, Wiegelmann, Zender (Hrsg.): "Rheinisch-westfälische
Zeitschrift für Volkskunde" Band XXX/XXXI, Bonn u. Münster, 1985/86, S. 193-194
21) Bernardo Bellotto: "Turin, die alte Brücke über den Po" 1745, "Der Altmarkt von Dresden von der Schlossgasse aus" um 1750, "Der Altmarkt in Dresden von der Seegasse aus" um 1750
22) Horst Fleischer: "Vom Leben in der Residenz - Rudolstadt 1646-1816" S. 209
23) Johann Elias Ridinger: "Neue Reitkunst in Kupferstichen inventiert & gezeichnet" Augsburg, 1722
24) Johann Elias Ridinger: "Vorstellung und Beschreibung derer Schul- und Campagne Pferden nach ihren Lectionen" Augsburg, 1760
25) so einzeln seine Reise von Berlin nach Danzig 1773, siehe auch: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6449
26) auch Daniel N. Chodowiecki: "Chodowiecki in Dresden und Leipzig. Das Reisetagebuch des Künstlers" H. Burdach, Dresden, 1916
27) Lehndorff S. 97
28) F.S.E.: "Die ... Hausmutter und Unterricht an alle noch unerfahrene doch lehrbegierige Hausmägde ..." 1783
29) Holzfrevel bei Sansenbach, 1743-48, Stadtarchiv Schwäbisch Hall Sig. H03/2018
30) Ernst Schubert: "Arme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts" Degener, 1983, S. 104
31) Denis Diderot: "Jacques der Fatalist und sein Herr" Reclam, Stuttgart, 1977 / Denis Diderot: "Jacques le Fataliste et son maître" Buisson, Paris, 1796 (geschrieben/written 1765-1780)
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