Man kann die kleine Schlacht bei Bitonto als eine der Entscheidungsschlachten des 18. Jh. ansehen, wenn auch die eigentlichen Chancen der Habsburger das Königreich Neapel in ihrer Hand zu behalten bereits zu dem Zeitpunkt als marginal zu bezeichnen waren. Die Niederlage kann also eher als ein Schlusspunkt unter die Geschichte gesehen werden. Nachdem die spanischen Bourbonen bereits im Krieg der Quardrupelallianz durch eine Landung auf Sizilien erfolglos versucht hatte, dem Habsburger Karl VI. das Königreich Neapel zu entreißen, wurden nun mit dem Kriegsausbruch 1733 im Fahrwasser eines Krieges an der Seite Frankreichs ein erneuter Anlauf genommen. Der Widerstand den die Österreicher unter dem Vizekönig Visconti (1664-1750) und Feldmarschall Traun (1677-1748) [1] war vollkommen unzureichend. So konnte Don Carlos (1716-1788) am 15. Mai 1734 in Neapel einziehen. Der Vizekönig von Neapel suchte das Weite und damit brach rasch die Herrschaft der Habsburger über das Königreich in sich zusammen.
Die Aufstellung am Anfang vor der Schlacht. - The initial deployment before the battle. (photo: C. Hanselmann, 2023) |
The small battle of Bitonto can be seen as one of the decisive battles of the 18th century, even if the Habsburgs' actual chances of keeping the Kingdom of Naples in their hands could already be described as marginal at that point. The defeat can therefore be seen as a final point in history. After the Spanish Bourbons had already unsuccessfully attempted to land on Sicily in the War of the Quardruple Alliance, the Habsburg Charles VI. With the outbreak of war in 1733, a new attempt was made to wrest the Kingdom of Naples away in the wake of a war on the side of France. The resistance of the Austrians under Viceroy Visconti (1664-1750) and Field Marshal Traun (1677-1748) [1] was completely inadequate. So Don Carlos (1716-1788) was able to enter Naples on May 15, 1734. The Viceroy of Naples fled and the Habsburgs' rule over the kingdom quickly collapsed.
Meine Karte für mein ursprüngliches Szenario, welches dem Buch von Gerba folgt. - My map for my original scenario folowing Gerba's book. (copyright: André Hanselmann) |
Die wenigen und ohne Artillerie ausgestatteten Truppen unter Joseph Anton von Pignatelli (1682-1762) [2] hatten kaum eine Chance und suchten der nicht nur nummerisch überlegenen Armee unter General von Montemar (1671-1747) aus dem Wege zu gehen. Die Strategie der habsburgischen Seite war zum Scheitern verurteilt. So gingen alle Stützpunkte der habsburgischen Kräfte verloren. Nur die Festung Gaeta wurde noch seit dem April durch Feldmarschallleutnant von Tattenbach gehalten [3]. Traun als wohl erfahrenster Feldherr verließ nachdem er ausmanöveriert worden war den Kriegsschauplatz.
Ich habe meinen Plan anhand der Darstellung aus dem 18. Jh. überarbeitet. - I changed my plan according to the picture from the 18th century. (photo: Cecilia Hanselmann, 2023) |
The few troops under Joseph Anton von Pignatelli (1682-1762) [2], which were not equipped with artillery, had little chance and tried to avoid the army under General von Montemar (1671-1747), which was not only numerically superior. The Habsburg side's strategy was doomed to failure. So all the bases of the Habsburg forces were lost. Only the Gaeta fortress had been held by Lieutenant Field Marshal von Tattenbach since April [3]. Traun, probably the most experienced general, left the theater of war after being outmaneuvered.
Eine neuere Karte, die völlig der zeitgenössischen Darstellung folgt. - A new map following the contemporary picture. (copyright: André Hanselmann) |
Da Pignatelli seine Truppen nicht evakuieren konnte und bei dem Städtchen Bitonto eingeholt wurde, stellte er sich mit diesen zur Schlacht. Bis auf die Kontingente aus 3 Infanterieregimentern jeweils in etwa in Bataillonsstärke [4] verfügte er über keine nennenswerte Infanterie. Denn viele der übrigen Fußsoldaten waren Rekruten oder Milizen [5] mit unbekannter Qualität oder Moral. An Kavallerie verfügte er lediglich über etwa 2 1/2 Regimenter [6]. Ursprünglich habe ich nur mit dem Standardwerk des k.u.k. Kriegsarchivs über diesen Krieg gearbeitet [7]. Aber mittlerweile wurde eine zeitgenössische Karte auf Wikipedia hochgeladen, welche ein anderes Bild der Schlacht liefert [8]. Gerbas Beschreibung der Aufstellung der Armee unter dem General der Kavallerie Pignatelli widerspricht deutlich der besagten Karte. Denn bei Gerba befindet sich die Stadtmauer von Bitonto 600 Schritt direkt hinter der parallel zu ihr aufgestellten 2.000 Schritt breiten Formation der Österreicher [9]. Von daher wäre ein direkter Rückzug Pignatellis im Fall der Niederlage in die schützenden Mauern plausibel [10]. Andererseits könnten sich Mauern im Rücken auch als Falle auswirken. Wir wissen leider nicht, was Pignatellis strategische Optionen waren, ob zum Beispiel ein Rückzug nach Norden von ihm angedacht worden wäre. Möglicherweise hätte dabei auch eine mangelnde Versorgung zur Auflösung seiner kleinen Armee geführt.
Since Pignatelli could not evacuate his troops and was overtaken near the town of Bitonto, he joined them in battle. Apart from the contingents of 3 infantry regiments, each roughly battalion-sized [4], he had no infantry worth mentioning. Because many of the remaining foot soldiers were recruits or militia [5] of unknown quality or morale. He only had about 2 1/2 regiments of cavalry [6]. Originally I only worked with the standard work of the k.u.k. War archives about this war [7]. But a contemporary map has now been uploaded to Wikipedia, which provides a different picture of the battle [8]. Gerba's description of the formation of the army under General of Cavalry Pignatelli clearly contradicts the map in question. At Gerba, the city wall of Bitonto is 600 paces directly behind the 2,000 paces wide formation of the Austrians that was set up parallel to it [9]. Therefore, Pignatelli's direct retreat into the protective walls in the event of defeat would be plausible [10]. On the other hand, walls in the back could also act as a trap. Unfortunately, we do not know what Pignatelli's strategic options were, for example whether he would have considered a retreat to the north. A lack of supplies might have led to the dissolution of his small army.
Insgesamt verfügte Pignatelli über etwa 6.000 Mann, während die Spanier mit 16.000 Mann deutlich überlegen waren, so dass eine Einschließung und Überflügelung im Raum standen. Immerhin hatten sich die Vorgefechte als nicht zu negativ dargestellt, so dass Montemars Truppen einmal auf ihr Lager vor Bitonto zurück gegangen waren. Ebenso wie auf der zeitgenössischen Karte stellt auch Gerba dar, dass die Österreicher zahlreiche vor der Stadt gelegene Gehöfte für ihre Verteidigung nutzbar machen konnten. Im Übrigen war das Terrain allerdings für eine Abwehrschlacht wenig geeignet und nicht dazu hinreichend den Nachteil Pignatellis auszugleichen. Die Generalfeldwachtmeister Strongoli, Rutowski und Vinal kommandierten linken Flügel, Zentrum und rechten Flügel. Die Klosteranlage von San Antonio [11] bildete einen Angelpunkt von Pignatellis Armee, der die linke Flanke sicherte. Hier hatten sich die "letzten Recrouten" [12] unter Obristwachtmeister Arriosti (1690-1766) verschanzt [13].