Dienstag, 4. Juli 2023

Die Bande vom Mainhardter Wald - The gang of the Mainhardt forest P 3

Während wir bei einigen Räubern nicht so genau wissen wie die Bande auffliegen konnte, sind bei der Mainhardter Bande die Umstände recht gut bekannt. Anders als bei Franz Troglauer (1754-1801) [1] oder dem Bayerischen Hiasl (1735-1771) sind uns keine konkreten Ermittlungen nach der Bande bekannt. Auch gelang es nicht die Bande wie bei den 4 Männern und 4 Frauen rund um "Die alte Lisel" (ca. 1692-1732) durch eine 15-köpfige Streife zu ergreifen [2]. Dies rührt gewiss nicht zuletzt daher, weil die Bandenmitglieder wie normale Gemeinsmänner innerhalb ihrer Dörfer und Weiler lebten und kein Leben in abgelegenen Schlupfwinkeln führten. So war die Überführung der Bande eher eine Art Zufall. 

While we don't know exactly how the gang got busted with some robbers, the circumstances of the Mainhardter gang are quite well known. Unlike Franz Troglauer (1754-1801) [1] or the Bavarian Hiasl (1735-1771), we are not aware of any concrete investigations after the gang. It was also not possible to seize the gang like the 4 men and 4 women around "The Old Lisel" (ca. 1692-1732) with a 15-man patrol [2]. This is certainly due not least to the fact that the gang members lived like normal commoners within their villages and hamlets and did not lead a life in remote hideaways. So the transfer of the gang was more of a coincidence.

Ein Verdächtiger wird abgeführt auf einer unserer Veranstaltungen. - A suspect is taken away in one of our events. (photo: Claudia Behnke 2018)

Kurz nach einem ihrer größten Coups, dem Überfall auf die Landkutsche bei Germersheim, suchte Johann Martin Haas am 27. April 1773 in Olnhausen den dort lebenden Christian Megerlen auf um ihm gestohlenes Dinkel zu verkaufen. Statt es dabei bewenden zu lassen, stahl das Bandenmitglied der Gögelhofer Rotte aber Megerlen ein Hemd, das er sich sogleich anzog und eine Flinte. Auf dem Rückweg nach Gögelhof wurde Johann Martin Haas ergriffen. Er nannte sich zwar Martin Schmidgall, was ein übliches Vorgehen war sich einen falschen Namen beizulegen, wurde jedoch zum Verhör nach Neuhütten abgeführt. Die hohenlohischen Beamten setzten sich mit den württembergischen Kollegen in Möckmühl in Verbindung. Eine Komission wurde zusammen gesetzt. Unter der Folter wurde aus Johann Martin Haas die Nennung der Namen von einigen Bandenmitgliedern heraus gepresst [3]. Um einer solchen Folter zu entgehen floh Johann Heinrich Weiß, der eigentliche Anführer der Bande, nach Mockmühl. Obwohl der Mainhardter Wirt Weiß selbst vom Freiherrn von Gemmingen-Maienfels als "Spitzbuben Vatter" bezeichnet und also als Oberhaupt erkannt wurde, kam er ziemlich ungeschoren davon. Nur Conrad Wieland, der sogenannte "Gögelstrobele", starb als einer der Anführer in der Haft [4]. 


Shortly after one of their biggest coups, the robbery of the country coach near Germersheim, Johann Martin Haas went to Olnhausen on April 27, 1773 to see Christian Megerlen, who was living there, to sell spelt that he had stolen. Instead of leaving it at that, the gang member of the Gögelhofer Rotte stole a shirt from Megerlen, which he immediately put on, and a musket. On the way back to Gögelhof, Johann Martin Haas was arrested. Although he called himself Martin Schmidgall, which was a common procedure to give oneself a false name, he was taken to Neuhütten for interrogation. The Hohenlohe officials contacted their Württemberg colleagues in Möckmühl. A commission was formed. Under torture, the names of some gang members were extracted from Johann Martin Haas [3]. To escape such torture, Johann Heinrich Weiß, the actual leader of the gang, fled to Mockmühl. Although the innkeeper of Mainhardt Weiss himself was referred to as a "rascal dad" by the Baron von Gemmingen-Maienfels and thus recognized as the head of the business, he got off pretty scot-free. Only Conrad Wieland, the so-called "Gögelstrobele", died as one of the leaders in prison [4].

Wir müssen uns das Ende der Bande als ein gewaltiges Ereignis vorstellen. Es fanden zwar eigentlich zwei Hinrichtungen statt. Aber die Hinrichtung von 16 Bandenmitgliedern in Pfedelbach am 17. März 1773 war auf jeden Fall das bedeutend aufsehenerregendere Ereignis. Durch Bernhard Weigl [5] wurde ich dankbarerweise auf einen zeitgenössischen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, welcher von vielen tausenden Zuschauern berichtet und dass man 35 Husaren und "starke Mannschaft" - also Soldaten zur Überwachung des ordnungsgemäßen Ablaufes der Massenhinrichtung aus Öhringen [6] heran kommandierte [7]. Leider finden sich weder in den Ratsprotokollen im März 1773 in Hall noch in den Kreistagsakten Hinweise auf eine Reaktion des Haller Rats zu dem Großereignis. Auch eine Darstellung wie etwa ein Kupferstich oder Holzschnitt der Hinrichtung in Pfedelbach ist mir unbekannt. 

Der Gastwirt von der Roten Steige, der Wachtmeister aus Hall und ein Schultheiß sitzen gemeinsam über Steckbriefen aus denen der Wirt vorliest. Der historische Wirt Kircher kaufte 1773 dem Amt zahlreiches Holz ab. Obwohl ein Versammlungsort der Bande ganz in der Nähe lag, gibt es keinen Zusammenhang mit den Taten der Räuber und dem Steigengasthaus. - The inn keeper of the Red Steep tavern, the constable from Hall and a mayor are sitting hearing the inn keeper who reads personal descriptions. The historical inn keeper bought a lot of wood from the district in 1773. Although one of the rally points of the gang was next to the tavern we have no information of a connection of the robbers to our inn. (photo: Claudia Behnke, 2017)


We have to think of the end of the gang as a massive event. Actually, there were two executions. But the execution of 16 gang members in Pfedelbach on March 17, 1773 was definitely the more spectacular event. Thankfully, Bernhard Weigl [5] drew my attention to a contemporary newspaper article that reported thousands of spectators and that 35 hussars and a "strong crew" - i.e. soldiers to monitor the proper course of the mass execution from Öhringen [6] - were ordered [7]. Unfortunately, neither the log of the council in March 1773 in Hall nor the files of the district council contain any indication of a reaction by the Hall council to that major event. I also do not know of a depiction such as a copper engraving or woodcut of the execution in Pfedelbach.

Am 17. September 1773 wurden schließlich noch Johann Martin Haas, der ja den Anstoß zur Verhaftungswelle gab, und Jacob Wieland in Maienfels hingerichtet. Anders als im Falle anderer Räuberbanden hat es keinen falschen Heldenkult um die Räuber gegeben. Wir erfahren zwar von Gewissensbissen eines Richters. Aber es gab keinen großen Widerhall wie etwa beim Bayerischen Hiasl oder "Schinderhannes". Immerhin ist in den 1980ern ein Roman erschienen [8]. Auf einer Freilichtbühne an einem authentischen Ort des Geschehens werden seit einigen Jahren in Ammertsweiler-Gögelhof Theaterstücke aufgeführt, welche die Aktivitäten der Bande behandeln.

Finally, on September 17, 1773, Johann Martin Haas, who initiated the wave of arrests, and Jacob Wieland were executed in Maienfels. Unlike in the case of other bands of robbers, there was no false heroic cult surrounding the robbers. We learn of a judge's pangs of conscience. But there was no great response like the Bavarian Hiasl or "Schinderhannes". After all, a novel was published in the 1980s [8]. Plays dealing with the activities of the gang have been performed for several years in Ammertsweiler-Gögelhof on an open-air stage at an authentic place where the events took place.

Weitere Folgen der Reihe / The other episodes of the series:

https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/03/die-bande-vom-mainhardter-wald-gang-of.html

https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/03/die-bande-vom-mainhardter-wald-gang-of_12.html


Text: André Hanselmann

Fotos: Claudia Behnke


Notizen / Notes:

1) Bernhard Weigl: "Der Galgen ist mein Grab – auf den Spuren der Räuberbande des Franz Troglauer durch Oberpfalz und Franken" Verlag Eckhard Bodner, Pressath/Oberpfalz, 2005

2) Am 27. Januar 1732 in Lausheim bei Ostrach. - On january 27 1732 in Lausheim near Ostrach. "Die alte Lisel, die schwäbische Sackgreiferin" in Boehncke, Hindemith, Sarkowicz: "Die großen Räuberinnen" Voltmedia, Paderborn, 1994, S. 35

3) Anette Stuber-Rousselle: „Die Räuber vom Mainhardter Wald“ in „Schurke oder Held? – Historische Räuber und Räuberbanden“ Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Thorbecke, Sigmaringen, 1995, S. 103

4) ebenda S. 109

5) siehe hier - look here too: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/04/historiker-von-nebenanhistorians.html

6) Wie auch Pfedelbach war Öhringen hohenlohisch. - Öhringen was in a Hohenlohe state as it was Pfedelbach too.

7) „Beytrag zum Reichs-Postreuter“ 22. März 1773, o. Seitenangabe

8) Egil Pastor: "Die Räuber vom Mainhardter Wald. Eine Kriminalgeschichte aus dem 18. Jahrhundert" Verlag Haller Tagblatt, Schwäbisch Hall 1986

4 Kommentare:

  1. Very interesting story and atmospheric pictures!

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    1. I'm glad that you like it. I would be excited to read what you think about my leadership at Dettingen.

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  2. Une nouvelle fois une atmosphère extraordinaire, vraiment impressionnant!

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    1. Merci. Les brigands sont toujours un sujet reconnaissant. Malheureusement, le sort des braqueurs est moins beau que dans les vieux films français des années 1960.

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