Donnerstag, 30. Juni 2022

Die Schlacht bei Lauffeldt - The battle of Lauffeld 1747 P. 1

Der Feldzug 1747

Nach der finalen Schlacht des Feldzuges von 1746 rückte ein Teil der Truppen des Maréchal de Saxe in die Bretagne ab. Der Feldherr hatte zum Teil gerade deswegen die Schlacht gesucht solange sein nummerisches Übergewicht so erdrückend gewesen war. Kurz nach der Schlacht bei Rocoux und verhälnismäßig früh im Jahr waren die Armeen beider Seiten in die Winterquartiere abmarschiert[1]. Während es in Breda zur Aufnahme von Friedensverhandlungen kam, bereiteten sich aber auch beide Seiten auf die nächste Feldzugssaison vor. Anders als im Vorjahr wurden keine Versuche unternommen überfallartig in der Zeit der Winterquartiere durch rasche Aktionen in der kalten Jahreszeit günstigere Vorraussetzungen für den kommenden Feldzu zu schaffen. Stattdessen informierte die französische Regierung im April 1747 die Generalstaaten auf eine Besetzung der niederländischen Festungen abzuzielen ohne aber sich dauerhaft dort festsetzen zu wollen. Dieser Hinweis hatte zur Folge, dass sich die Niederländer dazu gezwungen sahen ihre Kontingente in der Pragmatischen Armee abzuziehen, was natürlich auch dem Maréchal de Saxe in die Karten spielte. Dadurch wurden die Abgänge durch eine Schwächung der feindlichen Feldarmee für den Maréchal erträglicher. Vor allem Loewendal (1700-1755) gelang es rasch mit seinen Truppen einige Orte zu erobern. Als größtes Unternehmen der pragmatischen Seite im Frühjahr ist wohl die Belagerung Antwerpens anzusehen und das ohne die nötige Belagerungsartillere. Cumberland entschloss sich aber schließlich zu einem Abbruch dieser Aktion. 

Die Anfangsaufstellung zu unserer Schlacht bei Lauffeldt aus der Perspektive von Cumberland. - The initial deployement form our battle of Lauffeldt from Cumberland's perspective. (Foto: Cecilia Hanselmann)

The campaign of 1747 
 
After the final battle of the 1746 campaign, some of Maréchal de Saxe's troops left for Brittany. Partly because of this, the general had sought battle when his numerical superiority had been so overwhelming. Shortly after the Battle of Rocoux and relatively early in the year, the armies of both sides marched off to winter quarters[1]. While peace negotiations were beginning in Breda, both sides were also preparing for the next campaign season. Unlike in the previous year, no attempts were made to create more favorable conditions for the coming field by means of quick actions during the winter quarters. Instead, in April 1747, the French government informed the States General to aim for an occupation of the Dutch fortresses without wanting to permanently establish themselves there. This hint meant that the Dutch were forced to withdraw their contingents in the Pragmatic Army, which of course also played into the hands of the Maréchal de Saxe. This made the departures more bearable for the Maréchal by weakening the enemy field army. Above all, Loewendal (1700-1755) quickly succeeded in conquering some places with his troops. The siege of Antwerp can be seen as the largest undertaking on the pragmatic side in the spring, and that without the necessary siege artillery. Cumberland finally decided to stop this action.

Die Schlacht bei Lauffeldt auf einer von mir für das Regelwerk HoW erstellten Karte. - The battle of Lauffeldt on a map which was made by myself for the HoW set of rules. (Karte Copyright: André Hanselmann)


Derweil war auch der Maréchal de Saxe in einer gewissen Verlegenheit. Das Eintreffen des Königs wurde angekündigt. Den Gegner bei der Belagerung Antwerpens in einer für diesen gefährlichen Lage anzugreifen, hätte sicherlich günstig auf die Meinung des Monarchen gewirkt[3]. Somit verging der Mai entgegen den Erwartungen ohne eine größere Aktion beider Seiten und das obwol Batthyányi ein entschlossenes Vorgehen im Stile Marlboroughs und des Prinzen Eugen vorgeschlagen hatte. Immerhin konnte de Saxe einen kleineren Erfolg verbuchen indem Truppen unter St. Germain einige österreichische Bagage erbeuten konnte. 

Meanwhile, the Maréchal de Saxe was also in a certain embarrassment. The arrival of the king was announced. Attacking the enemy in a dangerous situation during the siege of Antwerp would certainly have had a favorable effect on the monarch's opinion[3]. Thus, contrary to expectations, May passed without any major action on either side, although Batthyányi had proposed decisive action in the style of Marlborough and Prince Eugene. After all, de Saxe was able to record a minor success in that troops under St. Germain were able to capture some Austrian baggage.

Die Französische und Alliierte Aufstellung in dem Moment, als sich der Maréchal de Saxe selbst ins Zentrum begibt. Als Louis XV hatte ich in unserem Spiel den Plan gegen Wilre mit D'Estrées leichten Truppen einen Scheinangriff zu unternehmen, während die wirklichen Anstrengungen gegen Groß Spauwen unternommen werden sollen, da ich dort auf eine Überlegenheit an Artillerie setzen und meine Reserven einschließlich der Maison du Roi gegen Membruggen einsetzen konnte. - The French and Allied deployment when the Maréchal de Saxe moved himself into the center and the duke of Cumberland was riding to the Austrian high command. In our game my plans in the role of Louis XV was to launch a faux-attaque (mock attack) with our light troops under D'Estrées against Wilre and focus our real efforts on the Allied right wing at Große Spauwen relying on our superiority in artillery in that area sending all of our reserves inluding the Maison du Roi towards Membruggen. (photo: Cecilia Hanselmann, 2022)

 

Mit dem Eintreffen von Louis XV in Brüssel wurde es klar, dass der Feldzug mit mehr Mut zur Entscheidung geführt werden würde. Anfang Juni vereinigte der Maréchal de Saxe soviele wie möglich von den in Flandern stehenden Truppen. Anfang Juni verfügte der Maréchal über 143 Bataillone Infanterie und 269 Ekadrone Kavallerie bei der Feldarmee oder 85.800 Mann Linieninfanterie mit 26.900 Reitern und bis zu 5.000 Mann leichte [4] Truppen [5]. 

With the arrival of Louis XV in Brussels, it became clear that the campaign would be waged with more decisive courage. At the beginning of June, the Maréchal de Saxe united as many as possible of the troops stationed in Flanders. At the beginning of June, the Maréchal had 143 battalions of infantry and 269 squadrons of cavalry in the field army or 85,800 men of line infantry with 26,900 cavalry and up to 5,000 men of light [4] troops [5].

Unabsichtlich entwickelte sich die Schlacht im Spiel eher wie es des Maréchal Pläne vom 1. Juli waren. - Against my intention the game moved forward more like the plans of the Maréchal were made on July 1st. (photo: Cecilia Hanselmann)

Die Franzosen operieren gegen Maastricht

Während sich die Franzosen auf einen Angriff vorbereiteten verzweifelte Feldmarschall Karl Josef Batthyányi (1696-1772) [6] über der Haltung der Niederlande, die immer wieder Truppen zur Sicherung von Breda und Bergen op Zoom aus dem Feldheer abzog. Batthyányi musste bald einsehen, dass die Versprechungen des Statthalters von Oranien [7] nichts bedeuteten und dass er dazu gezwungen sein würde auf die Aktionen der Franzosen zu reagieren. Während beispielsweise in einem kurzen Waffenstillstand über Gefangenenaustausch verhandelt wurde, konnte sich Batthyányi immerhin in einer ausgezeichneten Stellung hinter der Nethe ziemlich sicher fühlen. Im Laufe der ersten Junihälfte gelang es nun den Franzosen die Pragmatische Armee aus ihrer Position heraus zu locken. Schon am 15. Juni trafen vorgeschobene Abteilungen des Korps unter d'Estrées auf Husaren bei Hasselt [8] . Während die Versorgungslage der Pragmatischen Armee durch das Festliegen an einer Stelle sowieso immer schwieriger geworden war [9], hatte es de Saxe vermocht durch geschickte Verschiebungen seine Position deutlich zu verbessern.

The French are moving towards Maastricht

While the French were preparing for an attack, Field Marshal Karl Josef Batthyányi (1696-1772) [6] despaired of the attitude of the Netherlands, which kept withdrawing troops from the field army to secure Breda and Bergen op Zoom. Batthyányi soon realized that the promises made by the governor of Orange [7] meant nothing and that he would be forced to react to the actions of the French. For example, while the exchange of prisoners was being negotiated in a brief truce, Batthyányi could still feel fairly safe in an excellent position behind the Nethe. During the first half of June, the French managed to lure the Pragmatic Army out of their position. Already on June 15 advanced departments of the corps met under d'Estrées on hussars at Hasselt. While the supply situation of the Pragmatic Army had become more and more difficult due to being stuck in one place [9], de Saxe had been able to significantly improve his position through clever shifts.

Während unbeabsichtigt viele von Saint-Necetaires Berittenen die Höhen hinter Membruggen hinauf stürmen, befehligt Clermont-Tonerre bei uns einige Regimenter seines ersten Treffens nach vorne. Batthyány reagiert damit, dass er die Masse der österreichischen Kavallerie ihm entgegen schickt. Die britischen Garden ziehen sich Richtung Vlytingen, das noch immer in Flammen steht, zurück. - Against my will a lot of the horse under Saint-Necetaire's command stormed behind Membruggen upwards up the hills there. Meanwhile Clermont-Tonerre ordered some of his cavalry regiments from his first line forward. Batthyány reacted in sending masses of his Austrian cavalry. The British guards retreated towards the still burning village of Vlytingen. (photo: Cecilia Hanselmann)

Während Cumberland und Batthyány durch die gegensätzlichen politischen Ansichten der Koalitionsparteien Schwierigkeiten hatten, sah sich der Maréchal de Saxe dem Problem gegenüber, dass er sich durch die Anwesenheit des Königs zu Taten gezwungen fand bald ein Feldzugsziel zu erreichen, obwohl de Saxe mit seiner Manöverstrategie bislang gut gefahren war. Ein lohnenswertes Ziel schien also die Einnahme der Stadt Maastricht. Das erklärt auch warum das Schlachtfeld von Lauffeldt so ziemlich direkt an das der Schlacht bei Rocoux aus dem Vorjahr angrenzte [10]. Am 21. Juni verließen die französischen Truppen unter Colonel Blaizel beim Anrücken hunderter Husaren unter Generalfeldwachtmeister Morócz das Dorf Hesselt [11].  Die Bewegungen der französischen Truppen gegen Maastricht verleiteten die Niederländer dazu noch weitere Truppen aus Cumberlands Feldarmee abzuziehen, da neben den anderswo zusammengezogenen niederländischen Truppen nun auch 4 Bataillone zur Besatzung von Maastricht abgezogen wurden, womit einschließlich der Bayern nur noch 6 Bataillone Fußvolk als Beitrag der Generalstaaten beim größten pragmatischen Heer verblieben [12]. Endlich entschloss sich die Führung der Verbündeten am 24. Juni zum Abmarsch nach Maastricht.

Während auf dem französischen linken Flügel die in die Flucht geschlagenen Einheiten zurück fluten, eröffnen die Batterien der pragmatischen Armee auf ganzer Front das Feuer. Besonders die Massen an Kavallerie unter Clermont-Tonerre sind ein Ziel des Beschusses. - While on the French left wing the routed units were moving back the batteries of the Pragmatic army open fire on the whole front. The masses of cavalry under Clermont-Tonerre are a special target of the bombardement. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

While Cumberland and Batthyány were struggling with the opposing political views of the coalition parties, the Maréchal de Saxe faced the problem that the presence of the king forced him into action to soon achieve a campaign objective, although de Saxe had been good with his maneuvering strategy so far had driven. Taking the city of Maastricht seemed a worthwhile goal. This also explains why the Lauffeldt battlefield was pretty much directly adjacent to that of the Battle of Rocoux from the previous year [10]. On June 21, the French troops under Colonel Blaizel left the village of Hesselt [11] when hundreds of hussars under General Morócz were approaching. The movements of French troops towards Maastricht tempted the Dutch to withdraw even more troops from Cumberland's field army, as alongside the Dutch troops concentrated elsewhere, 4 battalions were now withdrawn to garrison Maastricht, leaving only 6 battalions of infantry including the Bavarians as a contribution from the States General remained with the largest pragmatic army [12]. Finally, on June 24, the Allied leadership decided to march to Maastricht.

Man erkennt hier deutlich wie eines meiner Reiterregimenter in die Flucht geschlagen in Auflösung flieht kurz vor Große Spauwen. Die österreichischen Grenadiere zu Pferd hatten das Regiment Colonel-Géneral, als es frontal attackierte in der Flanke angegriffen. Saint-Necetaires Artillerie nimmt unterdessen Wolfenbüttels Infanterie unter Feuer. - You can clearly see how one of my cavalry regiments, which was routed in dissolution, flees shortly before Große Spauwen. The Austrian grenadiers on horseback had flanked the Colonel-Géneral regiment when it attacked frontally. Meanwhile, Saint-Necetaire's artillery fired on Wolfenbüttel's infantry. (photo: Cecilia Hanselmann, 2022)

 

Der Maréchal de Saxe befürchtete nun, dass die Verbündeten die vorgeschobenen Korps unter d'Estrées und dem Comte de Clermont überwältigen würden, weshalb er ihnen einen Rückzug im Falle eines Angriffes erlaubte. Derweil scheiterten alle Pläne von de Saxe die Verbündeten auf deren Marsch über die Demer anzugreifen wohl zum einen an mangelnder Aufklärung und zum anderen an der Langsamkeit und dem Problem der Koordinierung eines Heeres von dieser Größe. Tatsächlich bestanden kurz vor der Schlacht die Absichten die vorgeschobenen Korps des Comte de Clermont und des Comte d'Estrées (1695-1771) vor allem durch die Vorhut unter Daun anzugreifen. Nach einem der vielen zusammengetretenen Kriegsräte verzichtete Cumberland am 30. Juni auf eine Besetzung der Höhen von Herderen, womit er sich mit einer recht guten Stellung zwischen die Franzosen und das zu verteidigende Maastricht geschoben hätte [13]. 

Angriff von Clermont-Tonerres Kavallerie gegen die britischen Garden. Batthyány entsendete als Reaktion seine Reiterei aus dem Zentrum und so kam es rund um das brennende Vlytingen zu heftigen Kämpfen. - Charge by Clermont-Tonerre's cavalry against the British Guards. In response, Batthyány sent his cavalry from the center and fierce fighting ensued around the burning Vlytingen. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

The Maréchal de Saxe now feared that the allies would overwhelm the advanced corps under d'Estrées and the Comte de Clermont, so he allowed them to retreat if attacked. Meanwhile, all of de Saxe's plans to attack the allies on their march across the Demer failed, probably due to a lack of reconnaissance on the one hand and the slowness and the problem of coordinating an army of this size on the other. In fact, shortly before the battle, there were intentions to attack the advanced corps of the Comte de Clermont and the Comte d'Estrées (1695-1771), especially with the vanguard under Daun. After one of the many councils of war, Cumberland gave up occupying the heights of Herderen on June 30, which put him in a good position between the French and Maastricht, which was to be defended [13].

Eigentlich war dieser Angriff von D'Estrées Truppen vor allem von mir als Louis XV primär als Scheinangriff vorgesehen. Aber der Maréchal de Saxe schickte nicht nur den den Prince de Clermont vor, sondern ließ auch Salières nachrücken, was die Schlacht eher der historischen Auseinandersetzung ähneln ließ. - Actually, this attack by D'Estrée's troops was primarily intended by me as Louis XV as a mock attack. But the Maréchal de Saxe not only sent the Prince de Clermont in front, but also let Salières move up, which made the battle more similar to the historical dispute. (photo: Cecilia Hanselmann)

Was nun Cumberland an Entschlusskraft abging, hatte der Maréchal de Saxe um so mehr. Am 30. Juni traf er die Generäle d'Estrées und Comte de Clermont persönlich im Schloss von Bethou. Dann kundschaftete de Saxe selbst die Stellungen des Feindes aus und ließ den König bitten mit der Masse der Armee anzurücken. Hier scheinen wir einen der seltenen Momente zu haben, wenn der König mehr oder minder selber Befehle erteilte statt nur neben einem erfahrenen Feldherrn als Zuschauer zu fungieren. Louis XV dirigierte einen eigenen Teil der Armee und beorderte Loewendal nach Tirlemont [14].

Nachdem die britischen Garden zerschlagen waren, befindet sich ein großer Teil von Clermont-Tonerres Kavallerie in gefährlicher Nähe vor den Musketen- und Kanonenmündungen des alliierten Zentrums. - With the British Guards smashed, a large body of Clermont-Tonerre's cavalry found itself perilously close to the Allied center's musket and cannon muzzles. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

What Cumberland lacked in determination, the Maréchal de Saxe had all the more. On June 30, he personally met Generals d'Estrées and Comte de Clermont at Bethou Castle. Then de Saxe himself scouted out the enemy's positions and asked the king to advance with the bulk of the army. Here we seem to have one of those rare moments when the king was more or less giving orders himself, rather than just acting as a spectator alongside an experienced general. Louis XV directed his own part of the army and ordered Loewendal to Tirlemont [14].

Der heftige Artilleriebeschuss traf nicht nur den Kommandeur von einer von Batthyányis Kavalleriebrigaden, sondern auch den Feldmarschall selbst. - Heavy artillery shelling hit not only the commander of one of Batthyányi's cavalry brigades, but also the field marshal himself. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

Als die drei verbündeten Oberkommandierenden vom französischen Aufbruch vom 30. Juni aus Löwen erfuhren, beschlossen sie endlich die Stellung bei Herderen einzunehmen. Das Eintreffen der Franzosen bei Tongeren wurde fälschlich erst für den 2. Juli für möglich gehalten [15]. Doch da sahen sich Cumberland dann am 1. Juli bereits mit der Besetzung der Höhen von Herderen durch den Gegner konfrontiert. Alle Versuche den Franzosen durch einen Eilmarsch zuvor zu kommen, waren viel zu spät erteilt worden. Zwar vermochte auch de Saxe nicht noch am 1. Juli einen entscheidenden Angriff über Herderen gegen Große und Kleine Spauwen zu unternehmen, da er das Eintreffen der zahlreichen Truppen unter Saint-Nectaire (1685-1771) abwarten musste. Hier zeigten sich erneut die Probleme der Kriegsführung dieser Zeit und das auch, wenn eine der beiden Seiten - hier die französische - über bessere Straßen verfügte [16]. Die geplanten Angriffe ließen sich wie wir es schon bei Rocoux gesehen haben nicht mit der notwendigen Schnelligkeit ausführen, wenn man die Korps unterdessen ordnen musste und manche ursprünglich ausgegebenen Befehle wurden durch die dabei verlorene Zeit unterdessen obsolet. Das Gleiche wird uns beim schließlich am 2. Juli tatsächlich ausgeführten Angriff der Franzosen gegen den vermeintlich angreifbaren rechten verbündeten Flügel begegnen, der im Grunde dem verpassten Plan vom 1. Juli ähnelte [17].

Eine Übersicht über das Zenrum und den pragmatischen linken Flügel. Ligonier rückt mit seinen Massen an britischer, hannoveranischer und hessischer Kavallerie auf D'Estrées und Clermont zu, um vor allem Clermonts Artillerie auszuschalten, welche mit ihren Kartätschen die britische und hannoveranische Infanterie unter Feuer nimmt. Niederländische Plänkler haben sich in den Ruinen von Vlytingen verschanzt. - An overview of the center and the pragmatic left wing. Ligonier advanced on D'Estrées and Clermont with his masses of British, Hanoverian and Hessian cavalry, primarily to eliminate Clermont's artillery, which was firing on the British and Hanoverian infantry with grapeshot. Dutch skirmishers holed up in the ruins of Vlytingen. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

When the three allied commanders-in-chief learned of the French departure from Louvain on June 30, they finally decided to take the position at Herderen. The arrival of the French at Tongeren was wrongly thought to be possible on July 2nd [15]. But then, on July 1, Cumberland was already confronted with the occupation of the heights of Herderen by the enemy. All attempts to anticipate the French with a forced march had been granted much too late. It is true that de Saxe was not able to launch a decisive attack via Herderen against Grosse and Kleinen Spauwen on July 1, because he had to wait for the numerous troops under Saint-Nectaire (1685-1771) to arrive. Here the problems of the warfare of this time became apparent again, even if one of the two sides - here the French - had better roads [16]. As we have already seen with Rocoux, the planned attacks could not be carried out with the necessary speed if the corps had to be reorganized in the meantime, and some of the orders originally issued became obsolete due to the time lost in the process. The same thing will happen when the French attacked the supposedly vulnerable allied right wing, which was actually carried out on July 2nd and was basically similar to the missed plan for July 1st [17].

Ligonier kommandiert eine Attacke und es gelingt die Artilleristen von Clermonts Geschützen zu vertreiben. Dafür stecken die alliierten Kavalleristen durch Clermonts Infanterie hohe Verluste ein. D'Estrées rückt derweil im Hintergrund die Jaar entlang auf Wilre zu, welches nur von schwachen leichten österreichischen Truppen verteidigt wird. - Ligonier orders an attack and succeeds in driving the artillerymen away from Clermont's guns. In return, the Allied cavalrymen suffered heavy losses from Clermont's infantry. D'Estrées meanwhile advances along the Jaar in the background towards Wilre, which is defended only by weak light Austrian troops. (photo: Cecilia Hanselmann 2022)

 

Die Schlacht beginnt

Die am akribischsten aufgestellten Berechnungen von le Beau und Hödl kommen auf ein nummerisches Übergewicht der Franzosen, da die Verbündeten laut ihren Schätzungen über 52.000 Mann Infanterie und 16.000 Berittene verfügten, während de Saxe einschließlich eines ferner abstehenden Detachements unter St. Germain über 60.000 Mann Infanterie und 19.000 Berittenen befehligen konnte [18]. Die Übermacht war allerdings insbesondere bei den Erfahrungen mit der überlegenen Disziplin der britischen Infanterie und die immerhin noch beachtlichen Stellungen der Verbündeten meines Erachtens mehr als ausgeglichen und der Angriff durch de Saxe bei der Lage eher gewagter als bei Rocoux, wo seine Übermacht bedeutend erdrückender gewesen war [19].

Im Zentrum müssen die Truppen Clermont-Tonerres ausweichen. - In the center, the troops of Clermont-Tonerre have to evade. (photo: Cecilia Hanselmann 2022)

 

The opening moves of the battle

The most meticulous calculations by le Beau and Hödl come to a numerical superiority of the French, since according to their estimates the allies had 52,000 infantry and 16,000 cavalry at their disposal, while de Saxe, including a more distant detachment under St. Germain, had 60,000 infantry and could command 19,000 mounted men [18]. In my opinion, however, the superiority was more than balanced, especially given the experience with the superior discipline of the British infantry and the still considerable positions of the allies, and de Saxe's attack was more daring than at Rocoux, where his superiority had been significantly more overwhelming [19].

Bei uns setzt sich der Maréchal de Saxe der Gefahr aus gefangen genommen zu werden. Nur ein paar Panduren schirmen Wilre und damit den Rückzugsweg der Pragmatischen Armee nach Maastricht ab. Gegenüber Lauffeldt sind die irischen Regimenter vorgerückt und schalten sich in die Kämpfe ein. Von meinem ursprünglichen Plan im Zentrum gegenüber der überlegenen britischen Infanterie eher passiv zu bleiben ist nichts übrig geblieben auch weil de Saxe zu weit vom König entfernt ist und der Austausch unterbleibt. Meine Depeschen werden von ihm ignoriert und so bleibt nichts außer Weitermachen. - With us, the Maréchal de Saxe risks being captured. Only a few Pandours shield Wilre and with it the retreat of the Pragmatic Army to Maastricht. The Irish regiments advanced opposite Lauffeldt and intervened in the fighting. Nothing remained of my original plan to remain rather passive in the center against the superior British infantry, also because de Saxe is too far away from the king and the exchange does not take place. My dispatches are ignored by him and so there is nothing left but to continue. (photo: Cecilia Hanselmann, 2022)

 

Entgegen der Erwartung des Maréchal de Saxe griffen die Verbündeten weder am Abend des 1. Juli noch am Morgen des 2. Juli nicht an [20]. Wie auch bei Fontenoy musste sich auch bei Lauffeldt das französische Oberkommando um die Sicherheit des Königs sorgen, weshalb Saint-Nectaire seine Kavallerie vor den Höhen von Herderen und somit vor dem Standpunkt von Louis XV aufziehen ließ. Auch die Führung der pragmatischen Armee, also der Duke of Cumberland, der Prinz von Waldeck und Feldmarschall Batthyànyi erwarteten ihrerseits einen französischen Angriff und zwar gegen die Stellungen bei Groß Spauwen. Die Vorbereitungen des Maréchal gegen den linken Flügel mit der Vorschiebung der zahlreichen Kavallerie unter Clermont-Tonerre trug entsprechend zur Verwirrung bei. Die pragmatischen Anführer glaubten garnicht mehr an einen französischen Angriff, als sie sich zur Grand Commanderie begaben, wurden aber durch das einsetzende französische Artilleriefeuer gegen halb 10 Uhr eines besseren belehrt. 

Durch den Regen, Nebel und die Besetzung Vyltingens durch die britischen Garden konnte der Maréchal die feindlichen Stellungen nicht ausreichend auskundschaften und wusste wahrscheinlich nicht von den zahlreichen pragmatischen Truppen rund um Kesselt. Daher schien ein Angriff am ehesten gegen die scheinbar nur mit leichten Truppen besetzen Gegend von Wilre leicht auszuführen, zumal dieser für sich hatte, dass de Saxe seine Truppen vor den Augen des Feindes unsichtbar hinter Geländeerhebungen bis kurz vor den Feind heranführen konnte... 

Contrary to the expectations of the Maréchal de Saxe, the allies did not attack either on the evening of July 1 or on the morning of July 2 [20]. As with Fontenoy, with Lauffeldt the French high command had to worry about the safety of the king, which is why Saint-Nectaire had his cavalry drawn up in front of the heights of Herderen and thus in front of the position of Louis XV. The leaders of the pragmatic army, i.e. the Duke of Cumberland, the Prince of Waldeck and Field Marshal Batthyanyi, also expected a French attack against the positions near Groß Spauwen. The Maréchal's preparations against the left wing, with the advance of the numerous cavalry under Clermont-Tonerre, contributed accordingly to the confusion. The pragmatic leaders no longer believed in a French attack when they went to the Grand Commanderie, but were taught otherwise by the onset of French artillery fire at around 9:30 p.m. 

Due to the rain, fog and the occupation of Vyltingen by the British Guards, the Maréchal was unable to scout out the enemy positions sufficiently and was probably unaware of the numerous pragmatic troops around Kesselt. Therefore, an attack seemed to be easiest to carry out against the area of ​​​​Wilre, which apparently was only occupied by light troops, especially since the latter had for himself that de Saxe could lead his troops invisibly from the enemy's eyes behind terrain elevations until just in front of the enemy...

Fortsetzung folgt / to be continued...

Text: André Hanselmann

Fotos: Cecilia Hanselmann

Karte: André Hanselmann


Anmerkungen/Notes:

1) Aurel von le Beau, Rudolf von Hödl: "OESTERREICHISCHER ERBFOLGE-KRIEG 1740-1748. Nach den Feld -Acten und anderen authentischen Quellen bearbeitet in der kriegsgeschichtlichen Abtheilung des k. und k. Krieg s - Archivs" Band 9, Seidel & Sohn, Wien, 1914, S. 445-447

2) ebenda S. 485

3) S. 517

4) Wohl Husaren, aber auch die leichten gemischten Verbände aus Infanterie und Berittenen wie die Arquebusiers de Grassin. Die Moliéres umfassten nach Sollstärke beispielsweise 711 Füsiliere und Trommler und 470 Dragoner und Trommler. / These should be hussars but there were light mixed units of infantry and riders such as the Arquebusiers de Grassin. The Molières for example included 711 fusiliers and drummers and 470 dragoons and drummers. Quelle/Source: "État général des troupes de France, sur pied en Mai 1748" J.B.V., Paris, 1748, S. 131-132

5) Beau/Hödl S. 525

6) Batthyány war für den Sieg bei Pfaffenhofen zum Feldmarschall befördert worden. / Batthyány was promoted to fieldmarshal for his victory at Pfaffenhofen. Dazu mehr / More about ithttps://wackershofenannodomini.blogspot.com/2020/01/pfaffenhofen-1745-pfaffenhofen-1745.html

7) Wilhelm IV. von Oranien (1711-1751) - sein Einfluss auf die Niederlande nahm während des Krieges zusehends zu. Einen Höhepunkt zu dieser Zeit stellt sein Einzug in Amsterdam am 11. Mai 1747 dar.

8) Siehe Karte oben.

9) Beau/Hödl S. 538

10) siehe hier die Karte: 

11) Beau/Hödl S. 541

12) Beau/Hödl S. 543

13) ebenda S. 558

14) ebenda S. 563

15) ebenda S. 564

16) ebenda S. 568-581

17) Ich will hier auf die weit ausholende Erläuterung des Aufmarsches der Franzosen und der Pragmatischen Armee verzichten. Dazu empfehle ich einen Blick auf den auf Christian Rogges Blog vorgestellten Plan von 1914 / I will renounce explanations about the marching up of the French and the Pragmatic army. Therefore I recommend a view on the blog of Christian Rogge who shows a plan from 1914: http://crogges7ywarmies.blogspot.com/2018/06/refighting-battle-of-lauffeld-2-july.html 

18) Beau/Hödl S. 584 ff

19) Die Zahlen auf dem englischsprachigen Wikipediaarikel legen hingegen eine Übermacht der Pragmatischen Armee mit 120.000 Mann gegenüber 80.000 Franzosen nahe. (abgerufen: 21.02.2022) / The numbers on the English wikipedia-article show a superiority in numbers on the side of the Pragmatic army of 120.000 men against 80.000 French. (checked on 21.02.2022)

20)  Beau/Hödl S. 579-581, 586-587

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen