Montag, 20. Juni 2022

Entscheidung im Feldzug 1622 - The decission of the campaign of 1622

Die Vereinigung der Heere des Markgrafen von Baden-Durlach mit dem bei Mingolsheim siegreichen Grafen von Mansfeld [1] währte nicht lange. Das Heer des Badners bezog bei Wimpfen auf einer Anhöhe eine scheinbar vorteilhafte Stellung. Tatsächlich mussten die verbündeten Bayern und Spanier unter Tilly und Cordoba befürchten, dass der Markgraf Unterstützung durch Mansfeld bekommen würde, weshalb man auch in dessen potenzieller Anmarschrichtung aufklären ließ. 

The union of the armies of the Margrave of Baden-Durlach with the Count of Mansfeld [1], who was victorious at Mingolsheim, did not last long. Badner's army moved into an apparently advantageous position on a hill near Wimpfen. In fact, the allied Bavarians and Spaniards under Tilly and Cordoba had to fear that the Margrave would receive support from Mansfeld, which is why clarification was also given on his potential approach.

Collage mit einer Karte, die die Gegend um Wimpfen zeigt. - Collage with a map which shows the area at Wimpfen. (Foto: André Hanselmann 2022)

 

Die Spanier verfügten in dieser Schlacht am 6. Mai 1622 über 2 Tercien [2] und 2 deutsche Regimenter zu Fuß [3] und 22 Kompanien Berittene [4]. Die Masse der verbündeten Armeen bestand allerdings aus bayerischen Truppen namentlich in 7 Regimentern zu Pferd [5] in der Gesamtstärke von 48 Kompanien und 9 Regimentern zu Fuß [6]. Einem Teil der bayerischen Regimenter wie das sich dort ausgezeichnete Regiment zu Fuß Schmidt sind wir schon in der Schlacht bei Mingolsheim begegnet.

Das badische Heer muss man sich nicht nur an Zahl mit 4 Regimentern zu Pferd und 5 Regimentern zu Fuß und ein paar einzelnen Kompanien [7] sondern auch an Kampferprobtheit als deutlich unterlegen [8] vorstellen.

Die Schlacht bei Wimpfen mit abgewandelten CCN-Regeln. - The battle of Wimpfen played with a variation of the CCN-rules. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

In this battle on May 6, 1622, the Spaniards had 2 Tercien [2] and 2 German regiments on foot [3] and 22 companies of horse [4]. The bulk of the allied armies, however, consisted of Bavarian troops, specifically in 7 regiments on horseback [5] with a total strength of 48 companies and 9 regiments on foot [6]. We met some of the Bavarian regiments, such as the Schmidt regiment on foot, which distinguished itself there, at the Battle of Mingolsheim.

The Baden army must be imagined as clearly inferior not only in number with 4 regiments on horseback and 5 regiments on foot and a few individual companies [7] but also in terms of combat experience [8].

Bayerische Pikeniere und unser Ausschuss auf unserer Landleben 1622-Veranstaltung. - Bavarian pike and our militia on our Landleben 1622 event. (Foto: Stefan Winter, 2022)

 

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem wilden Reiterkampf vor der Front der Haupttruppen beider Seiten, gewannen schließlich die katholischen Kräfte die Oberhand. Recht schön ist der Verlauf der Schlacht graphisch in einem Video vom Youtube-Kanal Casus Belli dargestellt [9]. Die Armee des Markgrafen von Baden-Durlach war nach der Schlacht weitesgehend zerschlagen. Er schied damit auch als führender Feldherr dieses Krieges aus und spielte später keine so große Rolle mehr. 

Für Baden war der Ausgang der Schlacht von entscheidender Wirkung. Georg Friedrich von Baden-Durlach hatte schon im April 1622 die Regierung an seinen Sohn Friedrich V. übergeben. Markgraf Georg Friedrich floh über Stuttgart auf die Hochburg beim Emmendingen [10]. Feindliche Truppen fielen in die Markgrafschaft ein und im August wurde das katholische Baden-Baden wieder unter der Herrschaft des Markgrafen Wilhelm (1593-1677) heraus gelöst. Die kurze Kriegsbeteiligung Baden-Durlachs hatte also den ultimativen Schaden für die protestantische Markgrafschaft mit sich gebracht. 

Bei uns ging die Schlacht bei Wimpfen, die wir am 6. Mai 2022 nachstellten, auch als ein Fiasko der badischen Truppen und ihrer Verbündeten aus. Zwar überstand Herzog Magnus die Schlacht. Aber die Kavallerie auf seinem Flügel bei Obereisesheim wurde zerschlagen. Insgesamt hatte ich als Kommandeur der Spanier und Bayern hohe Verluste bei meinem Fußvolk, während meine Reiterei zum Sieg beitrug. - In our game which we recreated on May 6 2022 the battle of Wimpfen ended in a desaster for the troops of Baden and their allies. Although duke Magnus survived the battle. But the cavalry on his wing near Obereisesheim was destroyed. I had high losses among my foot while my horse led to victory. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

After initial difficulties and a wild cavalry battle in front of the main troops of both sides, the Catholic forces finally gained the upper hand. The course of the battle is presented graphically in a video on the Casus Belli YouTube channel [9]. The army of the Margrave of Baden-Durlach was largely destroyed after the battle. As a result, he was also eliminated as the leading general of this war and later did not play such a major role.

The outcome of the battle had a decisive effect on Baden. Georg Friedrich von Baden-Durlach had already handed over the government to his son Friedrich V in April 1622. Margrave Georg Friedrich fled via Stuttgart to the stronghold near Emmendingen [10]. Enemy troops invaded the margraviate and in August Catholic Baden-Baden was detached again under the rule of Margrave Wilhelm (1593-1677). Baden-Durlach's brief involvement in the war had brought about the ultimate damage to the Protestant margraviate. 

Auf der Hochburg bei Emmendingen. Blick zu einem der Aborttürme. - At the Hochburg. Look to one of the toilet-tower. (Foto: Cecilia Hanselmann)

 

Ein ähnlicher Standesgenosse Georg Friedrichs, ebenfalls Reichsfürst und militärisch im Grunde unerfahren, war der Administrator von Halberstadt Christian von Braunschweig Wolfenbüttel (1599-1626), der als "der tolle Halberstädter" in die Geschichte eingegangen ist. Sein Heer erreichte den Main erst einen Monat nach der schweren Niederlage des Verbündeten bei Wimpfen. Auch er trachtete nach einer Vereinigung seines Heeres mit Ernst von Mansfeld. Auch er wurde von einem beträchtlich überlegenen katholischen Heer bei Höchst am 20. Juni 1622 vernichtend geschlagen. Während die Verluste der Gegenseite geringfügig waren, verlor der Halberstädter tausende seiner Söldner. Auch zu dieser im Verlauf sogar eher komplexeren Schlacht gibt es ein recht erhellendes Video des Kanals Casus Belli [10]. Besonders wie Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel sich mittels Brandbriefen das nötige Geld für seinen Feldzug verschafft hatte, war in der zeitgenössischen Wahrnehmung sehr einprägsam. Vielleicht schreibe ich noch mehr zu seinem Feldzug in die Niederlande - einem der seltenen Beispiele in dem zwei protestantische Protagonisten eine längere Zeit tatsächlich miteinander kooperiert haben.

Auch die Schlacht bei Höchst bot ein interessantes Szenario. In unserem ersten Versuch zog Der tolle Halberstädter rasch seine Truppen Richtung Main. Hier im Bild haben bereits 3 Einheiten den Fluss bei Höchst überquert. - The battle of Höchst provided a very interesting scenario too. I our first attempt the "Tolle Halberstädter" managed to move his troops fast to the river Main. Here in the photo 3 units already had crossed the river near Höchst. (photo: Cecilia Hanselmann) 


Für mich ist es auffällig wie rasch die wenig begabten protestantischen deutschen Fürsten nacheinander aus dem Krieg als Feldherren ausschieden. Ein Paradebeispiel ist Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), der entscheidend als Berater [11] Friedrichs von der Pfalz an der Schaffung der Union und der Erlangung der Königswürde für Kurfürst Friedrich mitgewirkt hatte. Nach der Niederlage am Weißen Berg gelang Christian I. die Flucht. Doch wurde ihm - vielleicht nicht zuletzt wegen seiner aus der Fruchtbringenden Gesellschaft herrührenden Verbindungen - eine Rückkehr nach Bernburg bereits 1624 gestattet. Sein Sohn Christian II. (1599-1656) dessen Tagebucheinträge einen großartigen Einblick in die Denkweise von Kriegsteilnehmern seines Standes erlauben und die Peter Milger häufig zitierte [12], kam in Kriegsgefangenschaft und durfte allerdings schon 1621 nach Bernburg zurück. Neben der Auflösung der Union 1621 muss auch das unrühmliche Ende der Versuche der verschiedenen Fürsten auf Seiten des Pfälzers in dem Krieg zu intervenieren einen nachhaltigen Eindruck in der Wahrnehmung der Zeitgenossen hinterlassen haben.

In diesem ersten Spiel hat der Braunschweiger Herzog nach unseren Bedingungen mit viel Glück mit den Karten gesiegt indem er 4 Einheiten in Sicherheit brachte und 1 Batterie der bayerischen Artillerie ausschalten konnte. - In our first game the duke of Brunswick won with some luck thanks to his cards, because he brought 4 units into safety and could destroy one Bavarian battery. (photo: Cecilia Hanselmann)


A similar peer of Georg Friedrich, also an imperial prince and basically inexperienced in military matters, was the administrator of Halberstadt, Christian von Braunschweig Wolfenbüttel (1599-1626), who went down in history as "the mad Halberstadter". His army only reached the Main a month after the heavy defeat of the ally at Wimpfen. He too sought to unite his army with Ernst von Mansfeld. He too was crushed by a considerably superior Catholic army near Höchst on June 20, 1622. While the casualties of the other side were minor, the Halberstadt lost thousands of its mercenaries. There is also a very enlightening video by the Casus Belli channel [10] on this battle, which is actually more complex in the course of the battle. In particular, how Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel had obtained the necessary money for his campaign by means of fire letters was very memorable in the contemporary perception. Maybe I'll write more about his campaign in the Netherlands - one of the rare examples in which two Protestant protagonists actually cooperated with each other for a long time.

For me it is striking how quickly the less talented Protestant German princes left the war as generals one after the other. A prime example is Prince Christian I of Anhalt-Bernburg (1568-1630), who, as advisor to [11] Frederick of the Palatinate, played a key role in the creation of the Union and the attainment of royal dignity for Elector Frederick. After the defeat at Weißer Berg, Christian I managed to escape. However, he was allowed to return to Bernburg in 1624 - perhaps not least because of his connections from the Fruitful Society. His son Christian II (1599-1656), whose diary entries allow a great insight into the way of thinking of those who fought in the war and which Peter Milger frequently quoted [12], was taken prisoner of war and was allowed to return to Bernburg as early as 1621. In addition to the dissolution of the Union in 1621, the inglorious end of the attempts by the various princes to intervene in the war on the side of the Palatinate must have left a lasting impression on the perception of contemporaries. 

Fotos: Cecilia Hanselmann, Stefan Winter, André Hanselmann

Text: André Hanselmann


Notizen/Notes:

1) siehe hier: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2022/04/die-schlacht-bei-mingolsheim-mansfelds.html

2) Tercio Cordobá und Tercio Campo Lattaro. Aus: Karl Freiherr von Reitzenstein: "Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein und in Westfalen bis zur Schlacht bei Wimpfen" München, P.Zipperer, 1891, S. 153

3) Regimenter Baur und Emden, Reitzenstein, S. 153

4) ebenda S. 152

5) Pappenheim, Eynatten, Herberstorff, Herzelles, Cratz, Maestro, Des Fours - Reitzenstein S. 154

6) Haimhausen, Herliberg, Mortaigne, Anholt, Schmidt, Herberstorff, Fürstenberg, Hohenzollern, Truchsess - Reitzenstein S. 154

7) Regimenter zu Pferd: Rheingraf Otto, Magnus von Württemberg, Goltstein, Wilhelm Herzog z. Sachsen-Weimar / Regimenter zu Fuß: Markraf Karl von B.-Durlach, Herzog Magnus, Herzog Wilhelm von S.-Weimar, Goltstein, Helmstadt) - Reitzenstein S. 155-156

8) Reitzenstein gibt ein Verhältnis von 1:1,7 von badischen zu verbündeten Truppen an. / Reitzenstein gives a ratio of 1:1,7 of Baden-troops to the allies. Reitzenstein S. 162

9) "30 jähriger Krieg - Die Schlacht bei Wimpfen" Casus Belli (abgerufen am 29.04.2022) https://www.youtube.com/watch?v=jvHev3UkvGk

10) Mehr zur Hochburg bei Emmendingen / More about the Hochburg at Emmendingen: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2021/01/eine-schanze-festung-konigsstein.html

11) "30 jähriger Krieg - Die Schlacht bei Höchst" (abgerufen am 29.04.2022) https://www.youtube.com/watch?v=QYBLdm2_D6k&t=172s

12) Dazu auch: "Anhalt im Dreißigjährigen Krieg" in R.G. Asch/Peter Burschel (Hrsg.): "Digitale Edition und Kommentierung der Tagebücher des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg (1599-1656)". Wolfenbüttel 2013

13) Peter Milger: "Der Dreißigjährige Krieg - Gegen Land und Leute" Orbis Verlag, Niederhausen, 2001, hier z.B. zu Christian II. Gefangenschaft S. 108

2 Kommentare:

  1. Interesting. I always appreciate the scholarship you put into each post. I cannot help but learn something! How did CCN work for the 30YW and what were your variations?

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    1. I can send you my army list. Infantry with pikes can form squares but will not only roll one die in defense but 4 or 5 depending on the size of their unit. I tried to keep rules easy and it worked for us.

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