Dienstag, 10. Mai 2022

Landleben 1622 - Das Bier kommt nach Hall (The beer is coming to Hall) Part 3

 

Am Sonntagmorgen hatten wir nachdem ich vom Ausmisten des Stalls und Striegeln der Kühe gekommen war und gefrühstückt hatten eine weitere Andacht. "Ein feste Burg ist unser Gott" wurde schon viel besser gesungen. 

Der Dorfhauptmann im Kuhstall wie alle Morgen. - The captain of the village in the cowshed as in all mornings. (Foto: Stefan Winter)
 

Kurz darauf versammelte sich der Ausschuss des Dorfes. Leider waren wir nur drei Mann, weil mein Schankknecht nicht mehr für Dienst in der Landkompanie taugte. Dafür konnte er weiterhin ausschenken, während wir uns auf den Weg zum Hof vom Jäger-Bauer machten. Dort holten wir dessen Knecht ab, der aber noch keine Pike hatte. Deswegen marschierten wir am Riegel vorbei zurück zum Wirtshaus, wo ihm ein alter Spieß gegeben wurde. Wir übten das Aufnehmen und Absetzen vom Spieß. Der bayerische Sergent bemerkte, dass wir darin nicht so besonders gut waren [1]. 


Wir sind am Hof vom Bauer Jäger angekommen und dessen Knecht hat sich eingereiht. Links die bayerischen Pikeniere und rechts die Landleute vom Ausschuss angeführt von Rittmeister Rauchhaubt. - We arrived at the farm of the farmer Jäger and lined up his farmhand. At the left the Bavarian pikemen and at the right the local militia under the command of captain Rauchhaubt. (Foto: Janine Krämer)

 

Später vermochte der Rittmeister nicht die Söldner zurück zu halten, als sie in einen Weiler kamen, wo die Auslage an Schuhen eines wandernden Schusters zu verlockend wirkte so dass die Söldner anfingen zu plündern, was ihnen wertvoll erschien, wobei ihnen eine Marketenderin, die einen Tag zuvor erst in unserem Ort angekommen war gute Dienste leistete [2]. Die Plünderer trugen Schuhe und etliches an Hausrat hinweg. 

Wir und die Söldner sind am geschlossenen Riegel. - We and the mercenaries are at the closed barrier. (Foto: Janine Krämer)

 

Da der Sergent aber in meinem Gasthaus zahlte, ließ ich mir nichts anmerken. Wir ließen uns das Festtagsmahl einen Entenbraten schmecken und spielten bis tief in die Nacht Karten und würfelten.

Die Söldner sind auf dem Hof vom Bauer Jäger. Einem gefällt der Hut des Schuhmachers. - The mercenaries are on the farm of the farmer Jäger. One of them likes the hat of the shoemaker. (Foto: Janine Krämer)


On Sunday morning, after I had come from mucking out the barn and grooming the cows and had breakfast, we had another service. "A mighty castle is our God" has been sung much better. 

Das Festtagsmahl auf dem Tisch der Söldner. - The meal for the feast on the table of the mercenaries. (Foto: Hildegund Bemmann)

 

Shortly thereafter, the village committee met. Unfortunately we were only three men, because my bartender was no longer fit for service in the country company. On the other hand, he was able to keep serving while we made our way to Jäger-Bauer's farm. There we picked up his servant, who didn't have a pike yet. So we marched past the bolt back to the inn, where he was given an old skewer. We practiced picking up and putting down from the spit. The Bavarian sergeant remarked that we weren't very good at it [1]. 

Gute Laune bei Söldnern und Hausgesinde. - Good humour among mercenaries and household. (Foto: Hildegund Bemmann)

 

Later, the Rittmeister was unable to hold the mercenaries back when they came to a hamlet where the display of shoes from a wandering shoemaker was so tempting that the mercenaries began plundering what they thought valuable, with a sutler carrying out a day had just arrived in our town before and had done a good job [2]. The looters carried away shoes and some household goods. 

Karnöffelspiel im Gasthaus. - Playing Karnöffel in the tavern. (Foto: Hildegund Bemmann)

 

But since the sergeant paid at my inn, I gave no sign. We feasted on the holiday meal of roast duck and played cards and dice late into the night.

Text: André Hanselmann

Fotos: Dr. Hildegund Bemmann, Janine Krämer, Stefan Winter

 

Notizen/Notes:

1) Wir wurden nach Wallhausen exerziert. Johann Jacobi von Wallhausen: "Kriegskunst zu Fuß, zu hochnöthigstem Nutzen und Besten nicht allein allen ankommenden Soldaten, sondern auch in Abrichtung eines gemeinen Landvolcks und Ausschuß in Fürtstenthümern und Stätte", Oppenheim, 1615

2) Wir kennen die Rolle des weiblichen Anteils am Tross besonders gut durch Peter Hagendorfs Tagebuch. - Jan Peters (Hrsg.): "Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg" unipress, 2012

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