Montag, 4. September 2017

Ein Besuch des Schlachtfelds von Simbach - a visit of the battlefield of Simbach 2017



Braunau, 9. Mai 1743 - Braunau may 9th 1743.

Zufälligerweise waren wir in diesem Sommer in der Gegend von Braunau und konnten das Schlachtfeld der Schlacht bei Braunau besichtigen. Die Schlacht bei Braunau, am 9. Mai 1743, wurde für den Feldzug in Bayern eine frühe Entscheidung wie man später erkennen sollte.

Coincidentally we were this summer in the surrounding area of Braunau and had the chance to visit the historical battlefield of the battle of Braunau/Simbach. The battle of Braunau, on may 9th, became decisive for the whole campaign in Bavaria.

Nachdem Ende 1742 nach dem Rückzug von Prag die Franzosen, Bayern und Hessen zumindest Bayern von den Österreichern zurückerobern konnten, gab es in Bayern bis zum Frühjahr nur einzelne Scharmützel.

After the retreat from Prague in 1742, the French, Bavarians and hessian allies managed to reconquer Bavaria. There were some small skirmishes only until the spring 1743.

General Minuzzi hatte den Oberbefehl über einen großen Teil der bayerischen Truppen. Er sollte die im April auf ihn zu rückende Hauptarmee des Prinzen Karl von Lothringen beobachten. Sollte der Feind zu stark sein, hatte er Ordre sich vor ihm zurückzuziehen. In erfolgreichen Gefechten bei Griesbach (heute Bad Griesbach) und Pfarrkirchen wurden zahlreiche Bayern wie 300 Mann unter La Croix gefangen genommen[1]. Obwohl Minuzzi durch Späher erfahren hatte, dass Karl von Lothringen mit einer deutlich überlegenen Armee auf ihn zu marschierte, beschloss er offensichtlich auf seine starke Stellung hinter dem Simbach vertrauend, den Angriff des Feindes zu erwarten. Wie wichtig es ihm war, den Österreichern eine Schlacht zu liefern, erkennt man daraus, dass er noch kurz vor dem Kampf aus Oettingen und Märktl Unterstützungen wie das hessische Dragonerregiment König anforderte, die auch eintrafen.

General Minuzzi had the overal command over a great portion of the bavarian troops. In april Seckendorff ordered him to observe the advancing Austrian main army under prince Charles of Lorraine. He had the order to retreat if the enemy was too strong. In very successful skirmishes at Griesbach (Bad Griesbach today) and Pfarrkirchen many Bavarians were captured, for example the famous leader La Croix with 300 men. Although Minuzzi learned from spies that Charles of Lorraine was heavily outnumbering him, he decided to hold his position of whom he thought that it was impregnable. It’s clear that it was very important for Minuzzi to give battle. Therefor he requested some reinforcements from Oettingen and Märktl like the hessian dragoon regiment König.

Anfangs sah sich die österreichische Vorhut unter Berlichingen den starken Verschanzungen der Bayern in Erlach gegenüber. Insbesondere der Kirchhof war mit Palisaden umgeben, so dass die Angriffe darauf sehr verlustreich sein mussten. Erst das Heranbringen von 4 Geschützen zwang die Verteidiger sich zu ergeben. 280 Bayern wurden gefangen. 

First the austrian vanguard was confronted with the heavy bavarian entrenchements at Erlach. Especially the churchyard was highly fortified with palisades. That meant that the attack would be very costly. The Austrians had to bring up 4 guns to force the garrison to surrender. 280 bavarians became prisoners of war.

Die Berge bei Simbach heute - the hills near Simbach today.


Erlach heute/ Erlach today.

Die Kirche von Erlach ist noch heute eine weithin erkennbare Landmarke. Ob die Mauer schon damals existierte, konnte ich nicht herausfinden. Leider war die Kirche geschlossen, als ich dort war. Ich hatte gehofft Epitaphe oder dergleichen der Schlacht in der Kirche zu finden.

Die Kirche von Erlach – the church of Erlach.

The church of Erlach is still a significant landmark. I don’t know if the wall of the churchyard existed at the time of the battle. Unfortunately the church was locked, when I was there. I hoped to find contemporary epitaphs of the battle.
Detail der Kirchhofmauer – detail of the wall surrounding the churchyard.

 
Zeitgenössische Darstellung der Schlacht, man beachte das hügelige Gelände rechts und das Umgehungsmanöver – contemporary picture of the battle, please note the hilly countryside and the austrian outflanking maneuver at the right (Bezirksmuseum Braunau)

Die Schlacht am Simbach – the battle at the Simbach.
Der Simbach schien kaum zu überschreiten, vor allem nicht gegenüber dem bayerischen Lager. Der ganze Erfolg des österreichischen Angriffes hing von einem Umgehungsmanöver der Truppen Berlichingens ab, die von den hinzu stoßenden Husaren Nadásdys unterstützt werden sollten. Bald sah sich der linke bayerische Flügel frontal und in der Flanke attackiert. Um dieselbe Zeit setzte auch Infanterie unter dem Obrist Thürheim und Obristwachtmeister von Platz über den Bach. Das war zuviel für die Bayern und Hessen. Die sich nun zurückziehenden Bayern wurden obendrein von österreichischen Infanteristen aus einer Mühle beschossen.

Der Simbach heute, kaum vorstellbar welch ein Hindernis er 1743 darstellte – the Simbach today, hardly to imagine what a barrier it was in 1743.
The Simbach seamed to be impassable especially in front of the Bavarian camp. All depended on the outflanking maneuver of Berlichingen’s troops and some reinforcement – hussars under Nadásdy. Soon the Bavarian left wing saw him under attack from the front and flank. At this time the infantry under colonel Thürheim and “Obristwachtmeister” von Platz managed to cross the creek. That was too much pressure for the poor Bavarians and Hessians. The retreating Bavarians came under heavy fire from Austrian infantry that was positioned in a mill.
Abbildung der Schlacht bei Simbach auf einem Aufsteller in der Innenstadt von Braunau. Man beachte rechts oben die markante Kirche von Erlach mit dem hohen Turm – Picture of the battle of Braunau on a plaque in the center of Braunau. Note the significant church of Erlach in the upper right of the picture.

Der Rückzug der Bayern gipfelte in einer Flucht. Durch den erhöhten Druck der Österreicher strömte die Mehrzahl dem Inntor von Braunau zu. Viele kamen auch anfangs hindurch. Doch verschloss die Garnison nach einer Weile das Tor, da man sich vor den nachdrängenden Österreichern fürchtete. So ertranken zahlreiche Bayern durch die Verfolger in den Inn getrieben im Fluss. Nadásdy zeichnete sich durch eine effektive Verfolgung derjenigen Bayern aus, die Richtung Märktl flohen. Er nahm viele Bayern gefangen.

Detail der obigen Abbildung mit dem Zentrum der Kämpfe in Simbach – detail of the picture above with the center of the engagements at Simbach.
The retreat of the Bavarians culminated in a wild rout. Throu the increased pressure by the Austrians the most ran to the Inn-gate of Braunau. First many could enter the town. But later the garrison shot the gate because they feared the pursuing Austrians. Many Bavarians were pressed into the water and were drowned into the river Inn. Nadásdy distinguished himself by pursuing the Bavarians fleeing on the road to Märktl. He captured many of them.    

Die bayerischen Verluste an „Toden, Gefangenen und Ersoffenen“ wurde auf 4.000 Mann geschätzt. Da diejenigen, die entkommen konnten, in Scharen desertierten, kann man wohl davon ausgehen, dass die ehemals 9.000 Mann zählende Armee Minuzzis meistenteils vernichtet worden war. Prinz Karl sprach den Bayern seinen Respekt aus, da sie so tapfer und lange gekämpft hatten[2]. Die Verluste der Österreicher waren sehr gering. Zeitgenössische Quellen erwähnen 4 Offiziere und 100 Gemeine.

The bavarian losses were estimated with 4.000 men, dead, captured or drowned. Because many of them who could flee deserted the army, we can assume that Minuzzi’s army was totally destroyed. He himself with 2 of his leading generals and many of his officers were captured, many of the wounded. The bavarian general Gabrielli died later from his wounds. Prince Charles spoke words of respect about the Bavarians because they had fought so long and brave. The losses of the Austrians were not significant. Contemporary sources talk of 4 officers and 100 ordinary soldiers.

Das Schlachtfeld und die Gegend heute – the battlefield and the area today.
Das Schlachtfeld wurde durch die Entwicklung Simbachs völlig verändert. Damals lag das Dorf recht weit entfernt vom Inn. Heute reicht das Zentrum bis an den Fluss heran. Das damalige Dorf war in Flammen aufgegangen und das heutige Stadtbild hat daher nichts mit dem Erscheinungsbild von damals zu tun, das davon beeinflusst wurde, dass Braunau 1778 österreichisch wurde. Von daher bekam Simbach für Bayern eine Bedeutung.

The battlefield was completely changed by the developement of Simbach. In the time of the battle the village was just away from the river Inn. Today the center of the town is near the banks of the river. The contemporary village was burned during the battle. The city today has nothing in common with the village. The town was influenced by the fact, that Braunau became a part of Austria in 1778. Up from this date Simbach get some importance for Bavaria.

Die Zeugnisse aus der Zeit der Schlacht findet man in Braunau. Im Bezirksmuseum Herzogsburg in Braunau gibt es eine kleine Vitrine zum Thema der Schlacht von 1743 und Belagerungen in dieser Zeit. Hinweistafeln in der Stadt behandeln die wechselhafte und von Kriegen geprägte Geschichte. Ein Museumsmitarbeiter des Bezirksmuseums und Heimathauses wies uns auf das Haus mit dem Eiserne Ross hin. Es ist auf dem Dach des Hauses (Linzer Straße) angebracht, wo bei der Belagerung von 1743 das letzte Pferd geschlachtet worden war. 400 Einwohner verhungerten während der Belagerung, die sich an die Schlacht von Braunau/Simbach anschloss.

The evidences about the battle could be found in Braunau. There is a small showcase in the Bezirksmuseum Herzogsburg of Braunau showing informations about the battle and the sieges of this age. Plaques in the streets of Braunau convey the history, often influenced by war. A employee of the Bezirksmuseum and Heimathaus refered about a house with the “eiserne Ross” (iron horse). It is located on the roof of the house (Linzer Straße 21), where the last horse in the town was butchered during the siege of 1743. 400 inhabitants died of starvation during the siege, which started immediately after the battle of Braunau/Simbach.

Die Linzer Straße mit dem Haus mit dem Eisernen Ross, amerikanische Soldaten missbrauchten das Eiserne Ross 1945 als Zielscheibe, noch heute erkennbar – The Linzer Straße with the house with the „Eisernen Ross“, american soldiers misused the horse as a target.
Braunau ist eine sehr interessante Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten einer langen Geschichte. Wir parkten beispielsweise an einem Palm-Platz, da hier vor den Mauern Braunaus 1809 Johann Philipp Palm auf Geheiß Napoleons hingerichtet wurde. Bemerkenswert sind neben den beiden Museen auch der Marktplatz, die Stadtkirche und das Ufer des Inns.

Braunau is a very interesting town with many attractions of a long history. We parked our car at the Palm-Platz. Johann Philipp Palm was excuted in front of the walls of the town following the orders of Napoleon in 1806. There are the museums mentioned above, the market, the town’s church and the nice bank of the river Inn for example. 

Die Stadtkirche vom Innufer aus gesehen, man erkennt einen Teil der Stadtmauer – the town’s church viewed from the banks of the Inn, note a small part of the town’s walls.



Ein Detail an der Braunauer Stadtmauer, ein Totenkopf, aus den Zeiten der Pest – a detail from the walls of Braunau: a death’s head, a relict from the times of the black plague.


Text: André Hanselmann
Fotos: André und Cecilia Hanselmann





[1] Johann Gottfried Haymann: „Kriegs- und Friedens-Archiv …“ Leipzig und Görlitz, S.E. Richter, 1744, S.121
[2] "Lebens-Geschichte und Helden-Thaten Carls, Herzogs von Lothringen und Bar" bei Christoph Riegel, Frankfurt & Leipzig, 1743, S. 297

2 Kommentare:

  1. Superb travelogue! I really appreciate your photos and that you translated your text into English! A useful resource if I tackle this battle.

    Thank you.

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    1. Many thanks for your comment. I hoped that you would like it, although my English is not good at all. Normally I don't write about such a subject on this blog, which is dedicated to the events in the museum Wackershofen.

      Cheers

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