Freitag, 1. Januar 2021

Eine Schanze an Festung Königsstein - A redoubt at the Königsstein fortress

Der Aufgang zur Festung Königsstein. Man erkennt auf der rechten Seite des sich am Felsen entlang führenden Weges spitz heraus springende Befestigungswerke. (Leider ist ein ganzer Teil davon von dem Zelt verdeckt, das zur Registrierung der Festungsbesucher während der Corona-Krise im Oktober 2020 dort augestellt war.) - The stairway to the Königsstein fortress. On the right side of the path along the rock you can see fortifications jutting out to a point. (Unfortunately a lot is covered from you by the tent due to registrations of the visitors during the Corona-crisis in October 2020.)

 

 Man kann Schanzen nach verschiedenen Gesichtspunkten kategorisieren. Da wäre beispielsweise die Form - wie Stern- oder Rechteckschanzen - oder die Größe. Man kann aber auch ihre Funktion vergleichen. Die Franzosenschanze bei Freiburg gehört beispielsweise zu den nur für eine begrenzte Zeit konzipierten Feldbefestigungen. Solche Erdwerke spielten in der Frühen Neuzeit nicht nur innerhalb von Belagerungen sondern auch im Zuge von Feldschlachten eine große Rolle. Man denke beispielsweise an die zahlreichen Schlachten, die der Maréchal de Saxe vor der Schlacht bei Fontenoy anlegen ließ[1]. Daneben gab es dauerhaft konzipierte Schanzen zur Verstärkung von enorm großen Befestigungslinien wie der Lauterlinie, der Eppinger Linien oder der um 1700 besonders umfangreich betriebenen Linien auf dem Schwarzwald.





Das ist die Schanze um die es gehen soll. - The redoubt of that blog posting.

Und hier die Schanze von oben. Ein schöner Blick auf die herrliche Landschaft rundum den Königsstein im Hintergrund. - And here the redoubt looked from above. You have a nice look on the landscape around the Königsstein in the background.


You can categorize redoubts regarding different aspects. For example there is the shape - starforts or rectangular redoubts - or the size. But you can also compare the function. The French redoubt at Freiburg for example is one of the field fortifications that were only designed for a limited time. Such earthworks played a major role during the early modern period not only during sieges but also in the course of field battles. You should remember the large number of earthworks which were placed by the Maréchal de Saxe before the battle of Fontenoy [1]. In addition there were permanently designed redoubts to reinforce enormously large fortification lines such as the Lauter line, the Ettlinger line, the Epplinger line or the extensive lines on the Black Forest which were built around 1700.


Ein flüchtiger Blick auf das prächtige Wappen von Polen-Sachsen oberhalb von einem der Festungstore. - A short view on the impressive coats-of-arms of Poland-Saxony over one of the gates of the fortress.


 Einige Schanzen sind auch noch bis heute gut erhalten, wenn sie Teil einer größeren Festung waren, die als Baudenkmal irgendwann für bedeutend anerkannt wurde. So verhält es sich mit der Redoute, die den Eingangsweg zur Festung deckt und mir im Oktober an der Festung Königsstein in Sachsen ins Auge gefallen ist. Diese Schanze ist im Rahmen der Festungsgeschichte eher spät entstanden und war zu Lebzeiten August des Starken noch nicht vorhanden[2]. Auf dem Gemälde von Bernardo Bellotto "Ansicht der Festung Königsstein"  von 1756/58 [3] hingegen erkennt man deutlich eine eindrucksvolle Baustelle in der Bildmitte samt Baugerüsten und Bauarbeiten. Das Bild gibt wohl den Zustand wider, den Bellotto kurz vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges in Zeichnungen festgehalten hat. Man erkennt den enormen Aufwand zur Errichtung dieser Redoute, die sich heute harmonisch in die Landschaft einfügt, als sei sie in diese hineingebaut und nicht künstlich errichtet worden. Solche deckende Schanzen an besonders wichtigen Zugängen und ähnlichem waren im 18. Jahrhundert obligatorisch geworden. Ein schöner Vergleich bietet sich an der älteren und ungleich kleineren Hochburg an.

 

Das Gefecht bei Weißenburg 1744 (gespielt und fotographiert am 27. 12.2020). Vor der Straße auf dem gegenüberliegenden Ufer der Lauter hätte sich hin auf einen Höhenzug hinter Weißenburg die Lauter-Linie erstreckt. Die Befestigungslinie hat allerdings in dem Gefecht zwischen Seckendorff und Coigny gegen FML Nadásdy kaum eine Rolle gespielt, was den mittlerweile geringen Wert der Anlage unterstreichen mag. - The combat at Weißenburg in 1744 (played ant photographed on Dec. 27 2020). In front of the road on the opposit banks of the Lauter river would be the Lauter line running up onto some heights behind Weißenburg. The line of entrenchments didn't played a significant role in the fighting of Seckendorff and Coigny against FML Nadásdy which underlines the fact that it maybe had not much of worth.

 Some of these redoubts are still in a good condition to this day if they were part of a larger fortress that was recognized as a monument at some point in its history. So it is with the redoubt which covers the entrance way to the fortress and which caught my eye in October 2020 at the Königsstein fortress in Saxony. That structure was built rather late in the history of the whole fortress and did not exist during the lifetime of August the Strong [2]. In the painting by Bernardo Bellotto "View of the Königsstein fortress" from 1756/58 [3] however one can clearly see an impressive building site in the center of the picture including scaffolding and construction workers. The picture probably reflects the condition that Bellotto recorded in drawings shortly before the outbreak of the Seven Years War[4]. You can see the enormous effort involved in building this redoubt which today blends harmoniously into the landscape as if it had been built into it and was not artificially built. Such covering entrenchments at particiulary importante entrances and other points like that had become mandatory during the 18th century. A nice comparison is offered by the older and smaller smaller stronghold of the Hochburg.

Die Hochburg von Sexau kommend. Die unteren Mauern gehören zur Bastion Badenweiler und zur Bastion Baden. Links steigt das Gelände wieder an zum Hornwald. - A view at the Hochburg coming from Sexau. The lower walls are from the Badenweiler bastion and the Baden bastion. At the left the terrain is sloping up towards the Hornwald.   
Innerhalb der Hochburg. Hier die Treppe zur Oberburg genannt Eselsritt. Links ein mittelalterlicher Wohnbau und rechts der Kapellenchor mit angeschlossener Abortanlage. - Within the Hochburg. Here is the stairway to the higher castle so called "donkey ride". At the left the medieval residential building and at the right the chapel's choir with the attached lavatory.

 

Blick aus einem Wohnbau der Oberburg hinab gen Sexau. Im Vordergrund links die Burgvogtei mit Keller. Rechts im Hintergrund der Hornwald. - A view from one of the residential buildings at the higher castle towards Sexau. In the foreground at the left: the "Burgvogtei" with the cellar. At the right in the background: the Hornwald.

 

Ein paar Wochen bevor wir Festung Königsstein besichtigt haben, waren wir auf der Hochburg bei Emmendingen. Die Geschichte der Hochburg als Festung endete im Grunde schon im 1689 mit von den Franzosen erzwungenen Sprengungen, auch wenn 1698/99 noch einmal durch Markgraf Ludwig Wilhelm genannt "Türkenlouis" (1655-1707) ein etwaiger Nutzen für die Landesverteidigung inklusive der Kosten für einen Wiederaufbau untersucht wurde[5]. Bei der Hochburg spielte gewiss auch stets eine Rolle, dass eine direkt bei der Festung gelegene Höhe des Hornwalds nie in das Verteidigungskonzept  einbezogen werden konnte. Anders als an der Festung Königsstein endete die Geschichte der Anlage ohne modernere vorgelagerte Schanzen obwohl das Herrschaftszentrum der Markgrafschaft Baden-Durlach zeitweilig in die Region verlagert werden sollte. Der Plan einer befestigten Residenzstadt im Umfeld der Hochburg wurde schließlich aufgegeben nicht zuletzt wegen dem Niedergang der Macht der Markgrafen von Baden-Durlach.

A few weeks before we visited Königsstein fortress we were at the Hochburg castle near Emmendingen. The history of that stronghold as a fortress basically ended as early as 1689 with blows forced by the French, even if in 1698/99 the margrave Ludwig Wilhelm so called "Türkenlouis" (1655-1707) ordered an examination if there was a possible benefit for the defense of his state and how large would be the costs for the reconstruction of the fortress [5]. In the case of the Hochburg it certainly always played a role that a ridge of the Hornwald directly next to the fortress never could be included in the defense conception of the fortress building. In contrast to the Königsstein fortress the history of hte facility ended without more modern entrenchments altough the capital of the magraviate of Baden-Durlach was to be relocated the region at some time around 1600. The plan of a fortified residence-town was given up not at last because of the decline of the power of the margraves of Baden-Durlach.

 Text: André Hanselmann

Fotos: André & Cecilia Hanselmann

 
Ein Blick über die Bastion Hachberg hin zur Kernburg. - A view over the Hachberg bastion towards the center castle.
Mal was ganz anderes. Ein Blick von den Vorwerken der Hochburg hin nach Emmendingen. Die Gegend dürfte das wenig beachtete Schlachtfeld der Schlacht bei Emmedingen 1796 sein, das sich bis Waldkirch und Bleibach erstreckte (keine Denkmäler der großen Schlacht sind mir bekannt). - Something different. A view from the outer structures towards Emmendingen. The area should be part of the battlefield of the battle of Emmendingen in 1796 which was running to Waldkirch and Bleibach (no battlefield monuments of this event are known to me).

1) Siehe dazu auch/look into: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2020/05/fontenoy-11-may-1745-fontenoy-11-mai.html

2) Um 1733 noch nicht vorhanden. Not existing around 1733, compare with: Vgl. Plan "Die Festung Königsstein Anno 1732" in Sylvia Stützner: "Auf der Festung Königsstein" Neue Druckhaus Dresden, Dresden, 2016

3) National Gallery of Art Washington 

4) Eine Beschreibung zum Gemälde auch in/ a description of the painting in: Karl Schütz: "Bernardo Bellotto genannt Canaletto - Europäische Veduten" Kunsthistorisches Museum Wien, Skira, 2005 S. 98-99

5) Rolf Brinkmann: "Burgruine Hochburg - von der Rodungsburg zur Festung" Verein zur Erhaltung der Hochburg e.V., Emmendingen, 2017, S. 38-40

6 Kommentare:

  1. Andrè, I thought I commented earlier on this post but maybe not? I enjoyed your photo-journal of the earthworks and fortresses. The painting you reference of Koenigsstein is one of my favorites from the National Art Gallery. I take a photo of it every time I visit!

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  2. Thank you. I think that all paintings by Bellotto are very nice and many are even interesting from a military point of view for example when he shows to us Saxon infantry or cavalry marching through Dresden. But his paintings of the Königsstein fortress are some of the most impressive works of that great artist.

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  3. An excellent 'walk' through these fortifications and fortress. Combined with your photographs it is the second best thing to seeing them for oneself!
    Regards, James

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    1. Many thanks for your kind comment. It's always difficult to make photos which underline my attentions - for example to show the height of a wall.

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  4. Wish I'll go there one day, splendid pictures and great looking place!

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    1. Le château de Hochburg par Emmendingen n'est pas loin de la France. Je ne sais pas si il'y a des livres en France sur la bataille d'Emmendingen. Mais je travail pour un posting à propos la bataille de Fribourg (en 1644). Je souhait que tu aime cet epoque aussi.

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