Der
Samstag stand im Zeichen des
sogenannten Zehnteides. Im 16. und 17. Jahrhundert fand zusammen mit dem
Ablegen des Zehneides die Musterung statt. Wie im Artikel „Unbewaffnete
Bauern?“ (https://wackershofenannodomini.blogspot.de/2017/11/unbewaffnete-bauern-unarmed-peasants.html
) beschrieben hatten wir uns auszurüsten. In den Jahren davor haben wir ja 3
Pikenschäfte hergestellt an die wir nun die Pikenspitzen befestigten.
Am
Morgen setzte ich den Unterricht fort.
Meine
Mägde und meine Frau hatten an diesem Vormittag die Wäsche zu waschen. Dazu
nahmen sie erstmalig Seifenkraut. Wie schön, dass sowas hier wächst.
Gegen
Mittag traf der Amtmann ein – ausnahmsweise nicht von mir dargestellt.
Meine Tochter hält das Pferd des Amtmannes - my daughter with the Amtmann's horse. |
Der Dorfhauptmann mit Pike und Helm - the "Dorfhauptmann" with pike and helmet. |
On Saturday we had our focus
on the „Zehnteid“. During the 16th and 17th century there
was always the inspection of the peasant’s arms when the subjects had to swear
the tithe. We had to be equipped like mentioned in the
post about the armed peasants ( https://wackershofenannodomini.blogspot.de/2017/11/unbewaffnete-bauern-unarmed-peasants.html ). During the last years we had produced pike shafts. We fixed the
heads of the pikes on the shafts to be ready for the inspections.
In the morning I continued school.
My farm lasses and my wife had to make the laundry. They used soapwort
for the first time. It’s great that this sprouts here.
At noon the “Amtmann” (sheriff) of our district arrived – exceptionally
not portrayed by me.
Unser Haushalt macht die Wäsche - our household make the laundry. |
Der
Amtmann ließ sein Pferd von meinem Knecht im Stall einstellen und aß mit uns zu
Mittag. Danach kam gegen halb 2 Uhr der Schuster vor unserem Haus an. Der
Amtmann hörte uns den Eid sprechen und inspizierte unsere Waffen. Drei von uns
hatten Langspieße und mein Knecht hatte ein Schwert, einen Helm und einen
Harnisch. Der Amtmann zeigte sich hoch zufrieden mit uns.
Auch
die beiden reisenden Krämer mit dem Steinzeug wurden dem Amtmann vorgeführt.
Sie sollten sich am Abend ausweisen, ob sie auch eine Genehmigung zum Verkauf
ihrer Waren hatten.
Meine Magd Johanna bei dem Schuster vor seinem Häuschen - Johanna, my maid, visiting the cobbler in front of his small cottage. |
Viele Frauen in rot und das von meiner "Mutter" frisch gebackene Brot - many ladies in red and the new bread. |
I ordered my farmhand to bring the horse of our „Amtmann“ into our
stable. Later he dined with us. At half past 1 p.m. the cobbler arrived in
front of our house. The Amtmann heard us speaking the oath and he inspected our
weapons. Three of us had pikes and my farmhand had a sword, a helmet and armor.
The “Amtmann” was very pleased with us.
The traveling chandlers with their stoneware were presented to the
“Amtmann”. They should show him their permission to sell their goods in the
evening.
Da
wir ohnehin schon zusammen waren, wurde getanzt. Das klappte sehr gut.
Die
Waren der Kölner Krämer fanden reißenden Absatz und er zeigte sich zufrieden
mit seinem Erfolg.
Nicht
nur deswegen war der Krämer an diesem Abend sehr gut aufgelegt. Sein Glück
verließ ihn diesmal auch beim Würfelspiel nicht.
Der Krämer zeigt uns sein feines Steinzeug - the chandler shows us his fine stoneware. |
We danced because the whole hamlet was assembled. It worked very well.
The goods of our chandler from Cologne were sold very well and he was
satisfied with his success.
Not only this made him very happy in the evening too. He didn’t run out
of luck when we rolled dice again.
Am
Sonntag stellten wir wieder einen
Werktag dar, sonst wäre es ein bisschen langweilig geworden.
Nach
der Schule schliffen wir zahlreiche Messer vor meinem Haus. Meiner Tochter machte
das sehr viel Spaß dabei mitzuhelfen.
Wir schleifen die Messer, links mein Bruder, rechts ich - we are sanding the knifes, my brother on the left, me on the right. |
On Sunday we reenacted a working day, because it would be to boring to
show Sunday’s activities.
After school we sanded many knifes in front of our house. My daughter
was very happy to help us.
Wir
stellten auch Quirle aus Tannenbaumspitzen her. Das ist eine der
Lieblingsbeschäftigungen meines „Bruders“. Wir machten so viele, dass wir
einige Häuser der Gegend damit versorgen konnten.
Wir arbeiten an den Quirlen - we are producing the whisks. |
We produced whisks using Christmas tree tops. That is one of the most
favored activities of my “brother”, I believe. We made so many that we could
equip several houses with them.
Um
halb 2 versammelten sich wieder die Einwohner des Weilers. Die Gemeinsmänner
beratschlagten sich wegen der Gemeindeordnung. Ich schlug vor, dass von nun an
die Leute aus unserem Dorf nur noch mit Schuhen auf Wiesen laufen durften. Der
Schuster war natürlich dafür, mein Bruder war dagegen. Aber er wurde
überstimmt. Ich hatte angeführt, dass er sich einmal am Fuß verletzt hatte, da
er in einen Nagel gelaufen war.
Auch
ein neuer Umgänger wurde gewählt. Die Wahl fiel auf meinen Bruder. Der kannte
sich ja gut aus, weil er der älteste von uns war.
Diesmal
hatten wir auch unsere Waffen dabei. Nur trug der Schuster nun eine Armbrust
statt einer Pike. Wo er die wohl herhatte? Vielleicht ein Erbstück.
Die bewaffneten Einwohner des Weilers mit Piken und einer Armbrust - the armed inhabitants of the hamlet with pikes and a crossbow. |
At half past 1 p.m. the inhabitants of our hamlet had again an assembly.
The locals discussed about the law in our community. I proposed that every men
of our community should wear his shoes while going on the meadows. The cobbler
naturally voted for this, but my brother was against it. Nevertheless he was
outvoted by us. I had put forward that my brother was wounded one day because
he had stepped into a nail.
A new “Umgänger” (a men who had the inspection of the community’s
boundary) was elected. We all voted for my brother. He knew the land very well
and he is the oldest of us.
This time we had again our weapons. Only the cobbler had a crossbow
instead of the pike. Where he get it? Perhaps it’s an heirloom.
Die Männer unseres Hauses mit Piken - the men of our house with pikes. |
Später
haben ich, mein Bruder und mein Sohn den Zaun der Gänse repariert, als es nicht
mehr so heiß war. Sie waren an diesem Tag gegenüber mir artiger als sonst.
Meine
Tochter durfte mit ihrem Onkel einen Quirl herstellen, den sie behalten konnte.
Unsere drei glücklichen Gänse, die manchen Schabernak mit mir trieben - our happy geese, who enjoied themselfs. |
Later I, my son and my brother repaired the fence of our geese, when it
was not so hot any longer. This day they behaved better to me than before.
My daughter was allowed to make a whisk with her uncle and she could get
it.
Wir reparieren den Zaun - we repaire the fence. |
Auch
nach der Abreise der Kölner hatten wir noch einen angenehmen Abend. Am Himmel
gab es einiges zu sehen. In der Entfernung kamen einige Blitze herunter. Die
Menschen haben 1618 ja einiges in Himmelzeichen hineingedeutet. Von daher war
das sehr passend, denn man glaubte 1618 an Vorboten eines großen Krieges…
After the departure of our travelers from Cologne we had a pleasant
evening. There was a lot to see in the sky. In a distance there were
thunderbolts to make out. The people believed in heavenly signs in 1618. From
this point of view it was very suitable, because the folks believed in 1618 to
see presages of a large war in the sky…
Eine typische Szene an unserem Haus - typical scenery in front of our house. |
Text: André Hanselmann
Fotos: Stefan Winter / Birgit Hiefner-Konietzko
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