Landleben 1618 - 21./22. April 2018
Teil 1 / part 1
Dieses
Mal stellten wir den letzten Frühling im Frieden dar. Schon einen Monat später,
am 23. Mai 1618, sollte der Prager Fenstersturz der Auftakt zum Dreißigjährigen
Krieg sein. Anders als in den Vorjahren gab es diesmal einen Flyer mit einem
angekündigten täglichen Programmpunkt am Samstag und Sonntag, um 14 Uhr das
Tanzen vor dem Haus aus Zaisenhausen, also mithin eine noch sehr friedliche
Tätigkeit.
We had to present now the last spring in peace. Only on month later, on
May 23th 1618, the defenestration at Prague should be the prolog of the thirty
years war. For the first time we had a flyer for the visitors with our daily program on
it. We wanted to dance in front of the house from Zaisenhausen at 14 o’clock –
a peaceful activity.
Wir
kamen donnerstags an und trafen sogleich auf unsere lieben Freunde, die ihr
Pferd, Rufus, mitgebracht hatten. Bis zum Abend war alles eingekauft und wir
konnten in unsere Rollen schlüpfen. Diesmal hatten wir uns verstärkt darum
bemüht saisonal und zur Epoche passende Speisen zu planen, was von Dandy (als Rolle: Johann Gunkel) und Michaela dankbarerweise
bewerkstelligt wurde, während die Koordinierung mit dem Museum v.a. wegen dem
Programmablauf primär bei mir lag.
Rufus ist bereit - Rufus is ready for action. |
We arrived at Thursday and met our dear friends, which brought their
horse named Rufus. Everything for our food was bought until evening and then we
could take over our roles. This time we had one of our main focuses on period
cooking. The meals were planned by Dandy (Johann Gunkel in 1618) and Michaela – many thanks to them for their research and work. I had to do most of
the coordination with the museum especially regarding the program.
Am
Freitag trafen noch zahlreiche
Teilnehmer ein. Aber wir begannen auch sogleich unsere Tätigkeiten rund um
unser Heim. Ich mistete den Kuhstall aus und war dabei als die Kühe auf die
Weide getrieben wurden. Außerdem ließ ich mir zeigen wie ich mit den Gänsen bei
unserem Haus umgehen sollte. Was ich dabei gelernt habe? Holzschuhe wären zum
Ausmisten sicher eine bessere Wahl gewesen, denn ich rutsche auf der Kacke vor
dem Stall aus und mir schmerzte die nächsten Tage mein Ellenbogen.
At Friday many of our
participants still had to arrive. But however we started with our activities. I
was present when the cows were brought to the meadow and could help to muck out
the stable of the cows. Besides somebody of the museum was so kind to show me
how I could treat the geese. What I learned from all this? Well, it would be a
better decision to use sabots for cleaning the stable, because I slipped down
on the cow dung. After this one of my arms pained me for the next days.
Szene aus der Küche - in our kitchen. |
Als
ich mit dem Ausmisten fertig war, begann die Schule. Leider hatte ich diesmal
nur zwei Kinder zu unterrichten, meine eigenen. Nach ein bisschen Unbehagen
wegen der Sonne, haben wir im Schatten weitergemacht und ich war recht
zufrieden mit dem Unterricht. An den nächsten Tagen zeigte sich, dass auch kleinere Kinder das Rechnen auf der Linie wie von Adam Ries vorgestellt, recht gut
begreifen können. Der Lernerfolg auch beim Singen hat mir sehr gut gefallen.
Ich unterrichtete nach zeitgenössischen Schwerpunkten: Singen, Katechismus, Schreiben,
Rechnen und ein wenig über die Ordnung, das heißt über unsere Obrigkeit
beispielsweise.
When I finished mucking out the stable, we began with school.
Unfortunately for this time I had two kids only, both were my own children.
After some discomfort caused by the sun, we continued in the shadow of a tree.
I was satisfied with the lessons. At the next days it became clear, that even smaller
kids could understand the arithmetic on the lines, how it was explained by Adam
Ries, very well. The success although in singing impressed me very much. I taught
the period matters: singing, catechism, writing, arithmetic and the
organization, that means learning about or rulers.
An
diesem Tag backten wir in einem Backofen unser Brot. Ich selber war neben dem
Dorfhauptmann und Hausvorstand auch nominell der Bäcker. Meine „Mutter“
betreute das Backen der Brote. Ich verkaufte später ein paar Stück für einige
Kreuzer an den Schuhmacher, der etwas entfernt von uns gegen Abend in einem
kleinen, hübschen Häuschen einzog.
This day we baked bread in an oven. I myself was “Dorfhauptmann”, host
and the nominal baker of the hamlet. My “mother” looked after baking the
breads. I sold some of them later to the
cobbler for some Kreuzer, who moved in his small pretty house.
Der Dorfhauptmann prüft die Dorfordnung - The "Dorfhauptmann" looking into the "Dorfordnung". |
Es
war schön ein bisschen auf Rufus durch die Landschaft zu reiten. Mein Haushalt
gewöhnte sich in seine Aufgaben ein.
Zum
Abendessen gab es köstlichen Lammbraten mit allerhand Leckereien, denn mein
Geburtstag wurde gefeiert. Rechtzeitig kamen die Kölner Krämer und der
Schuhmacher, der sie in seinem Häuschen beherbergte. Wir würfelten bis spät in
die Nacht. Der Krämer verlor 6 Kreuzer an meinen Bruder.
It was very nice to ride on Rufus through the pretty landscape. My
household became familiar with the work to do for the next days.
At dinner we had roasted lamb and more very delicious food, because it
was my birthday. Just in time the chandler from Cologne and the cobbler, who
had the chandler in his house, came along. We rolled dice until very long into
the night. The chandler lost 6 “Kreuzer” to my brother.
Was
für ein unterhaltsamer Tag! Und das war erst der Anfang. Das Wetter meinte es
offensichtlich gut mit uns, auch wenn es beinahe zu warm war und wir leicht ins
Schwitzen kamen.
What an entertaining day! And this was just the beginning. The weather
was fine, however it was a bit too hot and we had to sweat while working.
Text: André Hanselmann
Fotos: Stefan Winter.
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