Eine
besondere Herausforderung bestand in der Fülle der nahezu oder tatsächlich
gleichzeitig damals stattgefundenen Ereignisse. Am Freitag sollte also der für
die Bibersfelder damals sicherlich denkwürdige 13. August 1749 dargestellt
werden.
Als
das Museum am Freitag die Tore öffnete, war die Uhrzeit des eigentlichen
Überfalls praktisch schon vorüber. So konnten die Besucher nur noch gegen 10
Uhr die letzten Alarmschüsse vernehmen, die wie damals von der Anhöhe (1749 vom
heute nicht mehr erhaltenen Michelfelder Landturm aus) abgegeben wurden. Eine
Weile später traf gegen Mittag (eine Interpretation meinerseits) der Amtmann
Sanwald zu Pferde ein und begann sogleich die anwesenden Zeugen zu befragen
(bei den Aussagen orientierten wir uns an den Reichskammergerichtsakten). Vor
allem der Handwerker Sprandel, der auf der Baustelle am Wirtshaus tätig war,
hatte viel zu erzählen. Die überall verstreut liegenden Federn des vom würzburgischen
Militär geraubten Geflügels und die Unordnung in den Kammern waren beredte
Zeugnisse der Plünderung. Nachdem am Wirtshaus die wichtigsten Augenzeugen wie
Wirt und Wirtin zu Protokoll genommen waren, begab sich der Amtmann mit seinem
Amtsschreiber zu den Bibersfelder Opfern. Nachdem er auch sie in Augenschein
genommen hatte, schrieb der Amtmann sogleich nach Schwäbisch Hall um den
Chirurgus Thüringer von dort anzufordern. So ging ein ereignisreicher Tag zu
Ende, freilich nicht ohne dass langsam in der Schmiede und am Backofen auch
wieder Normalität eingekehrt wären.
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Der Amtmann wird vom Wirt empfangen. |
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Die erste Zeugenbefragung. |
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In Erwartung eines Trinkgelds schafft die eifrige Magd das Gepäck ins Wirtshaus. |
Gegen
Mittag kam an unserem 14. August 1749 (also am Samstag, dem 23. August 2014)
der Chirurgus am Wirtshaus an, wo er den Amtmann antraf. Beide berieten sich
wegen der Vorfälle und ehe der Chirurgus zu seiner eigentlichen Aufgabe
aufbrach, versorgte er noch den Amtmann selbst mit wohltuenden Mitteln gegen
seine Rückenleiden – alle Tage im Sattel ist auch kein Zuckerschlecken! Zum
Glück hatte der Chirurgus ausreichend Scharpie bei sich, denn die notdürftig
vom Barbier aus der Gegend versorgten Landleute, Weidner und Kaiser, benötigten
dringend neue Verbände. Dabei wurde fachkundigst jede Blessur an den
Verwundeten verzeichnet (entsprechend dem im Original erhaltenen Verzeichnis
Thüringers).
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Die Landmänner schildern ihre Verletzungen. |
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Der Chirurgus nimmt sie in Augenschein. |
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Das hätte ins Auge gehen können! |
Während
die Untersuchung der Geschehnisse vom Vortag also mit aller Kraft fortgesetzt
wurde, durfte auch die Arbeit der Landleute nicht brach liegen bleiben. Die
Kinder gingen in die Dorfschule, es wurde Wäsche gewaschen und eine Obsternte
sorgte für reichlich frische Zutaten für die Küche der Wirtsleute.
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Die Arbeit im Haus geht weiter. |
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In der Schmiede wurden Haken und andere Kleinteile hergestellt. |
An
diesen beiden Tagen bewährte sich erneut, dass wir so ein eingespieltes und
zugleich flexibles Team haben. Unser Darsteller des Chirurgus war nämlich
ausgefallen und dankenswerterweise sprang derjenige des Schankknechts
kurzerhand für die Rolle ein, was er auch publikumswirksam und fachlich
versiert so gut bewerkstelligte wie ich es mir besser hätte garnicht denken
können. Vielen Dank Ignaz Peter Dengel!
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Nach getaner Arbeit wird dem Kartenspiel gefrönt. |
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Vanitas. |
Texte: André Hanselmann
Bilder: Michael Paulick
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