2014
sollte ein ganz besonderes Jahr aus vielfacher Hinsicht werden.
Erstens sollten wir diesmal zweimal im
Freilandmuseum sein – an dem üblichen Augusttermin und im April zum
Eröffnungswochenende, wenn sich die Freilichtmuseen Baden-Württembergs vorstellen.
Zweitens ging der Augustveranstaltung eine
mehrjährige Vorbereitung voraus, da das Thema des würzburgischen
Landfriedensbruches 1749 sehr umfangreich war.
Drittens sollte zum Thema, das wir 2014 vorstellen
würden, eine Publikation des Freilandmuseums erscheinen.
Viertens wurden erstmalig eine ganze Reihe
historisch greifbarer Personen dargestellt: der Amtmann Johann Lorenz Sanwald
(1711-1771), der Pfarrer von Michelfeld Johann Joseph David Messerer
(1699-1759) sowie der Physikus Thüringer, der Grabenreiter Haas, das Wirtspaar
Martin und Salomé Kircher und der Amtsschreiber Bratz.
Fünftens wurde ein konkretes historisches Ereignis
vorgestellt, das auch wirklich im und am Steigengasthaus stattgefunden hat.
Sechstens bezogen wir in diesem August erstmalig
ein weiteres Objekt umfangreicher in die Darstellung mit ein: das Haus aus
Zaisenhausen.
Siebentens war es nunmehr bereits unsere 5.
Veranstaltung. Ein kleines Jubiläum sozusagen.
Im Winter 2013/2014 war auch ein kleiner Text im
Druck erschienen, worin ich beleuchtete wie man eine Veranstaltung wie „Anno
Domini 1763“ vorbereitet und wie die Recherche abläuft.
Wirtin und Magd in einer Küche fast ganz ohne den obligatorischen Rauch. |
Gerade in Relation zu dem großen Aufwand für die
Recherche zur Publikation "Anno Domini 1749,
Landfriedensbruch an der Roten Steige?“ (Kleine Schriften aus dem Hohenloher
Freilandmuseum Nr. 21, 2014) war die kleine Veranstaltung im April regelrecht
entspannend.
Ein paar der Teilnehmer kamen bereits
am Samstag, dem 5. April im Freilandmuseum an. Trotz des recht früh im Jahr
gelegenen Termins war die Nacht angenehm mild.
Obwohl unsere Gruppe sehr klein war,
hatten wir am Sonntag eine sehr stimmige Veranstaltung, die sehr viel Spaß
machte. Wir waren insgesamt 13 Akteure. Während ein Teil von uns natürlich das
Wirtshaus betrieben indem sie ausschenkten und kochten, agierte der andere Teil
als Gäste, die sich vor allem dem Kartenspiel hingaben. Zum ersten Mal setzten
wir uns intensiv mit einem Spiel auseinander, das typisch für die Unterschicht
war: das Puffspiel. Der Name des Spiels rührt von einem Sack mit dem der
Verlierer einer Runde Schläge abbekam. Es ist ein einfaches Spiel mit einem
Talon, ohne Trumpf, wobei jeder Spieler stets nur 3 Karten auf der Hand hat,
von denen er eine auswählen kann. Im Handumdrehen hatten wir eine begeisterte
Spielergemeinschaft.
Feste am Puffspiel. Den wachsamen Augen vom Weidner Michael entgeht nichts. Er war der Vorrundenverlierer und darf Verstöße der anderen Spieler mit seinem Puffsack sogleich ahnden. |
Zum ersten Mal trat ich mal nicht als
Amtmann auf, den ich ja sonst auch auf privaten oder sogar musealen
Veranstaltungen im Ausland (Château de La Motte Tilly) mime.
Das Jahr 1749 war insgesamt für Schwäbisch Hall
vom Konflikt mit dem Ritterstift Comburg und somit dem Fürstbischof von
Würzburg gekennzeichnet. Im Juni 1749 geschahen mehrere militärische Übergriffe
von Seiten Würzburgs bei Gelbingen, in Tüngental, am Steigengasthaus bei
Michelfeld und auf der Heerstraße nahe Hall. Das ging so weit dass man sogar
einen protestantischen Geistlichen, den Vikar Textor, in Steinbach gefangen
setzte, um Schwäbisch Hall im Streit um einen abgesetzten Pfarrer zum Einlenken
zu zwingen.
Das Vorgehen gegen das hällische Gasthaus an der
Roten Steige stellt also nur eine Episode in einem größeren Zusammenhang dar.
Nachdem die Aktion im Juni 1749 zu keiner von
Würzburg gewünschten Einstellung des Ausschanks an der Steige geführt hatte,
schickte man im August nochmals Truppen und diesmal deutlich mehr als ehedem.
Der Magistrat von Schwäbisch Hall hatte den
Untertanen im Amt Rosengarten Widerstand gegen das Vorgehen der Würzburger
anbefohlen. Im Falle des Konfliktes um Tüngental war man mit dem Aufziehen von
Bürger- und Bauernkompanien und sogar Reiterei durchaus erfolgreich gewesen.
Nachdem Infanteristen am Morgen des 13. August
1749 im Gasthaus schwer gewütet und sehr viel Wein vernichtet hatten, kam es
ganz in der Nähe zu einem Zusammenstoß zwischen den würzburgischen Dragonern
und Landleuten, von denen einige zum Teil schwer verletzt wurden. Die Situation
nach dem Abzug der würzburgischen Truppen zu Fuß und zu Pferd sollte von uns
also gezeigt werden.
Ein Hauptgrund, weshalb wir die Würzburger nicht
vorführen konnten war schlichtweg, dass es keine Darsteller dieser Truppen gibt
und scheinbar auch die Informationen zu Uniformierung und Ausrüstung dieser
Einheiten sehr spärlich sind.
Der Wirt mit seinen zwei besten Gästen. |
Bilder: Michael Paulick
Texte: André Hanselmann
Texte: André Hanselmann
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