Ursprünglich bin ich
durch einen kleinen Text von Patrick Oelze "Am Rande der Stadt –
Grenzkonflikte und herrschaftliche Integration im Umland von Schwäbisch
Hall" auf das Thema so richtig aufmerksam geworden. 1759 hatte eine
weitere Episode im Streit um Jagdgerechtigkeiten zwischen den Hohenloher
Fürsten und der Stadt Schwäbisch Hall stattgefunden. Der Fürst hatte es gewagt
bis in die Stadt zu kommen und hatte auf der Henkersbrücke auf einen toten
Hasen schießen lassen, um sozusagen die Jagdrechte weiter auszudehnen. Zwei
hällische Chroniken erwähnen ebenfalls diesen Vorfall. Nun war die Frage, wo
man die hohenlohischen Prinzen und Jägermeister und das Gefolge hernehmen
sollte, die offensichtlich rund um Michelfeld 1759 jagten. Das
Organisationsteam hat lange herumgefragt und nach berittenen Jägern gesucht,
die auch äußerlich was hermachen würden, aber keine bzw. nicht ausreichende
gefunden.
Typische abendliche Stimmung im Schankraum. |
Daher beschlossen wir,
diese spezielle Thematik nur am Rande zu streifen und stattdessen die typisch
bäuerliche Jagd in Szene zu setzen, welche durch die Amtsrechnungen belegt ist.
Denn darin findet man Einnahmen in Form von „Jagdgeldern“, die von Untertanen
oder gleich ganzen Gemeinden entrichtet wurden.
Daneben sollte diesmal eine Heuernte vorgeführt
werden.
Wie es sein muss: Schultheiß und Amtmann in bester Gesellschaft. |
Am
Freitag fiel die Heuernte wegen starken
Regens buchstäblich ins Wasser. Immerhin konnten wir am Nachmittag noch die
Aufnahme des Hausgenossen vorführen. Er hatte vor dem Amtmann den
Hausgenosseneid zu schwören und wurde vom Dorfmeister Gunkel bei sich auch in
Dienste aufgenommen. Dabei wurde doch tatsächlich das schöne Schriftstück in
den Händen des Amtmannes verdorben da erneute Regentropfen darauf fielen.
Der Amtmann verliest den Hausgenosseneid und ... (links als Zeuge der Schultheiß, in der Mitte Hausgenosse und Amtmann, rechts der Dorfmeister Gunkel) |
... lässt den Hausgenossen auf die Bibel schwören; nutzen wird auch das nichts. |
Am
Samstagmorgen hub das Jagen an. Weithin vernahm man das Krachen der Flinten und
Büchsen, als die Landleute durch die Gegend zogen.
Jäger und Treiber rüsten sich zur Jagd. Einer der Jäger ist übrigens der gute Amtsschreiber Müller. |
Die beiden Treiber, Gunkel und Rügenwalder, streifen durch das Gelände. |
Einer der Jäger: unser Gastwirt und Schultheiß. |
Auch ohne helfenden Hausgenossen am Schaffen: der Dorfmeister Gunkel. Immerhin geht ihm der Schmied beim Sägen zur Hand. |
Der
neu vereidigte Hausgenosse bezeigte wenig Lust beim Dorfmeister zu dienen und
hängte sich rasch an einen reisenden Herrn aus dem Ansbachischen. Als der
Amtmann den Reisenden aufmerksam darauf machte, dass dies ein Verstoß gegen die
hällische Gesindeordnung (zu finden in der „Polizeiordnung“ von 1702) sei,
versuchte der Herr zwar auf seine guten Beziehungen und seinen Roten Adlerorden
zu pochen. Doch vermochte er damit freilich nicht Amtmann und Amtsschreiber in
der Ausübung ihrer Pflichten zu behindern. Der untreue Hausgenosse sollte, da
dies ja ohnehin ehedem seine Profession war, als Diener mit dem Fremden
hinweggehen, aber auch eine stattliche Strafe von 4 Gulden erlegen. Offenbar war der Dorfmeister auch ganz froh, den losen
Gesellen los zu sein.
Der
Amtmann ließ sich auch nicht die Gelegenheit nehmen die Sommerschule (im Haus
aus Zaisenhausen) zu besichtigen, wo er dem Schulmeister ein Vorbild sein
wollte, indem er die Kinder ermunterte nur immer frisch gute christliche Lieder
wie „Lobet den Herrn“ zu singen.
Der Amtmann besichtigt die Stube des Schulmeisters mit seinen fleißigen Schülerinnen. |
Derweil
wurde am Steigengasthaus alles für das Fest am nächsten Tag vorbereitet indem
Kränze gewunden wurden.
Der Amtmann verzeichnet die Treffer, im Gespräch mit dem Dorfmeister. Im Hintergrund feuert der Sieger des Tages. |
Der Amtmann erläutert dem Grabenreiter das Prozedere; der Sieger Ignaz Dengel zeigt dem Dorfmeister seine Treffer auf der schönen Schützenscheibe. |
Denn
der Sonntag stand ganz im Zeichen des traditionellen Scheibenschießens. Diesmal
hatten wir das erste Mal eine sehr schöne Schießscheibe. Johann Gunkel, der
Dorfmeister wies auf den Passus zum Scheibenschießen in der Land- und
Dorfordnung hin. Ein Preisgeld von einem Taler wurde vom Amtmann ausgelobt.
Selbst der Amtsschreiber ließ es sich nicht nehmen mitzuschießen. Der tüchtige
Schmied, Rügenwalder, betätigte sich als Scheibenknecht, der die Treffer
markierte. Nach dem Schießen war der Amtmann höchst erbaut, dass soviele
stattliche Schützen angetreten waren (Die männlichen Untertanen waren im
Hällischen verpflichtet Gewehre zu haben; der Herzog von Württemberg schärfte
seinen Untertanen immer wieder das Üben im Schießen ein.). Der Schankknecht vom
Steigengasthaus hatte gewonnen, bekam Schützenscheibe und Taler ausgehändigt
und führte dann einen fröhlichen Zug durch die Umliegenden Höfe an, wobei er
seinen Sieg feierte.
Im
Gasthaus wurde anschließend zum Tanz aufgespielt und viel getanzt.
Nach dem Tanz war doch tatsächlich ein reisender Bändelkrämer so dreist vor den Augen des Amtmannes seine Waren den weiblichen Untertanen anzupreisen und brachte natürlich allerhand Tand an die Frau. So wurder wieder eine kleine für den Amtmann einträgliche Strafe fällig.
Der Bändelhändler Moser verkauft seine schönen Waren - allerdings allzu offensichtlich mitten in der Schankstube und ohne Genehmigung der Obrigkeit! |
Der Amtmann auf einem seiner jährlichen Umritte. |
In
diesem Jahr hatten wir soviele Pferde wie noch nie. So schwang sich der Amtmann
auf eines von ihnen und machte zusammen mit einem Grabenreiter einen Umritt
durch die Landschaft.
Beeindruckend
waren diesmal die vielen Pferde, so dass im Hof vor dem Steigengasthaus ständig
aus und eingespannt wurde. Dauernd hörte man das Trappeln der Hufe und das
Wiehern der Pferde. Denn wir hatten 6 Pferde und bis zu drei Fuhrwerke im
Einsatz. Einmal wurde sogar ein Baum mit Pferdekraft gerückt. Ein andermal sah
man einen hoch aufgeladenen Heuwagen. Auch ritten immer wieder der Grabenreiter
und ein weitere Reiter durchs Gelände.
Viele Pferde waren immer wieder im Hof zu sehen. Ihre Geräusche erfüllten die Szene. |
Ein
Novum war auch, dass der Amtmann als Unterstützung einen Amtsschreiber dabei
hatte, der Schriftstücke des Amtmannes kopieren sollte und sich in allem sehr
dienstbeflissen zeigte.
Texte: André Hanselmann
Bilder: Cecilia Hanselmann & Michael Paulick
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