2011
ist der Veranstaltung eine umfangreiche Recherche im Stadtarchiv Schwäbisch
Hall voraus gegangen. Es ging uns darum zum einen mehr über das Leben im
Gasthaus zu erfahren und zum anderen uns in die Thematik des Räuberunwesens
einzulesen.
Denn
ab 1760 begann in der Gegend das Unwesen der großen Mainhardter Bande, welche
neben Viehdiebstahl auch vor schwerwiegenderen Verbrechen nicht
zurückschreckte. Wir fanden viel über die Ordnung in den Gemeinden heraus. So
erfuhren wir, dass es in jedem Dorf ein bis zwei Schultheißen und obendrein die
Dorfmeister gab. Verhängten erstere Strafen und übernahmen polizeiliche
Aufgaben, führten Letztere die Gemeindekasse.
Ein
spektakulärer Fall war der Überfall von 1752 auf einen reitenden Postillion,
der lebend von den Posträubern im Wald an einen Baum gebunden wurde. Die Täter
wurden verhaftet und warteten im Gefängnis in Schwäbisch Hall auf ihre
Hinrichtung. Dieses Ereignis ist durch einen Holzschnitt mit der Darstellung
des Tatherganges und durch ein im Stadtarchiv erhaltenes abgedrucktes Lied,
geschrieben aus der Perspektive eines Täters, dokumentiert.
Der Amtmann wird von seinem Bedienten, Jakob, gepudert. Auch auf dem Dorf will man angemessen auftreten.
Derweil wird die feine Dame aus dem Badischen von einer Magd des Hauses angekleidet.
Auf
der Veranstaltung wurde der Wirt vom Amtmann zum Schultheiß erklärt (die Wahl
des Schultheißen hatte theoretisch außerhalb der Veranstaltung stattgefunden).
Daraufhin durfte der frischgebackene Schultheiß als eine seiner ersten
Amtstaten die sogenannten Streifen anführen, welche damals nach herumziehenden
„Jaunern“ und anderem fahrenden Volk Ausschau halten sollte. Ein fremder Tagelöhner
aus dem Norden, der das Holz unweit der Steige bearbeitete, wurde als
verdächtiges Subjekt im Auge behalten. Eine Kräuter- und Olitätenkrämerin wurde
von der Streife aufgelesen und sollte öffentlich gestäupt werden, da sie keine
Genehmigung des Magistrats ihre Waren auf dem Lande verkaufen zu dürfen
vorweisen konnte. Zum Glück sprangen ein paar mitleidige Leute für sie ein und
erlegten an ihrer Stelle die vom Amtmann verhängte Geldstrafe.
Die Gemeinsmänner müssen binnen einer gewissen Frist, abzulesen an der Uhr, zur Versammlung erscheinen. Sonst gibts Gemeindestrafen zu verhängen.
Die Einwohner versammeln sich zur Streife unter Waffen.
Der Schultheiß, der Musikant, der Schmied und der Heidejäger sind schon angetreten - vom Jakob verdeckt noch ein weiterer Gemeinsmann (v. l. n. r.).
Die Streife war erfolgreich und führt die fremde Olitätenhändlerin zum Amtmann.
Später
soll sich der gewitzte Fremde indem er den Bedienten des Amtmannes überrumpelte
mit einer bedeutenden Summe Geldes davon gemacht haben.
Aber
auch der Dorfmeister Gunkel wurde verdächtigt, da er dem Amtmann weder die
Dorfrechnung noch seine Kasse vorzeigen konnte.
Als
typische Strafen drohten den Verbrechern Arbeiten im städtischen Steinbruch
oder an den Befestigungswerken in Heilbronn, welche kurz darauf vom
Schwäbischen Kreis aufgegeben wurden.
Neben
diesen von den Besuchern sehr gut angenommenen offiziellen Programmpunkten
befand sich auch ein Vermesser im Gelände, der auf Anweisung des Stättmeisters
Sanwald 2 Einwohner zur Verfügung gestellt bekam.
Der
Dorfmeister Gunkel sägte zusammen mit anderen Einwohnern und dem fremden
Tagelöhner auf einem hohen Gerüst einen Holzstamm.
Eine
wohlhabende Dame machte im Gasthaus Halt, so dass der Amtmann auch ein wenig
standesgemäße Gesellschaft hatte.
Der Amtmann nimmt das Tagwerk des Dorfmeisters in Augenschein und befragt den fremden Tagelöhner.
Diesmal
wurde das Gelände schon umfangreicher mit einbezogen. So sammelten sich die
streifenden Einwohner unten am Haus aus Zaisenhausen. Da der Amtmann im
Steigengasthaus nächtigte, war es freilich weiterhin der Besuchermagnet, denn
hier fanden auch viele nicht angekündigte Programmhöhepunkte wie das Bestrafen
der Krämerin statt. Anders als im Vorjahr verfügten wir leider über keine
Pferde. Zum Glück war aber das Thema dermaßen publikumswirksam, dass dies nicht
weiter ins Gewicht fiel. Eine weitere Besonderheit war, dass der Amtmann mit
einem Bedienten reiste, war er sonst stattdessen in allen anderen Jahren (bis
2014) mit einem weiteren Beamten unterwegs.
Im Steigengasthaus gibt es auch Musik und es wird bei jeder Gelegenheit getanzt.
Texte: André Hanselmann
Fotos: Michael Paulick
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