Freitag, 14. Februar 2025

Salzträger und Salzkärrner - Salt carriers and salt carters

 Dieses Jahr soll das Thema unserer Veranstaltung im August der Transport von Salz sein. Das ist ziemlich anspruchsvoll, da wir dazu zum einen sehr viel recherchieren mussten und zum anderen auch der Forschung manche Details nicht ganz bekannt sind. So scheint es auch dem Experten unglaubwürdig, wenn wir erfahren, dass die Salzträger 6-8 Meß Salz (das wären 98 bis 130 Kilo) geschleppt haben sollen [1].

This year the theme of our event in August will be the transport of salt. This is quite challenging because, on the one hand, we had to do a lot of research and, on the other hand, some details are not entirely known to researchers. It also seems unbelievable to the expert when we learn that the salt carriers were said to have carried 6-8 measuring salt (that would be 98 to 130 kilos) [1].

In die Kiepe von dem Mann links passen sicher keine 6-8 Meß Salz. - It seems that there are not 6-8 "Meß" of salt in the basket of the men at the left. (Foto: Michael Paulick, 2010 - von unserer ersten Anno Domini-Veranstaltung!)

 

Wie dem auch sei, darf man sich das Leben des Salzträgers für die Haller im Jahre 1775 als wohl kein besonders rosiges vorstellen. Der Verdienst, auf den wir weiter unten eingehen werden, war so gering, dass er den Bewohnern landwirtschaftlich besser nutzbarer Gebiete als zu unlukrativ erschien. Daher übernahmen beinahe ausschließlich die Leute des Mainhardter Waldes, von denen in den 1750ern bis 70ern einige Räuber wurden, aus Not diese Arbeit als Nebenerwerb [2]. Immerhin waren die Salzträger offenbar anders als die Fuhrleute durch die von der hällischen Obrigkeit eingerichteten Einschränkungen auf Straßen und Wegen weniger betroffen. Die Landheeg und anderen Einrichtungen sollten ja dazu dienen die Warentransporte durch das Land zu steuern [3] und beispielsweise die Kaufleute dazu zwingen bestimmte Straßen zu verwenden an denen die Zollstationen von Schwäbisch Hall - wie beispielsweise am Michelfelder Landturm - lagen. Dahingegen bewegten sich die Salzträger recht frei durch das Land, was wir daran sehen wie wenig Notiz man zum Beispiel von den Räubern nahm, die getarnt als Salzträger an einem der großen Coups - dem Überfall auf die Postkutsche an der Cröffelbacher Steige 1768 [4]. Auch das Ende der Mainhardter Bande 1773 [5] stellte keine Zäsur für den Salztransport dar, auch wenn einige Salzträger dadurch ihr Leben verloren. Im Gegenteil war durch die Inovationen in der Salzgewinnung [6], die zu einer Erhöhung der Produktion von 20.000 Zentnern auf 65.000 bis 80.000 Zentner die Mengen, die transportiert werden mussten, entsprechend auch gewaltig gestiegen.

Be that as it may, one cannot imagine the life of the salt carrier for the people of Hall in 1775 as being particularly rosy. The income, which we will discuss below, was so low that it seemed too unlucrative to the residents of areas with better agricultural use. Therefore, almost exclusively the people of the Mainhardt Forest, some of whom became robbers in the 1750s to 70s, took on this work as a sideline out of necessity [2]. After all, unlike the carters, the salt carriers were apparently less affected by the restrictions on roads and paths imposed by the Hellenic authorities. The Landheeg and other facilities were intended to control the transport of goods through the country [3] and, for example, to force merchants to use certain roads on which the customs stations of Schwäbisch Hall - such as the Michelfelder Landturm - were located. The salt carriers, on the other hand, moved quite freely through the country, which we can see in how little attention was paid to the robbers, for example, who, disguised as salt carriers, took part in one of the big coups - the attack on the mail coach on the Cröffelbacher Steige in 1768 [4]. The end of the Mainhardt gang in 1773 [5] did not represent a turning point for salt transport, even if some salt carriers lost their lives as a result. On the contrary, due to the innovations in salt production [6], which increased production from 20,000 hundredweight to 65,000 to 80,000 hundredweight, the quantities that had to be transported also increased enormously.


Leider habe ich keine verlässliche Darstellung eines solchen Salzträgers im Haller Zusammenhang finden können. Wir müssen uns gewiss vorstellen, dass kräftige Gestelle das Tragen der "Salztreken" auf dem Rücken ermöglichte. Diese Gestelle wurden "Salzreffen" genannt. Neben den Angaben bei Andreas Maisch, die verdeutlichen, dass die Entlohnung der Salzträger weitaus geringfügiger stieg als die Preise für Lebens- und Futtermittel, was diese zwangsläufig in eine schwierige Lage bringen musste [7], wollte ich mich damit beschäftigen, wieviel ein Träger 1775 erhielt.

Unfortunately, I have not been able to find a reliable representation of such a salt carrier in the Hall context. We must certainly imagine that strong frames made it possible to carry the “salt treks” on the back. These racks were called “salt racks.” In addition to the information provided by Andreas Maisch, which makes it clear that the wages of salt porters rose far less than the prices for food and feed, which inevitably put them in a difficult situation [7], I wanted to look at how much a porter received in 1775.


Fuhrmann mit großem Leiterwagen. Neben den Salzkarren gab es auch große Wagen zur Beförderung des Salzes ähnlich lang wie dieser. - The carter with a large waggon. Alongside the salt carts there were large waggons in use to transport the salt. (Foto: Michael Paulick, 2013)


Statt das Salz wie im Mittelalter noch üblich auf Saumtieren tragen zu lassen, spielten im 18. Jahrhundert vor allem die Salzfuhrleute und Salzkärrner eine wichtige Rolle für den Transport größerer Mengen. Der Salzkärrner hatte einen einachsigen, zweiräderigen Karren, der von einem Pferd gezogen wurde und auf dem das Salz von Hall aus an den Neckar oder in den Odenwald gefahren wurde [8]. Wir wissen einiges über das Dasein der Fuhrleute in Schwäbisch Hall [9], auch wenn die Fuhrmänner, die das Salz beförderten überwiegend wie auch die Salzträger Bauern aus der Region um Bubenorbis waren. In einer Quelle von 1774 heißt es ausdrücklich, der Fuhrlohn ginge an die "Bauren", wobei das Rechnungsbuch sogar die Widrigkeiten durch Wetter und Beschaffenheit der Wege anführt [10] - freilich ohne dass dies in einer besonders großzügigen Vergütung der Arbeit Niederschlag fände. Die Fuhren belaufen sich auf zwischen Mengen von 1 1/2 bis 9 Stippich (1 Stippich = 20 Meß; 1 Meß = 32 Nürnberger Pfund (509,94 g) - also 490 kg bis 2937 kg Ladung. Wobei die große Fuhre von 9 Stippich von einem "Hannß Jerg Kübler von Bubenorbis et 3. Cons." also einem Hauptunternehmer und 3 Compagnons übernommen wurde. Die umfangreiche Fracht wurde also wohl auf 4 Wagen oder Karren verteilt [11].

Instead of having the salt carried on pack animals, as was usual in the Middle Ages, in the 18th century salt carters and salt drivers played an important role in transporting larger quantities. The salt carter had a single-axle, two-wheeled cart that was pulled by a horse and on which the salt was transported from Hall to the Neckar or the Odenwald [8]. We know a lot about the existence of the carters in Schwäbisch Hall [9], even though the carters who transported the salt were mostly farmers from the region around Bubenorbis, as were the salt carriers. In a source from 1774 it is expressly stated that the carriage wages went to the "farmers", with the account book even listing the adversities caused by the weather and the condition of the roads [10] - although this was not reflected in a particularly generous remuneration for the work. The loads amount to between quantities of 1 1/2 to 9 Stippich (1 Stippich = 20 Meß; 1 Meß = 32 Nuremberg pounds (509.94 g) - i.e. 490 kg to 2937 kg of cargo. The large load of 9 Stippich came from a "Hannß Jerg Kübler von Bubenorbis et 3. Cons." i.e. a main contractor and 3 Compagnons was taken over. The extensive freight was probably distributed across 4 wagons or carts [11].


So zeigt sich, dass das Thema des Salztransports sehr umfangreich und facettenreich ist.

This shows that the topic of salt transport is very extensive and multifaceted.


Fotos: Michael Paulick

Text: André Hanselmann


Notizen:

1) Andreas Maisch: "Auf Achse - Oder Mainhardt und der Salzhandel" in Heike Krause: "Als Mainhardt hohenlohisch war... " Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch, 2013, S. 123

2) ebenda S. 128

3) Andreas Maisch: "Straßenbau, Steigen und Chaussen" in: Dr. Andreas Maisch (Hrsg.) "Unterwegs. Schlaglichter zu Verkehr und Kommunikation in Schwäbisch Hall vom Mittelalter bis 1950" Verlagsdruckerei Schmidt, Schwäbisch Hall, 2012, S. 19

4) Anette Stuber-Rousselle: „Die Räuber vom Mainhardter Wald“ in „Schurke oder Held? – Historische Räuber und Räuberbanden“ Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Thorbecke, Sigmaringen, 1995, S. 107

5) Mehr dazu hier: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/07/die-bande-vom-mainhardter-wald-gang-of.html

6) Die Errichtung des teilweise von den Siedern bekämpften Gradierwerkes zur Luftgradierung.

7) Andreas Maisch: "Auf Achse..." S. 126

8) Andreas Maisch: "Auf Achse..." S. 123

9) Andreas Maisch: "Profis des Transports: Karrenmänner und Fuhrleute" in Dr. Andreas Maisch (Hrsg.) "Unterwegs. Schlaglichter zu Verkehr und Kommunikation in Schwäbisch Hall vom Mittelalter bis 1950" Verlagsdruckerei Schmidt, Schwäbisch Hall, 2012, S. 45-51

10) "Schwäbisch Hall Salzverwaltungs-Rechnung Ad Annum 1774" Stadtarchiv Schwäbisch Hall, Sig. 4/1111, S. 23

11) ebenda S. 24 f.

1 Kommentar:

  1. Fascinating information once again Andre:)! It reminds me of our visits to Linz, which had a 'salt railroad' linking it with Freistadt if I remember correctly, as the salt was then loaded onto barges on the Danube. Parts of the 'railroad' still remain, but without the rails I think...

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