Das erste Mal wagten wir uns vergangenes
Jahr auf eine Zeitreise ins 17.Jahrhundert. Es gibt keinen
geeigneteren Ort im Museum das zu tun, als im Haus aus Zaisenhausen.
Dieses wurde mit einem bäuerlichen Haushalt bestehend aus einem
Bauern (ich), seiner Familie, einem Knecht, zwei Mägden und Kindern
probiert. Es gab zwar kein konkretes Programm, aber wir hatten uns
ein bisschen was vorgenommen. Wir durften einen Weidenzaun ausbessern
und ich hatte mir insbesondere zum Ziel gesteckt eine Stange für
einen Spieß vorzubereiten.
Die Reisenden in ihrer prächtigen Kleidung vor unserem schönen Haus.Im Hintergrund: ich und die beiden Mägde. |
Am Freitag kamen am Nachmittag und
frühen Abend alle Darsteller an.
Neben uns Bewohnern des Hauses hatten
wir auch einen Fuhrmann mit einer kostbar gekleideten Dame als Gäste
auf „meinem Hof“. Ziemlich rasch hatten wir uns eingelebt. Der
Fuhrmann und die Dame zogen es vor im Kuhstall zu nächtigen –
seltsame Fremde. Ich selber schlief mit meiner Familie und der
Jungmagd, also zu fünft, in der Stube, mein Knecht, die Großmagd
und die anderen Kinder nebenan in der Kammer.
Morgentliche Versuche Feuer auf dem Herd zu machen. Der Dorfhauptmann versucht sich selbst... |
Szene in der unglaublich atmosphärischen Stube. |
Am nächsten Tag war ich schon ganz als
Hausherr in meinem Element. Da ich mir frühzeitig mit meinem
stumpfen Beil in den Finger geritzt hatte, beschloss ich das
Holzhacken meinem wackeren Knecht, Michael, zu überlassen. Derweil
nahm ich bei Wind und Regen vor dem Haus Platz, wo ich die Stange,
die ich für am tauglichsten (weil am längsten) hielt, entrindete.
Dort wurde ich auch immer von meinem Eheweib und unserer eifrigen
Jungmagd mit Getränken versorgt. Leider regnete es wie angedeutet
fast unablässig. Die Kinder spielten darum oftmals in der Scheune,
wo auch meine Stangen und der Karren des Fuhrmannes lagerten.
Der Dorfhauptmann (ich) arbeitet mit Hilfe seines Knechts an dem Spieß. |
An dem Weidenzaun für die Wiese unserer Gänse vor dem Haus wird von unserer fleißigen Magd gewerkelt. |
Gegen Abend begann der Ofen, den der
offensichtlich verfrorene Fuhrmann befeuert hatte, etwas Wärme
abzugeben. Ich selber fand, dass man mit zwei Lagen Tuch übereinander
und ständig den Hut auf dem Kopf recht gut das Wetter ertragen
konnte. Kein Tropfen ging durch die Massen an Stoff.
Am Sonntag war das Wetter kaum besser,
mein Ansporn aber mit meinem Spieß wenigstens etwas weiter zu kommen
angefacht. Der Regen sorgte leider auch dafür dass kaum etwas am
Zaun geschafft wurde. Unserer Stimmung tat das keinen Abbruch. Wenn
ich nicht arbeitete, so würfelte ich mit dem Knecht in der Stube,
die eine der schönsten ist, die ich kenne. Als ich mit dem Schaft
recht zufrieden war, machte ich mich daran eine Dorfordnung
abzuschreiben, so dass ich als Dorfhauptmann, so es einmal einen
zweiten geben sollte, demselben eine Fassung ausleihen konnte. Mein
Hausgesinde war so fleißig wie ehedem und hatte an dem Tag wegen
einiger Besucher, die kosten wollten, allerhand zu tun. Dennoch saß
ich eigentlich nie auf dem Trockenen.
Es war etwas ungewohnt, als wir am
Sonntagabend gegen 18 Uhr bereits aufbrachen, da wir sonst ja von
Donnerstag bis Montag im Museum sind. Dennoch hat es viel Spaß
gemacht, da die kleine Runde, in der wir waren, ausgesprochen
harmonisch funktionierte und jeder an seinem Platz etwas hermachte.
Es war beachtlich wie rasch wir geschafft haben seit der Absprache
der Veranstaltung mit dem Museum eine herzeigbare Ausrüstung an
Kleidern und Gerät zusammen zu stellen.
Texte: André Hanselmann
Bilder: Michael Paulick
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