Samstag, 4. Januar 2025

Allerhand Einquartierungen Anno 1625 - Some billeting in 1625

Die diesjährige Veranstaltung in unserer Landleben-Reihe wird die "Wunderzeichen" behandeln, welche die Menschen im 17. Jahrhundert besonders beachteten. Man denke an den Kometen über Augsburg von 1618. Im Jahr 1625 wurden drei Regenbogen übereinander wahrgenommen und ein See bei Esslingen soll sich rot verfärbt haben [1]. 

This year's event in our Country Life series will focus on the "miracle signs" that people in the 17th century paid particular attention to. Think of the comet over Augsburg in 1618. In 1625, three rainbows were seen one above the other and a lake near Esslingen is said to have turned red [1].


Ein einquartierter bayerischer Söldner - hier ein Musketier. -  
A quartered Bavarian mercenary - in this case a musketeer. (Foto: C. Hanselmann, 2021)

 

Anders als 1624 lassen sich konkrete Einheiten fassen, die in das hällische Territorium eindrangen, welches ziemlich hilflos den Einquartierungen gegenüber stand. Am Ostermontag 1625 kamen 1.000 Reiter [2] ins Hällische, die in den Dörfern Haßfelden, Hohenberg, Hörlebach, Altdorf und Wolpertshausen sowie die Stadt Ilshofen einquartiert wurden [3]. Kurz nach den Abzug dieses kaiserlichen Reiterregiments im Mai kamen 80 Fahnen bayerischer Reiterei und wurden in und um Sulzdorf ab dem 27. Mai untergebracht [4]. Wie wir das schon aus früheren Jahren aus Chroniken kennen, wo es heißt man habe dem "Reutter" einen Taler unter den Teller legen müssen [5] - so taten sich diese Reiter insbesondere durch Gelderpressungen hervor. Zu kämpfen gab es im Hällischen ohnehin nicht. Oberst Truchseß richtete sein Hauptquartier im Wirtshaus von Michelfeld ein [6]. Der Wirt, Hans Eckh, geriet kurz zuvor am 8. April 1625 bereits in Konflikt mit dem Rat von Schwäbisch Hall über eine Forderung, weshalb ihm von Seiten der Reichsstadt eine Strafe angedroht wurde [7]. Die Reitertruppen unter Truchseß wurden von Münkheim im Norden bis Westheim im Süden verstreut auf die Dörfer untergebracht und behielten 100 Paar Ochsen, die ihnen von Hall zum Vorspann gestellt worden waren [8] [9]. Zu den erpresserischen Methoden der Reiterregimenter passt sehr gut, dass man für 1.000 Taler nicht nur das Einrücken weiterer 4 Cornets abwendete, sondern auch den Amtsvorsteher des Amtes Jenseits der Bühler namens Balthasar Moser auslöste, den die Soldaten entführt hatten.

In contrast to 1624, concrete units can be identified that penetrated the Hellenic territory, which was quite helpless in the face of the billetings. On Easter Monday 1625, 1,000 riders [2] came to Hällisches, who were quartered in the villages of Haßfelden, Hohenberg, Hörlebach, Altdorf and Wolpertshausen as well as the town of Ilshofen [3]. Shortly after the withdrawal of this imperial cavalry regiment in May, 80 flags of Bavarian cavalry arrived and were housed in and around Sulzdorf from May 27th [4]. As we already know from chronicles in previous years, where it is said that one had to put a thaler under the plate of the "Reutter" [5] - these riders particularly distinguished themselves by extorting money. There was no fighting in Hell anyway. Colonel Truchseß set up his headquarters in the Michelfeld inn [6]. Shortly before, on April 8, 1625, the innkeeper, Hans Eckh, came into conflict with the council of Schwäbisch Hall over a demand, which is why the imperial city threatened him with a punishment [7]. The cavalry troops under Truchseß were scattered across the villages from Münkheim in the north to Westheim in the south and kept 100 pairs of oxen that had been provided to them by Hall [8] [9]. The blackmailing methods of the cavalry regiments are very consistent with the fact that for 1,000 thalers they not only averted the arrival of another 4 cornets, but also released the head of the office Beyond the Bühler named Balthasar Moser, whom the soldiers had kidnapped.

 

Rüstung, die angeblich zur Bestattung von de Ruyter getragen wurde. Brustharnisch und Rücken von ca. 1560 und der Rest von ca. 1600-1625. - Armour maybe worn at the funeral of de Ruyter. Breast and backplate from ca. 1560 and other parts from 1600-1625. (Foto: A. Hanselmann, 2023, Rijksmuseum Amsterdam)

 


Doch brachten solche Geldzahlungen kaum eine dauerhafte Atempause. Schon im August 1625 kamen neue Cornets Reiter - diesmal unter dem General von Sachsen-Lauenburg [10] [11]. Der Weiler Wackershofen [12] musste 100 und das Dorf Kröffelbach 120 Taler an Schatzungen zahlen. Im Zuge dieser Einquartierungswelle kam es auch zu einer gut dokumentierten Gewalttat. Ein in Unterlimpurg einquartierter Reiter soll am 9. September eine hällische Wache am Kirchhof mit Schmähworten bedacht haben, wofür ihn die Wache verhaften wollte. Doch schoss dann der Reiter auf die Wache und ein Sohn eines örtlichen Gipsers namens Lönlin stach den Reiter nieder. Der Tote wurde rasch in Unterlimpurg begraben - man hatte aber dennoch Angst, dass man sich wohl von Seiten der Soldaten rächen würde und schickte alle Wertsachen in den Schutz der Stadtmauern [13]. Riegler erwähnt die Einrichtung eines Sammel- und Musterplatzes durch den Herzog von Sachsen-Lauenburg. Laut ihm sind auch bereits zu dieser Zeit Teile des Regiments Kratz in Hall untergebracht, das in den hällischen Quellen besonders hervorgehoben wird [14] [15].

But such monetary payments hardly brought any lasting respite. As early as August 1625, new cornet riders arrived - this time under the general of Saxe-Lauenburg [10] [11]. The hamlet of Wackershofen [12] had to pay 100 thalers and the village of Kröffelbach 120 thalers in estimates. In the course of this wave of quartering, there was also a well-documented act of violence. A rider quartered in Unterlimpurg is said to have insulted a guard of Hall at the churchyard on September 9th, for which the guard wanted to arrest him. But then the rider shot at the guard and a son of a local plasterer named Lönlin stabbed the rider. The dead man was quickly buried in Unterlimpurg - but they were still afraid that the soldiers would take revenge and sent all valuables to the protection of the city walls [13]. Riegler mentions the Duke of Saxe-Lauenburg's establishment of a collection and muster area. According to him, parts of the Kratz Regiment were already housed in Hall at this time, which is particularly highlighted in the sources of Hall [14] [15].

Fotos: Cecilia Hanselmann, André Hanselmann

Text: André Hanselmann

 

Notizen / Notes:

1) Schüler’sche Chronik, Stadtarchiv SHA, Sig. HV-HS 89, S. 635

2) Wohl die Reiter vom Regiment Wittenhorst, das bei Riegler erwähnt wurde. Franz Riegler: "Schwäbisch Hall im Dreißigjährigen Krieg“ W. Kolhammer, Stuttgart, 1911, S. 41

3) Wilhelm German: „Chronik von Schwäbisch Hall und Umgebung“ Wilhelm Germans Verlag, Schwäbisch Hall, 1900, S. 231  

4) Ebenda. 

5) Schüler'sche Chronik S. 633

6) Während Michelfeld an sich hällisch war, war der Gastwirt Comburger Untertan, da auch Comburg das Schankrecht in dem Dorf inne hatte, was später zum Streit um das Steigengasthaus führen sollte. - While Michelfeld belonged to Hall the innkeeper in the village was a subject of Comburg, because the 

7) Ratsprotokoll 1625, Actum 8. April, S. 65 f, Stadtarchiv SHA Sig. 4/0029

8) W. German S. 231 

9) 1643 entspann sich ein Streit zwischen Schwäbisch Hall und Hohenlohe um Vieh, wobei der Vogt aus Göttingen [?] ein Beschwerdebrief wegen "gefleheten Vieh" und dem "Viehgeld" an die Reichsstadt schickte. - Quelle: Hohenlohischen Repertorii, hier Eintrag 1643, Stadtarchiv SHA Sig. 4/0093, S. 177

10) Franz Albrecht von Sachsen Lauenburg (1598-1642), er hatte die Seiten gewechselt und war erst von pfälzischen Diensten in kaiserliche übergetreten.

11) Riegler S. 41

12) Wo sich heute das Hohenloher Freilandmuseum befindet. - The Hohenloher open air museum is in the village today.

13) W. German S. 231-232

14) Riegler S. 41

15) So für das Jahr 1628 in: Chronik der Stadt Schwäbisch Hall, Stadtarchiv SHA, Sig. 4/0003

2 Kommentare:

  1. Fascinating information as always Andre:)! It's little details like this that really bring history alive, as well as giving ideas for small wargames scenarios.

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    1. Thank you so much. Maybe it's possible to find such informations everywhere in archives. But it's true. Some informations are interesting to create a skirmish scenario for rules such as Pikeman's Lament. For example you could plan to attack the headquarters of a colonel because most of his regiment was quartered in a dozen of villages and only a small number of his cuirassiers or other riders could defend him.

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