Freitag, 4. August 2023

Die Schlacht bei Stadtlohn - The battle of Stadtlohn 6.8. 1623

Mit der Schlacht bei Stadtlohn wollen wir uns der letzten großen Schlacht dieser Phase des Krieges zuwenden. Ich hatte zuvor schon die Frage gestellt, warum der Krieg nicht bereits zuvor ausgelaufen ist [1].

With the Battle of Stadtlohn we want to turn our attention to the last major battle of this phase of the war. I had previously asked why the war had not ended earlier [1].

Hellebarden und Partisane des 17. Jh. im Musée Unterlinden in Colmar. - Halbert and  partisan from the 17th century in the musée Unterlinden in Colmar. (Foto: Cecilia Hanselmann)


Vorgeschichte der Schlacht - occurence of the battle

In Stadtlohn selbst wird der Schlacht gelegentlich gedacht. So wurde ihr vom Heimatverein ein kleiner Text gewidmet [2] und auch Dokumentationen wie die von Peter Milger [3] erwähnten die Schlacht. Besonders herauszuheben aus meiner persönlichen Perspektive ist ein gewaltiges Diorama der Schlachten mit Figuren in 1/72 wie ich auch welche von denselben Herstellern verwende [4].

In Stadtlohn itself, the battle is occasionally commemorated. A small text was dedicated to her by the home club [2] and documentation such as that by Peter Milger [3] mentioned the battle. Particularly noteworthy from my personal perspective is a huge diorama of the battles with figures in 1/72 as I use some from the same manufacturers [4].


Nach seinem Durchbruch bei Fleurus trennte sich der "Tolle Halberstädter" wieder vom Grafen von Mansfeld. Erneut gelang es dem glücklosen Heerführer ein zumindest der Größe nach stattliches Heer aufzustellen. Wie schon 1622 war es aber sowohl quantitativ als auch qualitativ dem Ligaheer unter dem Grafen Tilly deutlich unterlegen. Sein Vorhaben diesmal nach Norddeutschland wieder die Fackel des Krieges zu tragen war schon sehr ambitioniert. Es scheint ein wenig, als habe Christian von Braunschweig die neuen Kraftverhältnisse im Reich unterschätzt. Andererseits passt sein Vorgehen zu seinem früheren Handeln. Faszinierend ist ja, dass er immerhin über 16.000 Mann zusammen trommeln konnte. Als Tilly sein großes Heer von mehr als 22.000 Mann nach Niedersachsen führte, sah Christian die Aussichtslosigkeit eines Kräftemessens mit Tilly ein, der ihn ja schonmal geschlagen hatte [5]. Sein Versuch Tillys Zugriff auszuweichen scheiterte jedoch. Eine beeindruckende Darstellung der Schlacht von Matthäus Merian (1593-1650) spiegelt eine nach den Mustern der Zeit gezeichnete Widergabe des Ablaufes der Ereignisse ziemlich präzise nach [6]. Eine auf den Höhepunkt von Christians Debakel fokussierte Abbildung stammt von 1626 [7]. Nach Gefechten zwischen Steinfurt (bei Merian "Bücksteinfurt") und Metelen (bei Merian "Metlen") sowie bei Nienborg (bei Merian "Nienburg") traf man auch bei Ahaus aufeinander. Die Rückzugsgefechte von Christians Nachhut konnten allerdings Tillys Vormarsch offenbar nicht aufhalten. Statt halbwegs unbeschadet in die Niederlande abzuziehen traf Tillys Hauptmacht östlich der Stadt Stadtlohn (bei Merian "Stattlon") am 6. August auf Christians Heer.

Ein Spiel mit PML haben wir zum Gefecht bei Heek an der Dinkel gespielt. Rechts Styrums Reiterei und links die ligistische Vorhut. - We played the skirmish near Heek at the Dinkel. At the right you can see Styrum's cavalry and at the left the vanguard of the League. (photo: Cecilia Hanselmann, 2023)

 

 

Ich als bayerischer Kommandeur habe meine Arkebusiere über die Dinkel geworfen mit ein bisschen Erfolg. - I as the Bavarian commander have thrown my harquebusiers over the Dinkel stream with some success. (photo: Cecilia Hanselmann)

Styrum attackiert mit seinen Kürissern meine Arkebusierreiter an. Doch diese halten erstaunlich gut stand. - Styrum and his cuirassiers are attacking my harquebusiers. But surprisingly they are holding their ground. (photo: Cecilia Hanselmann)



Schließlich setze ich selbst meine schweren Reiter ein und Styrum persönlich gerät in Bedrängnis. Mittlerweile ist auch mein Fußvolk heran gekommen. Bei Heek haben einige meiner Arkebusierreiter  den Bach überquert. - Finally I use my own heavy riders and Styrum himself personally comes into danger. Meanwhile my infantry is arriving. Some of my harquebusiers have crossed the stream near Heek. (photo: Cecilia Hanselmann)

After his breakthrough at Fleurus, the "Mad Halberstadter" parted ways with the count of Mansfeld. Once again the hapless commander succeeded in raising an army, at least in size. As in 1622, however, it was clearly inferior to the league army under Count Tilly, both quantitatively and qualitatively. His plan to carry the torch of war to northern Germany again this time was very ambitious. It seems a little as if Christian von Braunschweig underestimated the new balance of power in the empire. On the other hand, his approach fits with his previous actions. It's fascinating that he was able to drum up over 16,000 men. When Tilly led his large army of more than 22,000 men to Lower Saxony, Christian saw the futility of a showdown with Tilly, who had beaten him before [5]. However, his attempt to evade Tilly's access failed. An impressive depiction of the battle by Matthäus Merian (1593-1650) reflects quite precisely a depiction of the course of events drawn according to the patterns of the time [6]. A figure focused on the climax of Christian's debacle dates from 1626 [7]. After battles between Steinfurt (near Merian "Bücksteinfurt") and Metelen (near Merian "Metlen") and near Nienborg (near Merian "Nienburg"), they also met near Ahaus. However, the rearguard action by Christian's rearguard apparently could not stop Tilly's advance. Instead of retreating to the Netherlands relatively unscathed, Tilly's main force met Christian's army east of the town of Stadtlohn (near Merian "Stattlon") on August 6th.

In unserem Spiel treffen auch Musketiere zu Styrums Verstärkung ein. Styrums Trupp ist unterdessen zerschlagen und es sieht nach einem Sieg für meine Ligatruppen aus. In unserem Szenario muss Styrums Vorhut 6 Runden durchhalten. - In our game the musketeers are coming to support Styrum. Styrum's own unit is beaten and it is looking as the troops of the league would win. In our scenario Styrum's vanguard has to hold on for 6 turns. (photo: Cecilia Hanselmann)

Während die Hälfte meiner Musketiere an das andere Ufer der Dinkel ankommt, treffen Arkebusierreiter beider Seiten aufeinander. - While half of my musketeers crossed the Dinkel - harquebusiers of both sides are clashing. (photo: Cecilia Hanselmann)


Die Versuche des Braunschweigers sich abzusetzen verdeutlichen wie wenig Chancen er sich in einer offenen Schlacht ausrechnete. So wollte er in der Nacht vom 5. auf den 6. August den Tross vorraus abrücken. Mit dem durch den Nachtmarsch wollte er Tilly übertölpeln und sich in die niederländische Festung Bredevoort retten. Als "der tolle Halberstädter" um 3 Uhr, also zwei Stunden nach dem beabsichtigten Abmarsch seines Heeres endlich selber erwachte, fand er alle seine Obristen in den Betten und folglich nichts von seinen Plänen umgesetzt. Die ebenso erschöpfte wie undisziplinierte Armee setzte sich erst in den Morgenstunden in Marsch. 

Ein besserer Überblick über die Situation. Später kommen noch weitere Pikeniere zur Unterstützung meiner Truppen an, schaffen aber nicht rechtzeitig an das Ufer der Dinkel vorzurücken. - A better view over the situation. Later some more pikeman are arriving as my support but they don't move fast enough at the banks of the Dinkel. (photo: Cecilia Hanselmann)

Meine Musketiere stecken einige Kugeln ein und das Resultat ist ... - My musketeers are getting some bullets by Styrum's harquebusiers and the result is ... (photo: Cecilia Hanselmann)

sie werden in die Flucht geschlagen. Mir läuft langsam die Zeit davon. Meine Kavallerie ist stark dezimiert. ("Trotters" sind in PML besser in der Verteidigung als im Angriff, was sich jetzt für meine Gegner auszahlt.) - they are routed. My cavalry is very much decimated. (Trotters are better in defence then in attack what is good for my opponents.) (photo: Cecilia Hanselmann)


The Braunschweiger's attempts to break away make it clear how few chances he reckoned he had in an open battle. So he wanted to move ahead of the convoy during the night of August 5th to 6th. With the night march he wanted to dupe Tilly and save himself in the Dutch fortress of Bredevoort. When "the mad Halberstadter" finally woke up himself at 3 a.m., two hours after the intended departure of his army, he found all his colonels in bed and consequently none of his plans had been implemented. The army, exhausted and undisciplined, only started to march in the morning hours.

In einem letzten verzweifelten Versuch lasse ich sogar Pikeniere angreifen. Doch sie stecken genausoviele Verluste ein wie die gegnerischen Arkebusierreiter und werden daher zurück geschlagen. Styrum selbst hat seinen Trupp schon vor einer Weile wieder gesammelt, was wichtig war für den Ausgang des Gefechts bei uns. - In a last desperate attemp I let the pike attacking. But they suffer the same number of casualties like the opposing harquebusiers and therefore are beaten back. Styrum himself has rallied his troop before which is very important for the outcome of the encounter. (photo: Cecilia Hanselmann)


Vorgefechte - Preliminary encounters

Tilly hingegen hatte keine Zeit verloren und war - vielleicht den Abzug des Gegners vermutend - rechtzeitig aufgebrochen um bald schon auf die Nachhut des Braunschweigers zu stoßen, die erst um 8 Uhr abmarschiert war. Das braunschweigische Heer hatte nun die Möglichkeit das Ligaheer bedingt durch die zahlreichen Landwehren, das heißt Hecken und Wälle dieser Gegend, hinreichend lange aufzuhalten um mit der Masse der Truppen in die Sicherheit zu entkommen. Diese Geländehindernisse sind auch bei Merian deutlich erkennbar und durchziehen das ganze Schlachtfeld. Doch es kommt zu einem verlustreichen Verfolgungsgefecht. An der Dinkelbrücke bei Heek kam es zum ersten größeren Kampf zwischen braunschweigischer Kavallerie unter Styrum [8]. Statt weiter zu ziehen entschloss sich der Braunschweiger auf den Grafen von Styrum mit dem Hauptteil seiner Armee drei Stunden zu warten und diesem wurden sogar Musketiere zur Hilfe geschickt, was weitere kostbare Zeit verstreichen ließ [9]. Viel zu spät entschloss sich Christian von Braunschweig zum Aufbruch und übertrug auf Dodo von Knyphausen (1583-1638) die Verantwortung dafür das sie verfolgende Ligaheer mit nur 2.000 Mann nördlich von Ahaus lange genug aufzuhalten. Knyphausen, dem später deswegen die Schuld an der katastrophalen Niederlage von seinem Heerführer zugeschoben wurde, vermochte aber nur kurzzeitig Widestand zu leisten. Zwischen den Dörfern Wessum und Wüllen versuchte Knyphausen erneut Tilly die Stirn zu bieten - jedoch erneut ohne Erfolg. Auch auf eine Anhöhe, der sogenannten Quantwickler Esch, auf der Christian von Braunschweig sein Heer aufgestellt hatte, da er dort bei den Windmühlen vermeinte seine wenigen Geschütze vorteilhaft aufstellen zu können, kam es nicht zur Entscheidung. 

Ein letztes Bild. Styrum hat alle Angriffe der ligistischen Truppen zurück geschlagen. Anders als in der historischen Schlacht sind die Musketiere, die der Tolle Halberstädter zur Verstärkung schickte, garnicht zum Einsatz gekommen. Ich habe meine nummerische Übermacht einfach nicht ausspielen können. Gratulation an die Gewinner! - A last picture. Styrum has beaten back all attacks of the troops of the League. Differently from the historical battle the musketeers which are send by the Mad "Halberstädter" are not coming into atcion. I just have not used my numerical advantage in time. Congratulations to the winners! (photo: Cecilia Hanselmann)


Tilly, on the other hand, had not wasted any time and - perhaps suspecting the enemy's withdrawal - had left in time to soon meet the Brunswick rear guard, which had only left at 8 o'clock. The Brunswick army now had the opportunity to hold off the league army long enough to escape to safety with the bulk of the troops due to the numerous landwehr forces, i.e. hedges and ramparts in this area. These terrain obstacles are also clearly visible in Merian and run through the entire battlefield. But a costly chase ensues. The first major battle between Brunswick cavalry under Styrum [8] took place at the Dinkel Bridge near Heek. Instead of moving on, the Brunswick decided to wait three hours for the Count of Styrum with the main part of his army, and musketeers were even sent to help, which wasted further valuable time [9]. Much too late, Christian von Brunswick decided to leave and gave Dodo von Knyphausen (1583-1638) the responsibility to hold off the pursuing league army of only 2,000 men north of Ahaus long enough. Knyphausen, who was later blamed for the catastrophic defeat by his army commander, was only able to resist for a short time. Between the villages of Wessum and Wüllen, Knyphausen again tried to defy Tilly - again without success. Even on a hill, the so-called Quantwickler Esch, on which Christian von Braunschweig had deployed his army, since he thought he could set up his few guns advantageously there by the windmills, no decision was made.

 

 

Die Karte für mein Szenario der Schlacht bei Stadtlohn war schwierig zu gestalten. Es galt für mich das das Schlachtfeld nicht allzu kompliziert zu gestalten. Daher findet sich hier nicht der Sumpf am braunschweigischen linken Flügel. Ich nutze wie gehabt eine abgewandelte Version der Commands and Colors Regeln. - It was difficult to create a map for my scenario of the battle of Stadtlohn. It was important for me to make the battlefield not too complicated. Therefore you don't find the swamp at Brunswick's left wing. I use a modified version of the Commands and Colours rules as usual. (Karte copyright: André Hanselmann)

 

Anfangsaufstellung. Unten Links: Stadtlohn. Viele bayerische Truppen noch nicht auf dem Schlachtfeld. - Inital deployment. At the left: Stadtlohn. Many Bavarian troops not on the battlefield yet. (photo: C. Hanselmann)

 

Die Schlacht - the main battle

Ständig vom Gegner verfolgt musste sich Christians Heer um 15 Uhr erneut zur Schlacht aufstellen nachdem Knyphausen auch misslungen war effektiv die Mühlenbrücke bei Stadtlohn zu verteidigen. Man kann sich recht leicht die Stimmung der Söldner des Braunschweigers ausmalen - immer auf der Flucht vor dem Feind immer neue Verluste hinter sich zurück lassend. Bis auf den Umstand, dass Christians Stellung durch die Berkel im Rücken einen geordneten Rückzug im Falle einer weiteren Niederlage unwahrscheinlich erscheinen ließ [10], schien seine neue Stellung recht günstig. Sein linker Flügel unterstand Generalfeldzeugmeister von Isenburg und war in der Flanke durch sumpfiges Gelände gesichert, während der rechte durch den Bach genannt Lepping Well gesichert war und vom Obrist von Knyphausen kommandiert wurde. Das Zentrum unterstand dem direkten Befehl des glücklosen "Halberstädters". Tilly - wohl eingedenk der schlechten Leistungen seines Feindes - ließ sogleich angreifen ohne den Aufmarsch seiner gesamten Armee abzuwarten. Vielleicht wollte er auch dem Braunschweiger nicht erlauben es sich nochmals anders zu überlegen und wenigstens mit dem Gros seiner Truppen zu entkommen. Wieder finden wir in der Spitze von Tillys Heer die Fußregimenter Schmidt und Mortaigne [11] sowie die Reiterregimenter Herbersdorfs und Holsteins unter dem berühmten Grafen Anholt (1582-1630). Wenngleich sich - fast erstaunlicherweise - die zusammengetrommelte Heerschar des Braunschweigers immerhin zwei Stunden behaupten konnte, griffen doch auch zusehends weitere Ligaregimenter in das Kampfgeschehen ein. Zuerst geriet Knyphausens rechter Flügel ins Wanken. Die Gegenangriffe des Braunschweigers vermochten gegen die wohl zu Recht siegessicheren Ligatruppen nichts auszurichten. Schließlich geriet das ganze Heer in eine wilde Flucht, denn Christian von Braunschweig vermochte sie nicht zu sammeln. Viele wurden niedergemacht bis Tilly die Einstellung des Gemetzels befahl. Nicht weniger als 4.000 Mann wurden dadurch gefangen genommen. Tillys Verluste hingegen waren ziemlich gering.

Wir kommandierten zu zweit die Bayern. Die Vorhut überquerte teilweise den Schipbeek. - In twos we comanded the Bavarians. Parts of our vanguard already crossed the Schipbeek river. (photo: Cecilia Hanselmann)

 

Constantly being pursued by the enemy, Christian's army had to line up again for battle at 3 p.m. after Knyphausen had also failed to effectively defend the Mühlenbrücke near Stadtlohn. It is easy to imagine the mood of the Braunschweiger's mercenaries - always on the run from the enemy, always leaving behind new losses. Except for the fact that Christian's position made an orderly retreat in the event of another defeat seem unlikely due to the Berkel in the back [10], his new position seemed quite favourable. His left wing was under Generalfeldzeugmeister von Isenburg and flanked by swampy terrain, while the right wing was secured by the creek called Lepping Well and commanded by Colonel von Knyphausen. The center was under the direct command of the hapless "halberstadter". Tilly - well aware of his enemy's poor performance - immediately attacked without waiting for his entire army to deploy. Perhaps he did not want to allow the Brunswicker to change his mind and at least escape with the bulk of his troops. Again at the head of Tilly's army we find the Schmidt and Mortaigne regiments of foot [11] and Herbersdorf's and Holstein's cavalry regiments under the famous Count Anholt (1582-1630). Although - almost astonishingly - the assembled army of the Braunschweiger was able to hold out for two hours, other league regiments also intervened noticeably in the fighting. Knyphausen's right wing faltered first. The Braunschweiger's counterattacks were unable to do anything against the league troops, who were rightly sure of victory. Finally, the whole army fled wildly because Christian von Brunswick was not able to rally them. Many were slaughtered until Tilly ordered the slaughter to cease. No fewer than 4,000 men were taken prisoner as a result. Tilly's losses, on the other hand, were fairly small.

Unser Fußvolk konnte Angriffe der Halberstädtischen Reiterei abwehren. Doch der Gegner konnte bereits ein paar Truppen in Sicherheit bringen. - Our foot defended themself against some horse of the Halberstädter. But the opponent already could bring some of his troops into safety. (photo: C. Hanselmann)

 

Die Verluste des "Tollen Halberstädters" waren erneut katastrophal. Sein Heer war sogar noch stärker als nach der vernichtenden Niederlage bei Höchst praktisch zerschlagen. Schätzungen gehen von 4-8.000 Toten aus. Nur 6.000 Mann konnten sich mit dem Herzog von Braunschweig nach Bredevoort retten. Auch Knyphausen war darunter. Doch zahlreiche auch höhere Kommandeure des braunschweigischen Heeres wie die Herzöge von Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg gerieten in ligistische Gefangenschaft. Diese Schlacht mag recht einseitig verlaufen sein. Neben den hohen Verlusten an Mannschaften war auch die gesamte Artillerie des Braunschweigers verloren gegangen und das, was er wieder zusammen geplündert hatte. Christian von Braunschweig hatte sicherlich als Heerführer gewisse Talente. Ebenso wie der Mansfelder vermochte er trotz einer ganzen Reihe von Niederlagen immer wieder Söldner zusammen zu trommeln und sogar auf seine Art und Weise die nötigen Mittel für diese aufzutreiben [12]. Doch auf dem Schlachtfeld agierte er höchst unglücklich. Bei Stadtlohn wie auch bei Höchst zahlten sich seine Versuche durch exponierte Vorposten den ihn verfolgenden Gegner aufzuhalten überhaupt nicht aus. Im Gegenteil er verzettelte dadurch seine ohnehin bescheidenen Streitkräfte und untergrub gewiss durch die Kunde der Niederlagen der "verlorenen Häuflein" die Moral seiner armen Truppen. Stadtlohn sollte Christians letzte große Schlacht bleiben, obwohl er - sozusagen als ein Unverbesserlicher - erneut in der Folge Truppen aufstellte um wieder in den Krieg einzugreifen. Vielleicht hat seine Feldherrenkarriere auch nie unter einem günstigen Stern gestanden, weil er einer verlorenen Sache hatte dienen wollen und obendrein ähnlich wie bei den meisten protestantischen Feldherren der ersten Phase des Krieges nicht willens war mit den Kollegen des eigenen Lagers wie namentlich dem Mansfelder zu kooperieren.

Nur bei Ahaus gelingt es uns ein gegnerisches Reiterregiment zu zerschlagen. - Only at Ahaus we managed to destroy one the horse regiments of the enemy. (photo: C. Hanselmann)

 

The losses of the "Mad Halberstadter" were catastrophic again. His army was even stronger destroyed than it had been practically completely shattered after the crushing defeat at Höchst. Estimates range from 4-8,000 dead. Only 6,000 men were able to escape to Bredevoort with the Duke of Brunswick. Knyphausen was also among them. But numerous higher commanders of the Brunswick army, such as the dukes of Saxe-Weimar and Saxe-Altenburg, were taken prisoner by the League. This battle may have been quite one-sided. In addition to the high losses of men, all of the Braunschweiger's artillery was lost and what he had plundered together again. Christian of Brunswick certainly had certain talents as an army commander. Like "the Mansfelder", despite a whole series of defeats, he was able to drum up mercenaries again and again and even raise the necessary funds for them in his own way [12]. But on the battlefield he acted most unlucky. At Stadtlohn as well as at Höchst, his attempts to stop the enemy who was pursuing him by using exposed outposts did not pay off at all. On the contrary, he wasted his already modest forces and certainly undermined the morale of his poor troops through the news of the defeats of the "lost band". Stadtlohn was to remain Christian's last great battle, although he - as a diehard, so to speak - subsequently raised troops again to take part in the war again. Perhaps his career as a general was never under a favorable star because he had wanted to serve a lost cause and, moreover, like most Protestant generals in the first phase of the war, was unwilling to cooperate with colleagues in his own camp, such as the count of Mansfeld.

Unser Spiel endete mit dem sicheren Abzug von 7 halberstädtischen Einheiten. Gratulation an Daniel und Cecilia. Ihr habt super eure Karten ausgespielt. - Our game ended with the retreat of 7 units of the Mad Halberstädter. Congratulations to Daniel and Cecilia. They used their cards perfectly. (photo: C. Hanselmann)

 


Die Politische Lage - the political situation

Oberflächlich betrachtet hatte nur wieder einer der beiden aktivsten protestantischen Söldnerführer der 1620er eine Schlappe hingenommen. Man sollte sich aber auch den gesamten politischen Hintergrund anschauen. Nach der Niederlage 1623 reagierte das katholische Frankreich auf eine Kräfteverschiebung zu Gunsten des Hauses Habsburg indem Richelieu bemüht war eine neue antihabsburgische Allianz zu schmieden [13]. Schon 1622 hatte aber eine andere Macht, nämlich der König Gustav II. Adolf von Schweden (1594-1632) nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten und in einem Schreiben an den Markgrafen von Baden behauptet, die Fürsten hätten zu spät seinen Rat beherzigt "die Pfaffen" anzugreifen [14]. Schon im August 1623 sah sich der schwedische König durch den Grafen von Mansfeld, von dem zuvor recht viel gehalten hatte, betrogen. Er habe dem Heerführer 6.000 Reichstaler gezahlt wofür ihn der Mansfelder "undankbarer Weise quittiert", also den Dienst aufgekündigt und wenig gegen die Spanier unternommen habe [15]. Gustav Adolf der selber in einem Krieg mit Polen verwickelt war, ahnte aber am 8. August 1623 bereits in einem Brief an den Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg (1588-1658), dass es König Christian von Dänemark (1577-1648) vorrangig um eine Machtausdehnung an Elbe und Weser gehe [16]. Mit der berechtigten Befürchtung König Christian IV. würde ernsthaft in den Krieg eintreten deutete sich auch an, dass der Krieg in seine nächste heiße Phase kommen würde auch wenn man vorerst im deutschen Südwesten wenig davon verspüren würde.

On the surface, only one of the two most active Protestant mercenary leaders of the 1620s had suffered defeat. But you should also look at the overall political background. After the defeat in 1623, Catholic France reacted to a shift in power in favor of the House of Habsburg by striving to forge a new anti-Habsburg alliance [13]. As early as 1622, however, another power, namely King Gustav II Adolf of Sweden (1594-1632), did not keep his opinion to himself and claimed in a letter to the Margrave of Baden that the princes had heeded his advice too late "to attack the priests" [14]. As early as August 1623, the Swedish king saw himself betrayed by the Count of Mansfeld, of whom he had previously thought very highly. He paid the army commander 6,000 Reichstaler, for which the Mansfelder "ungratefully acknowledged him", i.e. resigned from the service and did little against the Spaniards [15]. Gustav Adolf, who himself was involved in a war with Poland, already suspected in a letter to Duke Adolf Friedrich von Mecklenburg (1588-1658) on August 8, 1623 that King Christian of Denmark (1577-1648) was primarily concerned with a Expansion of power on the Elbe and Weser [16]. With the justified fear that King Christian IV would seriously enter the war, there were also indications that the war would enter its next hot phase, even if little was felt about it in the German southwest for the time being.

 

Plastik (Wachsbossierung) des Schwedenkönigs Gustav Adolf von 1632. In der Kaiserburg Nürnberg, Germanisches Nationalmueum. - (photo: Cecilia Hanselmann, 2023)

 


Fotos: Cecilia Hanselmann

Text: André Hanselmann

Karte: André Hanselmann



Notizen / Notes:

1) Siehe: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2022/09/fleurus-ein-abschluss-der-ersten-phase.html

2) Heimatverein Stadtlohn: "Die Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn 1623 Eine Schlacht in Westfalen entscheidet die erste Phase des Dreißigjährigen Krieges" Als pdf kostenlos verfügbar!

3) Peter Milger: "Gegen Land und Leute" HR 1998

4) Die alten in den 1990ern erschienenen Sets von Revell vor allem. - Especially the old sets from Revell which came out in the 1990s.

5) siehe zur Schlacht bei Höchst / look here about the battle at Höchst: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2022/06/entscheidung-im-feldzug-1622-decission.html

6) "Aigentliche Delineation des Treffens zwischen Hertzog Christian von Braunschweig und General Tilly im Stift Münster. Welches zwen tag gewehret und durch VIII. Päß geschlage. Entlich bei Stadtlon die Braunschw. den VI. Augusti 1623. gantz in die flucht gebracht worden." Matthäus Merian (nach 1635) - zu sehen auf der Homepage des Städtischen Hellweg-Museums Geseke

7) So auf dem deutschen Wikipediaartikel zu finden (Stand: 23.12.2022) - As it could be found on the German Wikipedia posting (checked on 23.12.2022)

8) Der Name ist mir schon im Zusammenhang mit dem Gefecht bei Großallmerspann begegnet und wir finden noch im 18. Jahrhundert das österreichische Dragonerregiment Styrum, das sich bei Dettingen ausgezeichnet haben soll. / I have already come across the name in connection with the battle at Großallmerspann and we still find the Austrian dragoon regiment Styrum in the 18th century, which is said to have distinguished itself at Dettingen.

9) Das Verhalten ist aber von daher plausibel, da alle Feldherren des 30-jährigen Krieges ihre Kavallerie offenbar für besonders wertvoll hielten und diese zu retten in vielen Schlachten das Ziel des Unterlegenen gewesen zu sein scheint. Siehe dazu auch unseren Bericht zur Schlacht bei Sablat / The behavior is therefore plausible, since all generals of the Thirty Years' War apparently considered their cavalry to be particularly valuable and to save them seems to have been the goal of the defeated in many battles. See also our report on the Battle of Sablathttps://wackershofenannodomini.blogspot.com/2019/12/die-schlacht-von-sablat-1619-battle-of.html

10) Wir erinnern uns hier an das Schicksal der vielen Söldner des "Tollen Halberstädters", die im Main ertrunken waren. Siehe eine Impression von unserem Szenario dazu / Here we remember the fate of the many mercenaries of the "Tolle Halberstädter" who drowned in the Main. See an impression of our scenario: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2022/06/entscheidung-im-feldzug-1622-decission.html

11) Wie schon bei Mingolsheim - as it was the same at Mingolsheim 1622: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2022/04/die-schlacht-bei-mingolsheim-mansfelds.html 

12) Wir denken hier an seine berüchtigten Brandbriefe. Er vermochte Angst und Schrecken zu verbreiten, was sich noch im 20. Jahrhundert in Ricarda Huchs "Wiegenlied aus dem Dreißigjährigen Krieg" (1921) niedergeschlagen hat. - We are thinking here of his notorious fire letters. He was able to spread fear and terror, which was reflected in Ricarda Huch's "Lullaby from the Thirty Years' War" (1921) in the 20th century.

13) Kai Lehmann: "Leben und Sterben im Dreißigjährigen Krieg - Zwei authentische Frauenschicksale aus dem 17. Jahrhundert" wehry Verlag, Untermaßfeld, 2014, S. 65

14) Schreiben vom 3. April 1622, also noch vor der Schlacht bei Wimpfen, Peter Milger S. 158

15) ebenda 

16) ebenda S. 159





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